Düsseldorf. Timo Boll hat zum fünften Mal den Titel beim europäischen Ranglistenturnier gewonnen. Im Endspiel des LIEBHERR Europe Top 12 im ausverkaufen Burg-Wächter Castello bezwang er am Nachmittag in einer Neuauflage des Finals von 2009 den Weißrussen Vladimir Samsonov mit 4:2. Knackpunkt des Spiels war der vierte Durchgang, in dem Boll sich nach einem 1:8 Rückstand zurückkämpfte und mit 11:9 noch den Satzausgleich schaffte. „Bis dahin hatte ich keine wirkliche Kontrolle über das Spiel und ich kann froh sein, von den ersten drei Sätzen überhaupt einen gewonnen zu haben“, fasste er das das bis dahin Geschehene zusammen. „Ich hab mich dann noch einmal zusammengerissen und über den Kampf wieder zurück ins Spiel gefunden, wie es so schön heißt. Es war unheimlich wichtig für mich, den vierten Satz noch umgebogen zu haben. Nach 1:3 Satzrückstand wird es gegen „Vladi“ natürlich ganz, ganz schwer." Vor allem mit seiner hohen Fehlerquote zu Beginn der Partie war der zehnfache Europameister alles andere als zufrieden. „Ich habe viel zu viele einfache Fehler gemacht und taktisch auch nicht gut gespielt.“
1:8 Aufholjagd bringt die Wende
Auch Vladimir Samsonov erkannte in Bolls Aufholjagd im vierten Satz die Wende in diesem Finale. „Bis zum 8:1 im vierten Satz habe ich gut gespielt. Was dann passiert ist, kann ich gar nicht so richtig erklären. Danach wurde es für mich dann immer schwieriger. Timo hat dann keine Fehler mehr gemacht und nahezu alles getroffen.“ Seine Enttäuschung wollte „Vladi“ nicht verbergen. „Klar bin ich frustriert. Wer weiß, wie das Spiel ausgeht, wenn ich mit 3:1 Sätzen in Führung gehe. Ich habe jetzt die letzten fünf Spiele gegen Timo verloren, vielleicht lässt er mich das nächste ja mal wieder gewinnen“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. So ganz konnte ihm diese Niederlage die Laune dann doch nicht verderben. „Es gibt eine Taktik gegen Timo, die auch zum Sieg führen kann. Aber leider funktioniert die nicht immer. Ich werde weiter hart trainieren und es beim nächsten Mal wieder versuchen.“
Von Samsonovs taktischen Möglichkeiten konnte sich Boll zu Beginn des Spiels überzeugen. „Er hat heute wesentlich aggressiver gegen mich gespielt, als noch in unseren letzten Vergleichen. Auch seine Vorhand war deutlich verbessert. Am liebsten würde ich bei so einem Turnier fünf Spiele gegen Vladi machen. Das sind die Duelle, die mich weiterbringen“, so der frischgebackene Titelträger.
Ein ausgeglichenes Spiel auf einem sehr hohen Niveau
Bundestrainer Richard Prause hatte ein Spiel zweier gleichwertiger Kontrahenten gesehen. „Es war eine Partie von zwei ebenbürtigen Spielern auf einem sehr hohen Niveau. Es war interessant zu sehen, wie schnell sich selbst ein Match zwischen Timo und Vladimir, die sich mittlerweile sehr gut kennen, innerhalb von wenigen Ballwechseln in die komplett andere Richtung entwickeln kann“, so der Bundestrainer abschließend.
Ergebnisse
Finale
Timo Boll GER - Vladimir Samsonov BLR 4:2 (-10, 9, -10, 9, 8, 2)
Halbfinale am Sonntag
Timo Boll GER - Kalinikos Kreanga GRE 4:2 (-8, 6, -5, 4, 5, 7)
Chen Weixing AUT - Vladimir Samsonov BLR 0:4 (-7, -2, -7, -7)
Viertelfinale
Timo Boll GER - Christian Süß GER 4:1 (7, 10, 4, -10, 7)
Patrick Baum GER - Kalinikos Kreanga GRE 1:4 (10, -4, -3, -3, -2)
Dimitrij Ovtcharov GER - Chen Weixing AUT 0:4 (-9, -10, -9, -4)
Zoran Primorac HRV - Vladimir Samsonov BLR 1:4 (-7, -12, -6, 8, -4)
Vorrunde
Herren
Gruppe A
Timo Boll GER
Chen Weixing AUT
Bastian Steger GER
Timo Boll - Bastian Steger 4:0 (5, 4, 10, 8)
12.40 Uhr: Timo Boll - Chen Weixing 4:2 (-12, 10, 3, -8, 4, 2)
14.20 Uhr: Bastian Steger - Chen 3:4 (-8,-11,8,9,3,-6,-7)
Endstand: 1. Boll 2:0, 2. Chen 1:1, 3. Steger 0:2
Boll und Chen im Viertelfinale
Gruppe B
Werner Schlager AUT
Zoran Primorac HRV
Patrick Baum GER
Patrick Baum - Werner Schlager 3:4 (-6, 3,8, -8, 7, -6, -9)
12.40 Uhr: Werner Schlager- Zoran Primorac 3:4 (7, 6, -13, 5, -3, -7, -9)
14.20 Uhr: Patrick Baum - Zoran Primorac 4:3 (-4,7,-9,8,-7,6,11)
Endstand: 1. Baum 1:1, 2. Primorac 1:1, 3 Schlager 1:1 (wegen Satzgleichstand aller drei Spieler entschied das Ballverhältnis über die Platzierungen)
Baum und Primorac im Viertelfinale
Gruppe C
Dimitrij Ovtcharov GER
Kalinikos Kreanga GRE
Robert Gardos AUT
Dimitrij Ovtcharov - Robert Gardos 4:1 (7, 9, 8 8, 7)
12.40 Uhr: Dimitrij Otcharov - Kalinikos Kreanga 4:2 (8, 4, 6, -5, -9, 6)
14.20 Uhr: Robert Gardos - Kalinikos Kreanga 3:4 (7,8,-8,-6,-7,9,-6)
Endstand: 1. Ovtcharov 2:0, 2. Kreanga 1:1, 3. Gardos 0:2
Ovtcharov und Kreanga im Viertelfinale
Gruppe D
Vladimir Samsonov BLR
Jörgen Persson SWE
Christian Süß GER
Christian Süß - Vladimir Samsonov 1:4 (5, -7, -9, -6, 10)
12.40 Uhr: Vladimir Samsonov - Jörgen Persson 4:1 (9, -9, 6, 6, 9)
14.20 Uhr: Christian Süß - Jörgen Persson 4:1 (12,-6,9,6,4)
Endstand: 1. Samsonov 2:0, 2. Süß 1:1, 3. Persson 0:2
Samsonov und Süß im Viertelfinale