Schwechat. Parallel zu den Europameisterschaften hat am Samstag der mit Spannung erwartete Kongress der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU) getagt. Unter anderem stand die Wahl eines neuen Präsidenten auf der Tagesordnung. Der Niederländer Ronald Kramer, einizger Kandidat, vereinte 39 Ja-Stimmen auf sich, bei 6 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen. Kramers Wahl hatten im Vorfeld Deutschland und andere große Nationalverbände unterstützt. Der bisherige Amtsinhaber Stefano Bosi (Italien) war im August diese Jahres nach 17 Jahren an der Spitze des Verbandes zurückgetreten.
Erste Sitzung des Präsidiums am Montag
Nach der heutigen Wahl Kramers traten drei weitere Vizepräsidenten zurück, darunter der Übergangspräsident und bisherige Stellvertreter Jean-Francois Kahn (Frankreich). Die Rücktritte machten den Weg frei für Heike Ahlert. Die Vizepräsidentin Leistungssport des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) hatte sich im Fall von Neuwahlen als ETTU-Vizepräsidentin aufstellen lassen. Ahlert wurde mit einer deutlichen Mehrheit von 37 Ja-Stimmen (10 Nein, 2 Enthaltungen) in das Executive Board gewählt. "Unser Ziel wird sein, Tischtennis in Europa wieder nach vorne zu bringen. Zunächst muss es gelingen, 2014 einen EM-Ausrichter zu finden und auch das Europe Top 12 zu erhalten", so Ahlert in einer ersten Reaktion. Das neue Präsidium kommt am Montag zu seiner ersten Sitzung zusammen.
Bis 2012 war Heike Ahlert als Regierungsdirektorin beim schleswig-holsteinischen Landesrechnungshof tätig und gehört dem DTTB-Präsidium seit 2001 an. Zunächst als Vizepräsidentin Jugend im Amt wurde die 53-jährige ehemalige Verbandsligaspielerin im Jahr 2007 als Nachfolgerin von Eberhard Schöler zur Verantwortlichen des Bereichs Leistungssport gewählt.
Anträge zu EM-Modus und Europe Top 12 zurückgestellt
Der im Kongress vorgebrachte Antrag, der einen neuen Modus der Europameisterschaften vorsieht (ab 2014 in "geraden" Jahren Team-Wettbewerbe, in "ungeraden" Jahren Team- und Individualwettbewerbe), wurde zunächst bis zu den Mannschafts-Weltmeisterschaften 2014 in Tokio zurückgestellt. Auch die Entscheidung über die Zukunft des Europe Top 12 Turniers wurde vertagt.
Beschlossen wurde hingegen die Einführung einer Athletenkommission. "Ich begrüße das sehr. Die Spieler werden auf diese Art involviert. Der Sport ist ja für die Sportler, nicht für die Funktionäre da", sagte Ahlert.
Der frühere ETTU-Präsident Stefano Bosi hatte Anfang August seinen Rücktritt verkündet. Seit 2010 hatte die ETTU unter seiner Führung jährliche Verluste hinnehmen müssen und ihr Finanzgebaren auch auf mehrfache Anfrage der Mitgliedsverbände nie offengelegt. Für das traditionsreiche Europe Top 12 hatte sich erstmals in diesem Jahr kein Bewerber gefunden, die EM 2014 ist bis heute nicht vergeben, vor allem weil sich die finanziellen Bedingungen für den Ausrichter deutlich verschlechtert haben. Ende vergangenen Jahres wurde Eberhard Schöler als Opfer von Bosis Ränkespielen nach 18 Jahren als stellvertretender Präsident der ETTU überraschend nicht mehr wieder gewählt. Bosis Bemühen, sich im Mai um das Amt des Weltverbandspräsidenten zu bewerben, begleitete er von einer Schmutzkampagne gegen den amtierenden Präsidenten Adham Sharara – und kassierte damit bei den Neuwahlen der ITTF in Paris eine vernichtende Niederlage.
Das neue ETTU-Präsidium
Präsident
Ronald Kramer (Niederlande)
Deputy
Ivo Goran Munivrana (Kroatien)
Vizepräsidentin Finanzen
Dorte Darfelt (Dänemark)
Vizepräsidenten
Heike Ahlert (Deutschland)
Sonja Grefberg (Finnland)
Roman Markov (Russland)
Nikolas Endal (Tschechien)
Ozan Cakir (Türkei)