Frankfurt. Kathrin Schmoll ist passionierte Tischtennisspielerin und gelernte Film Editorin. Sie war Anfang des Jahres für zwei Monate in London zum Arbeiten und hat dort in ihrer Freizeit die Tischtennis Spieler vom Granary Square getroffen. Sie hat viel gefilmt und auch Interviews geführt – ihre Videos könnt ihr auch auf ihrem YouTube-Kanal „kathrin schmoll“ anschauen. Schaut mal vorbei und lasst ein Abo dort! Sehr empfehlenswert.
Von Kathrin Schmoll
Was die Engländer den Deutschen in Sachen Tischtennis vielerorts voraushaben? Schöne Platten an schönen Orten. Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es dieselbe Initiative in Deutschland zu starten, sowie das Ping!England 2010 begonnen hat. Seitdem gibt es dort richtig tolle Tischtennisplatten, vor allem in Parks und Einkaufszentren. Mit Sitzgelegenheiten mit Blick aufs Wesentliche, halbschattig, leicht windgeschützt, Kiosk und oder Café sowie öffentliche Toilette in Laufweite. Eben dort, wo Menschen sich gerne aufhalten, um dann endlos lange und ambitioniert Tischtennis spielen zu können. Jung gegen alt und egal mit welchem sozialen oder ethnischen Hintergrund. Das interessiert an der Platte nämlich niemanden.
In England passierte genau das an vielen Orten. Ein Ort davon ist der Granary Square in London, in der Nähe der Kings Cross Station, wo man theoretisch 24/7 indoor Tischtennis spielen kann und das auch noch umsonst und mitunter gegen richtig gute Spieler. Der harte Kern kommt jeden Tag zum Spielen. Die Spieler verabreden sich in WhatsApp Gruppen. Es gibt Gruppen mit teilweise mehr als 80 Mitgliedern. Gespielt wird jeder gegen jeden, Winners Table, Doppel oder kontern über Kreuz. Egal wie alt, reich oder arm und aus allen Herren Ländern. Nigeria, Italien, Somalia, China, Karibik, Ost-Europa, Brasilien, Kolumbien, Pakistan, USA– die Herkunft spielt am Granary Square keine Rolle. Einmal kam jemand direkt aus dem Gefängnis zum Spielen. Davon habe ich aber nur gehört.
Ein Spieler, den eigentlich jeder dort kennt ist Carl Er ist in keiner WhatsApp Gruppe. Er kommt aus Trinidad & Tobago, er lebt schon lange in London und wohnt gegenüber des Granary Squares. Er kocht sehr gut und erzählte mir, dass man in Trinidad & Tobago gekochtes Essen nicht wieder in den Kühlschrank stellt. Deshalb bringt er es mit und versorgt die Tischtennis Spieler am Granary Square. Er kommt täglich ein paar mal. Wenn er das Haus verlässt, geht er spielen. Danach einkaufen und dann wieder nach Hause zum Knochen. Danach eine Runde spielen. Wieder nach Hause zum Tv schauen. Vielleicht kommt er wieder vorbei. Wenn niemand da ist geht er wieder heim. .
Eine Spielerin, die man auch immer wieder dort trifft, hat im Winter letzten Jahres eine Obdachlose Tischtennis Spielerin mit nach Hause genommen. Es war ein eiskalter Januar Abend. Sie haben drei Monate zusammengelebt. Eine Wohnung und einen Job für sie gesucht und ein Bankkonto eröffnet.
Ich habe viele interessante Menschen dort getroffen. Es ändert die eigene Sicht auf die Dinge, wenn man dort mit den Menschen seine Freizeit verbringt.
Das sind nur zwei von vielen beeindruckenden Geschichten vom Granary Square. Sie zeigen, welche Kraft Tischtennis hat, Menschen zueinander zu bringen. Ich habe angefangen Tischtennis zu Filmen, weil ich den Sport und die Menschen liebe und möchte, dass der Sport wieder mehr Mitglieder und Anhänger bekommt.
Wir brauchen auch so etwas wie wie Ping! England hier. Die Menschen lieben Tischtennis. Wir brauchen mehr Tische an schönen Orten, um das Miteinander des sportlich-sozial-grenzen übergreifenden Ballschlagens in Deutschland wieder zum Leben zu erwecken.
Ich fahre bald wieder nach London und freue mich auf meine Freunde vom Granary Square.
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Kathrin Schmoll
?www.kschmoll.net