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Stolze Gewinner: Mittelham(r.) und Walther (Foto: Steinbrenner)
Ricardo Walther gewinnt in Chemnitz seinen erstes Einzel-Gold beim nationalen Topturnier, Nina Mittelham verteidigt beide Titel

"Es fühlt sich geil an, Deutscher Meister zu sein!" / Bilder & Videos des Tages

SH 01.03.2020

Chemnitz. „Es fühlt sich geil an, Deutscher Meister zu sein!“ So bringt Ricardo Walther auf den Punkt, wie er in Chemnitz seinen ersten Einzel-Titel beim nationalen Topturnier erlebt hat. Nach den 88. Nationalen Deutschen Meisterschaften darf nun der 28-jährige Düsseldorfer seinen Namen in den Eberhard-Schöler-Wanderpokal eingravieren lassen, den vor ihm sein Nationalteam- und Bundesliga-Klubkollege Timo Boll insgesamt 13 Mal mit nach Hause nehmen durfte. In der ausverkauften Richard-Hartmann-Halle stand Walther im Endspiel einem anderen Nationalmannschaftskollegen gegenüber, Benedikt Duda (Bergneustadt). Nachdem Spanish-Open-Finalist Duda nahezu die ersten drei Sätze lang nicht ins Spiel fand, wurde die Partie zunehmend sehenswerter. Die langen Rallyes nahmen zu. Duda sicherte sich die Durchgänge vier und fünf und zog die Zuschauer auf seine Seite, die mehr von diesem Endspiel sehen wollten. Doch im sechsten Satz konnte sich Walther beim Stand von 2:2 absetzen und seine Führung schließlich ins Ziel bringen. Er verwandelte seinen zweiten Matchball zum 11:8.

Jubelnd riss er beide Arme in die Höhe, sein ebenso glückliches wie erleichtertes „Jawoll!“ war in der ganzen Halle zu hören. Dann gab es eine Umarmung für ‚Benne‘ Duda, der derselben Trainingsgruppe im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf angehört, und mit dem er befreundet ist. „Ricardo hat verdient gewonnen“, stellte der Unterlegene fest. „In den ersten drei Sätzen habe ich einfach nur schlecht gespielt. Danach bin ich ins Spiel gekommen, aber es hat dann gegen diesen Gegner nicht gereicht.“ Zuvor hatte Duda das Duell der Doppelpartner und guten Freunde gegen Dang Qiu (Grünwettersbach) mit 4:2 für sich entschieden. Walther hatte den 2013er-Titelträger Steffen Mengel (Mühlhausen) ohne Satzverlust ausgeschaltet.

Mittelham gelingt zweifache Titelverteidigung

Das Gefühl beim Gewinn des nationalen Einzel-Titels kannten beide Finalisten bei den Damen bereits. Nina Mittelham (Berlin) als Vorjahressiegerin, Kolbermoors Kristin Lang als Meisterin der Jahre 2010, 2016 und 2017. Lang ließ Mittelham in den ersten drei Durchgängen keine Chance und machte ihrem Spitznamen „Mrs. Speed“ alle Ehre. „Kristin hat begonnen wie die Feuerwehr“, beschrieb die 23-jährige Olympia-Kandidatin. „Ich habe da unfassbar gut gespielt“, stellte Lang fest. Doch Mittelham ließ sich nicht beirren. Auch nicht als nach zwei von ihr gewonnen Sätzen und 10:6-Führung Kristin Lang im sechsten zum 10:10 ausgleichen konnte – die elf Jahre Jüngere hielt erfolgreich dagegen. Sie schaffte den Satzausgleich und gab sich auch nicht geschlagen, als Kristin Lang im Entscheidungssatz mit 5:0, 6:2 und 9:6 vorausstürmte. „Es war wichtig, dass ich immer weiter gespielt habe und mich vom Rückstand nicht habe beeindrucken lassen“, erklärte die gebürtige Willicherin Mittelham. Mit fünf Punkten in Folge (Lang: „Zum Schluss habe ich ein bisschen zu eintönig gespielt.“ entschied sie das Finale für sich. „Ich bin froh, dass ich den Titel verteidigt habe, aber auch müde von dem Turnier. Die Partie noch zu drehen, war sehr anstrengend“, sagte Nina Mittelham, für die es am Montag wie für Ricardo Walther nach Doha zu den am Dienstag beginnenden Qatar Open geht. Einzel-Bronze gewannen Sabine Winter (Schwabhausen) und erstmals Chantal Mantz (Bingen/Münster-Sarmsheim).

Mittelham gelang in Chemnitz gleich die doppelte Titelverteidigung. Denn im Doppel an der Seite von Winter war sie kurz zuvor ebenfalls erfolgreich gewesen. Im Doppel war es für Sabine Winter schon der fünfte Titel nach 2010 (mit Kathrin Mühlbach, Berlin), 2013, 2015 (jeweils mit Petrissa Solja, Langstadt) und 2018 (Huong Do Thi, Leipzig). "Ich bin sehr happy, dass wir das Turnier gewonnen“, freute sich die fünffache Europameisterin mit der Mannschaft und im Doppel. Auf Platz drei kamen die Jugend-Nationalspielerinnen Franziska Schreiner/Yuki Tsutsui (Hofstetten/Bad Driburg) und die an zwei gesetzten Nadine Bollmeier (Bad Driburg) mit Kristin Lang.

Das Doppel Duda/Qiu erfüllte alle Erwartungen

Alle Erwartungen haben Benedikt Duda und Dang Qiu im Doppel erfüllt. Die Viertelfinalisten der ITTF Grand Finals setzten sich im Endspiel gegen ihre Nationalteamkollegen Ricardo Walther und Kilian Ort (Bad Königshofen) mit 3:1 durch, konnten dabei aber nur knapp einen 1:2-Satzrückstand vermeiden, als sie in Durchgang vier einen Satzball des gegnerischen Duos abwehren mussten. "Wir sind natürlich sehr zufrieden, dass wir unseren Titel verteidigen konnten. Es war ein schweres Spiel gegen Kilian und 'Ric'“, so Duda. „Die entscheidende Situation war wohl im dritten Satz, als wir erst mit 10:7 geführt, dann 10:11 hinten gelegen haben und dann doch noch gewonnen haben. Das war der Knackpunkt bei den beiden. Danach lief es für uns rund."

Ort/Walther hatten vor diesen Deutschen Meisterschaften erst einmal gemeinsam am Tisch gestanden und sich kurzfristig für den Start in Sachsen entschieden. So fehlte manche Feinabstimmung in Laufwegen und Spielzügen. „Da ist es dann schwer gegen 'Benne' und Dang, die so gut eingespielt sind und wissen immer, was sie tun müssen“, erklärte Walther. „Unser Ziel war, das Finale zu erreichen. Das haben wir geschafft. Wir sind trotz der Niederlage zufrieden mit dem, was wir hier gezeigt haben“, schloss Walther an. Ebenfalls zufrieden waren Erik Bottroff/Alexander Flemming (Dortmund/Hilpoltstein) und Tobias Hippler/Gianluca Walther (Celle/Köln) auf Rang drei.

Hessens Hohmeier/Kämmerer überraschen bei ihrer Mixed-Premiere

Eine der großen Überraschungen des Turniers gab es im gemischten Doppel. Zwei Sätze lang sah alles nach einem Sieg der Topgesetzten aus. Doch dann legten Nils Hohmeier (Bad Homburg) und Janina Kämmerer (Langstadt) die Nervosität in ihrem ersten Finale bei Deutschen Meisterschaften gegen Erik Bottroff und Nadine Bollmeier ab. Nach glatt gewonnenem drittem Durchgang bewahrten sie auch im vierten die Ruhe, als ihre Kontrahenten einen 5:9-Rückstand ausgleichen konnten. Das Hessen-Duo punktete zweimal zum Satzgewinn. Im Entscheidungsdurchgang war dann alles offen, als plötzlich ein vermeintlicher Nachteil zur glücklichen Fügung wurde. Beim Ballwechsel zum 3:4 beschädigte Kämmerer unabsichtlich ihren Vorhandbelag derart, dass sie mit ihrem Hauptschläger nicht weiterspielen konnte. Der Ersatzschläger lag bereit, war aber alles andere als gleichwertig. „Er ist deutlich abgespielter als mein eigentlicher Schläger. Mit dem gebe ich eigentlich nur Kindertraining in Langstadt“, erklärte die 21-jährige Lehramtsstudentin, mehrfache Hessische Meisterin und Erstliga-Akteurin.

Woran es in der Folge auch immer gelegen haben mag: „Nach dem Wechsel haben wir keinen Fehler mehr gemacht“, so Kämmerer. Sie und DTTB-U23-Kaderspieler Nils Hohmeier genießen ihren Erfolg. „Das ist ein absolutes Highlight. Wir freuen uns riesig. Es war ein cooles Turnier für uns." Hohmeier verriet: „Vor dem Finale haben wir beide nicht geglaubt, dass Gold für uns möglich ist." Dritte wurden Tobias Hippler/Franziska Schreiner (Celle/Hofstetten) und Frederik Spreckelsen/Vivien Scholz (Schwarzenbek/Weil).

Die 88. Ausgabe der nationalen Titelkämpfe haben an beiden Tagen insgesamt 3.800 Zuschauer in der Richard-Hartmann-Halle verfolgt und für gute Stimmung von Runde eins am Samstag bis zum letzten Endspiel am Sonntag gesorgt. Die Titelkämpfe machten zum dritten Mal Station in Chemnitz.

Die Ergebnisse des Finaltags in der Übersicht

Herren-Einzel, Halbfinale
Steffen Mengel - Ricardo Walther 0:4 (-8,-9,-9,-4)
Benedikt Duda - Dang Qiu 4:2 (2,7,-8,-9,10,5)

Finale
Ricardo Walther - Benedikt Duda 4:2 (4,3,7,-8,-7,8)

Damen-Einzel, Halbfinale
Nina Mittelham - Sabine Winter 4:2 (-3,10,-6,9,7,9)
Kristin Lang - Chantal Mantz 4:1 (5,-11,12,8,10)

Finale
Nina Mittelham - Kristin Lang 4:3 (-6,-5,-9,8,8,10,9)

Herren-Doppel, Halbfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Erik Bottroff/Alexander Flemming 3:0 (10,7,5)
Kilian Ort/Ricardo Walther – Tobias Hippler/Gianluca Walther 3:0 (2,6,11)

Finale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Kilian Ort/Ricardo Walther 3:1 (9,-7,11,7)

Damen-Doppel, Halbfinale
Nina Mittelham/Sabine Winter – Franziska Schreiner/Yuki Tsutsui 3:1 (8,-10,8,9)
Jessica Göbel/Tanja Krämer – Nadine Bollmeier/Kristin Lang 3:2 (-9,4,-9,7,4)

Finale
Nina Mittelham/Sabine Winter - Jessica Göbel/Tanja Krämer 3:1 (6,9,-4,7)

Gemischtes Doppel, Finale
Erik Bottroff/Nadine Bollmeier – Nils Hohmeier/Janina Kämmerer 2:3 (5,7,-3,-9,-4)

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