Kuala Lumpur. "Wir haben versucht, das Beste aus der unliebsamen Situation zu machen", kommentierte Bundestrainer Jörg Roßkopf den Abschluss der Platzierungsspiele seines Herren-Teams, das mit einem 3:0 über Taiwan-Bezwinger Ukraine freundlich ausfiel. In der Statistik der Team-Weltmeisterschaften in Kuala Lumpur wird das als Medaillenkandidat angereiste Deutschland nun als 13ter geführt. Die gleiche Platzierung nimmt Tschechien ein, das sich gegen Russland durchsetzte.
Beim auch diesmal als Medaillenkandidaten angereisten WM-Finalisten der Jahre 2010, 2012 und 2014 waren verständlicherweise trotz des Erfolgs über die Ukraine keine strahlenden Gesichter zu sehen. Das Match selbst wird den Deutschen und den wenigen mitgereisten Fans als das Regenspiel von Kuala Lumpur in Erinnerung bleiben. Der ursprünglich für das Match vorgesehene Court war nach einem sintflutartigen Wolkenbruch unbespielbar, es tropfte an vielen Stellen durch das Dach der als Zeltkonstruktion aufgebauten Spielhalle 2. In der wie schon am Freitag im Match gegen Italien eisgekühlten Halle war Jörg Roßkopf froh, dass alles schnell vorüber war: "Entscheidend war das Break von Bastian Steger im Duell der Spitzenspieler gegen Kou Lei. In dem Moment war eigentlich alles gelaufen."
Für die Statistiker: Patrick Franziska besiegte Viktor Yefimov und blieb erstmals bei dieser WM ohne Satzverlust. Bastian Steger sorgte mit dem 3:2 im Duell der Einser gegen den gebürtigen Chinesen Kou Lei für die Vorentscheidung und revanchierte sich nebenbei für die Zweitrunden-Niederlage bei der Einzel-WM 2015 in Suzhou. Steffen Mengel erkämpfte anschließend gegen Yevhen Pryshchepa in vier knappen Durchgängen den Gesamtsieg.
An der unbefriedigenen Gesamtbewertung der WM für das Herren-Team ändert auch dieser Sieg freilich nichts. Jörg Roßkopf sagt klar und deutlich: "Wir haben uns das Ende dieser WM nicht in der Nebenhalle vorgestellt. Dima war vorher bereits verletzt, hier ist dann auch Timo unvorhergesehen mit seiner Erkältung ausgefallen. Wir wussten, wie schwer diese WM wird, aber wir haben auch unter diesen schwierigen Voraussetzungen daran geglaubt, dass wir in unserer Gruppe den Einzug in die Endrunde um die Plätze eins bis zwölf schaffen und vielleicht das Viertelfinale erreichen." Roßkopf weiter: "Leider haben wir aber nicht unsere Bestform abrufen können. Einige Spieler sind vielleicht zudem auch noch nicht so weit, wie ich es eigentlich dachte. Wir werden nun nach Hause fahren, alles genau analysieren und dann die entsprechenden Maßnahmen treffen." Routinier Bastian Steger ist jedenfalls froh, dass die WM mit dem Match gegen die Ukraine nun vorüber ist: "Hier ist alles gegen uns gelaufen, und wir haben auch nicht gut gespielt. Wir müssen das jetzt schnell abhaken und dann so bald wie möglich wieder angreifen."
Ruwen Filus ist inzwischen gut in Deutschland bei seiner Familie angekommen. Weil seine Tochter kürzlich operiert worden ist, durfte das Fuldaer Abwehr-Ass mit Erlaubnis des Trainer-Teams früher von der Trostrunde abreisen. Timo Bolls vorzeitiger Rückflug ist für Sonntag geplant. Der Rekord-Europameister ist vor Ort wegen einer starken Erkältung ausgefallen. Der Weltranglistenfünfte Dimitrij Ovtcharov hatte wegen einer Rückenverletzung gar nicht erst anreisen können.
Die Titelverteidiger aus China stehen in den Finals
Derweil steht Topfavorit China bei den Männern im Finale und trifft auf Japan, das sich knapp mit 3:1 gegen das Sensationsteam aus England durchsetzte. China will am Sonntag auch bei den Damen seinen Titel verteidigen. Im Finale trifft es wie vor zwei Jahren auf Japan, das in der Runde der besten Acht das starke Deutschland besiegt hatte und sich damit für die in der Vorrunde erlittene Niederlage revanchierte.
Deutschlands Damen mit Petrissa Solja, Irene Ivancan, Kristin Silbereisen, Sabine Winter und Nina Mittelham beenden die WM nach der Viertelfinal-Niederlage gegen Japan als Fünfte.
Spiele um Platz 13, Halbfinale der Trostrunde 13-24
Deutschland - Ukraine 3:0
Patrick Franziska - Viktor Yefimov 3:0 (8,6,7)
Bastian Steger - Kou Lei 3:1 (-8,3,3,9)
Steffen Mengel - Yevhen Pryshchepa 3:1 (10,8,-12,9)
Tschechien - Russland 3:1
Ein Endspiel gibt es nicht, beide Finalisten werden in der Endabrechnung der Titelkämpfe von Kuala Lumpur als 13ste gewertet.
Herren-Manschaft, Hauptrunde, Halbfinale
China - Südkorea 3:0
Xu Xin - Lee Sangsu 3:1 (-8,2,7,5)
Ma Long - Jung Youngsik 3:0 (5,7,8)
Zhang Jike - Jang Woojin 3:1 (-7,4,9,10)
Japan - England 3:1
Jun Mizutani - Paul Drinkhall 3:0 (8,9,4)
Maharu Yoshimura - Liam Pitchford 3:2 (5,-12,7,-10,9)
Yuya Oshima - Samuel Walker 1:3 (-6,-6,8,-9)
Mizutani - Pitchford 3:2 (-8,-10,7,10,6)
Finale am Sonntag um 12:30 Uhr
China - Japan
Damen-Mannschaft, Hauptrunde, Halbfinale
China - Taiwan 3:0
Ding Ning - Chen Szu-Yu 3:0 (6,7,4)
Li Xiaoxia - Cheng I-Ching (9,13,2)
Zhu Yuling - Cheng Hsien-Tzu (7,6,2)
Japan - Nordkorea 3:1
Mima Ito - Kim Song I 0:3 (-4,-6,-7)
Kasumi Ishikawa - Ri Myong Sun 3:0 (6,8,5)
Ai Fukuhara - Ri Mi Gyong (5,6,-2,6)
Ito - Ri Myong Sun 3:2 (-4,8,-18,7,7)
Finale am Sonntag um 7:30 Uhr
China - Japan
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