Anzeige
Dimitrij Ovtcharov ist Europameister (Fotos: Schillings)

Ovtcharov und Solja/Winter Europameister / Deutsche Rekord-EM: Viermal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze

FL 13.10.2013

Schwechat. Viermal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze; insgesamt acht Medaillen in sechs Wettbewerben haben die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) bei en 32. kontinentalen Titelkämpfen in Schwechat (Österreich) geholt – Rekord in der 55-jährigen EM-Historie. Nach den zwei Titelgewinnen mit der Herren- und Damen-Mannschaft bestiegen am Sonntag auch Dimitrij Ovtcharov und das Doppel Sabine Winter/Petrissa Solja Europas Thron. Viermal Gold für Deutschland – das ist ein weiterer EM-Rekord. Je drei Titel hatte es 1962, 1996, 1998 und von 2007-2010 gegeben. Die Gesamtzahl der deutschen Medaillen bei Europameisterschaften erhöht sich damit auf 104. Am Schlusstag gewann Shan Xiaona bei ihrer ersten Silber im Damen-Einzel, Bastian Steger wiederholte seine Bronzemedaille von 2012. Auch Han Ying darf sich über Einzel-Bronze freuen, ebenso wie das Doppel Shan Xiaona/Zhenqi Barthel im Doppel über Silber.

Zuerst legte er ungläubig die Hände auf den Kopf, dann stieg er auf den Tisch, um sich feiern zu lassen und lief im Anschluss zu seiner Verlobten Jenny Mellström auf die Tribüne, um sich den verdienten Sieger-Kuss abzuholen. Der Einzel-Europameister 2013 heißt Dimitrij Ovtcharov. „Ich kann das gar nicht richtig fassen. Das ist nach Olympia der größte Erfolg in meiner Karriere“, sagte der 25-Jährige in der Mixed-Zone und rief: „Heute geht alles auf mich!“ Ovtcharov ist erst der dritte Deutsche nach Jörg Roßkopf (1992) und Timo Boll (2002, 2007, 2008, 2010-2012), der sich Europas Krone aufgesetzt hat. Im Finale besiegte der zweifache Olympia-Dritte von London 2012 den dreifachen Einzel-Europameister Vladimir Samsonov glatt in vier Sätzen. 2007 in Belgrad hatte Ovtcharov schon einmal Einzel-Bronze gewonnen.

Nach langem warten endlich am Ziel: Dima Ovtcharov ist Europameister

Beim russischen Verein und Champions-League-Sieger Fakel Gazprom Orenburg sind sie erfolgreiche Teamkollegen, am Sonntag standen sie sich in einem großen Finale gegenüber. „Das ist ein sehr ergreifender Moment für mich. Vladi war schon das Idol meiner Kindheit. Mit ihm spiele ich seit vier Jahren in der Mannschaft, er ist ein guter Freund. Wir kennen uns in- und auswendig. Heute lief einfach alles wie aus einem Guss“, sagte Ovtcharov. Nur im dritten Satz, als es nach einer 7:1-Führung plötzlich 8:10 stand, habe er etwas Sorge gehabt. Ansonsten dominierte der Deutsche die Partie klar. „Wenn ich gegen Dima gewinnen will muss ich 100 Prozent spielen, das ist mir heute nicht gelungen. Dima hat unheimlich konzentriert gespielt, nicht nur im Finale sondern vom ersten Turniertag an“, sagte Silbermedaillengewinner Samsonov, für den es die insgesamt 15. EM-Medaille seiner Karriere ist.


„Seine Zeit war einfach reif. Dima ist ungeschlagen geblieben, er hat bei diesem Turnier in einer anderen Liga gespielt“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. In der Tat war es eine Demonstration der Stärke des Weltranglisten-Sechsten, der im Einzel-Wettbewerb in sechs Spielen gerade einmal drei Sätze abgab. „Es war klar, dass er bei diesem Turnier nur aus dem eigenen Lager gestoppt werden kann. Der einzige Spieler, der gegen Dima eine Chance hatte, war Basti (Bastian Steger)“, betonte Roßkopf.

 

Den Siegerkuss von Freundin Jenny hat er sich redlich verdient

Im Halbfinale war Ovtcharov gegen Nationalmannschaftskollege Bastian Steger mit 4:2 siegreich geblieben. Bei den deutschen Meisterschaften 2012 in Berlin und Bamberg 2011 hatte Steger das Duell im Finale jeweils für sich entschieden. Auch heute hatte der 32-jährige Olympia-Dritte mit der Mannschaft von London 2012 durchaus Chancen. Den ersten Satz gewann Steger sicher, im zweiten Durchgang stand es 8:7 für Steger, Ovtcharov nahm eine Auszeit und holte sich den Durchgang mit 11:9. „Wenn ich den Satz hole, glaube ich, dass ich gewinne. Dima war anfangs sehr nervös. Das war eine gute Chance, in das EM-Finale einzuziehen. Ich ärgere mich schon darüber. Aber dass ich hier Bronze gewinne, haben vorher die wenigsten gedacht. Das war ein gutes Turnier für mich“, sagte Steger. „Basti hat ein anderes Niveau als die anderen Gegner in den Runden zuvor. Er kennt mich sehr gut, spielt sehr schlau. Das war sehr hart“, hob Ovtcharov hervor.

Das zweite Spiel der Vorschlussrunde entschied Vladimir Samsonov mit 4:2 gegen den Überraschungs-Dritten Panagiotis Gionis für sich. Der griechische Abwehrspieler und gelernte Zahnarzt hatte das Publikum im Multiversum mit Das Spielgerät fliegt enttäuscht in die Tasche: Bastian Steger Traum vom EM-Finale ist ausgeträumtseinem spektakulären Spiel in den Bann gezogen und im Teamwettbewerb mit Griechenland sensationell Silber hinter Deutschland gewonnen.


Shan Xiaona verliert Finale gegen Li Fen in sechs Sätzen

 

Sie hat zwar zwei Finals verloren, aber bei ihrem EM-Debüt drei Medaillen gewonnen. Was die Zahl des Edelmetalls angeht, ist Shan Xiaona mit drei Medaillen die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin bei den diesjährigen Titelkämpfen: Gold mit der Mannschaft, Silber im Doppel (mit Zhenqi Barthel) und Silber im Einzel. Viel zur goldenen fehlte nicht. Im Finale unterlag die amtierende deutsche Einzelmeisterin Li Fen (Schweden) in sechs Sätzen. Zwei Schlüsselmomente entschieden das Finale. Im dritten Satz führte Shan mit 5:1, gab dann allerdings zehn Punkte in Folge ab zum 5:11. Ein weiterer Knackpunkt war der fünfte Satz, den die 30-jährige Penholderspielerin vom Bundesligisten Berlin nach einer 7:4-Führung noch abgab. Shan war nach dem Endspiel untröstlich. „Ich bin sehr traurig. Ich hatte meine Chance“, sagte Shan, die sich zuvor nur eine 30- bis 40-prozentige Chance ausgerechnet hatte. Die beiden Finalistinnen kennen sich gut aus der Bundesliga, die Bilanz war in etwa ausgeglichen, den letzten Vergleich zwischen Shan (ehemals Kroppach, jetzt Berlin) und Li (ehemals Saarlouis-Fraulauter, jetzt Ströck/Österreich) hatte „Nana“ sogar für sich entschieden. „Ich habe ganz gut gespielt, leider hat es nicht gereicht. Jetzt bin ich einfach nur müde“, sagte Shan, die als einzige Spielerin am Sonntag drei Partien zu bestreiten hatte, Halbfinale und Finale im Einzel und das Doppel-Finale.

Mannschaftsarzt Dr. Antonius Kass war einer der ersten, der Shan Xiaona Trost spendete

Im internen Halbfinale hatte sie zuvor die bis dato während der EM ungeschlagenen Han Ying mit 4:1 die Oberhand behalten. „Sie kennt mich so gut, wir trainieren fast täglich. Sie kennt meine Schnittwechsel und kann mit ihren kurzen Noppen gut agieren“, erklärte Han. „Für mich ist das eine Motivation, noch mehr zu trainieren und besser zu werden. Ich bin aber glücklich über das, was ich hier erreicht habe.“ Eine Bronzemedaille im Doppel und der Titel mit der Mannschaft, an dem die Abwehrspielerin maßgeblichen Anteil hatte. Han, seit Sommer im B-Kader, lebt in Düsseldorf und trainiert dort im Deutschen Tischtennis-Zentrum.


Winter/Solja: German-Open-Sieger, Deutsche Meister und jetzt auch Europameister

 

German-Open-Sieger 2012, Deutsche Meister 2013 und jetzt Europameister – Sabine Winter und Petrissa Solja waren in Schwechat nicht zu schlagen und sind seit heute auf dem Kontinent die Nummer eins. Im ersten deutschen Damen-Doppel-Finale bei einer EM überhaupt bezwang das junge Duo seine Nationalteamkolleginnen Shan Xiaona/Zhenqi Barthel in sechs Sätzen – und nach einem 0:2-Rückstand. „Das toppt einfach alles“, sagte eine strahlende

Stolz über ihren Titel: Sabine Winter und Petrissa Solja

Sabine Winter. „Wir wussten, dass es schwer wird, haben aber an unsere Chance geglaubt.“ Für Petrissa Solja, die bei Linz AG Froschberg spielt und in Linz wohnt, war die EM fast ein Heimspiel. „Es ist schön, gerade hier den Titel gewonnen zu haben“, sagte Solja.

Für die Beteiligten war das Endspiel eine Art Déjà-vu-Erlebnis. Die Partie hatte es im März im Finale der Deutschen Meisterschaften schon einmal gegeben, damals hatten Shan/Barthel mit 2:0 geführt, ehe Winter/Solja die Partie drehten. Im Multiversum spielten sich am Sonntag ähnliche Szenen ab. Shan/Barthel erarbeiteten sich einen 2:0-Vorsprung, doch dann drehten Winter/Solja auf, fighteten sich zurück in das Match und lagen sich nach dem Matchball in den Armen. „Das war wie in Bamberg, wir haben nicht den besten Start erwischt, lagen 0:2 und 3:6 hinten. Wir sind aber ruhig geblieben und haben an unsere Stärken geglaubt“, sagte Winter. Schon im Halbfinale gegen Dvorak/Shen (Spanien) hatten die 19-jährige Solja und die 20-jährige Winter einen 1:3-Rückstand in einen 4:3-Sieg umgemünzt und keine Nerven gezeigt. „Sabine und Peti haben ganz toll gespielt, wenn der Ballwechsel einmal lief, hatten wir eigentlich keine Chance“, erkannte Shan Xiaona neidlos an. Für Shans Doppelpartnerin, die deutsche Einzel-Meisterin von 2011 und 2006,

Zwei mit Zukunft: Die Europameister Solja/Winter

Zhenqi Barthel, war es nach Bronze 2009 in Stuttgart die zweite EM-Medaille im Doppel.

Gefragt zu einer Europameister-Feier sagte Petrissa Solja: „Da müssen wir erst einmal einen Plan aufstellen.“ Doppelpartnerin Sabine Winter sprang ihr gleich zur Seite: „Eine Feier werden wir schon irgendwie auf die Reihe kriegen.“


„Wir haben EM-Geschichte geschrieben“


Nach zehn Tagen Europameisterschaften in Schwechat, acht Medaillen und davon viermal Gold in sechs Wettbewerben fiel das Fazit des DTTB_Sportdirektors entsprechend aus: "Wir haben Rekorde aufgestellt und EM-Geschichte geschrieben. Der Erfolg ist aber kein Zufall", erklärte Dirk Schimmelpfennig. "Die überragende EM bestärkt uns beim Angriff auf die Konkurrenz aus China und Asien. Die Resultate geben uns auch einen Schub Richtung Olympia in Rio", sagte Schimmelpfennig.

 

Halbfinals und Finals am Sonntag

Herren-Einzel

Finale

Ovtcharov – Samsonov 4:0 (4,7,10,8)


Halbfinale

Ovtcharov – Steger 4:2 (-7,9,8,7,-7,8)

Samsonov – Gionis 4:2 (4,9,-10,8,-7,8)


Damen-Einzel

Finale

Shan Xiaona - Li Fen 2:4 (9,-4,-5, 10,-9,-6)

Halbfinale

Shan Xiaona – Han Ying 4:1 (10,5,8,-7,6)

Li Fen – Fu Yu 4:2 (9,8,8,-9,-7,5)


Damen-Doppel

Finale

Solja/Winter – Shan/Barthel 4:2 (10,9,-4,-10,9,6)


Herren-Doppel

Finale

Gardos/Habesohn – Tan Ruiwu/Wang Zeng Yi 1:4 (-6,-11,8,-8,-8)

 

Alle EM-Medaillengewinner

Li Fen aus Schweden ist neue Europameisterin

Herren-Einzel

Gold: Dimitrij Ovtcharov

Silber: Vladimir Samsonov (BLR)

Bronze: Bastian Steger und Panagiotis Gionis (GRE)


Herren-Doppel

Gold: Tan Ruiwu/Wang Zeng Yi (CRO/POL)

Silber: Robert Gardos/Daniel Habesohn (AUT)

Bronze: He Zhi Wen/Carlos Machado (ESP) und Tiago Apolonia/Joao Monteiro (POR)


Damen-Einzel

Gold: Li Fen (SWE)

Silber: Shan Xiaona

Bronze: Han Ying und Fu Yu (POR)


Damen-Doppel

Gold: Sabine Winter/Petrissa Solja

Silber: Shan Xiaona/Zhenqi Barthel

Bronze: Sara Ramirez/Shen Yanfei (ESP) und Galia Dvorak/Matilda Ekholm (ESP/SWE)


Herren-Mannschaft

Gold: Deutschland

Silber: Griechenland

Bronze: Russland und Weißrussland


Damen-Mannschaft

Gold: Deutschland

Silber: Rumänien

Bronze: Tschechien und Russland

 

Aktuelle Videos


Die WM-Doku "Durban" - jetzt auf YouTube verfügbar


Kontakt

Deutscher Tischtennis-Bund
Hauptsponsoren
weitere Artikel aus der Rubrik
Tischtennis-EM 2013 Schwechat 15.10.2013

Das Europameister-Doppel trennen 740 Kilometer

Sie trainieren selten zusammen Doppel, aber wenn es darauf ankommt, verstehen sie sich blind ? und ergänzen sich taktisch perfekt. Sabine Winter (21) und die zwei Jahre jüngere Petrissa Solja sind seit Sonntag auch offiziell das beste Doppel des Kontinents. Die Europameisterinnen freuen sich schon auf die Ankündigung als solche durch den Hallensprecher bei den German Open in Berlin Mitte November, wo sie auch noch Titelverteidigerinnen sind. Dort möchten sie sich vor allem mit Asiens Assen messen.
weiterlesen...
Tischtennis-EM 2013 Schwechat 14.10.2013

Schreckmoment für den Europameister: Pokal im Bus vergessen / Kurze Nacht für Europas Asse

Wie verlief der Abend für die deutschen Asse nach dem EM-Triumph? Warum fürchtete Dimitrij Ovtcharov um seine Siegertrophäe? Wie verbringt Doppel-Europameisterin Petrissa Solja die kommenden Tage und wo kommt Sabine Winters Goldmedaille hin?
weiterlesen...
Tischtennis-EM 2013 Schwechat 14.10.2013

Pressespiegel: Küsschen für den Star, Doppel-Gold für die Youngsters mit Zopf

"Kuss&Gold: Dimi ist der Star von Europa" und "Teenie-Duo packt die Chance am Zopf" - das sind zwei der Schlagzeilen in den Medien nach dem so erfolgreichen EM-Schlusswochenende aus deutscher Sicht.
weiterlesen...
Tischtennis-EM 2013 Schwechat 13.10.2013

Der Finaltag: Gemeinsames Frühstück von Han und Shan, neuer Einspielpartner, Almdudler für Steger, Österreicher spielt Ovtcharov warm

Beim Finaltag der Europameisterschaften in Schwechat gibt es heute drei Endspiele mit deutscher Beteiligung. Neben dem Finale im Damen-Doppel zwischen Petrissa Solja/Sabine Winter und Shan Xiaona/Zhenqi Barthel finden zwei "interne" Halbfinals statt. Um 13 Uhr spielen Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger um den Finaleinzug, bereits um 10 Uhr am Morgen kämpfen Shan Xiaona und Han Ying bei ihrer ersten EM um die Endspielteilnahme bei den Damen.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum