Bayreuth. Auch nach ihrem Abschied von der Nationalmannschaft und aus der Bundesliga sowie dem Beginn ihrer Trainerkarriere macht Elke Schall-Süß noch täglich Sport: nicht Tischtennis, sondern laufen, Krafttraining und Tennis. Nach ihrer Zeit als eine der besten deutschen Spielerinnen – unter anderem war sie WM-Dritte mit der Mannschaft, vierfache Europameisterin, Deutsche Einzel-Meisterin und fünffache Olympiateilnehmerin – hat sich ihr Arbeitsleben fast komplett verändert. Der 41-jährigen gebürtigen Speyerin gefällt das.
Beim Bundesranglistenfinale in der Oberfrankenhalle ist sie als Coach im Einsatz. Unter anderem saß sie an der Box, als Julian Mohr gegen den topgesetzten Ricardo Walther in der Vorrunde gewann.
Du hattest 187 Länderspieleinsätze für Deutschland. Im Mai hast du dein letztes Bundesligaspiel mit TuSEM Essen absolviert. Wie sehr vermisst du deine Zeit als Profisportlerin?
Elke Schall-Süß: Ich bin selbst überrascht, es sagen zu müssen: Ich vermisse die Zeit als Spielerin null Komma null. Als ich noch drin war, hat es mir großen Spaß gemacht. Tischtennis war genau der richtige Sport für mich. Aber dann habe ich bewusst einen richtigen Cut gemacht.
Warum?
Schall-Süß: Ich habe zu hohe Ansprüche an mich selbst, als dass ich ohne Vorbereitung und nur so zwischen Tür und Angel auf Gemüseniveau spielen wollte. Ich weiß, wie schwer es ist, oben mitzuspielen. Unser Sport ist kompliziert.
Was ist für dich der größte Unterschied zwischen deiner früheren und deiner jetzigen Karriere?
Schall-Süß: Als Spieler bist du nur für dich selbst zuständig, du musst nur dich selbst unter Kontrolle halten. Auf eine Art und Weise bist du da ein Egoist. Wenn du eine gute Leistung bringst, bist du mit dir zufrieden. Wenn du schlecht spielst, geht’s dir schlecht. Es dreht sich alles um den Erfolg.
Jetzt muss ich viel organisieren. Die Eltern meiner Trainingsgruppe rufen mich oft an. Es gibt 15 verschiedene Sachen auf einmal zu tun. Das ist im Leben eines Profis nicht der Fall. Mein Tagesablauf jetzt hat mit dem von früher nichts mehr zu tun. Mir gefällt das aber. Ich muss immer noch dazu lernen, aber das ist spannend, eine neue Herausforderung.
Hast du dich selbst verändert im Vergleich zu früher?
Schall-Süß: Ich habe mich als Spielerin oft selbst zerfleischt, wenn es nicht so lief. Jetzt bin ich ausgeglichener als vorher. Das sagen mir auch andere Leute. Es ist auch eine andere Lebensqualität geworden.
Hättest du dich – mit dem Wissen von heute – als Spielerin anders verhalten?
Schall-Süß: Schwer zu sagen. Ich habe mich manchmal gefragt, ob ich früher vielleicht mehr Fünfe hätte gerade sein lassen sollen. Aber wenn du so richtig drin bist, siehst du manche Dinge anders. Ich bin eben der Typ „Entweder richtig oder gar nicht“. Von daher hätte ich es gar nicht gekonnt, als Spielerin Fünfe gerade sein zu lassen.
Du arbeitest nicht nur für den Hessischen Tischtennis-Verband, sondern bist auch ‚Personal Trainer‘. Wie gefällt dir diese Doppelrolle?
Schall-Süß: Die Abwechslung ist gut für mich. Durch die Arbeit als ‚Personal Trainer‘ habe ich mehr Kontakt zu Menschen außerhalb des Tischtennis bekommen, die auch über ganz andere Themen reden. Das ist ganz interessant und mal etwas anderes.