Kuala Lumpur. Mit einer medaillenreifen Leistung hat die Damen-Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) die Vorrunde bei den Team-Weltmeisterschaften in Kuala Lumpur beendet. Die Europameisterinnen, angeführt von einer überragenden Petrissa Solja, besiegten die bis dahin noch ungeschlagene Formation des WM-Zweiten Japan mit 3:2. Die Deutschen zogen somit zwar noch mit dem Team Nippons und Nordkorea gleich, ziehen aber dank des schlechteren Spielverhältnisses wie erwartet als Dritter der Gruppe B in das Achtelfinale ein. Am Donnerstag um 6 Uhr deutscher Zeit kommt es hier zum Duell mit der Mannschaft Südkoreas, bevor es pikanterweise einen Tag später im Spiel um die Medaillen eine Neuauflage des Matches Japan gäbe.
Die Stimmung im deutschen Team war nach dem Sieg über die zweitbeste Mannschaft der Welt ausgelassen, die in Medienstar Ai Fukuhara (Nummer 4), der World-Cup-Finalistin Kasumi Ishikawa (5), und dem 15-jährigen Wunderkind Mima Ito (12) gleich mit allen drei Akteurinnen höher in der Weltrangliste notiert ist als Deutschlands Nummer eins Petrissa Solja. Obwohl sie gleich zweimal bei Rückstand (0:1 und 1:2) in die Box musste, untermauerte die für Berlin spielende Linkshänderin heute gegen Fukuhara und Ishikawa eindrucksvoll, warum Experten die erst 21 Jahre alte Weltranglisten-17. auf dem besten Weg unter die Top Ten sehen.
Sabine Winter: "Was Peti heute gespielt, war der Wahnsinn"
"Wir haben uns auf der Bank manchmal nur angeschaut und geschmunzelt. Wir wissen, wie gut Petrissa ist, aber dass sie solch ein Niveau gegen derartige Weltklassespielerinnen ohne Konzentrationslöcher durchzieht, das war Wahnsinn", schwärmte Sabine Winter, die trotz ihrer Niederlage gegen Mima Ito selbst auch eine Weltklasseleistung gezeigt hatte, noch nach dem Match von der Leistung ihrer Teamkollegin. Die hochgelobte Hochbegabte konnte sich selbst das Lächeln kaum verkneifen: "Da ist schon einiges auf den Tisch gegangen heute. Aber ich habe das ja nicht alleine gewonnen. Kristin hat sehr stark gespielt, Sabine hat auch ein tolles Match gemacht, und auch die Bank hat uns super unterstützt - wir sind ein tolles Team und haben das alle zusammen ziemlich gut gemacht."
Vor allem auf das erste Match gegen Ai Fukuhara war Solja sehr gespannt gewesen, nachdem die Deutsche das letzte Duell beim World Cup in Japan 2015 nach einem 0:3-Satzrückstand noch gewonnen hatte. "Ich wollte wissen, wie ich diesmal mit ihrem Spielsystem klar komme. Aber ich muss sagen, es hat mir von Anfang an überhaupt nichts ausgemacht." Mit 3:0 setzte sich die Deutsche Meisterin souverän durch. Das Duell mit Linkshänderkollegin Kasumi Ishikawa ging hingegen über fünf Sätze. Solja: "Mir war klar, dass es diesmal schwer wird, obwohl ich zuletzt mit 4:0 gewonnen hatte. Sie hat eine andere Taktik versucht diesmal, aber darauf konnte ich mich doch ganz gut einstellen. Ich spiele auch sehr gerne gegen Linkshänderinnen, das liegt mir."
Fantastische Leistung auch von Silbereisen
Ein klein wenig unter ging im Trubel um Solja die fantastische Leistung von Kristin Silbereisen. Zwar hatte die ihr erstes Match chancenlos gegen Ishikawa verloren ("Da bin ich überhaupt nichts ins Spiel gekommen"), doch bei 2:2 spielte die nach ihrer Ausbildung erst seit wenigen Monaten wieder zu hundert Prozent auf den Sport konzentrierte Physiotherapeutin ihr bestes Tischtennis gegen Fukuhara, die sie zuvor bereits viermal bezwungen hatte. "Damit hatte ich aber diesmal nach meinem schwachen ersten Match selbst nicht gerechnet", sagte die in Düsseldorf lebende und wie Winter für Kolbermoor spielende Silbereisen, die immerhin im entscheidenden fünften Match die Nummer vier der Welt bezwang: "„Ich habe ein paar unfassbare Bälle gespielt, die mich selbst überrascht haben. Aber ich habe ihr schon zu Beginn des Spiels angesehen, dass sie nervös war. Vielleicht weil sie von Peti vorher so überrannt worden war."
Ein Sieg, der Selbstvertrauen gibt
„Dieser Sieg gibt uns eine Menge Selbstbewusstsein“, erklärte Solja. „Wenn man so eine Mannschaft schlägt, hat man sich, finde ich, schon auch etwas Respekt verdient. Die anderen Nationen werden jetzt natürlich nicht nur ein, sondern zwei Augen auf uns werfen." Das wird neben Japan auch Südkorea sein, das in der Gruppe D Zweiter hinter Hongkong wurde und am Donnerstag um 6 Uhr deutscher Zeit Gegner des DTTB-Teams sein wird. Bundestrainerin Jie Schöpp, der Stolz über die Leistung ihres Teams ins Gesicht geschrieben stand, nahm die Auslosung relativ gelassen zur Kenntnis. "Am liebsten hätten wir zwar gegen Taiwan gespielt, aber die WM ist kein Wunschkonzert. Alle Gegner in dieser Runde sind sehr schwer."
Zwei gute Nachrichten gab es dennoch von der Ziehung: Erstens, Titelverteidiger China steht topgesetzt in der anderen Turnierhälfte, und zweitens: Gewinnt die DTTB-Auswahl gegen Südkorea, dann trifft sie nur wenige Stunden später im Spiel um eine Medaille erneut auf die heute bezwungene Mannschaft des WM-Finalisten von 2014, Japan. Schöpp schmunzelnd: "Und sollte uns dann noch einmal ein Sieg über Japan gelingen, dann wären wir eine große Mannschaft. Aber zunächst konzentrieren wir uns ganz und gar auf die hohe Hürde Südkorea."
Deutschland - Japan 3:2
Kristin Silbereisen - Kasumi Ishikawa 0:3 (-4,-5,-5)
Petrissa Solja - Ai Fukuhara 3:0 (10,3,9)
Sabine Winter - Mima Ito 1:3 (-10,10,-7,-5)
Solja - Ishikawa 3:2 (-9,5,11,-8,7)
Silbereisen - Fukuhara 3:1 (6,9,-7,10)
Achtelfinale am Donnerstag
13 Uhr (6 Uhr GER): Deutschland - Südkorea, Tisch 2
Viertelfinale
19.30 Uhr (12.30 Uhr GER): Deutschland/Südkorea - Japan, Tisch 1
Die bisherigen Vergleiche mit Japan
Deutschland – Japan (6 Siege, 19 Niederlagen)
letztes Aufeinandertreffen: World Team Cup Guangzhou 2013
Deutschland – Japan 1:3
Punkte: K. Silbereisen (1)
Zum Live-Streaming von Tisch 3
Die insgesamt acht Kanäle beim it-TV der ITTF in der Übersicht
Außerdem in deutschen Gruppe B bei der Team-WM:
Nordkorea - Tschechien 3:2
Thailand - Brasilien 3:1
Endstand der Vorrunde
Gruppe A: 1. China, 2. Taiwan, 3. Rumänien, 4. Ungarn, 5. Spanien, 6. Malaysia
Gruppe B: 1. Japan, 2. Nordkorea, 3. Deutschland, 4. Tschechien, 5. Thailand, 6. Brasilien
Gruppe C: 1. Singapur, 2. Niederlande, 3. Ukraine, 4. Weißrussland, 5. Polen, 6. Frankreich
Gruppe D: 1. Hongkong, 2. Südkorea, 3. Österreich, 4. Russland, 5. USA, 6. Schweden
Die deutschen Spiele Herren und Damen in chronologischer Reihenfolge
Championships Division, Vorrunde
Zum Auftakt gibt es Gruppenspiele in vier Sechser-Gruppen. Der Gruppensieger wird mit Direkteinzug ins Viertelfinale belohnt. Für die Zweiten und Dritten der Vorrunde geht die K.-o.-Endrunde mit dem Achtelfinale weiter.
Der dritte Platz der Endrunde wird bei Weltmeisterschaften nicht ausgespielt. Bronzemedaillen erhalten beide unterlegenen Halbfinalisten.
Sonntag, 28. Februar, 1./2. Runde
DTTB-Damen – Thailand 3:0
Irene Ivancan - Nanthana Komwong 3:0 (7,8,9)
Petrissa Solja - Suthasini Sawettabut 3:0 (5,6,3)
Sabine Winter - Tamolwan Khetkhuan 3:0 (6,3,11)
Japan – Tschechien 3:0
Nordkorea – Brasilien 3:0
DTTB-Herren – Dänemark 3:1
Bastian Steger - Mikkel Hindersson 3:2 (3,-9,7,-7,4)
Patrick Franziska - Claus Nielsen 3:2 (-8,-11,6,1,6)
Ruwen Filus - Jonathan Groth 0:3 (-7,-5,-3)
Bastian Steger - Claus Nielsen 3:0 (6,8,7)
Schweden – England 3:1
Frankreich – Malaysia 3:0
DTTB-Damen – Tschechien 3:0
Petrissa Solja - Hana Matelova 3:1 (8,-5,11,10)
Irene Ivancan - Renata Strbikova 3:2 (9,-9,7,-4,6)
Sabine Winter - Iveta Vacenovska 3:1 (-4,9,4,14)
Japan - Brasilien 3:0
Nordkorea - Thailand 3:0
Montag, 29. Februar, 2./3. Runde
DTTB-Herren - Malaysia 3:0
Steffen Mengel - Muhammad Ashraf Haiqal 3:0 (2,4,2)
Ruwen Filus - Leong Chee Feng 3:0 (7,4,7)
Timo Boll - Ibrahim Muhd Shakirin 3:0 (6,5,9)
Frankreich - England 3:0
Schweden - Dänemark 3:0
Zieht fast schneller als ihr Schatten: 'Miss Speed', Kristin Silbereisen (Foto: ms)
DTTB-Damen - Brasilien 3:2
Kristin Silbereisen - Bruna Takahashi 2:3 (-7,5,4,-2,-8)
Irene Ivancan - Gui Lin 3:0 (8,8,5)
Nina Mittelham - Caroline Kumahara 0:3 (-6,-10,-7)
Ivancan - Takahashi 3:0 (6,6,3)
Silbereisen - Gui 3:1 (-6,4,5,3)
Japan - Nordkorea 3:0
Tschechien - Thailand 3:1
DTTB-Herren - Frankreich 1:3
Steffen Mengel - Simon Gauzy 2:3 (-8,-5,7,10,-3)
Timo Boll - Emmanuel Lebesson 0:3 (-7,-7,-8)
Ruwen Filus - Benjamin Brossier 3:0 (5,6,2)
Boll - Gauzy 2:3 (-13,4,-5,9,-8)
Schweden - Malaysia 3:0
England - Dänemark 3:1
Dienstag, 1. März, 4. Runde
DTTB-Herren – England 1:3
Bastian Steger - Paul Drinkhall 2:3 (6,-5,-7,2,-8)
Ruwen Filus - Liam Pitchford 3:1 (4,-3,5,10)
Patrick Franziska - Samuel Walker 1:3 (-6,-5,12,-4)
Steger - Pitchford 1:3 (-8,-7,4,-8)
Frankreich - Schweden 3:2
Dänemark - Malaysia 3:1
DTTB-Damen – Nordkorea 0:3
Sabine Winter - Ri Mi Gyong 0:3 (-8,-9,-3)
Petrissa Solja - Ri Myong Sun 1:3 (7,-12,-7,-3)
Irene Ivancan - Kim Song I 1:3 (-10,7,-4,-9)
Solja - Ri Mi Gyong
Winter - Ri Myong Sun
Japan - Thailand 3:0
Tschechien - Brasilien 3:0
Mittwoch, 2. März, 5. Runde
DTTB-Herren – Schweden 3:2
Bastian Steger - Jon Persson 3:0 (10,1,4)
Ruwen Filus - Kristian Karlsson 1:3 (-12,-9,7,-2)
Steffen Mengel - Mattias Karlsson 0:3 (-12,-12,-11)
Filus - Persson 3:2 (-9,8,-15,5,6)
Steger - K. Karlsson 3:2 (8,-7,5,-7,4)
Frankreich - Dänemark 3:0
Endstand der Herren-Vorrunde
Gruppe A: 1. China, 2. Nordkorea, 3. Österreich, 4. Tschechien, 5. Taiwan, 6. Griechenland
Gruppe B: 1. Frankreich, 2. Schweden, 3. England, 4. Deutschland, 5. Dänemark, 6. Malaysia
Gruppe C: 1. Japan, 2. Polen, 3. Portugal, 4. Ukraine, 5. Weißrussland, 6. Singapur
Gruppe D: 1. Südkorea, 2. Hongkong, 3. Kroatien, 4. Russland, 5. Rumänien, 6. Italien
DTTB-Damen – Japan 3:2
Kristin Silbereisen - Kasumi Ishikawa 0:3 (-4,-5,-5)
Petrissa Solja - Ai Fukuhara 3:0 (10,3,9)
Sabine Winter - Mima Ito 1:3 (-10,10,-7,-5)
Solja - Ishikawa 3:2 (-9,5,11,-8,7)
Silbereisen - Fukuhara 3:1 (6,9,-7,10)
Nordkorea - Tschechien 3:2
Thailand - Brasilien 3:1
Endstand der Damen-Vorrunde
Gruppe A: 1. China, 2. Taiwan, 3. Rumänien, 4. Ungarn, 5. Spanien, 6. Malaysia
Gruppe B: 1. Japan, 2. Nordkorea, 3. Deutschland, 4. Tschechien, 5. Thailand, 6. Brasilien
Gruppe C: 1. Singapur, 2. Niederlande, 3. Ukraine, 4. Weißrussland, 5. Polen, 6. Frankreich
Gruppe D: 1. Hongkong, 2. Südkorea, 3. Österreich, 4. Russland, 5. USA, 6. Schweden
Endrunde
Donnerstag, 3. März
Achtelfinale
03.00 GER (10.00 MAS): Damen-Mannschaft, 2 Tische
06.00 GER (13.00 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
06.00 GER (13.00 MAS): Herren-Mannschaft, 2 Tische
09.30 GER (16.30 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
09.30 GER (16.30 MAS): Herren-Mannschaft, 2 Tische
Viertelfinale, Teil 1
12.30 GER (19.30 MAS): Damen-Mannschaft, Viertelfinale, 2 Tische
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Freitag, 4. März
Viertelfinale, Teil 2
03.00 GER (10.00 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
06.00 GER (13.00 MAS): Herren-Mannschaft, 1 Tisch
06.00 GER (13.00 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
09.30 GER (16.30 MAS): Herren-Mannschaft, 2 Tische
12.30 GER (19.30 MAS): Herren-Mannschaft, 1 Tisch
Halbfinale, Teil 1
12.30 GER (19.30 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
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Spiele um die Plätze 13 bis 20, Viertelfinale
DTTB-Herren, 12:30 Uhr GER (19:30 MAS), Nebenhalle
Samstag, 5. März
Halbfinale, Teil 2
06.00 GER (13.00 MAS): Herren-Mannschaft, 1 Tisch
09.30 GER (16.30 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
12.30 GER (19.30 MAS): Herren-Mannschaft, 1 Tisch
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Spiele um die Plätze 13 bis 20, Halbfinale
DTTB-Herren, 9:30 Uhr GER (16:30 MAS), Nebenhalle
Sonntag, 6. März, Finale
07.30 GER (14.30 MAS): Damen-Mannschaft, 1 Tisch
12.30 GER (19.30 MAS): Herren-Mannschaft, 1 Tisch