Doha. Um ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 500.000 Dollar geht es beim Showdown der World Tour 2016. Bei den Grand Finals treffen sich im Emirat Katar im Einzel, Doppel und U21-Turnier die 16 beziehungsweise acht Jahresbesten, darunter mit Dimitrij Ovtcharov, Han Ying und Shan Xiaona im Einzel sowie mit dem Doppel Petrissa Solja/Shan auch vier Vertreter des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Die bis Sonntag dauernden Grand Finals beginnen im Einzel für die DTTB-Asse erst am Freitag, im Doppel jedoch muss das Doppel Solja/Shan schon morgen ran.
Der Fünfte qualifizierte Deutsche, Doppel-Europameister Patrick Franziska, musste schweren Herzens den Start in seiner Spezialdisziplin absagen. Die Sieger in den Einzelkonkurrenzen der Damen und Herren erhalten ein Preisgeld in Höhe von 60.000 Dollar. In Doha werden zudem am Donnerstagabend bei den ITTF Stars Awards im Sheraton Hotel auch die Oscars des Tischtennissports vergeben. Deutsche Sportler sind in diesem Jahr aber nicht unter den Nominierten.
Chinas Topstars führen die Setzungsliste an
Die Favoriten kommen auch in diesem Jahr wieder aus Asien, allen voran China, obwohl das Reich der Mitte nicht alle Qualifizierten an den Start bringt. Die Weltranglisten-Zweite Liu Shiwen wurde von Damen-Cheftrainer Kong Linghui intern vorübergehend für internationale Aufgaben suspendiert, u.a. auch wegen der kurzfristigen Absage des World Cups im Oktober. Außerdem fehlt der Olympia-Zweite Zhang Jike, der an einer Fußverletzung laboriert. Aussichtsreichste Titelaspiranten sind bei den Herren Olympiasieger Ma Long, World-Cup-Gewinner Fan Zhendong, der Weltranglisten-Dritte Xu Xin (alle China) und der olympische Bronzemedaillengewinner Jun Mizutani (Japan), bei den Damen Olympiasiegerin Ding Ning, Zhu Yuling (beide China), Kasumi Ishikawa (Japan) und Feng Tianwei (Singapur).
Ovtcharov hofft auf versöhnlichen Jahresabschluss
An Position acht gesetzt, strebt Dimitrij Ovtcharov in Doha den versöhnlichen Abschluss eines Jahres an, das nicht alle sportlichen Erwartungen des in Düsseldorf lebenden Weltranglisten-Sechsten erfüllte. Dem Sieg beim Europe Top 16 im Februar stehen als Solist Rückschläge bei Olympia, beim World Cup und bei den Europameisterschaften gegenüber. Bei den Grand Finals trifft der junge Familienvater in seinem Eröffnungseinzel am Freitag um 14 Uhr deutscher Zeit auf den Hongkong-Chinesen Tang Peng, dem dann ein Viertelfinal-Duell mit dem World-Cup-Sieger von Saarbrücken, Fan Zhendong, folgen könnte. Ovtcharov zeigte sich nach der Auslosung bester Dinge: „Ich fühle mich fit, meine Form wird immer besser. Gegen Tang Peng, den ich schon mehrfach bezwingen konnte, rechne ich mir gute Chancen aus. Mein Ziel ist es, das Duell mit Fan Zhendong zu erreichen. Dann sehen wir weiter. Ich bin gerne hier in Doha, habe hier schon sehr gute Ergebnisse erzielt.“
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf wünscht seinem Schützling ein erfolgreiches Turnier: „Es kann nach oben und unten viel passieren, deshalb muss man von Runde zu Runde schauen. Es wäre natürlich toll für Dima, wenn er zum Abschluss des Kalenderjahres noch einmal ein gutes Ergebnis spielt und sich noch einmal mit einem Chinesen messen könnte.“
Han Ying leicht verschnupft
Im Damen-Einzel wurden Han Ying und Shan Xiaona auf den Positionen 11 und 13 gesetzt. Mit der Auslosung waren beide nicht unzufrieden. Han Ying trifft zunächst am Freitag um 11 Uhr auf die 16-jährige Mima Ito, die direkt von den Jugend-Weltmeisterschaften aus Kapstadt anreist, dort allerdings mit dem Aus schon in der Runde der besten 32 eine herbe Enttäuschung erlebte. Das Match betrachtet die Weltranglisten-Achte aus Düsseldorf als offen: „Wir haben schon einmal bei den German Open 2015 gegeneinander gespielt, wo ich nach einer 3:0-Führung noch verloren habe. Alles ist möglich.“ Han Ying plagte allerdings in den letzten Tagen eine leichte Erkältung: „Ich bin leider nicht ganz fit und fühle mich etwas schwach, habe Schnupfen. Dafür war das Ballgefühl im Training ganz gut.“ Unabhängig von diesen Widrigkeiten hofft die Düsseldorferin auf einen erfolgreichen Start in die Grand Finals. „Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, bei den Grand Finals gut zu spielen.“ Gelingt ihr der Sieg über die Weltranglisten-Neunte aus Japan, steht die Deutschlands Nummer acht der Welt wie im Vorjahr in Lissabon vor einem Viertelfinal-Duell mit Olympiasiegerin Ding Ning.
Shan Xiaona spielt eine Stunde später als ihre Nationalmannschaftskollegin Han im Achtelfinale gegen Mixed-Weltmeisterin Yang Haeun (Südkorea), die sie in 2016 bereits bezwingen konnte und die mittlerweile in der Weltrangliste neun Plätze hinter der Deutschen auf 31 angesiedelt ist. Im Viertelfinale würde zum wiederholten Mal ein Duell mit der an Position zwei gesetzten Japanerin Kasumi Ishikawa warten, in dem sich die Berlinerin nach den knappen Ergebnissen der bisherigen Begegnungen nicht als chancenlos ansähe: „Eigentlich ist die Hälfte, in die ich gelost wurde, ganz gut für mich. Ich konnte allerdings in den letzten zwei Wochen wegen einem Krankheitsfall in der Familie wenig trainieren. Mal schauen, wie die Form ist.“
Solja hofft aufs Halbfinale
Das Doppel an der Seite von Shan Xiaona ist der erste Turnierstart für Petrissa Solja nach gut überstandener Fußoperation: „Ich habe mir kürzlich mehrere Dornwarzen auf der Fußsohle operativ entfernen lassen. Aber ich kann langsam wieder normal belasten. Ich bin jetzt das dritte Mal im Doppel dabei. Mein Ziel ist es, erst einmal die erste Runde zu überstehen. Wenn das klappt, dann wären wir ja auch schon im Halbfinale.“ Die Auslosung für die German-Open-Siegerinnen von 2015 und EM-Zweiten ist alles andere als schlecht, auch wenn am Donnerstag um 12 Uhr im Viertelfinale gegen die Japanerinnen Hinoka Hashimoto/Hitomi Sato sogleich ein Duell mit der von Solja weniger bevorzugten Spezies Abwehr ansteht. Andererseits enthält die untere Hälfte weniger Stolpersteine, so dass für die Berlinerinnen auch der Einzug in das Finale möglich erscheint.
Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp blickt dem Turnier jedenfalls gelassen entgegen. „Nach den olympischen Spielen haben alle drei Spielerinnen ihre beste Form bislang noch nicht wieder gefunden. Das finde ich auch nicht so schlimm. Wenn sie jetzt bei den Grand Finals aber wieder motiviert spielen können, dann freue ich mich.“
Star Awards: Oscars des Tischtennissports werden Donnerstag vergeben
Als Titelaspirant wäre Patrick Franziska zusammen seinem dänischen Partner Jonathan Groth nach Doha gereist, doch das deutsch-dänische Europameister-Duo musste seinen Start wegen muskulärer Probleme bei dem Saarbrücker Franziska kurzfristig in dieser Woche absagen. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf erklärt: „Das ist ein Vorsichtsmaßnahme. Patrick hat seit ein paar Wochen eine sehr leichte Zerrung, die er nun aber im letzten Bundesligamatch etwas stärker gespürt hat. Er will kein Risiko eingehen, da er auch noch wichtige Termine nach den Grand Finals zu bestreiten hat.“
In Doha werden zudem am Donnerstagabend bei den ITTF Stars Awards im Sheraton Hotel die Oscars des Tischtennissports in folgenden Kategorien vergeben: Male Table Tennis Star, Female Table Tennis Star, Male Para Table Tennis Star, Female Para Table Tennis Star, Table Tennis Star Coach, Table Tennis Star Point, Breakthrough Star und Fair Play Star. Deutsche Sportler sind in diesem Jahr nicht unter den Nominierten.
Zur Webseite mit allen nominierten Sportlern des Jahres 2016.
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Zu den Auslosungen und Ergebnissen
Die Spiele im Internetfernsehen itTV
Damen-Doppel, Viertelfinale
12.00 Uhr: Shan Xiaona/Petrissa Solja – Honoka Hashimoto/Hitomi Sato JPN
Damen-Einzel, Achtelfinale
11.00 Uhr: Han Ying – Mima Ito JPN
12.00 Uhr: Shan Xiaona – Yang Haeun KOR
Herren-Einzel, Achtelfinale
14.00 Uhr: Dimitrij Ovtcharov – Tang Peng HKG
Damen
Han Ying (Tarnobrzeg/Polen), Shan Xiaona, Petrissa Solja (beide ttc berlin eastside)
Herren
Dimitrij Ovtcharov (Orenburg/Russland)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin)