Seit 20 Jahren fährt Alexander Murek mit dem Schnuppermobil des DTTB durch die Lande. Er hat so schon viele Kinder für den Tischtennissport begeistert. Das Magazin "tischtennis" hat einen Einsatz Mureks begleitet.
„Wer von euch hat schon mal Tischtennis gespielt?“, fragt Alexander Murek in die Runde – und viele Hände schnellen in die Höhe. „Und wer von euch ist richtig gut?“ Da traut sich kein Schüler aus der Klasse 4d der Ludgerischule Billerbeck mehr aufzuzeigen. Andächtig lauschen die Kinder, als Murek an-schließend die Schlägerhaltung erklärt. Und dann geht’s auch schon los: Schläger und Bälle werden verteilt, ein paar Vorübungen gemacht, und dann können sich die Kinder bis zum Ende der Schulstunde versuchen, an großen und kleinen, eckigen und runden Tischen, beim Rundlauf und am Ballroboter. Termine wie diese hat Alexander Murek schon unzählige erlebt. Seit 20 Jahren ist er mit dem Schnuppermobil des DTTB unterwegs, hat hunderttausende Kilometer auf Deutschlands Straßen zurückgelegt, Schulen und Vereine besucht, Stadtfeste, Jugendhäuser, Veranstaltungen von Verbänden, Bezirken und Kreisen. Auch im Jubiläumsjahr 2019 ist das Schnuppermobil, das seit einigen Jahren von Joola gesponsored wird, gefragt und an 103 Tagen gebucht. Es ist ein Vollzeitjob für den Recklinghäuser, „eigentlich mehr als das“, sagt der B-Lizenzinhaber, „man muss ja auch die Planung und Anreise mit einrechnen, das ist alles sehr zeitaufwändig.“
Die Idee für die Anschaffung des Schnuppermobils sei vor 20 Jahren auch aus einer praktischen Notwendigkeit heraus entstanden, sagt Arne Klindt, DTTB-Vizepräsident Sportentwicklung: „Vereinen, Schulen und an Tischtennis interessierten Institutionen sollte ein räumlich und zeitlich flexibles All-inclusive-Instrument zur Verfügung gestellt werden, das selbst ohne vorhandene Infrastruktur jederzeit und überall eine zielgerichtete Werbung für den Tischtennissport erlaubt.“ In Billerbeck sieht Alexander Murek an diesem Tag, was sein Einsatz bringen kann. Henrike, Helene, Lea und Emma sind heute Morgen als Helferinnen dabei. Vor fünf Jahren saßen sie selbst noch mit großen Augen vor Murek, der auch damals mit dem Schnuppermobil des DTTB nach Billerbeck gekommen war, um die Schüler der münsterländischen Kleinstadt in einer Schulstunde langsam an den Tischtennissport heranzuführen. Heute spielen die vier beim DJK VfL Billerbeck in der Mädchen-NRW-Liga, beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ sind sie mit ihren Mitschülerinnen Zweite geworden. Für den Helfer-Einsatz beim Schnuppermobil hat das Pius-Gymnasium Coesfeld den vier Mädchen heute gerne frei gegeben. „Das ist natürlich schon cool“, sagt Henrike. Gemeinsam mit Emma hat sie gerade während der ersten von vier angesetzten Schnupperstunden fleißig Bälle gesammelt und den kleinen Roboter, der unentwegt Bälle ausspuckt, gefüttert. Der Roboter sorgt für besonders strahlende Augen bei den Viert- klässlern, auch Klassenlehrerin Susanne Dekiert ist angetan. „Wahnsinn, wie präzise der die Bälle spielt“, staunt sie. Henrike erinnert sich noch daran, wie sie vor fünf Jahren beim Besuch des Schnuppermobils erste Erfahrungen mit Schläger und Ball machte. „Da war alles so ähnlich aufgebaut“, sagt sie beim Blick durch die Halle. Nach der Schnupperstunde war sie mit einigen Mitschülerinnen der Einladung des VfL Billerbeck zum kostenlosen Schnuppertraining gefolgt. Und stand ein paar Monate später als Drittplatzierte beim Bundesfinale der mini-Meisterschaften auf dem Treppchen.
„Das Schnuppermobil ist ein toller Einstieg“, sagt Billerbecks Abteilungsleiter Hermann Schulze Brock, „aber nur dieser eine Termin reicht nicht. Die Kinder bleiben nur, wenn wir gutes Training anbieten.“ Daher verteilt er auch diesmal am Ende Einladungen zum kostenlosen Schnuppertraining, im Januar wird der Verein eine mini-Meisterschaft ausrichten.
Henrike, Helene, Lea und Emma werden sich beim Schnuppertraining besonders um die Mädchen kümmern, „die brauchen eine andere Ansprache“, sagt Schulze Brock. Jungs und Mädchen werden daher zunächst getrennt voneinander trainiert. Schulze Brock hofft, dass letztlich acht bis zehn Kinder für seinen Klub gewonnen werden.
Von Vereinen wie dem VfL Billerbeck wird das DTTB-Schnuppermobil häufig gebucht, oft sind Wiederholungstäter dabei. „Die Vereine merken einfach, dass sie was tun müssen. Die Kinder kommen nicht mehr von alleine in die Halle“, sagt Alexander Murek. Den Sport eine Schulstunde lang Dritt- und Viertklässlern zu präsentieren, hält er für ideal. „Diese Altersklasse ist die Haupt-Zielgruppe. Die Kinder können schon über den Tisch gucken, und denen kann man auch schon was vermitteln“, sagt Murek. Wer den 46-Jährigen im Umgang mit den Kindern erlebt, der merkt schnell, dass er auch nach 20 Jahren noch viel Spaß an
der Sache hat. „Sonst wäre es auch der falsche Job“, sagt Murek. Schließlich ist er fast mehr mit dem Schnuppermobil unterwegs als zuhause. Seine Familie nimmt er daher auch häufiger mal mit, Sohn Matze (9) kennt sich mit all den Utensilien im Schnuppermobil schon bestens aus.
Heute hat Murek nicht alles ausgepackt, was in seinem Transporter lagert, den Geschwindigkeitsmesser etwa oder die Utensilien, die es braucht, um den Kindern das Tischtennis-Sportabzeichen abzunehmen. Manches eignet sich eher für Termine mit mehr Helfern und mehr Zeit, etwa wenn Murek mit dem Mobil bei DTTB-Veranstaltungen wie den German Open Halt macht. „Zwei Wochen Rheinland-Pfalz, zwei Wochen Hamburg, zwei Wochen Lahn-Dill-Kreis – und dann ist das Jahr auch schon wieder um“, sagt der Recklinghäuser mit Blick auf die Termine, die im November und Dezember noch anstehen. Ende 2019, nach 20 Jahren Schnuppermobil, werden sich die Einsatztage auf insgesamt 2552 summiert haben, die ersten Termine für 2020 sind auch schon wieder vergeben.„Wir freuen uns sehr, dass sich das Schnuppermobil mit seiner einzigartigen Funktionsweise als Multiplikator der zahlreichen Breitensport-Aktionen des DTTB bewährt hat und das Interesse ständig gewachsen ist“, sagt Arne Klindt. „Die Erfolgs geschichte Schnuppermobil ist heute noch genauso aktuell wie damals.“ Susanne Heuing