Wetzlar. Zwei Siege fehlen Timo Boll bei seiner letzten Teilnahme an einer Nationalen Deutschen Meisterschaft noch zum insgesamt 13. Triumph. Bei der 87. Auflage in Wetzlar erreichte der 37-Jährige vor 3300 Zuschauern souverän das Halbfinale. Auch bei den Damen hat die an Position eins gesetzte Petrissa Solja die Vorschlussrunde erreicht.
Herren: Dang Qiu erreicht erstmals das Halbfinale und trifft nun auf Timo Boll
„Ich bin sehr zufrieden – besonders mit dem letzten Spiel“, verriet Timo Boll nach seinem 4:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Benedikt Duda. „Ich habe gehörigen Respekt vor Benedikt, der in dieser Saison schon starke Ergebnisse erzielt und das japanische Wunderkind Harimoto besiegt hat.“ Zwei Sätze hat der deutsche Rekordmeister in seinen bisherigen drei Partien erst abgegeben. Im Halbfinale am Sonntag um 12.05 Uhr wartet nun Qiu Dang. Beide trafen vor einem Jahr bei den nationalen Titelkämpfen in Berlin bereits aufeinander. In der der Runde der letzten Acht behielt Boll mit 11:9 im siebten Satz die Oberhand. „Damals habe ich mich gerade so gerettet. Auch in der Liga haben wir uns ein verbissenes Spiel geliefert. Das wird keine einfache Aufgabe“, so Boll.
Dang Qiu freut sich auf das Duell mit dem Weltranglistenfünften und war nach dem überraschend deutlichen 4:1-Erfolg gegen seinen Teamkollegen beim ASV Grünwettersbach, Ricardo Walther, sichtlich erleichtert. „Vielleicht hat am Ende auch die Kraft den Ausschlag gegeben“, sagte der Penholderspieler, dessen Gegner noch drei zusätzliche Partien im Mixed in den Knochen hatte. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung gegen Ricardo. Das Spiel gegen Timo sehe ich als Belohnung.“
Erfolgreich Revanche für die 2:4-Niederlage im Halbfinale vor einem Jahr in der Bundeshauptstadt nahm Bastian Steger gegen Kilian Ort. „Heute habe ich einen Tick besser gespielt als damals in Berlin“, verriet Steger, der in der nächsten Saison Mannschaftskollege von Ort beim TSV Bad Königshofen sein wird. „Das Spiel verlief sehr ausgeglichen und hätte genauso gut auch von Kilian gewonnen werden können.“ Kilian Ort lag im entscheidenden siebten Durchgang noch mit 4:1 vorne, verlor dann aber mit 8:11. „Das war ein Spiel auf des Messers Schneide. Ich bin froh, im Halbfinale zu stehen“, sagte Steger. Sein Gegner heißt Patrick Franziska, der sich nach hartem Kampf in sechs Sätzen gegen Ruwen Filus durchsetzte. „Ruwen hat super gespielt und hätte den Sieg ebenfalls verdient gehabt“, stellte Franziska klar und zeigte sich nach seinem achten Spiel an diesem Tag sichtlich geschafft. Mitentscheidend für den Erfolg sei nach Meinung des DM-Dritten von 2018 gewesen, „dass ich den fünften Satz nach einem 2:8-Rückstand noch gewinnen konnte. Das hat mir die zweite Luft gegeben“. Im Hinblick auf das Halbfinale gegen Bastian Steger stellte Patrick Franziska fest, „dass ich nicht oft gegen ihn gewonnen habe. Aber ich will jetzt natürlich in das Finale.“
Damen: Petrissa Solja zieht ohne Satzverlust in das Halbfinale ein
Drei Einzel – drei 4:0-Siege: Petrissa Solja ist auf dem besten Weg, zum zweiten Mal die Goldmedaille im Einzel zu gewinnen. „Ich bin mit meiner Bilanz sehr, sehr zufrieden und habe heute kein Spiel verloren“, verriet die Linkshänderin nach ihrem Erfolg gegen die 17-jährige Yuki Tsutsui und bezeichnete sich nach ihrem Wechsel zum TSV 1909 Langstadt als „kleine Hessin. Deshalb haben mich auch viele Zuschauer heute lautstark unterstützt.“ Druck will sich Solja vor dem Finaltag nicht aufbauen. „Ich schaue nur von Spiel zu Spiel und mache mir keinen Stress.“ Um 11.20 Uhr trifft die Europe-Top 16-Gewinnerin im Halbfinale auf Sabine Winter, die sich nach hartem Kampf gegen Shan Xiaona durchsetzte. „Ein Spiel hatte ich vorher gegen sie gewonnen. Jetzt bin ich natürlich glücklich, eine gute Partie abgeliefert zu haben.“ Winter sieht sich vor dem Duell mit Solja als Außenseiterin. „Ich hoffe, Petrissa ärgern zu können. In der Vergangenheit gelang es mir schon einmal, ihr den Zahn zu ziehen“, verriet die 26-Jährige und verschwand mit einem Augenzwinkern aus der Rittal Arena.
Im zweiten Semifinale stehen sich Kristin Lang und Nina Mittelham gegenüber. Lang, in Wetzlar an Position zwei gesetzt, gab sich bislang keine Blöße und setzte sich im Viertelfinale gegen Sophia Klee, die zuvor in einem Sieben-Satz-Marahton Wan Yan ausgeschaltet hatte, mit 4:2 durch. Kristin Lang hat bereits dreimal den Pokal gewonnen – zuletzt vor zwei Jahren in Bamberg. Ihre Gegnerin in der Vorschlussrunde, Nina Mittelham, scheint sich in der Rittal Arena besonders wohl zu fühlen. Vor fünf Jahren gewann die Wahl-Berlinerin Bronze. „Ich bin froh, wieder unter den letzten Vier zu sein. Meine spielerische Leistung ist noch ausbaufähig. Trotzdem bin ich zufrieden.“ Die Chancen vor dem Halbfinal-Duell stehen nach Einschätzung von Mittelham 50:50. „Der Ausgang des Spiels hängt von der Tagesform ab.“
Doppel: Topgesetzte Paarungen noch im Wettbewerb
Ohne Satzverlust haben die Titelverteidiger Benedikt Duda und Dang Qiu das morgige Doppel-Halbfinale erreicht. Die Goldmedaillengewinner aus Berlin treffen ab 10.40 Uhr auf Erik Bottroff/Alexander Flemming, die sich mit 3:1 gegen Heye Koepke/Jannik Xu durchsetzten. Die Paarung aus Niedersachsen hatte von der Absage Steffen Mengels „profitiert“ und sich kampflos für das Viertelfinale qualifiziert. Patrick Franziska/Richardo Walther, in Wetzlar an Position eins gesetzt, erreichten die zweite Vorschlussrundenpartie und stehen am Sonntag Robin Malessa/Gianluca Walther gegenüber. Das Duo des Drittliga-Tabellenführers 1. FC Köln warf überraschend Kilian Ort/Dennis Klein aus dem Wettbewerb. Wie schon heute im Einzel-Achtelfinale kommt es damit erneut zum Duell der Walther-Brüder.
Im Damen-Doppel haben überraschend Caroline Hajok und Luisa Säger bereits Bronze in der Tasche. Im Achtelfinale schaltete das Duo die an Position drei gesetzten Chantal Mantz/Wan Yan in vier Sätzen aus. Anschließend folgte ein 3:2-Erfolg gegen die Schülerinnen Annett Kaufmann/Naomi Pranjkovic. Im Halbfinale am Sonntag um 10 Uhr warten mit Kristin Lang/Shan Xiaona die Topfavoriten auf den Gewinn der Goldmedaille. Die größten Konkurrentinnen im Kampf um den DM-Titel, Petrissa Solja/Sabine Winter, bekommen es parallel mit Nina Mittelham und Franziska Schreiner zu tun.
Keine Überraschung hat es in dem nach 13 Jahren wieder eingeführten Mixed-Wettbewerb gegeben. Die an Nummer eins und zwei gesetzten Paarungen, Petrissa Solja/Patrick Franziska und Shan Xiaon/Ricardo Walther, gaben auf ihrem Weg in das morgige Endspiel (13.30 Uhr) jeweils nur einen Satz ab. Mit Bronze werden Sabine Winter/Benedikt Duda und Wan Yuan/Kilian Ort ausgezeichnet.
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Fotos: Marco Steinbrenner