Vom Kreis/Verband hinaus in die weite Welt: als Schiedsrichter ist dieser Weg gar nicht so schwer. Alles, was es dazu braucht, ist Zeit, Engagement und der Wille zur persönlichen Weiterentwicklung.
Der Einstieg als Schiedsrichter erfolgt über eine Ausbildung im jeweiligen Mitgliedsverband des DTTB. Der genaue Ausbildungsweg und die Lizenzstufen unterscheiden sich dabei zwischen den Mitgliedsverbänden, beispielsweise trennen manche Mitgliedsverbände die Ausbildungen als Schiedsrichter am Tisch (SRaT) und als Oberschiedsrichter (OSR). Die verschiedenen Qualifikationsstufen sind weiter unten dargestellt.
Einen ersten Eindruck, ob dieses interessante Ehrenamt auch etwas für Dich* sein könnte, gibt Dir unser Regel-Quiz.
(* Unter Schiedsrichtern ist das Du üblich. Daher nutzen wir diese Anrede auch hier.)
Wenn das Regel-Quiz Dein Interesse geweckt hat, findest Du nachfolgend Informationen zu den verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten als Schiedsrichter.
Nach der Ausbildung und mit einiger Einsatzerfahrung können verschiedene nationale und internationale Schiedsrichter-Qualifikationen erworben werden.
Der verbandsinterne Ausbildungsweg im jeweiligen Mitgliedsverband des DTTB mündet in den Prüfungslehrgang zum Verbandsschiedsrichter (VSR) als höchste verbandsinterne Stufe. In vielen Verbänden ist dies auch gleichzeitig die Einstiegsqualifikation. Die Prüfungsfragen zur Erlangung der Verbandsschiedsrichter-Qualifikation sind bundesweit einheitlich. Verbandsschiedsrichter sind als Schiedsrichter am Tisch (SRaT) sowie als Oberschiedsrichter (OSR) auf Verbandsebene tätig. Zudem können sie in den Bundesspielklassen (Regional- und Oberliga, 2. und 3. Bundesligen sowie in der 1. Bundesliga der Damen) eingesetzt werden.
Die Prüfung zum Nationalen Schiedsrichter (NSR) kann absolvieren, wer bereits seit zwei Jahren als VSR aktiv ist und die formalen Zulassungskriterien zur Prüfung erfüllt, die unter anderem ein Mindestalter von 18 Jahren vorsehen (siehe NSR-Prüfungsrichtlinie). Die Prüfung umfasst einen schriftlichen, einen mündlichen und einen praktischen Teil; in der Regel findet pro Jahr ein Prüfungslehrgang für ca. 15 Kandidaten statt. Für den Einsatz als SRaT oder OSR in der TTBL ist die NSR-Lizenz Voraussetzung. NSR können bundesweit bei Bundesveranstaltungen eingesetzt werden, unter bestimmten Umständen auch bei internationalen Turnieren. Die NSR-Lizenz ist eine Lizenz des DTTB, die auf der VSR-Lizenz aufbaut. Der Nationale Schiedsrichter ist damit sowohl Schiedsrichter seines Verbandes als auch des DTTB. Aktuell haben im DTTB ca. 260 SR diese (oder eine höhere) Qualifikationsstufe inne.
Nationale Oberschiedsrichter (NOSR) werden bei Bundesveranstaltungen, beispielsweise Nationalen Deutschen Meisterschaften und Bundesranglistenturnieren, als Oberschiedsrichter oder dessen Stellvertreter bzw. als Schiedsrichter-Einsatzleiter eingesetzt. Weiter kommen sie bei den Finalrunden von Mannschaftswettbewerben und anderen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen zum Einsatz. Die Prüfung zum NOSR kann nach mindestens zweijähriger Tätigkeit als NSR abgelegt werden. Prüfungslehrgänge werden nach Bedarf ausgeschrieben. Die Prüfung umfasst einen schriftlichen, einen mündlichen sowie einen praktischen Teil. Der NOSR ist Fachmann in allen Fragen der Abwicklung von Turnieren und Mannschaftskämpfen und leitet ein aus SRaT bestehendes SR-Team. Der DTTB verfügt über 22 NOSR.
Wer mindestens zwei Jahre lang Erfahrung als Nationaler Schiedsrichter gesammelt hat, kann an der Prüfung zum Internationalen Schiedsrichter (IU-White Badge) teilnehmen. Diese schriftliche Prüfung wird von der ITTF abgenommen; die Prüfungssprache ist für die vom DTTB gemeldeten Kandidaten Englisch. Als IU erweitert sich der Einsatzbereich auf Internationale Turniere und Einsätze in der European Champions League.
Von den ca. 280 NSR im DTTB haben insgesamt 132 Schiedsrichter auch diese internationale Qualifikationsstufe erreicht, die Voraussetzung für alle weiteren internationalen Qualifikationen ist. Übrigens: die Farbbezeichnungen bei den verschiedenen Internationalen Qualifikationsstufen spiegelt sich weder in der Uniform noch anderen Abzeichen („Badge“) wider. Die Farbe der Uniform bei internationalen Veranstaltungen richtet sich nach der aktuell ausgeübten Tätigkeit: alle Schiedsrichter am Tisch tragen dieselbe Uniform, abweichende Farben tragen allerdings mitunter die bei einem Turnier eingesetzten Referees bzw. Deputy Referees. Da sich die Kenntlichmachung der unterschiedlichen Verantwortungsbereiche anhand der Kleidungsfarbe bei internationalen Veranstaltungen bewährt hat, soll sie in naher Zukunft auch bei nationalen Veranstaltungen Einzug halten.
Nach mindestens zweijähriger Tätigkeit als IU-WB ist eine Weiterqualifikation zum IU Blue Badge möglich, der zweithöchsten Qualifikationsstufe für die Tätigkeit als Schiedsrichter am Tisch. Je höher die Qualifikationsstufe, desto bessere Chance gibt es für die Nominierung zu Top-Veranstaltungen.
Zum Erreichen dieser Qualifikationsstufe werden in einem eintägigen Seminar (Advanced Umpires Training – AUT) und schriftlicher Prüfung (Advanced Rules Exam – ARE) in englischer Sprache die Regelkenntnisse sehr detailliert überprüft. Daran anschließend muss sich der Schiedsrichter Spielbeobachtungen, sogenannten „Evaluierungen“, unterziehen. Wer nach bestandenem ARE vier erfolgreiche Evaluierungen von mindestens drei verschiedenen Evaluierenden bei mindestens zwei verschiedenen Internationalen Turnieren vorweisen kann sowie ein Interview in englischer Sprache erfolgreich absolviert hat, erreicht die Qualifikationsstufe IU-BB. Diese Qualifikation muss in regelmäßigen Abständen durch erfolgreiche Evaluierungen bzw. Performance Assessments (Bewertungen durch den OSR einer Veranstaltung) bestätigt werden. Fehlen diese, verliert der Schiedsrichter seine Qualifikation und wird fortan wieder als IU-WB geführt.
Aktuell haben 12 der internationalen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter des DTTB den Status des IU-BB als ihre höchste persönliche Entwicklungsstufe für die Aufgaben am Tisch inne.
Die höchste Qualifikationsstufe für Tischtennis-Schiedsrichter am Tisch ist der International Umpire Gold Badge. Diese Qualifikationsstufe wurde erst 2022 eingeführt um aus den IU-BB eine Gruppe besonders qualifizierter Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zu selektieren. In den kommenden Jahren wird diese Qualifikationsstufe auch ein wesentliches Auswahlkriterium für die Nominierung zu den höchstrangigen Veranstaltungen sein, also insbesondere zu Olympischen oder Paralympischen Spielen und Welttitelwettbewerben.
Um die Qualifikation als IU-GB zu erreichen, muss ein Schiedsrichter eine mindestens zweijährige erfolgreiche Karriere als IU Blue Badge vorweisen (im DTTB ist somit mindestens eine achtjährige aktive Tätigkeit als Schiedsrichter seit Bestehen der VSR-Prüfung erforderlich). Darüber hinaus muss er abermals das ARE bestehen sowie drei Performance Assessments mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 85 % vorweisen können. Die IU-GB-Qualifikation muss alle drei Jahre durch die erfolgreiche Teilnahme am ARE und mindestens zwei erfolgreiche Performance Assessments pro Jahr bestätigt werden. Fehlen diese, verliert der Schiedsrichter seinen Status als IU-GB und wird fortan wieder als IU-BB geführt.
Bei den Europameisterschaften 2022 in München konnten drei IU-BB aus dem DTTB ihre Weiterqualifikation zum IU-GB erfolgreich abschließen, weitere folgten 2023 bei der WM in Durban und den World Youth Championships in Nova Gorica. Aufgrund der stringenten Regelungen zum Erhalt der Qualifikation verfügen zum 01.01.2024 vier IU im DTTB über diese höchste Qualifikationsstufe. Im weltweiten Vergleich ist der DTTB der Verband mit den meisten IU-GB und stellt ein Viertel der insgesamt nur 16 aktiven IU-GB.
Schiedsrichter können nach einer langjährigen internationalen Karriere auf höchstem Niveau von der ITTF als Evaluierer berufen werden. Damit geben sie ihr Wissen und ihre Erfahrung an jüngere und unerfahrenere Kollegen weiter und sorgen dafür, dass sich das internationale Schiedsrichterwesen auf höchstem Niveau weiterentwickelt. Evaluierer sind auf internationaler Ebene nicht mehr als Schiedsrichter aktiv; sie können jedoch in ihren Nationalverbänden weiterhin als Schiedsrichter tätig sein. Mit Hans-Peter Wörner ist derzeit ein Schiedsrichter aus dem DTTB als ITTF-Evaluierer international tätig.
Internationale Schiedsrichter, die zusätzlich die Qualifikation als Nationale Oberschiedsrichter besitzen, können sich auch auf internationaler Ebene auf den Oberschiedsrichterbereich spezialisieren. Hierzu muss er mindestens zwei Jahre Erfahrung als IU-WB sowie als NOSR vorweisen. Die Prüfung wird während eines mehrtägigen internationalen Lehrgangs (Referee School) abgenommen und besteht aus schriftlichen, mündlichen und praktischen Teilen. Eingangsvoraussetzung ist neben der Tätigkeit bei einer gewissen Zahl von Einsätzen im OSR-Team bei internationalen Veranstaltungen oder Nationalen Meisterschaften auch hier das Bestehen des ARE. Um nach bestandener Prüfung als Oberschiedsrichter (Referee) oder stellvertretender Oberschiedsrichter (Deputy Referee) bei internationalen Veranstaltungen eingesetzt werden zu können, müssen sie mindestens alle zwei Jahre einen Einsatz wahrnehmen und mindestens alle sechs Jahre an einer IR-Konferenz teilnehmen.
Der DTTB verfügt aktuell über sechs aktive International Referees.
Aus dem Kreis der International Referees selektiert die ITTF Kandidaten für die Weiterentwicklung zum Advanced Referee. Neben dem Regelwissen und den technischen Fertigkeiten fließen auch die Sozialkompetenz, die Fähigkeit zur Führung des Schiedsrichter-Teams sowie die Erfahrung bei Veranstaltungen bei der Kandidatensuche ein. Nominierte Kandidaten durchlaufen eine Mentoring-Phase, Evaluierungen während des Einsatzes im OSR-Team sowie ein abschließendes Interview. Zum Erhalt des Status müssen sie alle drei Jahre an einer IR-Konferenz teilnehmen sowie jährlich bei mindestens zwei internationalen Veranstaltungen einen Einsatz wahrnehmen. Advanced Referees werden fortlaufend evaluiert, wobei eine konsistent hohe Performance Voraussetzung für den Erhalt des Status ist.
Advanced Referees kommen bei den höchsten internationalen Veranstaltungen sowie den Olympischen Spielen und Welttitelwettbewerben als Oberschiedsrichter zum Einsatz. Mit Michael Zwipp, der unter anderem bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London als Referee fungierte, hat der DTTB einen sehr erfahrenen Advanced Referee in seinen Reihen.
Der Einstieg als Schiedsrichter erfolgt auf der Ebene des jeweiligen Landesverbandes. Die Schiedsrichterorganisationen in den Landesverbänden stehen Interessenten gerne für Auskünfte zur Verfügung.
Fragen zu den nationalen und internationalen Qualifikationsstufen beantwortet gerne das Ressort Schiedsrichter des DTTB. Bitte nutzen Sie die unter DTTB » Über uns » Ausschüsse, Ressorts, Arbeitsgruppen genannten Kontaktadressen oder wenden sich an Heiko Rother (rother.dttb@tischtennis.de) im Generalsekretariat.
Vom Kreisschiedsrichter bis zum Blue Badge – in Deutschland arbeiten rund 5.000 Schiedsrichter ehrenamtlich. Tischtennis ohne Schiedsrichter? Undenkbar. Im Interesse der Spieler und Zuschauer sorgen sie für Fairness und einen geordneten Spiel- und Turnierablauf. Und stehen Spielern und Funktionären in Regel- und Materialfragen parat.
Die verantwortlichen Ansprechpartner aus dem Ressort Schiedsrichter finden Sie unter DTTB » Über uns » Ausschüsse, Ressorts, Arbeitsgruppen.