Chengdu. Die China Open 2017 haben ihr deutsches Finale: Am Sonntag um 9.45 Uhr deutscher Zeit spielen Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll um den Titel im Herren-Einzel. Das Top-Duo des DTTB setzte sich heute mit bemerkenswerten Leistungen im Halbfinale gegen Wong Chun Ting (Hongkong) und Japans 13 Jahre altes Wunderkind Tomokazu Harimoto durch. Im Endspiel des Damen-Einzels trifft am Sonntag Weltmeisterin Ding Ning auf den 16-jährigen Shooting Star Sun Yingsha.
Deutsches Finale: "Möge der bessere gewinnen"
Dem finalen Duell um den Titel sowie um die Siegprämien in Höhe von 25.000 Dollar für den Sieger und 12.600 Dollar für den Zweitplatzierten sieht Dimitrij Ovtcharov gelassen entgegen und schmunzelt: "Das ist schon cool, morgen in China ein deutsches Finale gegen Timo zu haben. Da freuen wir uns drauf. Möge der Bessere gewinnen." Boll meint vor dem Aufeinandertreffen der beiden deutschen Top-Ten-Spieler: "Es ist immer schwer gegen Dima. Vor einem Monat im Champions-League-Finale zwischen Düsseldorf und Orenburg hat er knapp gewonnen. Aber es war ein tolles Spiel. Es wäre schön, morgen noch einmal eine ähnliche Leistung abrufen zu können."
Timo Boll konnte die China Open im Jahr 2006 in Guangzhou mit einem Finalsieg über Wang Liqin bereits einmal für sich entscheiden, übrigens als letzter Ausländer bisher. Für Dimitrij Ovtcharov wäre es der erste Erfolg bei dem im Jahr 2017 mit 220.000 Dollar dotierten Platinum Event der World Tour. Insgesamt konnte Boll auf der Tour bereits 19 Titel sammen, Ovtcharov bisher sechs. Das letzte deutsche Finale hatte es vor wenigen Wochen bei den Korea Open gegeben, als sich Timo Boll gegen Patrick Franziska durchsetzte.
Dimitrij Ovtcharov: "Zwei brutal schwere Spiele"
"Das waren zwei brutal schwere Spiele heute, die beide auf des Messers Schneide standen. Aber ich steigere mich von Runde zu Runde", freute sich Dimitrij Ovtcharov über einen für ihn glanzvollen Tag in Chengdu. Der Europameister von 2013 und 2015 besiegte in der Vorschlussrunde den in der Weltrangliste zwei Plätze hinter ihm auf Platz sieben notierten Hongkong-Chinesen Wong Chun Ting mit 4:2 und überzeugte nach einem 1:2-Rückstand vor allem in den letzten drei Durchgängen durch agressives, variables Tischtennis. Ovtcharov: "Das war ein schweres Match, in dem ich wieder zurückgelegen habe. Danach habe ich aber etwas mehr riskiert, variabler gespielt, gut serviert und einen starken und inzwischen in den Top etablierten Spieler geschlagen. Das gibt mir weiteres Selbstvertrauen."
Zuvor war im Viertelfinale das Duell zwischen Ovtcharov und dem Japaner Yuya Oshima wie bei den India Open vor wenigen Wochen über die volle Distanz von sieben Sätzen gegangen. Auch diesmal hatte der Wahl-Düsseldorfer mit 11:6 im Entscheidungssatz das bessere Ende für sich und konnte in der Head-to-Head-Bilanz zum 2:2 ausgleichen. Ovtcharov: "Oshima ist ein wirklich unangenehmer Gegner für mich, gegen den ich vor dem Match eine 1:2-Bilanz hatte. Heute war es wieder ganz knapp, aber ich hatte schon im ersten Satz ein paar Chancen und habe im sechsten zwei Matchbälle liegen lassen. Zum Glück bin ich ruhig geblieben und habe am Ende auch verdient gewonnen, denke ich."
Timo Boll: "Ruhig bleiben, das war der Schlüssel"
Nach einem klaren 4:0 am Vormittag gegen den Südkoreaner Kim Donghyun besiegte der 36 Jahre alte Timo Boll im Match um den Finaleinzug Japans 23 Jahre jüngeres Wunderkind Tomokazu Harimoto in fünf Sätzen. Nach dem ersten Durchgang stellte sich der beeindruckend auftrumpfende Weltranglisten-Achte besser auf das Powertischtennis des hochbegabten Teenagers ein und brachte sein Gegenüber immer wieder vor allem mit variablen Rotationen und Platzierungen in Verlegenheit. Die Vorentscheidung brachte Satz vier, den sich der Rekordeuropameister nach 1:8-Rückstand noch holte und mit 3:1 in Führung ging, Durchgang vier wurde dann zur klaren Angelegenheit. Boll atmete nach dem Sieg erleichtert auf: "Das war nicht einfach. Aber ich bin immer ruhig geblieben, auch bei hohen Rückständen. Das war der Schlüssel. Und man darf sich nicht von seinem Alter verrückt machen lassen. Er macht schon eine Menge Druck und er ist athletisch schon sehr weit für sein Alter! Da war ich mit 13 Jahren weit von entfernt!"
Der in der Welt derzeit noch an Position 39 notierte WM-Viertelfinalist Harimoto hatte mit Siegen über die Nummern zwölf und neun der Weltrangliste das Halbfinale der China Open erreicht: In Runde eins stürzte er mit 4:3 Weißrusslands Denkmal Vladimir Samsonov, am Vormittag im Viertelfinale fegte er seinen prominenten Landsmann Koki Niwa mit 4:0 vom Tisch. Sein für gestern Abend angesetztes Match gegen Xu Xin gewann der Jugend-Weltmeister kampflos, da der Chinese ohne Angabe von Gründen ebenso wie seine Nationalmannschaftskollegen Ma Long und Xu Xin nicht im Achtelfinale antrat.
Aufstand von Chinas Stars ein Politikum
Hintergrund des Nichtantretens ist allem Anschein nach ein ungewöhnlicher Akt der Solidarisierung für ihren erst kürzlich im Rahmen einer Trainerstrukturreform als Cheftrainer ausgeschiedenen Ziehvater Liu Guoliang, der nun das Amt eines Vizepräsidenten im chinesischen Verband CTTA bekleidet. Die Aktion der Sportler, in ihrer Heimat allesamt absolute Superstars und ständig im Blickpunkt der Öffentlichkeit, ist beherrschendes Thema in den chinesischen Medien und ein Politikum. Erste Posts von Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo mit der Erklärung "At this moment we have no desire to fight……all because we miss you Liu Guoliang!" wurden inzwischen gelöscht. Chinas nationale Sportadministration hatte noch gestern Abend die Aktion verurteilt und verlangt von der CTTA eine genaue Untersuchung des Vorfalls sowie ein strenges Durchgreifen.
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Alle Ergebnisse mit deutscher Beteiligung
DIE ERGEBNISSE AM SAMSTAG (24. Juni)
Herren-Einzel
Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov - Wong Chun Ting HKG 4:2 (-6,8,-7,9,5,8)
Timo Boll - Tomokazu Harimoto JPN 4:1 (-6,9,8,10,5)
Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov - Yuya Oshima JPN 4:3 (-10,7,-6,8,9,-13,6)
Timo Boll - Kim Donghyun KOR 4:0 (8,7,1,7)
Damen-Einzel
Halbfinale
Ding Ning CHN - Chen Meng CHN 4:2 (-8,2,-6,7,4,9)
Sun Yingsha CHN - Liu Shiwen CHN 4:0 (11,8,6,10)
DIE SPIELE AM SONNTAG (25. Juni)
Herren-Einzel
Finale
09.45 Uhr: Dimitrij Ovtcharov - Timo Boll
Damen-Einzel
Finale
09.00 Uhr: Ding Ning CHN - Sun Yingsha CHN
Herren-Doppel
Finale
08.30 Uhr: Tomokazu Harimoto/Yuto Kizukuri JPN - Jin Ueda/Maharu Yoshimura JPN
Damen-Doppel
Finale
08.00 Uhr: Ding Ning/Liu Shiwen CHN - Chen Meng/Zhu Yuling CHN
Alle Ergebnisse mit deutscher Beteiligung
DAS DTTB-AUFGEBOT BEI DEN DEN CHINA OPEN (20. bis 25. Juni)
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland), Wang Xi (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Damen: Han Ying (Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside)