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Patrick Franziska steht im Finale (Foto: WTT)
Der Saarbrücker bezwingt Jang Woojin 4:3 und fordert im Finale den Weltranglistenersten Wang Chuqin heraus

Saudi Smash: Patrick Franziska steht nach spektakulärem 4:3-Krimi im Finale!

MS 10.05.2024

Dschidda. Patrick Franziska spielt beim Saudi Smash um Gold! Der 31 Jahre alte Saarbrücker bezwang in Dschidda in einem dramatischen Siebensatz-Halbfinale den Südkoreaner Jang Woojin und feiert mit dem Einzug in das Endspiel der mit 2 Millionen Dollar dotierten Grand-Smash-Premiere in Saudi-Arabien den bislang größten Erfolge seiner Karriere. Im Finale am Samstag um 14 Uhr fordert der 31-Jährige den Weltranglistenersten Wang Chuqin (China) heraus, der sich ebenfalls in sieben Sätzen gegen seinen Landsmann Lin Shidong durchsetzte. Der Livestream des Finaltages kann beim kostenpflichtigen Anbieter DYN verfolgt werden.

Patrick Franziska: "Der bisher größte Erfolg meiner Karriere"

Erst schlug er ungläubig die Hände vor das Gesicht und verharrte in der Hocke, wenige Momente später herzte Patrick Franziska mit weit offenen Armen erst die Welt und dann Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf. Der Überraschungsfinalist des Saudi Smash ließ sich von seinen Fans in der King Abdullah Sports City in Dschidda zu Recht für ein dramatisches Siebensatz-Schauspiel feiern, das in dem Saarbrücker trotz des knappen Ausgangs einen verdienten Sieger fand.

Denn Franziska, der als erster Deutscher das Endspiel eines Grand Smash erreicht, erarbeitete sich über die gesamte Distanz der ausgeglichenen Partie mit absolutem Weltklassetischtennis die zwingenderen Chancen als sein Gegenüber. Franziska sagte nach seinem Triumph strahlend: "Ich habe sehr gut gespielt und es gab sogar einen kurzen Moment beim Stand von 2:1, wo ich glaubte, vielleicht die 3:1-Führung schaffen zu können. Doch gegen Jang hat man nie die volle Kontrolle über das Spiel. Er ist einer der besten und schnellsten Spieler der Welt, er kann jedes Match zu jedem Zeitpunkt noch drehen. Ich habe es gut geschafft, die Höhen und Tiefen wegzustecken, die in einem solchen mittlerweile ja für uns ungewohnten Siebensatzspiel fast automatisch bei beiden Spielern kommen. Außerdem habe ich sehr viel Vertrauen zu meinem Spiel und zu meiner Rückhand, die am Ende ja auch wieder sehr gut funktioniert hat."

Die Einstufung seines Erfolgs fällt Franziska nicht schwer: Ich bin glücklich, im Finale eines so hochkarätig besetzten Turniers zu stehen. Das ist das bisher beste Ergebnis meiner Laufbahn. Ich werde aber auch morgen gegen Wang Chuqin alles geben und gehe in das Finale, um es zu gewinnen."

Franziska dreht im Entscheidungssatz einen 5:8-Rückstand 

Schon vor dem ersten Ballwechsel hatten alle Zeichen auf einen Halbfinalkrimi hingedeutet. Der 28 Jahre alte Weltranglisten-20. Jang Woojin hatte im Turnierverlauf Olympiasieger Ma Long (China) und den Weltranglistenfünften Felix Lebrun (Frankreich) aus dem Titelrennen befördert. Patrick Franziska hatte mit seiner erfolgreichen Aufholjagd gegen Weltmeister Fan Zhendong (China) und Europameister Dang Qiu für Favoritenstürze gesorgt. Bei einer 2:2-Bilanz wies vor dem fünften Duell auch die Statistik keinerlei Vorteile für einen der beiden Kontrahenten aus. 

Gleich zu Beginn des Spiels übernahm Patrick Franziska wie aus einem Guss beginnend die Initiative, ging schnell mit 5:2 in Führung. Doch Jang steigerte sich ab Mitte des Satzes und sicherte sich mit 11:8 den ersten Durchgang. Der in fantastischer Form und voller Selbstvertrauen spielende Franziska ließ sich davon jedoch in keiner Weise beeindrucken. Mit 11:6 holte sich der gebürtige Odenwälder in dominanter Manier den Satzausgleich und Minuten später mit 11:5 sogar die 2:1-Satzführung. Eine Vorentscheidung war dies aber noch lange nicht. Zwar lag Franziska auch im vierten Durchgang erneut mit 6:3 vorne, doch wie zum Auftakt des Spiels kämpfte sich der 28 Jahre alte Asiate zurück ins Match und überließ Franziska beim 11:7 nur noch einen einzigen Punktgewinn. Doch auch diesen Rückschlag steckte der Spitzenspieler des Champions-League-Siegers 1. FC Saarbrücken-TT weg und verbuchte mit 11:9 den fünften Satz für sich. Allerdings musste Franziska nach einem 8:3-Vorsprung noch einen kritischen Moment überstehen, als der Südkoreaner bis auf 9:10 verkürzte.

Nach dem erneuten Satzausgleich Jangs mit 11:5 wurde der anschließende Entscheidungssatz zu einer Nervenschlacht auf spielerischem Weltklasseniveau. Einen 4:5-Rückstand wandelte Jang zunächst mit einer sehenswerten Vierpunkteserie in eine 8:5-Führung um. Doch als der Südkoreaner das Endspiel bereits vor Augen hatte, ließ Franziska in unwiderstehlicher Manier mit spektakulären Rückhand- und Vorhandschlägen keinen einzigen Zähler seines Gegenübers mehr zu und zog mit 11:8 in das Finale ein.

Patrick Franziska: "Auch im Finale an meine Chance glauben"

Im zweiten Vorschlussrundenspiel besiegte der Weltranglistenerste Wang Chuqin (China) nach einem 0:2-Satzrückstand seinen Landsmann, U19-Weltmeister Lin Shidong (beide China), der in der zweiten Runde zwei Matchbälle gegen Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) hatte abwehren müssen. Wang Chuqin, der am morgigen Finaltag seinen 24. Geburtstag feiert, gewann im März bereits den ersten Grand Smash des Jahres in Singapur.

Patrick Franziska gefällt sich in der Rolle des Herausforderers gegen Chinas Superstar: "Man sieht, wie enge die Spiele bei einem solchen Turnier sind. In der ersten Runde gegen Lind war ich fast draußen, gegen Fan Zhendong hatte ich zwei Matchbälle gegen mich, heute lag ich 5:8 zurück. Man muss einfach immer an seine Chance glauben und um jeden einzelnen Punkt kämpfen. Das werde ich auch morgen im Finale wieder tun." Gegen Wang Chuqin hat Franziska zuvor noch nie gespielt: "Es ist für uns beide das erste Mal. Das ist sicherlich auch für ihn nicht ganz angenehm."

Im Endspiel des Damen-Einzels stehen sich Weltmeisterin Sun Yingsha und Olympiasiegerin Chen Meng (beide China) gegenüber. Die Titel in den drei Doppel-Wettbewerben gingen an das Reich der Mitte: Die Gewinner sind Ma Long/Wang Chuqin (Herren-Doppel), Chen Meng/Wang Manyu (Damen-Doppel) und Wang Chuqin/Sun Yingsha (Mixed).

Grand-Smash-Finaleinzug einer der größten Erfolge in Franziskas Karriere

Für Patrick Franziska ist der Einzug in das Halbfinale des Grand Smash die bisher erfolgreichste Station seiner Einzelkarriere. Der 31-Jährige, der 2018 EM-Dritter wurde und 2021 das kontinentale Ranglistenturnier Europe Top 16 gewann, hatte bereits vor zwei Jahren beim WTT Champions Budapest den dritten Rang bekleidet.

In Dschidda untermauerte der Rechtshänder mit dem brachialen Rückhandtopspin einmal mehr eindrucksvoll seinen Ruf als Chinesen-Schreck. Franziska gebührt das Privileg, als einziger Nichtchinese Erfolge über die „großen Drei des letzten Jahrzehnts“ erzielt zu haben: Einmal gegen den mittlerweile nicht mehr aktiven Xu Xin, je zweimal gegen Weltmeister Fan Zhendong und den als "besten Spieler aller Zeiten" apostrophierten Olympiasieger Ma Long.

Franziska ab nächsten Dienstag erstmals unter den Top Ten

Dank seines mit den Erfolgen über den Dänen Anders Lind, den Spanier Alvaro Robles, Weltmeister Fan Zhendong (China), den Weltranglistenzehnten Dang Qiu (Düsseldorf) und Jang Woojin in Dschidda erreichten Finaleinzugs klettert Patrick Franziska unabhängig vom Ausgang des Endspiels in der nächsten Woche die Weltranglistenleiter steil empor. Aktuell noch auf Platz 16 notiert, wird sich der Saarbrücker mit mindestens 1400 gewonnenen Punkten beim Erscheinen der neuen Notierung am Dienstag erstmals in seiner Laufbahn unter den Top Ten wiederfinden und bester Deutscher im Ranking sein. Seine bisherige Bestmarke lautet Position 11 und stammt aus dem Jahr 2022.

Die Ergebnisse am Freitag, 10. Mai

Herren-Einzel, Halbfinale
Patrick Franziska GER - Jang Woojin KOR 4:3 (-8,6,5,-7,9,-5,8)
Wang Chuqin CHN - Lin Shidong CHN 4:3 (-8,-8,8,9,4,-7,6)

Damen-Einzel, Halbfinale
Shun Yingsha CHN - Wang Yidi CHN 4:1 (4,7,-13,9,9)
Chen Meng CHN - Hina Hayata JPN 4:0 (9,5,10,7)

Herren-Doppel, Finale
Ma Long/Wang Chuqin CHN - Hiroto Shinozuka/Shunsuke Togami JPN 3:0 (6,5,9)

Damen-Doppel, Finale
Chen Meng/Wang Manyu CHN - Shin Yubin/Jron Jihee KOR 3:0 (6,6,10)

Die Speiel am Samstag, 11. Mai

Herren-Einzel, Finale
Patrick Franziska GER - Wang Chuqin CHN 14 Uhr

Damen-Einzel, Finale
Sun Yingsha CHN - Chen Meng CHN 13 Uhr

Livestreaming und Ergebnisse

Infos, Auslosungen und Ergebnisse zum WTT Saudi Smash in Dschidda

Zum Livestreaming auf YouTube (Tische 2 und 3)

Livestreaming beim kostenpflichtigen Anbieter DYN (4. bis 11. Mai, Hauptturnier)

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Saudi Smash (1. bis 11. Mai)

Herren
Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT) Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau). Qualifikation: Yuan Wan (TTC Weinheim)
Trainer
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapie
Annette Zischka (OSP Hessen)
Videoanalyse
Sascha Nimtz (IAT Leipzig)
Schiedsrichter
Nico Zorn (Bremen)

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