Hannover. Er holte Länderspiele und Pokalfinals nach Hannover und präsentierte dem sportbegeisterten Publikum in Niedersachsens Landeshauptstadt die Stars der Tischtennis-Szene: ab den 1980er-Jahren zunächst Jörg Roßkopf, Steffen Fetzner, Nicole Struse, Olga Nemes und Co, später auch Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov. So festigte sich über mehr als drei umtriebige Jahrzehnte sein Spitzname als "Mister Tischtennis" von Hannover. Im Alter von 80 Jahren ist in der vergangenen Woche Uwe Rehbein nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Deutscher Tischtennis-Bund und Tischtennis Marketing Gesellschaft trauern mit seiner Frau Laila, den Töchtern Jaana und Tina und der gesamten Familie. "Ich habe Uwe Rehbein als Macher, den Mr. Tischtennis, bei Helga Hannover kennengelernt. Noch vor zwei Jahren hat er das Pokalfinale der Damen-Bundesliga mit seinem Team ausgerichtet. Er war eine ganz besondere Persönlichkeit", sagt die für den Leistungssport zuständige DTTB-Vizepräsidentin Heike Ahlert.
Das Europaliga-Spiel zwischen Deutschland und Polen (5:2 für Roßkopf, Fetzner, Nemes, Nolten) war 1987 Rehbeins Einstand in die Berufung als Durchführer von Tischtennis-Highlights. Das Final Four der Damen, dass er aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums seines Klubs TTC Helga Hannover 2022 in der Sporthalle Hannover-Misburg organisierte, sollte sein letztes Event gewesen sein. Rehbein war der Macher und Motor, aber nie ein Einzelkämpfer. Nicht selten waren neben dem TTC Helga auch viele helfende Hände von SG Misburg und Badenstedter SC mit am Werk. Nur eines blieb dem, der alles organisieren konnte, nicht vergönnt: Nationale Deutsche Meisterschaften der Damen und Herren in seiner Heimatstadt durchführen zu dürfen. Vier Mal waren sie in den 1970er- und 80er-Jahren in Hannover gewesen, aber nicht unter seiner Leitung.
Mehrfach in den vergangenen zehn Jahren hatte der ehemalige Inhaber der Werksvertretung einer Küchengerätefirma seinen Rücktritt von der Turnierszene angekündigt, „immer wieder ließ sich der ewig Ehrenamtliche zum Weitermachen überreden“, wie die Neue Presse in ihrem Nachruf beschreibt. Vielleicht war es eher seine eigene Familie, die er davon überzeugen musste, dass er seinen Dauereinsatz doch wieder verlängern würde.
Herzblut und Enthusiasmus, hohe Kompetenz und immense Eigenleistung
Herzblut und Enthusiasmus, hohe Kompetenz, immense Eigenleistung sowie ein riesiges Netzwerk unter Mitstreitern und potenziellen Förderern und Sponsoren haben Uwe Rehbeins Schaffen ausgezeichnet. Zwei Veranstaltungen, deren Plakate einen festen Platz in seinem Büro hatten, wie er immer erzählt und oft gezeigt hat, blieben ihm unvergessen: das Europaliga-Superdivisions-Finale 1991 mit dem 5:2-Sieg Deutschlands gegen die großen Schweden der damaligen Zeit. Und das Cup-and-Concert-Spektakel zum Herren-Pokalfinale mit Timo Boll und Sänger Adel Tawil, als die rund 5.000 Zuschauer kurz nach Rehbeins 65. Geburtstag „Happy birthday“ für ihn anstimmten. „Natürlich ist das eine Menge Arbeit mit zehntausenden Stunden in der Freizeit gewesen“, gab er zu. „Aber ich habe so viel zurückbekommen vom Tischtennissport, von den Spielern, von den Funktionären und den Helfern, dass ich keine Sekunde vermissen muss.“
68 Jahre gehörte Rehbein dem TTC Helga an. Mit elf Jahren setzte er erstmals den Fuß in die Halle, sein älterer Bruder Bert hatte ihn zum Training mitgenommen. Das Feuer war schnell entfacht. Zunächst als Spieler, später als langjähriger Vorsitzender und auch Manager vom Ende der 1980er-Jahre bis 2000, als Helga Hannover in der 1. und 2. Bundesliga spielte. Ganz in seinem Sinne bittet Rehbeins Familie statt Blumen und Kränzen um eine Spende für die Jugendförderung des TTC Helga unter dem Stichwort "Uwe Rehbein". Die Trauerfeier ist Mitte April.
Auszug der von Uwe Rehbein organisierten nationalen und internationalen Highlights
Archiv Dezember 2021, Final Four-Organisator Uwe Rehbein: Jahrzehnte im Dienst des Tischtennissports