Frankfurt/Erfurt. Ob im Halbfinale einer Europameisterschaft, im Endspiel einer Deutschen Meisterschaft oder in der Damen-Bundesliga – wird im Hallenlautsprecher der Name Sabine Winter aufgerufen, dann beschreitet die mehrfache Medaillengewinnerin bei Welt- und kontinentalen Titelkämpfen den Weg zu ihrem sportlichen Auftritt stets mit einem Lächeln im Gesicht. Auf die positive Energie und sympathische Ausstrahlung der nationalen Meisterin dürfen sich die Besucher der Deutschen Tischtennis-Finals in Erfurt (13. bis 16. Juni) schon jetzt freuen. Sabine Winters Anlauf auf ihre dritte Meisterschaft im Einzel und den Titelrekord im Doppel verspricht in jedem Spiel vom ersten bis zum letzten Ballwechsel des Turniers Spaß, Leidenschaft und Tischtennis mit dem Prädikat Sonderklasse.
Frohnatur und Kämpferin, Publikumsliebling und Superathletin
Die ehrgeizige Superathletin, die es mit ihrem Bewegungstalent auch in vielen anderen Sportarten zu Außergewöhnlichem gebracht hätte, ist in der Erfurter Messe nach ihren Triumphen 2022 und 2023 erneut die Favoritin auf den Titelgewinn. Bierernst geht es aber bei Sabine Winter selbst vor entscheidenden Spielen nicht zu. So kamen bei den Titelkämpfen des Vorjahres in Nürnberg die Zuschauer der Endspiele in den Genuss, beim Einmarsch einen perfekten Radschlag der titelsammelnden Frohnatur zu erleben. Wo sie auch hinkommt: Mit ihrer Authentizität, Bescheidenheit und Nähe zu den Menschen erobert die im hessischen Bad Soden geborene Bayerin die Herzen des Publikums im Flug. Ihr einnehmendes Wesen erfährt dabei Unterstützung durch die unnachahmliche Art und Weise, wie die Europameisterschafts-Dritte von München 2022 Tischtennis zelebriert. Sabine Winters Spiele sind mitreißend und emotional, bedeuten gelebte Leidenschaft und Kampf, das Drehen von Rückständen, Stürzen von Favoriten und vor allem den stets sichtbareren körperlichen Einsatz und eine Spielfreude, die immer wieder auch ihre Teamkolleginnen zu Höchstleistungen mitreißt und beim Publikum den Funken überspringen lässt.
Im Einzel zu Titel Nummer drei, im Doppel zu neuem DM-Rekord?
Die stets zu Späßen aufgelegte zweimalige Team-WM-Dritte tritt in Erfurt an, um einmal mehr mit ihrem physisch kraftvollen Spiel die Zuschauer zu begeistern und zum dritten Mal in Folge den Titel der Deutschen Meisterin mit über die Landesgrenze nach Bayern zu nehmen. In Saarbrücken 2022 sowie in Nürnberg 2023 gelangen der Ausnahmeathletin mit den wohl flinksten Beinen, die der deutsche Tischtennissport je gesehen hat, Endspielerfolge über die weltbeste Defensivkünstlerin Ying Han und die erst 17 Jahre alte Jugend-WM-Dritte Annett Kaufmann. Die Hochbegabte zählt 2024 nicht nur zu Winters größten Herausforderinnen, sie ist auch erstmals die Partnerin der erneut auf zwei Hochzeiten tanzenden Titelverteidigerin. An der Seite der Nachwuchs-Europameisterin aller Altersklassen liebäugelt Winter in Thüringen mit einem Rekord der besonderen Art. Die Europameisterin im Doppel von 2013 und 2016 will in dieser Disziplin zum achten Mal den Titel gewinnen und damit ihre eigene Bestmarke ausbauen. Für Winter ist dies allerdings kein Muss: „Ich mache mir darüber keine Gedanken. Falls es jedoch gelingt, nehme ich das natürlich gerne mit.“ Mit der Doppelspezialistin gemeinsam bei Deutschen Meisterschaften an den Tisch zu treten, das war für die vielen Frauen an der Seite Winters bislang stets die halbe Miete auf dem Weg zum Titel. Ihre sieben vorausgegangen Erfolge erzielte die Rekordhalterin bemerkenswerterweise nämlich mit sechs verschiedenen Partnerinnen. Annett Kaufmann wäre die Nummer sieben nach Kathrin Mühlbach, Petrissa Solja, Huong Do-Thi, Laura Tiefenbrunner, Nina Mittelham und Sophia Klee.
DM und Winter: Ein Duo, das sich gefunden hat
Sabine Winter und Deutsche Meisterschaften sind ist ein Duo, das sich gefunden hat. Auch wenn ihr erst im Jahr 2022 der erste Einzeltitel gelang, Winter ist bereits viele Jahre eines der prägenden Gesichter der Titelkämpfe. Vor dem ersten Triumph in Saarbrücken stand sie unter anderem dreimal als Silbermedaillengewinnerin im Einzel auf dem Siegerinnenpodest. Für Sabine Winter gehören die nationalen Titelkämpfe zu ihren Lieblingsturnieren. „Ich spiele gerne bei der DM. Es ist einfach ein schönes Event, meistens mit vielen Zuschauern – was im Damen-Tischtennis ja nicht unbedingt immer der Fall ist“, sagt Winter mit einem Lächeln. Sie verhehlt nicht, dass sie in vollen Hallen besonders gerne antritt: „Bei nationalen Meisterschaften oder anderen großen Turnieren in Deutschland herrscht immer eine fantastische Atmosphäre. Die Ränge sind voll und das Publikum begeisterungsfähig. Da macht das Spielen natürlich doppelt so viel Spaß. International sind bei vielen WTT-Events ja die Ränge meistens ziemlich leer.“
Seit ihrem Debüt im Jahr 2008 verpasste Winter Deutsche Meisterschaften nur ein einziges Mal. 2017 musste sie das Turnier wegen einer hartnäckigen Schulterverletzung absagen, die nach einer dreijährigen Leidenszeit mit zahlreichen Trainingspausen im Jahr 2020 sogar in einem chirurgischen Eingriff mündete. Das Entfernen von Knochenstückchen schuf dort wieder Platz, wo zuvor immer wieder das Reiben von Knochen auf Knochen zu Entzündungen, Trainings- und Wettkampfpausen geführt hatte.
Schulteroperation und Abi im Jahr 2020
Typisch Winter: Die mittlerweile 31-Jährige nutzte die kritischste Phase ihrer Karriere, um gleichzeitig im Training kürzerzutreten und im Sommer 2020 ihr Abitur nachzuholen. Nach jahrelangen misslungenen Versuchen der Schonung war die Operation für die Bronzemedaillengewinnerin des Europe Top 16 2017 und Viertelfinalistin des World Cup 2018 die damals letzte Chance, ihre Karriere als Profi erfolgreich fortzusetzen. Denn Sabine Winter erspielte und erspielt sich alle ihre Titel und Medaillen überwiegend mit einer gefährlichen Waffe, die im Damen-Tischtennis ihresgleichen sucht, aber eben auch die volle Belastbarkeit von Arm und Schulter voraussetzt. Mit ihren schnellen Beinen bringt sie sich immer wieder in Stellung, um ihre weniger gefährliche Rückhand zu umlaufen und mit einem einzigartigen, brachialen Vorhandtopspin den Ballwechsel zu beenden. Findet sie trotz ihrer Schnelligkeit einmal nicht die richtige Position, dann wirft sich Winter, wenn es die Not erfordert, gelegentlich auch nach dem Ball, um diesen dann noch irgendwie mit einem Vorhandschlag über das Netz zu bugsieren. Sehr sehenswert und nach dazu meistens erfolgreich.
Sabine Winter: „Die Idee der TT-Finals gefällt mir sehr gut“
Ob die Titelverteidigerin wie vor einem Jahr in Nürnberg ein Rad schlagen wird oder diesmal nur ihre Gegnerinnen, davon müssen sich die Besucher der Deutschen Tischtennis-Finals in Erfurt überraschen lassen. Eines jedenfalls steht fest: Mit der Bayerin stellt sich eine Spielerin den Thüringerinnen und Thüringern vor, die garantiert bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Sabine Winter freut sich jedenfalls auf die Premiere der Deutschen Tischtennis-Finals in der Messe: „Die Idee der Finals gefällt mir sehr gut. Es ist schön, viele Tischtennisspieler, mehrere nationale Meisterschaften und damit die Tischtennis-Familie unter ein Dach zu bekommen. Ich freue mich außerdem sehr auf die Deutschen Meisterschaften und eine ausverkaufte Halle. Es wird bestimmt eine fantastische Stimmung sein. Ein Grund mehr, um wie immer alles daran zu setzen, auch in diesem Jahr in den Endspielen vertreten zu sein.“
Vier Tage Tischtennis total: vier Turniere, zwei Hallen, ein Event. In der Messe Erfurt sind erstmals Deutsche Meisterschaften in gleich vier Kategorien am selben Ort vereint: die DM der Damen und Herren, der Jugend 15 und 19 sowie der Leistungsklassen mit den besten Akteuren auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene. Nationalteammitglieder der Erwachsenen und Jugend gehen Tisch an Tisch mit ambitionierten Amateuren an den Start, rund 500 Aktive insgesamt. Eine Premiere in 99 Jahren Deutscher Tischtennis-Bund. Rundherum gibt es ein vielfältiges Mitmachprogramm für die Zuschauer und die größte Altstadtparty Thüringens, das Krämerbrückenfest.
Zuschauen
DTTB und Thüringer Tischtennis-Verband rechnen mit ausverkauftem Haus an den Schlusstagen. Also ran an die Tickets! Die preiswerteste Eintrittskarte kostet acht Euro (Halle 2, ermäßigt), die teuerste ist die Premium-Tageskarte für 120 Euro pro Person für Samstag oder Sonntag, die Zugang zu den Hallen 1 und 2 inklusive Außengelände und VIP-Verpflegung bietet. Das normale Tagesticket für Halle 1, 2 und das Außengelände am Wochenende ist für 35 Euro zu haben. Ideal, beispielsweise für Vereine: Gruppen ab zehn Personen erhalten Rabatt in Höhe von 10 Prozent, ab 20 Personen von 20 Prozent.
Das Turnier startet am Donnerstag (13. Juni) mit der Klasse der Jugend 19. Am Freitag kommen Jugend 15 und Leistungsklassen hinzu, ab Samstag spielen die Damen und Herren um die Titel in Einzel, Doppel und Mixed. Die Finals enden am Sonntag (16. Juni) mit den Endspielen der Jugend 15, der Leistungsklassen sowie der Topstars bei den Damen und Herren.
Mitmachen
Besonders nah dabei sind übrigens die 160 freiwilligen Helferinnen und Helfer, die teils hinter, teils vor den Kulissen für den reibungslosen Ablauf sorgen. Noch werden einige Volunteers gesucht.
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