Nassau. In den 1980er- und 1990er-Jahren war er einer der besten Spieler Deutschlands: Zsolt-Georg Böhm. Am Ostersonntag wird der sechsfache Deutsche Einzel-Meister 60 Jahre alt.
Der Chefredakteur des damaligen Fachmagazins "dts", Manfred Schäfer, brachte es auf den Punkt. Zum Titelfoto der März-Ausgabe schrieb er: "Wer Georg Böhm erlebt hat, der zweifelt nicht daran: Der 20-jährige, frischgebackene Meister, der sich dem ATSV Saarbrücken gerade für drei weitere Jahre verpflichtet hat, wird noch geraume Zeit zu den Spitzenspielern gehören." Wie recht Schäfer damit hatte.
Achtmal nahm der im rumänischen Salacea geborene 102-fache Nationalspieler für Deutschland an Europameisterschaften und sechsmal an Weltmeisterschaften teil und stand 1988 bei der Olympia-Premiere des Tischtennissports in Seoul im Aufgebot. Mit dem TTC Zugbrücke Grenzau, für den er zehn Jahre spielte, gewann er zweimal den Europapokal der Landesmeister, wurde dreimal Deutscher Mannschaftsmeister und zweimal deutscher Pokalsieger, zeitweise gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Josef, mit dem er 1984 den Deutschen Meister-Titel im Doppel gewann. 1983, 1985 und 1987 wurde Zsolt-Georg Böhm zu Deutschlands „Spieler des Jahres“ gewählt. Erst 1988 verlor der WM-Fünfte mit der Mannschaft von 1991 seine Dauer-Position des nationalen Ranglisten-Ersten an den sieben Jahre jüngeren Jörg Roßkopf.
Für das Team erfolgreicher Einzelgänger, heute Oberligaspieler und Buchautor
Für sein sportliches Umfeld war Böhm ein nicht immer bequemer Sportler, sondern einer, der seine konträre Meinung artikulierte und Konfrontationen nicht scheute. Für überregional negative Schlagzeilen sorgte seine Auseinandersetzung mit dem damaligen DTTB-Cheftrainer Charles Roesch bei der EM 1986 in Prag, wegen der er aus der Mannschaft ausgeschlossen wurde. "Mein Hauptziel ist es, von niemandem abhängig zu sein", wird Böhm im Munzinger-Archiv zitiert. Seiner Leistung taten Alleingänge bis zur Eigenbrötlerei keinen Abbruch. Im Viertelfinale der Weltmeisterschaften 1987 in Neu Delhi gegen Schweden schlug er mit Erik Lindh, Jörgen Persson und Jan-Ove Waldner alle drei Topstars der Skandinavier, es reichte fürs DTTB-Team trotzdem nur zum 4:5 und am Ende zu Rang sieben. Bei der EM 1990 in Göteborg erzielte er die beste Bilanz (9:2) in der Mannschaft, die am Ende die Silbermedaille gewann. Unter anderem bezwang der im Team-Finale erneut Waldner.
In der laufenden Saison hat er für den TV 1860 Nassau in der Oberliga eine 9:5-Bilanz erspielt. Bei den Senioren ist er international aktiv, wurde an der Seite von Traian Ciociu 2018 in Las Vegas Weltmeister im 55er-Doppel und hat 2013 in Bremen Bronze im Senioren-50-Einzel sowie Gold im 40er-Doppel zusammen mit Andreas Fejer-Konnert gewonnen.
Der berufliche als Pädagoge tätige Zsolt-Georg Böhm macht neben dem Tischtennissport auch als Buchautor auf sich aufmerksam. 2013 veröffentlichte er seine Autobiografie „Mein Wunder von Bern“. 2018 erschien sein Roman „Die Pontifex-Botschaft“. Im vergangenen Jahr kam sein drittes Buch „Offene Veränderung“ heraus, die Fortsetzung seiner Autobiografie.