Antibes. DTTB-Präsident Michael Geiger und sein Vizepräsident Sportentwicklung, Arne Klindt, waren Gastredner beim Nationalkongress des französischen Tischtennis-Verbands (FFTT) in Antibes. Bei der mehrtätigen Veranstaltung, die von der Besetzung dem DTTB-Bundestag gleicht, ging es nicht um Anträge, sondern um Information, Diskussion und die zukünftige allgemeine Ausrichtung der Sportart und ihrer Strukturen.
Dabei blicken die französischen Nachbarn mal über den Tellerrand ihrer Nation, mal über den ihrer Sportart hinaus. Neben den Vertretern aus Deutschland war zum Beispiel der Präsident des französischen Badminton-Verbands, Richard Remaud, zu Gast. „Badminton hat es geschafft, in Frankreichs Schulsport die Nummer eins zu werden“, erzählt Michael Geiger. „Es ist einfach zu spielen. Du brauchst zwei Schläger, einen Ball, spannst eine Schnur in der Mitte - fertig.“ Dies mache den Lehrern die Umsetzung im Schulsport leicht, daneben hatte Badminton die Unterstützung aus den für Schule zuständigen Gremien und dem Bildungsministerium. „Man muss dabei berücksichtigen, dass Frankreich zentralistisch organisiert ist und man nicht alle Länderministerien einzeln von einer Idee überzeugen muss“, gibt Geiger zu bedenken.
Frankreichs Badminton-Verband stark gewachsen und verjüngt
Der Badminton-Verband hat von der Führungsposition im Schulsport profitiert: Die Mitgliederzahl ist stark angestiegen, der Altersschnitt deutlich gesunken bei der Fédération Française de Badminton. Im Jahr 2000 waren 70.000 sogenannte „Lizenzinhaber“ im Verband organisiert, Mitte 2015 schon mehr als 180.000. Gegenüber 2012 gab es ein Plus von rund 35.000 Mitgliedern. Die FFTT rangiert aktuell bei ca. 190.000 Mitgliedern. Dies sind im Vergleich zu Deutschland (2014: 588.547), nur ein Drittel in Vereinen organisierte Aktive, doch finanziell ist Frankreichs Tischtennis-Dachorganisation besser gestellt als der DTTB, zahlt doch jeder Lizenzinhaber an die FFTT einen Jahresbeitrag von 14 Euro pro Jahr. In Deutschland führen die 20 DTTB-Mitgliedsverbände weniger als drei Euro pro Kopf an den Bund ab. Die Zuschüsse der jeweiligen Sportministerien sind in Frankreich und Deutschland ähnlich hoch – ebenfalls trotz der deutlich unterschiedlichen Mitgliederzahlen.
DTTB-Vertreter über Sportentwicklungskampagnen und -aktionen
Michael Geiger und Arne Klindt berichteten über die DTTB-Strukturen sowie im Speziellen die Aktivitäten in der Sportentwicklung zur Mitgliedergewinnung (u.a. Kampagne für Schulen und Vereine, „Tischtennis: Spiel mit!“) und zur Ausbildung und Bindung von jungen Engagierten (Kampagne „Young Stars“). „Die Franzosen waren einerseits überrascht, andererseits aber auch beruhigt, dass wir in Deutschland mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie sie, unter anderem dem hohen Altersschnitt und der geringen Zahl von Mädchen und Frauen in den Vereinen“, erzählt der DTTB-Präsident.
Gut gefallen habe ihm die Diskussions- und Informationskultur in Frankreich. „Ohne den Druck, viele Anträge in einem begrenzten Zeitraum zu besprechen und darüber abzustimmen, ist es leichter Ideen zu entwickeln und zu vermitteln“, berichtet er. Eine große Bühne mit riesiger Präsentationsfläche, externe Referenten, eine TV-Talkshow-artige Diskussion im Anschluss an jedes Referat auf der Bühne, die so gar nicht an Frontalunterricht erinnert, und eine einheitliche Gestaltungslinie, die auch optisch Zusammengehörigkeit vermittelt. „In so einer Atmosphäre lassen sich die Delegierten der 101 Departements gut mitnehmen“, sagt Geiger. „Man muss schon im Vorfeld seine eigenen Ideen entwickelt haben, muss diese aber mit anderen abgleichen und kann dadurch Fehler vermeiden, die andere bereits vor einem gemacht haben. Zudem hilft der Blick über den Tellerrand bei der Frage, warum andere erfolgreicher sind. So funktioniert Benchmarking.“
*Auf dem Foto von links: DTTB-Präsident Michael Geiger, FFTT-Chef Christian Paliernce, Eric Pauget als Vertreter der Stadt Antibes und eines der FFTT-Departements, Bernard Grosso vom gastgebenden Departement