Gangwon. DTTJ-Juniorteamerin Katharina Heim und BFDler Philipp Wohlfart waren Teilnehmer des academy camps 2024 der Deutschen Sportjugend (dsj), das seit 2010 anlässlich der Youth Olympic Games (YOG) veranstaltet wird und sich an junge, im Sport ehrenamtlich engagierte Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren richtet. Ausgetragen wurde es 2024 im Rahmen der Winterspiele in Gangwon in Südkorea. Katharina Heim und Philipp Wohlfart haben ihre Eindrücke zusammengefasst.
Ziel des academy camps ist eine Bestärkung im Engagement und eine Weiterqualifizierung. Für diese Maßnahme hatten sich weit mehr Interessierte beworben als Plätze zur Verfügung standen. Wir hatten das große Glück, ausgewählt worden zu sein und so mit 28 anderen jungen Engagierten und einem vierköpfigem Leitungsteam nach Südkorea fliegen zu dürfen.
Besuch der Wettkämpfe, spannende Diskussion
Auf dem vielfältigen Programm standen – natürlich – die Wettkampfbesuche. Insgesamt fünf Sportarten schauten wir uns vor Ort an: Skispringen, Curling, Short Track, Rodeln und Biathlon. Leider konnten wir vor Ort keine deutsche Medaille bejubeln. Abseits der Wettkämpfe setzten wir uns in verschiedenen Workshops u. a. mit der Zukunft der Olympischen (Jugend-)Spiele, deren Nachhaltigkeit, Chancen, Gefahren und ehrenamtlichen Engagement im Sport auseinander. Zudem kamen wir im Gangwon mit Vertretern aus der Sportwelt ins Gespräch. Spannende Diskussionsrunden ergaben sich u.a. mit Stefan Raid (dsj-Vorsitzender), Torsten Burmester (Vorstandsvorsitzender DOSB), Christian Klaue (Director Corporate Communications and Public Affairs des Internationalen Olympischen Komitees und den beiden Ex-Spitzensportlern Vanessa Hinz (Biathlon) und Sascha Benecken (Rodeln).
„Es ist ok, auch mal nein zu sagen“
Gerade Benecken gab unserer Gruppe einen sehr gut gemeinten Rat. Als Ehrenamtler neige man häufig dazu, sich viele Dinge aufzuladen. Man müsse aufpassen, dass es nicht zu viel werde. „Auch im Ehrenamt ist es ok, ab und zu mal nein zu sagen“, so der olympische Silbmedaillengewinner im Rodeln. Einen Spontanvortrag legte ein Olympiasieger von 1988 hin: Sergej Bubka kam zufällig während des Gesprächs mit Christian Klaue vorbei. Der Stabhochspringer Bubka ermutigte uns, „immer nach etwas Höherem zu streben“ und sich nicht auf dem bisher Erreichten auszuruhen. Das habe sich auch in Bubkas Karriere ausgezahlt. Hätte er sich vorzeitig zufriedengegeben, so hätte er nicht als erster Mensch die magische Höhe von sechs Metern übersprungen.
Zwischen Weltpolitik und Karaoke-Bar
Nach spannenden Tagen in Gangwon verbrachten wir die letzte Woche unseres Aufenthalts in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Hier stand unter anderem ein dreitägiger Austausch mit koreanischen Studierenden auf dem Programm. Wir vertieften unsere bereits erworbenen Kenntnisse rund um die koreanische Etikette und lernten einiges über das Leben der Studentinnen und Studenten in Korea. Themen wie Mental Health und Gender Equality wurden gemeinsam diskutiert. Nach den Workshops hatten wir die Möglichkeit, gemeinsam mit den Studierenden die koreanische Alltagskultur bei traditionellem Essen, einem Tempelbesuch und beim Karaoke zu erleben.
So folgten zum Abschluss der Reise noch einmal einige Highlights. Wir besuchten u.a. auch die demilitarisierte Zone an der Grenze zwischen Süd- und
Nordkorea. Hier erhielten wir einen tiefen und eindrucksvollen Einblick in den äußerst komplexen Konflikt zwischen beiden Ländern, indem wir unter anderem durch den ehemals geheimen, sogenannten 3. Angriffstunnel geführt wurden, den Nordkorea einst baute, um eine mögliche Invasion in Südkorea vorzubereiten.
Begegnung auf Diplomatischem Parkett
Anschließend waren wir abends in die Residenz des deutschen Botschafters in Seoul eingeladen. Bei spannenden Gesprächen bekamen wir einen Einblick in die Arbeit des Auswärtigen Amtes in Korea und bekamen auch die Möglichkeit, dem Botschafter selbst und weiteren deutschen Diplomaten und Diplomatinnen
von unseren Erfahrungen und unserer Arbeit im Ehrenamt zu berichten. An unserem vermeintlich letzten Tag besuchten wir die Sportuniversität (Korean National Sports University). Dort bekamen wir in einem Vortrag einen Einblick in das südkoreanische Sportsystem und eine Führung durch die Sportanlagen des Campus. Am Ende musste unser Aufenthalt dann sogar noch um zwei Tage verlängert werden, weil unser Flieger wegen eines Streiks in Deutschland zunächst nicht in Richtung Heimat abheben konnte. Mit jeder Menge neuen Eindrücken, Erlebnissen und vor allem auch gestärkter Motivation für unser weiteres Engagement im Ehrenamt sind wir am Ende aber doch wohlbehalten in Frankfurt gelandet.
Bon Voyage, Ole Kaspers
Einmal im Leben an Olympischen Spielen teilnehmen – wir konnten uns diesen Traum wohl eines jeden Sportlers Dank des academy camps der Deutschen Sportjugend zumindest aus der Zuschauerperspektive, ergänzt um einige etwas tiefere Einblicke, jetzt erfüllen. Wir übergeben nun den olympischen Staffelstab an Ole Kaspers. Er ist als einziger Tischtennispieler Teil des Deutsch-Französischen Olympischen Jugendlagers 2024, welches vom 24. Juli bis 7. August in Paris stattfindet. Wir wünschen ihm „Bon Voyage!“ und viele
ebenso spannende Erlebnisse und Begegnungen, wie wir sie hatten.