Dortmund. Bei der LIEBHERR Team-WM traf man in Dortmund nicht nur auf die Weltstars mit Titelambitionen. Abseits der Kameras tummelten sich viele kleinere und größere der insgesamt 149 Tischtennisnationen mit ihren ganz eigenen kleinen und großen Träumen.
Jamaikas Damen: jung und ehrgeizig
Die beiden 19-jährigen Jamaikanerinnen Yvonne Foster und Tracey-Ann Dattadeen waren zum ersten Mal bei einer WM dabei. Sie spielten mit ihrem Team in der untersten Damen-Division, in der die Plätze 73 bis 92 ausgespielt wurden. „Wir haben nicht gut gespielt“, gesteht die amtierende Jamaika-Meisterin Foster sichtlich enttäuscht. „Aber das letzte Spiel werden wir gewinnen“, versprach sie vor dem Spiel um die Plätze 89 und 90 selbstbewusst. Tischtennis ist als Sportart auf Jamaika noch nicht populär: es gibt vielleicht 1.000 registrierte Spieler, aber kaum Vereine. Die meisten Jamaikaner kommen in der Schule zum Tischtennis. Trainerin Sandra Riettie hofft deshalb, dass auch ein gutes Abschneiden ihrer Teams bei internationalen Turnieren die Popularität steigert. Sie war daher enttäuscht, dass ihre Mädels weit unter ihrem Niveau geblieben sind. „Sie können sehr viel mehr, als sie gezeigt haben“, weiß sie. Ihr Damenteam stellte dies im letzten Match noch einmal unter Beweis und stimmte Riettie versöhnlicher: gegen die Isle of Man gibt es einen 3:2-Erfolg. Und bis zum nächsten Mal „werden wir hart trainieren“, verspricht Foster. Bei dieser WM reicht es nur zu Platz 89.
Freude am Spiel und am sportlichen Austausch – Tischtennis auf der Isle of Man
Ein Platz hinter Jamaika und damit auf dem letzten Platz landet die Isle of Man. Dieses 2:3 gegen die jamaikanischen Mädels war für Maggie Mulhurn, die bereits Großmutter geworden ist, nicht gravierend. Schon vor dem Spiel sagt sie respektvoll: „Wir haben die spielen sehen, die sind echt gut“, Auch im sportlichen Wettkampf steht für sie immer der Spaß an erster Stelle – und der Kitzel, wenn man sich mit unbekannten Teams messen kann. „Es ist schade“, sagt sie daher, „dass es in unserer Division Teams gab, die auch einmal einfach nicht angetreten sind“. Insgesamt nur fünf Spiele bestritt ihr Team diese Woche, dabei sei die WM für sie eine der wenigen Gelegenheiten, neue Teams kennenzulernen – auch größere Tischtennisnationen. Auf der Isle of Man mit knapp 84.500 Einwohnern gibt es gerade einmal 100 Tischtennisspieler und – seit sechs Jahren – eine zentrale Spielstätte, an der alle diese Spieler in drei Ligen mit jeweils acht Teams gegeneinander antreten. Die Teilnahme an der WM war daher für die Inselbewohner etwas ganz Besonderes. Auch sie hatten sich ein besseres Abschneiden gewünscht, doch gerade die Jüngeren fühlten sich von der Atmosphäre und dem Nebeneinander mit den Weltstars überrumpelt. Maggie Mulhurn, die dreimalige WM-Teilnehmerin, nimmt diesen Rummel gelassener. „Zum Glück haben wir ein eigenes Nationalteam, sonst könnten wir so etwas ja nie erleben“, sagt sie lachend.
Entwicklungshilfe für den namibischen Tischtennissport: die WM als Networking-Gelegenheit
Für Heiko Fleidl, die Nummer eins der namibischen Nationalmannschaft, war diese WM nicht nur sein persönliches sportliches Highlight, denn er war zum ersten Mal am Start. Der Vorsitzende des Namibischen Tischtennisverbandes nutzte die WM in Deutschland auch als Chance, um wichtige Kontakte zu knüpfen. „Ich habe hier von Angesicht zu Angesicht mit Repräsentanten des DTTB, der ITTF und des Deutschen Olympischen Komitees sprechen können und mir Tipps geholt“, freut er sich, „wir wollen Tischtennis als Sport auch in Namibia groß machen, aber dafür brauchen wir ein wenig Entwicklungshilfe von großen Tischtennisnationen wie Deutschland“. In Namibia gibt es gerade einmal zwei Vereine. Bei einer Bevölkerungsdichte von nur 2,6 Einwohnern/m² ist dies kein Wunder. Auch hier wird daher verstärkt mit Schulen zusammengearbeitet. Doch Heiko Fleidl hat große Pläne für seinen Sport: „Wir wollen ein zentrales Tischtennis-Sportzentrum aufbauen und wenn dies gut läuft, wird Tischtennis auch in anderen Landesteilen beliebter werden“, ist er überzeugt. Eine Entwicklungspatenschaft mit dem DTTB besteht bereits, der regelmäßig Material und Trainer nach Namibia entsendet, um den Tischtennissport dort voranzubringen. Für diese WM bringt sein Teamkollege Bastian Huster den Entwicklungsstand Namibias auf den Punkt: „Was wir mitnehmen werden? Jede Menge Erfahrung“. Das Team wurde 118. und damit Letzter. Gerade in Bezug auf Technik und Kondition sah Fleidl Defizite. Seine Vision für den namibischen Tischtennissport: nach zehn, zwölf Jahren guter Förderung wünscht er sich den Aufstieg in die nächsthöhere Division bei der WM.