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Dima Ovtcharovs Ankunft im Quarantäne-Hotel in Shanghai (Foto: Ovtcharov, privat)
World Cup in Weihai mit Petrissa Solja, Han Ying, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska

Vier DTTB-Asse in der China-Bubble, heute: Dimitrij Ovtcharov

MS 05.11.2020

Shanghai/Weihai. Im November rückt der internationale Tischtennissport erstmals seit Beginn der Pandemie wieder in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Weltverband ITTF ist in der nächsten Woche in Weihai Ausrichter der World-Cup-Turniere der Damen und Herren mit Petrissa Solja, Han Ying, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska, bevor die ITTF Finals in Zhengzhou und das erste Show-Event der neuen Veranstaltungsserie World Table Tennis in Macau folgen.

Das DTTB-Quartett reiste bereits Ende Oktober nach Asien, um rechtzeitig in der auf Basis strenger Sicherheits- und Quarantänevorkehrungen eingerichteten "China-Bubble" einzutreffen. Als erste landeten Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja und Han Ying am 21. Oktober in Shanghai, die vom 8. bis 10. November am Women's World Cup in Weihai teilnehmen. Eine Woche später trafen Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska ein, die beim Herrenturnier vom 13. bis 15. November startberechtigt sind. Vom 19. bis 22. November warten im Anschluss an die Weltpokalturniere die ITTF-Finals in Zhengzhou auf drei der vier deutschen Starter. Lediglich Han Ying tritt schon nach dem World Cup die Rückreise in die Heimat an. Als einzige DTTB-Vertreterin wird Petrissa Solja drei Starts wahrnehmen.

Mit der Teilnahme an den Turnieren der sogenannten "China-Bubble" ist neben Spielpraxis auf Weltniveau und ansprechendem Preisgeld auch eine hohe Zahl von Weltranglistenpunkten verbunden. Aktive und Betreuer leben, trainieren und spielen mehrere Wochen in einer Art Blase, um Weltklassetischtennis bei minimalem Infektionsrisiko zu ermöglichen. Neben dem mehrwöchigen Aufenthalt müssen die Teilnehmer dazu die Quarantäne in China und ggf. zusätzlich nach ihrer Rückkehr in Deutschland in Kauf nehmen.

Wie die vier deutschen Starter die ersten Eindrücke ihrer ungewöhnlichen Asienreise und ihrer Quarantänezeit erleben, schildert heute Dimitrij Ovtcharov. Der zweimalige Europameister wird bei den ITTF Finals und zuvor beim Men's World Cup an den Start gehen, den er 2017 in Lüttich (Belgien) gewinnen konnte. Ovtcharov rückte diesmal mit einer Wildcard ins Turnier, nachdem ihn im Februar beim Europe Top 16 in Montreux (Schweiz) nach bereits erfolgter Anreise eine Virusinfektion an der Direktqualifikation hinderte.

Dimitrij Ovtcharov: „Jammern bringt nix“

"Am Donnerstag der vergangenen Woche bin ich in Shanghai eingetroffen, um am World Cup und an den ITTF Finals teilzunehmen. Jetzt heißt es erst einmal die Quarantänezeit hinter mich zu bringen, die alle Teilnehmer bis zum Freitag dieser Woche allein auf dem Zimmer absolvieren müssen. Nach den ersten Tagen in Shanghai sind wir inzwischen seit Montag in Weihai untergebracht. Häufiges Fiebermessen, viele Coronatests, nicht aus dem Zimmer dürfen – das ist schon alles sehr anders als bei normalen Turnieren.

Ab Freitag darf trainiert werden

Nach mehr als einer Woche allein auf dem Zimmer dürfen wir uns dann ab Freitag dieser Woche, an den Tagen neun bis 14 der Quarantänezeit, erstmals wieder in kleinen Gruppen bewegen. Für mich heißt das, ich kann mit Patrick Franziska, Bundestrainer Jörg Roßkopf und unserem Physiotherapeuten Peter Heckert für ein paar Stunden am Tag eine Gruppe von vier Personen bilden. Aber nach dem Training muss wieder jeder allein auf sein Zimmer. Überschneidungen mit anderen Gruppen darf es nicht geben, sonst wäre der World Cup wohl beendet, bevor er begonnen hat.

Fitnessübungen auf dem Zimmer

Bis das Training am Tisch wieder losgeht, versuche ich mich zweimal am Tag mit Stabilitätsübungen, Balanceübungen, Fitness und Schattentraining auf meinem Hotelzimmer fit zu halten, das glücklicherweise relativ geräumig ist. Ansonsten sehe ich mir viele meiner Spiele auf Video an und bereite mich so mental auf das Turnier vor. Manchmal schaue ich auch ein paar Filme und halte natürlich ständig den Kontakt zu meiner Familie.

Acht Tage nur auf dem Zimmer ist eine Herausforderung

Es ist natürlich schon sehr speziell, acht Tage vor so einem wichtigen Turnier wie dem World Cup nicht aus dem Zimmer zu dürfen. Aber wir befinden uns nun einmal in einer sehr besonderen Situation – und jammern bringt ja nix. Deshalb versuche ich, die ganze Situation als Herausforderung zu sehen. Für uns ist es sportlich sehr wichtig, dass solche Turniere wieder stattfinden. Es ist auch eine Gelegenheit, um unseren Sponsoren zu zeigen, dass wir an wichtigen Turnieren teilnehmen. Nach World Cup und ITTF Finals auch noch das anschließende WTT-Turnier in Macau zu spielen, war für mich nie ein Thema. Die Reise wäre dann einfach zu lang geworden. Außerdem möchte ich zurück nach Düsseldorf, um mich für meinen Verein Orenburg auf die dortige Champions-League-Bubble im Dezember vorzubereiten.

Zur Facebookseite von Dimitrij Ovtcharov

Insgesamt vier Turniere in der Bubble mit deutscher Beteiligung

Insgesamt vier Turniere werden in China und in Macau ausgetragen. Den Auftakt machen die beiden World-Cup-Turnieren in Weihai (8. bis 10. November, Damen; 13. bis 15. November, Herren) wird Deutschland mit der maximal möglichen Teilnehmerzahl von vier Spielern vertreten sein. Han Ying rückt als Weltranglisten-25. für die Australierin Melissa Tapper nach, der Weltranglisten-16. Patrick Franziska für Tappers Landsmann Hu Heming. Bereits im Feld standen Petrissa Solja als Gewinnern des Europe Top 16 zu Jahresbeginn als kontinentalem Quali-Turnier für den World Cup sowie 2017-Sieger-Dimitrij Ovtcharov, der eine Wildcard der ITTF erhielt. Ovtcharov war Anfang Februar nach erfolgter Anreise in die Schweiz zum Top 16 von einer Grippe-Erkrankung gestoppt worden. Pro Nation dürfen zwei Spielerinnen antreten, das von üblicherweise 20 auf 21 Teilnehmer aufgestockt wurde.

Der Men's World Cup hatte ursprünglich Mitte Oktober in Düsseldorf stattfinden sollen. Vor dem Hintergrund der angestrebten Rückkehr des Tischtennissports auf die internationale Bühne während der COVID-19-Pandemie und einem geplanten zentral gebündelten Turnierformat im November in China, das den World Cup enthalten sollte, gaben DTTB und Sportstadt Düsseldorf dem Bitten der ITTF nach und verzichteten auf die Ausrichtung des wichtigsten Einzelturniers nach Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in Deutschland. "Wir freuen uns, dass nun international auch bei den Erwachsenen endlich wieder Tischtennis gespielt wird", kommentierte DTTB-Sportdirektor Richard Prause. "Mit dem Europe Youth Top 10 in Berlin haben wir gezeigt, dass internationale Turniere in Deutschland möglich sind. Wir hoffen für Tischtennis, dass es auch in China gut klappt." Prominente Ausfälle sind verletzungsbedingt unter anderem Rekord-Europameister Timo Boll sowie die Chinesinnen Liu Shiwen (Weltmeisterin) und Zhu Yuling (World-Cup-Siegerin 2017). "Für Timo kommt ein internationales Turnier wie der World Cup nach seiner Rückenverletzung noch zu früh", erklärte Richard Prause.

Die Termine und Spielorte der "China-Bubble":

  • Women's World Cup: 8. – 10. November 2020 (Weihai)
    Dotierung: 250.000 Dollar
    Deutsche Teilnehmer: Han Ying, Petrissa Solja
  • Men's World Cup: 13. – 15. November 2020 (Weihai)
    Dotierung: 250.000 Dollar
    Deutsche Teilnehmer: Patrick Franziska, Dimitrij Ovtcharov
  • ITTF Finals: 19. – 22. November 2020 (Zhengzhou)
    Dotierung: 500.000 Dollar
    Deutsche Teilnehmer: Patrick Franziska, Dimitrij Ovtcharov, Petrissa Solja
  • Einladungsturnier WTT Macau: 25. - 29. November (Macau)
    Deutsche Teilnehmerin: Petrissa Solja

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