WTT Champions: Ruwen Filus zieht mit Sieg über Calderano ins Viertelfinale ein

Xinxiang. "Das kam jetzt auch für mich überraschend", lautete der erste Kommentar von Abwehrass Ruwen Filus zu seinem Achtelfinaltriumph über den Weltranglistenfünften Hugo Calderano. Der an Nummer 33 im Ranking notierte Fuldaer katapultierte sich am Nachmittag vollkommen unerwartet mit einem 3:1-Erfolg über den Brasilianer in das Viertelfinale des mit 800.000 Dollar dotierten WTT Champions in Xinxiang (China). Im Kampf um den Einzug in die Medaillenränge wartet nun am Donnerstag um 14.45 Uhr Taiwans Star Lin Yun-Ju auf den Deutschen. Die Nummer zehn der Welt warf im Achtelfinale Chinas Olympiasieger Ma Long aus dem Titelrennen. Mit Europameister Dang Qiu, der Weltranglistenzehnten Ying Han, der EM-Dritten Xiaona Shan und gestern der Europameisterschaftszweiten Nina Mittelham sind jedoch die vier übrigen deutschen Achtelfinalteilnehmer allesamt aus dem Turnier ausgeschieden. In Deutschland macht das exklusive WTT Champions mit den 32 besten Spielern und Spielerinnen der Welt erstmals vom 29. Oktober bis zum 5. November Station. Austragungsort ist die Frankfurter Süwag Energie Arena.

Ruwen Filus: "Gegen Lin Yun-Ju muss ich morgen noch besser verteidigen"

Beim WTT Champions in Xianxiang hält das Tableau in diesem Jahr im Achtelfinale interessante Ergebnisse parat. So bezwang der Südkoreaner Lim Jonghoon Japans Weltranglistensiebten Tomokazu Harimoto, Frankreichs Jungstar Alexis Lebrun beendete die Titelträume des schwedischen WM-Zweiten Truls Möregard, der 17 Jahre alte Chinese Lin Shidong schob sich gegen Europameister Dang Qiu noch weiter in das Rampenlicht. Noch unerwarteter waren aber der Erfolg von Taiwans Weltranglistenzehnten Lin Yun-Ju, der in China gegen den dortigen Superstar Ma Long gewann, und aus deutscher Sicht der Triumph von Abwehrass Ruwen Filus über Brasiliens Nummer fünf der Welt Hugo Calderano.

Die beiden Überraschungssieger wollen nun am Donnerstag die Ernte für ihre Erfolge einfahren. Lin Yun-Ju und Ruwen Filus kämpfen gegeneinander um den Einzug in die Vorschlussrunde, die dem Sieger der Partie 18.000 US-Dollar und satte 350 Weltranglistenpunkte beschert. Der Einzug in das Halbfinale scheint für den Außenseiter Filus alles andere als unerreichbar. Bereits dreimal, darunter in diesem Jahr in der Bundesliga gegen Neu-Ulm (1:3) sowie 2021 beim WTT Star Contender Doha 2021 (3:0) stand der Fuldaer dem Taiwanesen gegenüber. Unvergessen ist das epische Vorjahres-Duell im Finale des WTT Contender Almaty, als Filus im Endspiel einen 0:3-Rückstand noch in einen 4:3-Erfolg umwandelte und sich den Titel sicherte.

"Auch das letzte Duell in der Bundesliga war knapp", erinnert sich Filus, der allerdings vor dem Duell am Donnerstag um 14.45 Uhr weiß: "Lin ist eindeutig der Favorit. Er ist sehr sicher und macht wenig leichte Fehler. Gegen ihn muss ich in der Defensive morgen sehr gut sein und noch besser verteidigen, dann habe ich eine Chance." Im Spiel heute gegen Hugo Calderano vernachlässigte der Fuldaer bewusst die Verteidigung zugunsten von Störmanövern und Attacken, die seinen Gegner sichtlich beeindruckten: "Es war heute ein totaler Misch-Masch, den ich gegen Hugo gespielt habe. Ich habe viel und gut angegriffen, mal am Tisch geblockt, dann wieder verteidigt. Diese Mischung aus Angriff und Defensive war gegen ihn sehr erfolgreich, weil er nicht sein bestes Tischtennis gespielt hat und relativ leichte Fehler gemacht hat."

Filus allerdings auch nicht. Der Hesse war aufgrund einer inzwischen auskurierten Sehnenscheidenentzündung ohne Training als Nachrücker nach China gereist, beim Sieg gestern über den Kroaten Andrej Gacina hatte er sich außerdem eine leichte Muskelverhärtung im Oberschenkel zugezogen. "Es hat heute schon das eine oder mal gezwickt und meine Spielweise mit beeinträchtigt", bekennt Filus. Beim 5:11, 14:12, 12:10 und 12:10 blieb das Abwehrass auch dann noch cool, als Calderano im dritten Durchgang ein 7:10 ausglich und im vierten Satz bei 8:10 zwei Matchbälle abwehrte. Filus war mit seiner Leistung zufrieden: "Spielerisch geht es sicherlich noch besser. Aber kämpferisch und mental war meine Leistung heute Spitze."

Dang Qiu verliert gegen Lin Shidong. "Der erste Satz war sehr entscheidend"

Der erste Vergleich zwischen Europameister Dang Qiu und dem U19-Weltmeister Lin Shidong endete mit einem verdienten 3:0-Erfolg für den erst 17 Jahre alten Chinesen. Der neun Jahre ältere Düsseldorfer erspielte sich nur im ersten Durchgang eine Chance, dem Match eine andere Richtung zu geben. Der Satzball des Weltranglistenachten bei 11:10 landete jedoch nach einer langen und spektakulären Topspinrallye der beiden Kontrahenten im eigenen Netz. Dang Qiu sah im verlorenen ersten Satz den Hauptgrund für die Niederlage: "Der erste Durchgang war schon sehr entscheidend. Am Ende des Satzes hat er eine lange Rallye gewonnen und einen besseren Aufschlag gemacht, den ich schlecht angenommen habe."

Weitere Gelegenheiten zu einem Satzgewinn erhielt Dang Qiu in der trotz des deutlichen Ergebnisses sehr hochklassigen Auseinandersetzung nicht mehr. 12:14, 7:11 und 7:11 lautete am Ende das Ergebnis aus Sicht des Deutschen, da sein Kontrahent aus dem Reich der Mitte das Match mit variantenreichen Aufschlägen, unwiderstehlich schnellen sowie platzierten Topspinschlägen sowohl von der Rückhand- als auch von der Vorhandseite und einer für sein Alter bereits bemerkenswerten Spielübersicht zumindest heute besser kontrollierte als der Deutsche. Dang Qiu sagte anschließend: "Lin hat nach dem gewonnenen ersten Satz mit noch mehr Selbstvertrauen gespielt und viele gute Bälle getroffen. Ich habe selbst auch gut und mit viel Selbstrauen gespielt, deshalb ist die Niederlage umso bitterer. In einem Spiel, in dem beide unbedingt den ersten Satz gewinnen wollen ist es wichtig, dass man diesen auch nach Hause bringt. Im dritten Satz habe ich zwischenzeitlich auch noch einmal geführt. Es kam dann aber auch noch etwas Pech hinzu. Es waren viele lange und gute Rallyes dabei, die er am Ende leider häufiger gewonnen hat als ich, das hat mich etwas gebrochen."

Ying Han verliert sehenswertes Duell gegen Südkoreas Talent Shin

Der hochklassige Vergleich zwischen der 39 Jahre alten Ying Han und ihrer 21 Jahre jüngeren Kontrahentin Shin Yubin endete für die beste Abwehrspielerin der Welt heute mit einer hauchdünnen 11:13, 8:11, 12:10 und 10:12-Niederlage. Das zuvor einzige Aufeinandertreffen hatte die in Düsseldorf lebende und für den polnischen Champions-League-Sieger Tarnobrzeg spielende Nummer zehn des ITTF-Rankings bei den Olympischen in Tokio noch knapp für sich entscheiden können und Deutschland damals mit einem Sieg über Südkorea in das Halbfinale geführt.

Der zweite Vergleich heute endete in einer Begegnung voller spektakulärer Ballwechsel knapp, aber auch nicht ganz unverdient für die aufstrebende Asiatin. Die gute Leistung der Europe-Top16-Gewinnerin in einem sehenswerten Duell schmälert das Ergebnis jedoch keineswegs. Ein erster Schlüsselmoment für die Niederlage der Düsseldorferin war der unglückliche Verlust des ersten Satzes, den sich Shin Yubin nach einem 7:9-Rückstand noch mit 13:11 sicherte. Nach einem zwischenzeitlichen 1:2 Satzrückstand hatte Ying Han in der Schlussphase des vierten Durchgangs nach einem begeisternden Ballwechsel zur 10:8-Führung den 2:2-Ausgleich vor Augen. Doch der Deutschen gelang kein Punktgewinn mehr: Ein gefährlicher Vorhandangriff Ying Hans verpasste nur um Millimeter das Ziel, die nächste Attacke der Deutschen konterte Shin Yubin mit einem unerreichbaren diagonalen Spin und nutzte kurz darauf ihren insgesamt zweiten Matchball zum 3.1-Erfolg.

Xiaona Shan: Gut gespielt, aber verloren

Im Anschluss an das Ausscheiden von Ying Han folgte die zweite deutsche Achtelfinal-Niederlage am heutigen Tag. Allerdings auch eine durchaus nicht unerwartete. Xiaona Shan unterlag der Weltranglistensiebten Chen Xingtong aus China. Das hochklassige Duell ist aus Sicht der Berlinerin in die Kategorie 'gut gespielt, aber verloren' einzuordnen.

Die EM-Dritte bot beim 6.11, 5:11 und 6:11 zwar dem Publikum mit ihrem attraktiven Penholder-Angriff reihenweise gute Ballwechsel, in wirkliche Gefahr konnte Xiaona Shan ihre Gegnerin allerdings nie bringen. Die nahezu fehlerfrei spielende Chinesin kontrollierte mit ihren beidseitigen Topspins von Beginn an das Match und spielte Shan stets so platziert an, dass diese zwar zu ihren Angriffsschlägen, nur selten aber zu wirklich punktbringenden Attacken kam. Xiaona Shan sagte nach ihrem Ausscheiden: "Leider war meine Gegnerin heute einfach zu stark. Sie spielt gegen mein Material nahezu fehlerlos, es war für mich überhaupt kein Durchkommen. Jetzt bereite ich mich intensiv auf das nächste WTT Champions in der nächsten Wochen in Macao vor."

Die Spiele der Deutschen am Donnerstag
Viertelfinale 
Ruwen Filus - Lin Yun-Ju TPE 14.45 Uhr

Die Ergebnisse der Deutschen am Mittwoch
Achtelfinale
Ruwen Filus - Hugo Calderano 3:1 (-5, 12, 10, 10)
Dang Qiu - Lin Shidong CHN 0:3 (-12,-7,-7)
Ying Han - Shin Yubin KOR 1:3 (-11,-8,10,-10)
Xiaona Shan - Chen Xingtong CHN 0:3 (-6,-5,-6)

Links

• WTT Champions Xinxiang: Auslosung, Infos und Ergebnisse
• WTT Champions Macao: Auslosung, Infos und Ergebnisse
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Der Zeitplan in Xinxiang

Sonntag und Montag, 9./10. April
Damen- und Herren-Einzel, Runde der besten 32
Dienstag, 11. April
Damen- und Herren-Einzel, Runde der besten 32
Damen- und Herren-Einzel, Achtelfinale
Mittwoch, 12. April
Damen- und Herren-Einzel, Achtelfinale
Donnerstag, 13. April
Damen- und Herren-Einzel, Viertelfinale
Freitag, 14. April
Damen- und Herren-Einzel, Halbfinale 
Samstag, 15. April
Damen- und Herren-Einzel, Finale 

Die deutschen Starter beim WTT Champions in Xinxiang (9. bis 15. April)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltranglistenplatz: 8), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 16), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 26), Ruwen Filus (TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell, WR: 33)
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL, WR: 10), Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 15), Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 24)

Die deutschen Starter beim WTT Champions in Macao (17. bis 23. April)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltranglistenplatz: 8), Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm, WR: 14), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 16)
DamenYing Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL, WR: 10), Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 15), Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 24)