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Geschichte & Alltag

Von Gehversuchen zur Optimalförderung

Anfang 1985 nahm das Deutsche Tischtennis-Zentrum im Duisburger Stadtteil Wedau seinen Betrieb auf. Ein Seitenflügel der Sportschule des Fußballverbands Niederrhein diente als Wohntrakt, zwei nebeneinander liegende, kleine Turnhallen waren der Trainingsort. Die Idee zum Zentrum hatte der damalige DTTB-Cheftrainer Charles Roesch aus Frankreich mitgebracht, um durch ein solch zentrales Modell den deutschen Tischtennissport an die Weltspitze zu bringen - drei Jahre vor der Olympia-Premiere des schnellsten Rückschlagspiels der Welt in Seoul 1988, vier Jahre vor den Weltmeisterschaften im eigenen Land, 1989 in Dortmund.

Gehversuche in Duisburg: Einheit von Schule, Sport und Wohnen

Der damalige DTTB-Präsident Hans Wilhelm Gäb sorgte für die Durchsetzung des Projekts, Leistungssportkoordinator Jochen Leiß übernahm die Detailplanung. Die Jugendlichen der ersten Stunde stehen noch heute für den Erfolg des DTTZ: Unter anderem lebten und trainierten Jörg Roßkopf, Steffen Fetzner und Nicole Struse im Duisburger Internat. Zusammen mit den anderen trainierten sie drei bis fünf Stunden am Tag. Dazu kamen fünf bis sechs Stunden Schule, eine weitere Stunden diente den Hausaufgaben. Zielsetzung des DTTB-Talentförderprojekts: "Die Einheit von Schule/Beruf, Sport und Wohnen soll eine positive sportliche und schulische/berufliche Entwicklung gewährleisten." Als Pädagogischer Leiter arbeitete schon Bruno Dünchheim damals daran, dass seine Schützlinge "einsehen, dass es auch noch etwas anderes gibt als Tischtennis" (dts, 7/86).

Das tägliche Training leitete Martin Ostermann, unterstützt von Li Xian Ju, der von allen nur "Mr. Li" genannt wurde und beim Balleimer-Training präziser zuspielte als jeder Roboter. Charles Roesch, Eva Jeler, Istvan Korpa und Klaus Schmittinger unterstützten das Trainer-Duo regelmäßig vor Ort. Auf zwei Jahre war das Projekt DTTZ zunächst angelegt. In dieser Anfangsphase wurde ein Satz geprägt, der bis heute gültig hat für die Internatsschüler: "Die schlimmste Strafe ist für alle, nicht trainieren zu dürfen." Schon die ersten Gehversuche in Duisburg-Wedau erwiesen sich als Schritte in die richtige Richtung.

Umzug nach Heidelberg 1987

Zweieinhalb Jahre nach dem Start des ersten DTTZ, im Herbst 1987, zog das Internat nach Heidelberg um. "Die Voraussetzungen in Duisburg waren einfach nicht so ideal wie hier", begründete Uli Nimbs, der Nachfolger Bruno Dünchheims, den Wechsel nach Baden-Württemberg (dts 2/1992). Das Tischtennis-Internat am Bundesleistungszentrum Heidelberg bot bessere Wohn- und Trainingsmöglichkeiten, unter anderem den Anschluss an die Versorgung mit Physiotherapie.

Eva Jeler verlegte als DTTZ-Chefin ihren Wohnort in den Nachbarort, Mr. Li zog ebenfalls um, Horst Heckwolf war als Bundestrainer Jugend für die Trainingsarbeit und -pläne des C-Kaders und der DTTZ-Schüler verantwortlich. Unterstützt wurden sie vom damaligen Bundestrainer-Team Klaus Schmittinger (Herren), Dirk Schimmelpfennig (Damen) und Istvan Korpa (Schüler). Die Jugendlichen vor Ort, unter anderem Torben Wosik und Elke Schall-Süß sowie später auch Christian Süß, profitierten auch von den in Heidelberg stattfindenden A-/B-Kader-Lehrgängen oder den geladenen Sparringspartnern aus dem Ausland. So war zum Beispiel der heutige Europameister Vladimir Samsonov aus Weißrussland als 16-Jähriger für mehrere Monate in Heidelberg zu Gast.

2006: Optimalförderung in Düsseldorf

Nach knapp fünf Jahre dauernder Vorbereitungszeit mit Ideen, Konzeptionen und vielen Verhandlungsrunden wurde Ende Oktober 2005 der Grundstein für das neue Deutsche Tischtennis-Zentrum gelegt, ein Fünf-Millionen-Euro-Projekt für den deutschen Tischtennissport. Im August 2006, pünktlich zum Beginn des Schuljahres in Nordrhein-Westfalen, eröffnete in Düsseldorf das erste reine Tischtennis-Zentrum Deutschlands, das neben dem Internat auch den Bundesstützpunkt sowie das Teilzeit-Internat des Westdeutschen Tischtennis-Verbands beherbergt und eng mit Bundesligist Borussia Düsseldorf verzahnt ist.

Initiator und treibende Kraft war - wie schon zu Duisburger Zeiten - Hans Wilhelm Gäb, der heutige DTTB-Ehrenpräsident. Dana Weber, neben Eva Jeler bereits seit langem Assistenztrainerin am DTTZ in Heidelberg, war zunächst neue DTTZ-Trainerin in Düsseldorf. Auf sie folgte Jie Schöpp. Von 2012 bis 2015 leitete Jörg Bitzigeio das Internatstraining, seine Nachfolgerin war Elke Schall-Süß bis zu ihrer Mutterschaft. Schall-Süß wurde von dem Trio Xiaoyong Zhu, Lara Broich und Tamara Boros ersetzt, die sich in einem neuen Modell um die Internatsathleten kümmern: Zhu als Bundestrainer Jungen, Broich als Bundestrainerin Schülerinnen und Boros als hauptamtliche Internatstrainerin, die zudem für die weiblichen U23-Athletinnen zuständig ist. Zudem wurde im Februar 2015 mit Helmut Hampl ein DTTZ-Cheftrainer installiert, der Funktion bis Ende 2020 ausfüllte. Seit Mitte 2019 fungiert zudem Dirk Wagner als Bundesstützpunktleiter im DTTZ.

Um die außersportlichen Belange kümmerten sich in den ersten Jahren zunächst Roman Heber, dann Martin Mittendorf als Pädagogische Leiter sowie Florian Noé als Pädagogischer Mitarbeiter. Ab Mitte 2014 übernahm Klaus Dieter Bellartz als Pädagogischer Leiter. Er bildete ein Team mit Sonja Scholten, die von 2015 bis 2019 im Internat als Organisationsleiterin tätig war. Bellartz wurde im September 2016 von Ildiko Imamura abgelöst. Im August 2019 übernahm Tim Metzlaff die Nachfolge von Sonja Scholten als Organisationsleiter.

DTTZ-Betriebsführer ist Borussia Düsseldorf mit Andreas Preuß und Jo Pörsch im DTTZ-Management.

Rund 140 Internatsschüler hat es an den verschiedenen Standorten seit 1985 gegeben. Hier eine kleine Auswahl der erfolgreichsten Akteure

Oliver Alke, Nicole Delle, Cornelia Faltermaier, Steffen Fetzner, Sascha Köstner, Nina Mittelham, Katja Nolten, Dimitrij Ovtcharov, Christiane Praedel, Jörg Roßkopf, Elke Schall-Süß, Nicole Struse, Christian Süß, Torben Wosik

Alltag im Internat - Reportagen und Porträts

Alles für das eine Ziel  Für den Traum von der Profi-Karriere nehmen die DTTZ-Internatsschüler viel auf sich. Trotz hohen Trainingspensums darf die Schule nicht vernachlässigt werden.

Es dauert, bis sich nach dem ersten Klopfen die Tür von Zimmer Nummer 439 öffnet. Nina Mittelham ist in Eile, nach der ersten Trainingseinheit ist die 16-Jährige schnell unter die Dusche gesprungen, nun fönt sie sich die Haare, und gleich geht’s auch schon in die S-Bahn Richtung Schule. Eine Mathearbeit steht heute auf dem Stundenplan, später wartet dann eine weitere Tischtennis-Einheit auf die Zweitliga-Spielerin, ehe Athletiktrainer Benjamin Schmitz sie nitnimmt auf einen Ausdauerlauf. Mittelham ist nur eines von insgesamt neun Talenten, die derzeit im Internat des Deutschen Tischtennis-Bundes in Düsseldorf leben und tagtäglich viel auf sich nehmen für den großen Traum von einer Karriere als Tischtennisprofi.

500 Kilometer entfernt vom Elternhaus in Weil am Rhein hat Tom Eise sein zweites Zuhause gefunden. Der 13-Jährige wollte unbedingt ins  Internat und fühlt sich in Düsseldorf rundum wohl. Wir haben ihn einen Tag lang begleitet. Im September letzten Jahres ging alles ganz schnell. Sonntags das Gespräch mit Jörg Bitzigeio, dienstags der Einzug ins Internat, ohne die obligatorische Probewoche. „Ich habe meinen Eltern gesagt, dass sie mich gar nicht aufhalten können, weil ich unbedingt da hin will!“, erzählt Tom Eise mit glänzenden Augen.

Kontakt

Ildiko Imamura
Pädagogische Leiterin Deutsches Tischtennis-Internat (DTTI)

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