Busan. "So einen Trip machst du nur einmal im Leben": Erst am Samstagmittag erfährt Kerstin Duchatz, dass sie vom Weltverband ITTF zur Schiedsrichterin des Jahres 2023 gekürt wurde. Nur wenige Stunden später sitzt sie im Flugzeug nach Südkorea, wo sie am Montagabend Ortszeit die neu geschaffene Auszeichnung "Schiedsrichter/in des Jahres" entgegengenommen hat.
"Ich habe kurz überlegt, ob ich eine Videobotschaft schicke", sagt Kerstin Duchatz, aber dann habe sie doch kurz nach Flügen geschaut und nur zwei Stunden später war sie am Flughafen in Düsseldorf. Für Kerstin Duchatz könnte es aktuell kaum besser laufen. Seit den Weltmeisterschaften in Durban letztes Jahr ist sie Gold Badge-Schiedsrichterin, die höchste Zertifizierung, die man international bekommen kann. Dann wurde sie noch für die Olympischen Spiele in Paris nominiert, ein Traum für jeden Schiedsrichter. Und jetzt ist sie noch als Kirsche auf der Torte die erste Schiedsrichter/in des Jahres der ITTF überhaupt. "Ich habe mich riesig gefreut, vor allem weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe", sagt Duchatz.
"Gut und wichtig, dass es diese Auszeichnung endlich gibt"
Kriterien für den Preis sind natürlich die Leistungen, die regelmäßig bei Events evaluiert werden. Und das Engagement - Duchatz ist beim europäischen Verband ETTU Mentorin für Nachwuchsschiedsrichter/innen. Seit November ist sie außerdem Vorsitzende des Schiedsrichterressorts beim Deutschen Tischtennis-Bund - das Schiedsen liegt ihr also sehr am Herzen: "Für uns ist es gut und wichtig, dass es endlich auch eine Auszeichnung gibt. Damit wird anerkannt und wertgeschätzt, wie viel Zeit und Aufwand wir da reinstecken".
Die 33-Jährige hat schon mehrere WM-Endspiele geleitet, unter anderem saß sie 2021 in Houston am Zähltisch, als Kristian Karlsson und Mattias Falck Gold für Schweden gewannen - ihr persönliches Highlight bis dato. Natürlich bleibt sie aber auch als Schiedsrichterin des Jahres bescheiden: "Ich hoffe, der Preis etabliert sich bei der ITTF - es gibt noch viele gute Schiedsrichter/innen, die diese Auszeichnung verdient haben."
Und ihr wilder Last-Minute-Trip? Den hat sie nicht nur aus eigener Tasche bezahlt, sondern der endet am Dienstag schon wieder. "Ich bin am Dienstagabend um 22 Uhr zurück in Bochum, am Mittwoch muss ich wieder arbeiten", sagt sie. So ist es, das Leben einer ehrenamtlichen Weltschiedsrichterin.