Düsseldorf. Gut vier Monate sind vergangen nach ihrem Triumph bei den LIEBHERR Europameisterschaften in Stuttgart. Am 20. September, einen Tag nach ihrem 32. Geburtstag, gewann Wu Jiaduo in der Porsche-Arena EM-Gold im Einzel. Inzwischen ist Deutschlands und Europas Nummer eins wieder zur Tagesordnung übergegangen. "Ich darf mich nicht auf diesem Erfolg ausruhen, sondern muss immer weiter arbeiten, muss mein Spiel und meine Fitness verbessern", sagt sie.
Frage: Sie haben sich unter anderem in Tongzhou auf das neue Jahr vorbereitet. Wie war dieser chinesisch-europäische Vorbereitungslehrgang in China?
Wu Jiaduo: Wegen der Grand Finals in Macao habe ich insgesamt nur fünf volle Tage in Tongzhou mittrainiert. Aber diese Tage waren sehr intensiv. Im vergangenen Sommer waren wir für zwei Wochen dort, deshalb wusste ich, was mich erwartet. Die Intensität und die Qualität des Trainings waren wieder sehr hoch. Da ist es fast egal, ob man mit A- oder B-Nationalmannschaft zusammen trainiert. Neben den langen Tischtenniseinheiten haben wir deutsche Damen zusätzlich ein Fitnessprogramm absolviert.
Sie werden zum fünften Mal am Europe Top 12 teilnehmen. Was haben Sie sich in diesem Jahr vorgenommen?
Im Moment fehlt mir nach den intensiven Trainingsphasen noch etwas die Frische. Aber das ist normal, und ich mache mir keine Sorgen deshalb. Ich habe noch über eine Woche Zeit bis zum Turnierbeginn. 2008 und 2009 war ich jeweils im Halbfinale. Das möchte ich in diesem Jahr wieder schaffen. Danach werde ich weitersehen. Schon das Halbfinale zu erreichen ist keine leichte Aufgabe. Schließlich gibt es nur starke Spielerinnen beim Top 12.
Wer wird Ihre schärfste Kontrahentin sein?
Die Top Drei sind aus meiner Sicht Liu Jia, Li Jiao und Li Jie. Insgesamt spielen alle zwölf Damen auf einem ähnlich hohen Niveau. Am Ende werden die Tagesform und die richtige Taktik entscheiden.
Hat Ihr Einzel-Europameistertitel von Stuttgart etwas in Ihrer Karriere verändert?
Nein, ich glaube nicht. Ich gucke schon gar nicht mehr zurück auf die EM, sondern bin wieder zur Tagesordnung übergegangen. Der Titelgewinn war im Jahr 2009, jetzt haben wir 2010 ? ein neues Jahr mit neuen Zielen. Ich darf mich nicht auf diesem Erfolg ausruhen, sondern muss immer weiter arbeiten, muss mein Spiel und meine Fitness verbessern.
Ich fühle auch nicht, dass der Erwartungsdruck wegen des Titels gestiegen wäre. Ich freue mich generell immer, wenn ich in Deutschland spiele. Es ist eine große Motivation, wenn mich die heimischen Fans unterstützen.
Hat der Titel vielleicht in Ihrem Leben allgemein etwas verändert?
Nein, mein Leben ist nicht viel anders geworden. Nach der EM gab es eine Reihe von Empfängen und Ehrungen, zum Beispiel von meinem Verein, Kroppach, meinen Sponsoren und dem Land Rheinland-Pfalz. Das war natürlich eine Ehre für mich und sehr schön. Aber inzwischen konzentriere ich mich voll auf den Sport.
Was sind Ihre Ziele im Jahr 2010?
Mein erstes Ziel ist natürlich, beim Europa Top 12 gut zu spielen. Anfang März sind die Deutschen Meisterschaften in Trier, danach die German Open in Berlin, wo ich vor zwei Jahren im Finale stand. Im Mai ist in Moskau die Mannschafts-WM, dann im September die EM. Und mit Kroppach will ich Deutscher Mannschaftsmeister werden. Viele Ziele also, wie man sieht. Deshalb muss ich alles Schritt für Schritt angehen. Zuerst einmal das Top 12.
Wu Jiaduos Platzierungen bei den bisherigen Europe-Top-12-Turnieren
2006, Kopenhagen (Dänemark), Platz drei in der Vorrunde
2007, Arezzo (Italien), Viertelfinale
2008, Frankfurt/Main, 3. Platz (1:4-Niederlage gegen Li Jiao, aus den Niederlanden, die spätere Turniersiegerin, im Halbfinale)
2009, Düsseldorf, 3. Platz (3:4-Niederlage gegen Li Qian aus Polen, die spätere Turniersiegerin, im Halbfinale)