Singapur. Vom 30. Januar bis 9. Februar treffen sich die besten Tischtennisspieler der Welt in Singapur, um beim WTT Singapore Smash, dem ersten Grand Smash Turnier des Jahres, um ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 1,5 Millionen Dollar zu kämpfen. Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) ist in dem weltmeisterschaftsreif besetzten Turnier mit seinen jeweils sechs in der Weltrangliste am besten notierten Spielern und damit der Maximalquote pro Nation bei Damen und Herren vertreten. Das Turnier beginnt am Donnerstag mit der dreitägigen Qualifikation, bevor am Sonntag der Auftakt zum Hauptturnier mit mindestens acht DTTB-Stars erfolgt.
Patrick Franziska und Dang Qiu an den Positionen acht und neun gesetzt
Die Topfavoriten bei den Herren sind der Weltranglistenerste Wang Chuqin, Lin Shidong (beide China), Tomokazu Harimoto (Japan) sowie der in dieser Woche wieder vor dem Franzosen Felix Lebrun und dem Brasilianer Hugo Calderano platzierte Weltranglistenvierte Liang Jingkun (China). Der Saarbrücker Patrick Franziska und der 2022-Europameister Dang Qiu aus Düsseldorf belegen als Nummer acht und zehn des ITTF-Rankings die Plätze acht und neun der Setzliste.
Neben ihnen stehen bei den Herren bereits der EM-Zweite Benedikt Duda (Bergneustadt), der zweimalige olympische Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov (Fulda) sowie der Frankfurt-Champions-Viertelfinalist Ricardo Walther (Grünwettersbach) als Teilnehmer des Hauptturniers fest.
Bei den Damen kommen mit Weltmeisterin Sun Yingsha, Wang Manyu, Wang Yidi und Chen Xingtong die vier aussichtsreichsten Titelanwärterinnen allesamt aus der führenden Tischtennisnation China. Dicht dahinter folgt das japanische Quartett bestehend aus Hina Hayata, Miwa Harimoto, Satsuki Odo und Mima Ito. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren treten die jeweils besten Acht der Weltrangliste an.
Die drei qualifizierten DTTB-Damen, die Berlinerinnen Nina Mittelham und Xiaona Shan sowie die Dachauerin Sabine Winter, zählen als die Nummern 40, 50 und 57 der internationalen Notierung nicht zum Kreis der Medaillenanwärterinnen.
Vier Deutsche starten von Donnerstag bis Samstag in der Qualifikation
Vier der zwölf deutschen Starter – Annett Kaufmann (Kolbermoor), Yuan Wan (Weinheim), Franziska Schreiner (Langstadt) und Steffen Mengel (Mühlhausen) – müssen sich zunächst von Donnerstag bis Samstag in der dreitägigen Qualifikation um die jeweils nur acht verbleibenden Plätze in den 64-köpfigen Hauptfeldern der Damen und Herren behaupten. Die Spiele der DTTB-Asse sind über zwei Tage verteilt.
Bei den Damen kommt es zum Auftakt des Grand Smash am zweiten Qualifikationstag zu einem nationalmannschaftsinternen Duell zwischen Annett Kaufmann und Yuan Wan, die sich bereits im Juni in Erfurt im Endspiel der Deutschen Meisterschaften gegenüberstanden. Auch in Singapur geht die 18-jährige Deutsche Meisterin und U19-Weltmeisterin Kaufmann am Freitag um 4:35 Uhr MEZ als Favoritin an den Tisch. Die DM-Dritte Franziska Schreiner trifft in ihrem Erstrundenspiel der Qualifikation am Donnerstag um 14:30 Uhr MEZ auf die Französin Camille Lutz.
Für den ebenfalls im Qualifikationsturnier geforderten ehemaligen Team-WM-Zweiten Steffen Mengel beginnt der Singapore Smash am Donnerstag um 12:45 Uhr MEZ ausgerechnet gegen seinen Vereinskollegen Daniel Habesohn. Gemeinsam mit dem zweimaligen Doppel-Europameister aus Österreich spielt Mengel seit der Saison 2018/2019 für den Post SV Mühlhausen in der Bundesliga. Das Erreichen des Hauptfelds wird selbst im Falle eines Sieges äußerst schwierig. Favorit des Qualifikationsviertels ist der Chinese Chen Yuanyu, der vor zwei Wochen beim WTT Contender Muscat im Oman den Einzeltitel gewann.
In Singapur starten die Deutschen jedoch nicht nur im Einzel. Im Doppel-Wettbewerb hoffen die WM-Dritten Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov sowie die EM-Viertelfinalisten Benedikt Duda/Dang Qiu auf vordere Platzierungen. Bei den Damen tritt die ehemalige Doppel-Europameisterin Sabine Winter gemeinsam mit Yangzi Liu an, mit der sie vor dem Wechsel der Australierin nach Frankreich ein erfolgreiches Bundesliga-Duo beim TSV Dachau bildete. Für die Mixed-Konkurrenz haben die DTTB-Athleten in Singapur nicht gemeldet.
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Das eine oder andere Spielchen gewinnen“
Da mit dem DM-Zweiten Steffen Mengel nur ein Deutscher bei den Herren in die Qualifikation muss, reist Bundestrainer Jörg Roßkopf am Mittwoch mit seinen fünf im Hauptfeld stehenden Nationalspielern nach Singapur. „Die Jungs sind gut drauf. In diesem Jahr warten neben allen anderen Veranstaltungen auf der WTT-Tour vier Grand-Smash- und sechs Champions-Turniere auf unsere Topspieler. Bei Patrick Franziska hat man nach seinem Finaleinzug beim Saudi Smash 2024 gesehen, wie sehr man sich durch gute Ergebnisse bei den Topevents in der Weltrangliste nach vorne arbeiten kann. Es ist ein wichtiges Turnier, aber natürlich nicht das einzige: Unter anderem steht im Mai in Doha die Einzel-Weltmeisterschaft an und im Herbst die Team-Europameisterschaften.“
Roßkopf, der sich Anfang Dezember einer Hüftoperation unterzogen hat, bereitete seine Spieler zusammen mit seinem Kollegen Lars Hielscher Mitte Januar im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf auf das lange Jahr 2025 vor: „Wir hatten Mitte Januar erstmals seit langem wieder eine ganze Lehrgangswoche mit der kompletten Nationalmannschaft, in der wir ohne Unterbrechung konzentriert trainieren konnten. Alle waren hochmotiviert, es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, dass die Jungs ab Sonntag im Hauptfeld in Singapur das eine oder andere Spiel gewinnen. Aber wir wissen natürlich, dass extrem viele starke Spieler dabei sein werden.“
Damen-Bundestrainerin Tamara Boros: „Gute Trainingseindrücke in Singapur untermauern“
Während ihr Assistent Zoltan Batorfi bereits am Dienstag mit dem in der Qualifikation startenden Trio Kaufmann, Wan und Schreiner nach Asien reiste, fliegt die verantwortliche Bundestrainerin Tamara Boros am Donnerstag zusammen mit den Hauptfeldstarterinnen Mittelham, Shan und Winter nach Singapur. Die in Deutschland heimisch gewordene Kroatin freut sich auf das erste Top-Event des Jahres: „Wir hatten eine gute Vorbereitung mit der kompletten Nationalmannschaft. Alle sind soweit fit, das war der Stand zum Ende unseres Lehrgangs in der vergangenen Woche. Nina hat aktuell leichte muskuläre Probleme und wird ein oder zwei Tage pausieren, ihr Start ist aber nicht gefährdet. Auch Annett hat nach ihrer leichten Verletzung im DTTB-Pokal in der letzten Woche wieder normal trainieren können. Die anderen vier waren ohnehin bei bester Gesundheit. Durch die kurze Regenerationspause zum Jahresende konnten alle etwas Kraft, Energie und Motivation für die neuen Aufgaben in diesem Jahr tanken. Alle haben intensiv trainiert und können den guten Eindruck aus der Vorbereitung hoffentlich schon in Singapur mit starken Leistungen bestätigen. Es ist das erste große Turnier des Jahres, aber anschließend geht es Woche für Woche mit hoher Intensität weiter.“
Nicht beim Singapore Smash am Start ist Ying Han. Nach Operationen an beiden Achillessehnen will die im Jahr 2024 vom Pech verfolgte Weltklasse-Abwehrspielerin Mitte Februar beim Europe Top 16 in Montreux ihren ersten vollständigen Turniereinsatz seit einem Jahr absolvieren.
Jörg Roßkopf: „Ein in vielerlei Hinsicht spannendes Turnier“
Der WTT Singapore Smash ist die dritte Station der WTT-Tour 2025 und das erste von insgesamt vier Grand-Smash-Turnieren in diesem Jahr. Des Weiteren stehen mit sechs sogenannten WTT-Champions-Turnieren weitere Pflichtveranstaltungen der WTT-Tour für die besten Spieler auf dem Programm.
Die Vielzahl der Pflichtveranstaltungen und die restriktiven Geldstrafen bei Nichtantreten führten im Dezember 2024 zu einer überraschenden Aktion, die als Kritik an den Regularien des Veranstalters World Table Tennis (WTT) interpretiert wurde: Die chinesischen Olympiasieger Fan Zhendong und Chen Meng sowie der als „bester Spieler aller Zeiten“ bezeichnete Superstar Ma Long zogen sich unerwartet aus dem internationalen Turniergeschehen zurück. Ohne ihre Karriere offiziell zu beenden, beantragte das Trio seinen Rückzug aus der Weltrangliste. In einer offiziellen Reaktion verwies WTT zunächst darauf, dass die Regularien nicht neu seien. Wenige Tage später räumten die Verantwortlichen ein, künftig verstärkt den Austausch mit den Spielern zu suchen.
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf blickt auch deshalb gespannt auf das erste Großevent nach dem personellen Paukenschlag der chinesischen Stars: „Es wird interessant zu sehen sein, wie sich beim ersten Event mit allen Spielern die Auswirkungen des Rückzugs von Fan Zhendong, Chen Meng und Ma Long widerspiegeln: Wie die Spieler untereinander darüber kommunizieren und ob es, wie die WTT es angekündigt hat, ein Meeting und einen Austausch geben wird. Singapur wird also in vielerlei Hinsicht ein spannendes Turnier.“
Auch deutsche Topathleten hatten in der Vergangenheit vereinzelt Kritik an den Wettkampf- und Reisebelastungen des internationalen, von zahlreichen WTT-Veranstaltungen durchzogenen Terminkalenders geäußert. Die terminlichen Anforderungen sind für europäische Spieler, die bei ihren Heimatvereinen den Großteil ihrer Einkünfte erzielen, besonders intensiv, da sie regelmäßig auch ihren Klubverpflichtungen nachkommen müssen – im Gegensatz zu vielen asiatischen Kollegen.
Die Spiele der Deutschen am Donnerstag
Herren-Einzel, 1. Qualifikationsrunde
Steffen Mengel – Daniel Habesohn AUT 12:45 Uhr, Tisch 4
Damen-Einzel, 1. Qualifikationsrunde
Franziska Schreiner – Camille Lutz FRA 14:30 Uhr, Tisch 2
Die Spiele der Deutschen am Freitag
Damen-Einzel, 1. Qualifikationsrunde
Annett Kaufmann – Yuan Wan 4:35 Uhr, Tisch 3
Links
Die deutschen Starter beim WTT Singapore Smash (30. Januar bis 9. Februar)
Herren-Einzel
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Qualifikation: Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen)
Damen-Einzel
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau), Qualifikation: Yuan Wan (TTC Weinheim), Annett Kaufmann (DJK Kolbermoor), Franziska Schreiner (TSV Langstadt)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Damen-Doppel
Sabine Winter/Yangzi Liu AUS
Betreuer Herren
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf)
Betreuer Damen
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen)
Schiedsrichter
Nico Zorn (Wuppertal)