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Bundestrainerin Tamara Boros, hier bei der Betreuung von Nina Mittelham (Foto: MS)
Interview mit Damen-Bundestrainerin Tamara Boros / Einzel-Titel für Fan Zhendong und Sun Yingsha

Singapore Smash: "Die Bedingungen im Training etwas simuliert"

MS 19.03.2023

Frankfurt/Singapur. Die Sieger und Siegerinnen des Singapore Smash 2023 stehen nach chinesischen Final-Duellen fest. Bei den Damen sicherte sich die Weltranglistenerste Sun Yingsha in fünf Sätzen vor Qian Tianyi den Titel. Im Herren-Einzel gewann Weltmeister Fan Zhendong mit 4:1-Erfolg gegen Olympiasieger Ma Long, den Bezwinger von Europameister Dang Qiu im Viertelfinale und von Benedikt Duda in Runde eins.

Für Deutschland endete das erste Topevent des Jahres auf der Weltbühne diesmal spätestens im Viertelfinale. Zwei Monate vor den Weltmeisterschaften in Durban (20. bis 28. Mai) bilanziert Bundestrainerin Tamara Boros das Abschneiden ihrer Athletinnen. Die ehemalige WM-Dritte sieht die Damen auf dem richtigen Weg, hofft aber, ähnlich wie ihr Kollege Jörg Roßkopf im gestrigen Interview, künftig auf mehr gemeinsame Trainingsblöcke.

Tamara Boros, die erste Topveranstaltung des Jahres ist beendet. Ying Han hat beim Grand Smash in Singapur mit dem Einzug in das Viertelfinale ein starkes Ergebnis erzielt. Nina Mittelham und Sabine Winter haben in den beiden Runden zuvor gegen die Weltranglistenerste Sun Yingsha verloren, aber zuvor besser als in den letzten Wochen gespielt, Xiaona Shan unterlag nur ihrer Angstgegnerin Ishikawa. Waren Sie rundum zufrieden mit den Vorstellungen Ihrer Spielerinnen in Singapur?
Ying Han hat sehr gut gespielt und ihre gute Form vom Europe Top 16-Sieg mit nach Singapur genommen. Die ersten beiden Runden gegen die Ägypterinnen haben ihr keine Chance gegeben, ihre fantastische Form zu zeigen. Im anschließenden Match gegen die Weltranglistensiebte Chen Xingtong konnte sie dann endlich ihre ganze Klasse zeigen, das war beeindruckend. Ying hatte in der Vergangenheit große Probleme, bei der Tisch-Ball-Kombination, wie sie in Singapur und bei den WTT-Topveranstaltungen verwendet wird, ihre richtige Distanz zum Tisch zu finden. Wir haben aber einen solchen Tisch nun auch in Deutschland im Training zur Verfügung, so dass wir, auch wenn es immer noch anders ist, die Bedingungen nun zumindest ein bisschen  simulieren können. Nina Mittelham hatte bislang in diesem Jahr einige Höhen und Tiefen zu durchstehen. Nach starkem Jahresauftakt beim WTT-Turnier in Durban war sie etwas verletzt und musste ihr Training einschränken. Anschließend hat sie allerdings beim Europe Top 16 besser gespielt als gedacht, ähnlich war es dann auch hier in Singapur, wo sie noch dazu eine starke Erkältung hatte. In den beiden ersten Runden hat sie gegen Jieni Shao und Lee Zion in Anbetracht aller Umstände ein gutes Niveau gespielt. Xiaona Shan hat ebenfalls gute Leistungen gezeigt und auch bei ihrer Niederlage gegen Ishikawa nicht enttäuscht. Hier lag es mehr am Rückschlagbereich, im offenen Spiel war sie gleichwertig. Sabine Winter war lange Zeit nicht hundert Prozent fit, es geht ihr aber jetzt besser und sie kehrt langsam wieder zu ihrer Form zurück. Das Match gegen Hana Goda war sehr ordentlich und gegen Sun Yingsha hat sie wesentlich besser gespielt als im letzten Jahr.

In der Qualifikation hatte auch Yuan Wan überzeugt, Annett Kaufmann dafür früh verloren.
Im Allgemeinen möchte ich hervorheben, dass ich mit den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres sehr zufrieden bin, auch was unsere Spielerinnen hinter den Top Vier anbelangt. Yuan Wan hat sich in Singapur über die Qualifikation in das Hauptfeld gespielt, Franziska Schreiner und Chantal Mantz haben beim Feeder in Düsseldorf überzeugt, Sophia Klee gewöhnt sich langsam an das neue Profi-Leben. Und Annett Kaufmann hat in Düsseldorf einfach unglaublich gut gespielt. Sie hat gezeigt, welches Niveau sie trotz ihrer 16 Jahre bereits besitzt, sie ist bereits ein fester Bestandteil der Damen-Nationalmannschaft. Wenn es einmal nicht so gut läuft wie jetzt in Singapur, ist das ganz normal und kein Beinbruch. Sie lernt mit jedem Sieg und jeder Niederlage – und sie lernt schnell.

In zwei Monaten geht es zu den Weltmeisterschaften nach Durban. Sehen Sie alle Spielerinnen auf einem guten Weg, um in Südafrika in Bestform antreten?
Um nur drei Beispiele zu nennen, über die es ja keinerlei Diskussionen gibt: Ich hoffe, dass Ying Han ihre in den letzten Wochen präsentierte hervorragende Verfassung konservieren und sich in Durban mindestens so stark wie jetzt in Singapur präsentieren kann. Nina Mittelham ist trotz ordentlicher Leistungen beim Europe Top 16 und beim Grand Smash aktuell erst bei 50 bis 60 Prozent von dem, was sie in Bestform spielen kann. Ich hoffe, sie bleibt nun bis zur WM in Durban gesund und wir können ihre Form weiter und weiter aufbauen. Xiaona Shan hat sich seit einigen Monaten auf einem sehr guten Niveau stabilisiert. Sie verbessert sich ständig und wir sind guter Dinge, dass wir ihre Form bis zur WM vielleicht sogar noch um 10 bis 20 Prozent steigern können. Auch bei den Spielerinnen, die das Aufgebot komplettieren werden, sind wir auf dem richtigen Weg und ich bin mir sicher, dass alle sich bis Durban weiter steigern werden.

Gibt es denn überhaupt noch Fragezeichen im Damen-Aufgebot für die Weltmeisterschaften in Durban?
Mir geht es da glücklicherweise wie meinem Kollegen Jörg Roßkopf. Auch ich habe meine Nominierung bereits im Kopf. Wir werden die WM-Aufgebote dann nach interner Abstimmung wie immer rechtzeitig bekannt geben.

Nach dem Karriereende von Petrissa Solja müssen Sie, mit Blickrichtung Olympische Spiele 2024 in Paris, bei dann nur drei zur Verfügung stehenden Spielerinnen notgedrungen auch über Alternativen in den Doppel-Wettbewerben nachdenken. Hier sind Mittelham/Winter aktuell das Spitzenduo. Werden Sie eventuell schon in Durban Alternativen testen oder erst im Anschluss an die WM?
Die Problematik ist uns bewusst. Selbstverständlich werden wir im Doppel einige Varianten ausprobieren, um bei den Olympischen Spielen dann, abhängig von der Nominierung, aus den richtigen Alternativen wählen zu können. Wir werden bereits bei den WM mit neuen Kombinationen an den Start gehen.

Ihr Kollege Jörg Roßkopf hat im Interview beklagt, dass längere Trainingsphasen für seine Spieler derzeit viel zu kurz kommen und dass, aufgrund der vielen Turniere und der Jagd nach Weltranglistenpunkten, Spieler immer häufiger auch dann an Turnieren teilnehmen, wenn sie nicht hundert Prozent vorbereitet sind. Betrifft Ihren Bereich diese Problematik in gleichem Maße?
Ja, und ich stimme Rossi in allen Punkten vollkommen zu. Wir haben uns auch in Singapur lange über diese Thematik ausgetauscht. Es ist gefährlich, wenn die Spieler und Spielerinnen nur noch von Turnier zu Turnier fliegen, ohne in Form und entsprechend vorbereitet zu sein. Es ist meiner Meinung auch der falsche Ansatz, auf Teufel komm raus fast alle Turniere spielen wollen, aber nie wirklich richtig vorbereitet zu sein. Denn am Ende zählen nur die besten acht Turniere für die Weltrangliste. Es macht also viel mehr Sinn, weniger zu spielen und dafür aber in Topform zu einer Veranstaltung anzureisen. Die Turnierformate haben sich geändert, aber doch nicht der Tischtennissport: Zum Formaufbau und zur Weiterentwicklung braucht man einfach regelmäßig durchgehende Trainingsblöcke von zwei bis drei Wochen. Ich diskutiere das auch mit den Spielerinnen, aber es ist auch aufgrund des unterschiedlichen Niveaus nicht immer einfach, Lösungen für gemeinsame Trainingswochen zu finden. Die einen bereisen mehr die Feeder- und Contender-Serie, die anderen Grand Smash, Champions und Star Contender. Aber ich hoffe, dass wir künftig gemeinsam mehr und bessere Lösungen für diese Problematik finden.

Singapore Smash - Die Ergebnisse der Finalspiele (19. März)

Herren-Einzel, Finale
Fan Zhendong CHN - Ma Long CHN 4:1 (5,11,-8,9,9)

Damen-Einzel, Finale
Sun Yingsha CHN - Qian Tianyi CHN 4:1 (7,-10,11,6,7)

Links

WTT Singapore Smash (7. bis 19. März)

Das Aufgebot des DTTB

Herren: Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen). Qualifikation: Kay Stumper (Borussia Düsseldorf)
Damen: Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Schwabhausen). Qualifikation: Annett Kaufmann (SV Böblingen), Yuan Wan (TTC Weinheim)
Herren-Doppel: Benedikt Duda/Dang Qiu
Damen-Doppel: Nina Mittelham/Sabine Winter, Xiaona Shan/Miyu Nagasaki JPN
Mixed: Nina Mittelham/Dang Qiu
Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer, Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf),Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Elke Schall-Süß (DTTB Honorartrainerin)
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Christoph Geiger

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