Frankfurt/Main. Die oberen Ligen im Tischtennissport haben ab der Saison 2014/2015 eine neue Struktur. Im zweiten Anlauf hat der Bundestag des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) in Frankfurt am Main mehrheitlich die neue Struktur angenommen, auch wenn das umfangreiche Antragspaket erwartungsgemäß nicht ohne intensive, aber konstruktive Diskussion blieb.
In gut anderthalb Jahren werden nun die 2. Bundesligen der Herren und Damen eingleisig. Darunter werden die 3. Bundesligen mit je zehn Mannschaften in den Gruppen Nord und Süd und einem Vierer-Mannschaftssystem installiert. Der Meister jeder Gruppe hat das direkte Aufstiegsrecht in die 2. Bundesliga. Die Regionalliga wird unterhalb der 3. Bundesligen zur vierthöchsten Spielklasse vor der Oberliga. Das Maßnahmenpaket soll die Attraktivität vor allem der 2. Bundesligen steigern und den Abstand zu den 1. Bundesligen verringern, um spielstarken Teams auch strukturell den Aufstieg zu erleichtern. Zudem wurden die Spielsysteme weiter vereinheitlicht.
„Ich bin froh, dass dieses umfangreich entwickelte Konzept verabschiedet wurde“, kommentierte Dirk Schimmelpfennig. „Ich betrachte es als Chance und Verantwortung“, so der DTTB-Sportdirektor und erklärte: „Als Chance, weil wir versuchen, etwas für die Zukunft der Bundesligen zu tun, und als Verantwortung, weil ich weiß, dass es schwierig wird, es in der Praxis so umzusetzen, wie wir es uns vorstellen. Es muss einen engen Informationsaustausch mit den Kandidaten für die eingleisige Liga geben, um die erfolgreiche Umsetzung der Beschlüsse von heute zu realisieren.“
Verlängerung der „Coaching-Regel“ in den Bundesligen
Die DTTB-Vollversammlung hat den Testlauf zur „Coaching-Regel“ außerhalb des Weltverbandsreglements als nationales Projekt um eine weitere Spielzeit verlängert. Personen an der Wettkampfbox, wie Trainer oder Teamkollegen, dürfen so auch in der Spielzeit 2013/2014 zwischen den Ballwechseln verbale und optische Coaching-Hinweise geben. In einer ersten Evaluierung war die Veränderung von Zuschauern, Vereinsvertretern und Spielern als positiv bewertet.
„Spieler und Vereine sollen durch ein weiteres Jahr lernen, diese Regel noch stärker zu leben und für sich zu nutzen“, erklärte Schimmelpfennig. Zeigt auch die künftige Auswertung, dass sich die Ausnahmeregelung bewährt, sie also wie geplant den Sport noch weiter emotionalisiert, soll sie beim Weltverband ITTF präsentiert werden.
„Ehrenkapitän“ und „Ehrenspieler“ eingeführt
Die Ausschüsse für Leistungssport und Wettkampfsport sind zusammengelegt worden. Als Folge daraus hat der Bundestag den DTTB-Sportdirektor als direkt stimmberechtigtes Mitglied aufgenommen. Zuvor hatte er dieses nur als Vertreter eines der DTTB-Leistungssportgremien.
Neu verliehen werden können im nationalen Tischtennissport ab sofort die Titel „Ehrenkapitän“ und „Ehrenspieler“. Zum „Ehrenkapitän“ kann der Bundestag ehemalige Nationalspieler ernennen, die sich um den Tischtennissport auch ehrenamtlich in herausragender Position über längere Zeit verdient gemacht haben. „Ehrenspieler“ können Athletinnen und Athleten werden, die bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften Medaillen gewonnen und sich durch Leistung und Haltung um ihren Sport verdient gemacht haben. Vorschlagsrecht hat jeweils das DTTB-Präsidium.
Resolution zur Inklusion
Als starkes politisches Signal verabschiedete der Bundestag eine Resolution zur stärkeren Förderung von behinderten Sportlern. Der Wortlaut: „Der Deutsche Tischtennis-Bund und seine Mitgliedsverbände sprechen sich dafür aus, die Rechte von Tischtennisspielern mit Behinderung in besonderem Maß zu stärken. Der DTTB und seine Mitgliedsverbände werden ihre Ordnungen in diesem Sinne überarbeiten.“
Am Samstag gab es eine einzige Wahl: Einstimmig sprach sich der Bundestag für Hilmar Heinrichmeyer vom Tischtennis-Verband Niedersachsen als Vorsitzenden des im Juni eingeführten Ressorts Rangliste aus, das das bundesweite Ranking weiterentwickeln und regelmäßig die Berechnung sowie die entsprechenden Parameter überprüft.
Schwank: Fünfter Bundesstützpunkt genehmigt
Neben der Entscheidung über insgesamt fast 50 Anträge gab es zwei externe Referenten vor dem höchsten Organ des DTTB. Bernhard Schwank, der als Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes die vielen verschiedenen Aspekte der Leistungssportförderung des DOSB skizzierte, hatte auch noch eine gute Nachricht für das Plenum im Gepäck. Er überbrachte die offizielle Mitteilung über die Genehmigung des fünften Bundesstützpunkts für den Tischtennissport in Deutschland: Das bayerische Kolbermoor soll ab 1. Januar die Standorte Hannover, Düsseldorf, Frankfurt und Karlsruhe flankieren. „Erfolge werden im Training gemacht“, sagte Schwank. „Dazu gehört eine angemessene Zentralisierung und Konzentration, die natürlich sportartspezifisch gelagert ist.“ Er ergänzte: „Entscheidend ist, dass wir unser Training an den Maßstäben der Weltspitze orientieren. Das beginnt schon im Bereich der Talentförderung. Kinder müssen früh anfangen und intensiv trainieren, um überhaupt irgendwann in der Weltspitze anzukommen.“
Weitere Themen des kurzweiligen Vortrags waren Zielvereinbarungen und Regionalkonzepte, Bundesstützpunkt und Talentnester, Olympiastützpunkte und der Forschungs- und Serviceverbund Leistungssport mit Maßnahmen von der Biomechanik bis zur Physiotherapie, das Nachwuchsleistungssportkonzept und die Förderung der dualen Karriere. „Wir müssen eine sportliche Entwicklung unserer Athletinnen und Athleten vermeiden, die in einer Sackgasse endet“, so Schwank. „Wir müssen unsere Sportlerinnen und Sportler auch fit machen für die Zeit nach ihrer sportlichen Karriere.“ Sein Vortrag endete mit der Finanzierung. „Wir nutzen unsere Mittel sehr effektiv, haben aber immer noch zu wenige finanzielle Möglichkeiten in unserem Fördersystem.“ Er rief das Plenum dazu auf: „Bitte tragen Sie nach außen, dass das Geld noch nicht ausreicht. Es wird keine Bolls und Ovtcharovs in den kommenden Jahren geben, wenn wir unser Leistungssportsystem nicht mitwachsen lassen können.“
Gute Noten der Leser für das Magazin „tischtennis“
Chefredakteur Rahul Nelson präsentierte die Ergebnisse der aktuellen Leserbefragung des Fachmagazins „tischtennis“ durch das Institut für Kommunikationswissenschaft an der Uni Münster. Die Rücklaufquote betrug für eine solche Studie beachtliche zehn Prozent, fast 1300 Fragebögen wurden eingeschickt.
Ein Ergebnis: Der typische „tt“-Leser spielt aktiv bei den Erwachsenen Tischtennis, oftmals ist er Funktionsträger, zum Beispiel Trainer, im Verein bzw. Verband, und nimmt an zwei Trainingseinheiten pro Woche teil. Er beschäftigt sich pro Ausgabe durchschnittlich über eine Stunde mit der Zeitschrift und gibt die Hefte regelmäßig an Dritte weiter. So lesen im Schnitt fast vier Personen eine Ausgabe. Die wichtigsten Themen für die Teilnehmer der Befragung waren der Spitzensportbereich bei den Topveranstaltungen WM, EM und Olympia, gefolgt von Trainingstipps und Regelfragen.
Gegenüber der Untersuchung aus dem Jahr 2007 hat die Zufriedenheit mit der Qualität des Magazins noch weiter zugenommen, sowohl was den allgemeinen Eindruck betrifft, als auch die Optik. Auch Inhalte und Textqualität liegen im Einser-Bereich. Nelson hob wie die Leser den Regionalteil hervor, der auch im Vergleich zum viel gelobten Hauptteil eine gute Qualitätsnote erfährt. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die ‚grauen Seiten‘ zu einem sehr großen Teil ehrenamtlich erstellt werden.“ Sein Fazit: „Wir transportieren mit dem Magazin viel Information und Service in die Vereine. ‚tt‘ fördert das Image der gesamten Sportart, liefert viel guten Lesestoff und gibt nützliche Tipps für das Training im eigenen Verein.“
Gemäß des im Juni beschlossenen neuen Sitzungszyklus kommt die DTTB-Vollversammlung zum nächsten ordentlichen Bundestag am 14. und 15. Dezember 2013 zusammen. Der Beirat als beratendes Organ für die Entwicklung im DTTB und sportpolitische Fragen tagt am 13. April.