U21-EM: Überraschungscoup durch Andre Bertelsmeier: Bronze ist bereits sicher

Skopje. Bei den U21-Europameisterschaften in Skopje (Mazedonien) hat Deutschland seinen zweiten Medaillengewinn sicher. Allerdings ist es nicht die Vorjahreszweite Sophia Klee, die sich in den Blickpunkt spielte, sondern der 18 Jahre alte Kölner Andre Bertelsmeier, der dem Turnier in Skopje mit seinem vollkommen überraschenden Einzug in das Herren-Halbfinale seinen Stempel aufdrückt. Am Sonntag um 12.30 Uhr kämpft der mit seinem Erfolg für die EM in Linz im Oktober qualifizierte Bertelsmeier nun gegen Titelverteidiger Milosz Redzimski (Polen) um den Einzug in das Finale. Die im Viertelfinale gegen ihre Doppelpartnerin Hana Arapovic ausgeschiedene Weinheimerin Sophia Klee muss sich diesmal mit Bronze im Doppel begnügen.

Andre Bertelsmeier landete bei den Titelkämpfen in Mazedonien heute Abend mit seinem siebten Sieg im siebten Einzel den bislang größten seiner Überraschungscoups. Der Triumph über den an Position vier der Favoritenliste eingestuften Rumänen Andrei Teodor Istrate katapultiert den 23 Plätze tiefer notierten Zweitligaspieler des 1. FC Köln vollkommen unerwartet als einzigen ungesetzten Akteur bis in das Halbfinale, in dem der 18-Jährige am Sonntag um 12.30 Uhr auf Titelverteidiger Milosz Redzimski aus Polen trifft. In der zweiten Vorschlussrundenbegegnung stehen sich mit dem Polen Maciej Kubik und dem Franzosen Thibault Poret die Nummern 3 und 7 der Setzliste gegenüber.

Turnierüberraschung Andre Bertelsmeier: "Ich habe heute sehr gut gespielt"

Andre Bertelsmeiers verdiente 4:2-Erfolge des ersten Endrundentages - im Viertelfinale gegen Istrate und am Vormittag in der Runde der besten 16 gegen den an Position 12 gesetzten Kroaten Ivor Ban - weisen interessante Parallelen auf. Denn in den beiden brenzligen Situationen erstarrte der Außenseiter gegen die Favoriten nicht in Ehrfurcht, sondern reagierte mit einer sehenswerten und unwiderstehlichen Aufholjagd, die dem jeweiligen Gegner keinen Satzgewinn mehr überließ. Der in den vergangenen Monaten stark verbesserte Bertelsmeier hatte seinen Leistungszugewinn bereits kurz vor der EM in Linz mit seinem ersten Turniersieg in der WTT-Nachwuchstour unter Beweis gestellt und war mit Selbstvertrauen nach Skopje gereist, wo er vor dem Beginn der Endrunde auch die Gruppenphasen eins und zwei ungeschlagen überstanden hatte: "Ich war heute in meinen beiden Spielen Außenseiter. In beiden Begegnungen lag ich mit 1:2 zurück und stand praktisch schon mit dem Rücken zur Wand. Ich konnte dann jedoch beide Male noch das Ruder herumreißen. Ich habe heute wirklich sehr gut gespielt, hatte ein sehr gutes Gefühl für Auf- sowie Rückschlag und vielleicht auch in den richtigen Momenten das notwendige Quäntchen Spielglück auf meiner Seite, sodass ich beide Spiele noch gewinnen konnte."

Bertelsmeier will gegen den Favoriten Redzimski seine Chance suchen

Der U19-WM-Bronzemedaillengewinner im Mixed (mit Mia Griesel) macht vor dem Halbfinale deutlich, dass er prominente Namen nicht fürchtet: "Wie meine Gegner heute so geht auch Titelverteidiger Redzimski, der hier in guter Form spielt, morgen im Halbfinale gegen mich als Favorit an den Tisch. Aber ich habe es bereits sehr weit gebracht in diesem Turnier und bewiesen, dass ich auch als Außenseiter Spiele gewinnen kann. Das ist morgen nicht anders. Mal schauen, was geht. In einem Halbfinale kann immer alles passieren. Vielleicht ist er ja ein bisschen nervös. Dann werde ich versuchen, meine Chancen zu nutzen und ihn so viel wie möglich ärgern." U19-Jungen-Bundestrainer Dustin Gesinghaus war voll des Lobes für seinen Schützling: "Andre präsentiert sich hier in Skopje einfach unglaublich. Er überrascht mich jeden Tags aufs Neue und eilt zu Erfolgen, die so nicht zu erwarten waren. Das ist bemerkenswert und für Andre ein schöner Beweis, dass seine harte und konzentrierte Arbeit Früchte trägt. Dass er sich mit dem Halbfinaleinzug einen persönlichen Startplatz bei der EM in Linz im Oktober erspielt hat, ist ein zusätzliches Bonbon und bringt ihm weitere tolle Erfahrungen. Wir bereiten uns nun auf das Spiel gegen Redzimski vor und wollen versuchen, den Favoriten und Titelverteidiger zu seinem besten Tischtennis zu zwingen. Dann werden wir sehen, ob vielleicht auch noch ein Schritt mehr geht. Aber ganz unabhängig vom Halbfinalausgang ist das eine großartige Leistung von Andre, die gar nicht hoch genug zu bewerten ist. "

Die Vorjahreszweite Sophia Klee muss sich mit einer Medaille im Doppel begnügen

Die Vorjahreszweite Sophia Klee ist diesmal nicht am Finaltag im Turnier vertreten. Die Weinheimerin, die gestern an der Seite von Titelverteidigerin Hana Arapovic in das Halbfinale des Doppelwettbewerbs eingezogen war, unterlag in einer vorgezogenen Neuauflage des Endspiels von 2023 ihrer Doppelpartnerin im Viertelfinale hauchdünn in sieben Sätzen. Zwar ging der Entscheidungssatz deutlich an die Kroatin, doch vor allem in den mit zwei Punkten verlorenen ersten Sätzen verpasste es Klee, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. U19-Bundestrainerin Lara Broich ärgerte das Ausscheiden Klees aus einem einfachen Grund: "Für Sophia ist es im Moment nicht so einfach, bei den gut besetzten WTT-Turnieren die für sie so wichtige Wettkampfpraxis zu sammeln. Deshalb ist es doppelt schade, dass sie bei der U21-EM nicht noch am Sonntag vertreten ist, um noch weitere Spiele zu bestreiten. Gegen Arapovic war vor allem in den beiden ersten Sätzen mehr drin."

Sophia Klee, die am Morgen im Achtelfinale gegen die Rumänin Bianca Mei Rosu gewonnen hatte, sagte nach dem Turnieraus: "Direkt nach dem Spiel bin ich natürlich sehr enttäuscht über meine Niederlage. Es war eine ungemein knappe Partie, ein Spiel auf Augenhöhe bis zum letzten Satz. Letztes Jahr war es das Finale, diesmal sind wir leider früher aufeinandergetroffen. Nichtsdestotrotz kann ich aus diesem Spiel viel lernen. Immerhin reise ich mit einer Medaille im Doppel und nicht mit leeren Händen nach Hause, aber über das Ausscheiden im Einzel bin ich natürlich schon enttäuscht." Im Doppel bedeutete für das Duo Klee/Arapovic heute das Halbfinal-Aufeinandertreffen mit den Rumänninen Bianca Mei Rosu/Elena Zaharai die Endstation. Bundestrainerin Lara Broich sagte nach der 1:3-Niederlage: "Im Doppel haben die beiden keinen richtigen Rhythmus gefunden. Die Rumäninnen waren heute besser, auch über dem Tisch, und haben verdient gewonnen."

Starker Wim Verdonschot und Naomi Pranjkovic im Achtelfinale ausgeschieden

Am Vormittag waren Naomi Pranjkovic und Wim Verdonschot im Achtelfinale des Einzelwettbewerbs ausgeschieden. Die Bayerin Prankjovic, die sich bei ihrer dritten U21-EM-Teilnahme nach dem vorausgegangenen Ausscheiden in Stufe eins und Stufe zwei diesmal für das Achtelfinale qualifizierte, musste der Polin Zuzanne Wielgos zu einem deutlichen 4:0-Erfolg gratulieren. Der Dortmunder Verdonschot, der in den ersten Turniertagen bereits im Mixed und im Doppel gute Leistungen gezeigt hatte, machte dem späteren Halbfinalisten Maciej Kubik das Leben überaus schwer. Wim Verdonschot ging gegen den polnischen Profi sogar mit 3:1 in Führung, doch Kubik ließ durch drei gewonnene Sätze in Folge den Traum des Deutschen vom Viertelfinaleinzug noch platzen. Auch Verdonschot erhielt ein Lob von Bundestrainer Gesinghaus: "Das war eine wahnsinnig starke Leistung. Wim hat lange auf Augenhöhe gespielt mit einem Kubik, der schon einige Jahre als Profi in der ersten Liga spielt und in der Jugend schon viele Erfolge vorzuweisen hat. Auch wenn Kubik am Ende heute insgesamt verdient gewonnen hat: Mit seiner Leistung bei dieser EM hat Wim nachdrücklich seine positive Entwicklung unterstrichen."

Weitere Informationen auf der Webseite der ETTU
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Die Spiele der Deutschen am Sonntag
U21 Herren, Halbfinale
Andre Bertelsmeier GER - Miosz Redzimski POL 12.30 Uhr, Tisch 1

Die Ergebnisse am Samstag 
U21 Damen-Doppel, Halbfinale
Sophia Klee/Hana Arapovic GER/CRO - Bianca Mei Rosu/Elena Zaharia ROU 1:3 (-9,-4,6,-5)
U21 Herren, Viertelfinale
Andre Bertelsmeier GER - Andrei Istrate ROU 4:2 (9,-8,-8,7,10,4)
Achtelfinale
Wim Verdonschot GER - Maciej Kubik POL 3:4 (-9,10,7,3,-1,-8,-3)
Andre Bertelsmeier GER - Ivor Ban CRO 4:2 (9,-11,-8,8,9,6)
U21 Damen, Viertelfinale
Sophia Klee GER - Hana Arapovic CRO 3:4 (-11,-9,7,11,-8,8,-5)
Achtelfinale
Sophia Klee GER - Bianca Mei Rosu ROU 4:1 (9,-9,8,6,4)
Naomi Pranjkovic GER - Zuzanna Wielgos POL 0:4 (-5,-8,-8,-4)
 

DAS U21-AUFGEBOT DES DTTB
Damen-Einzel
Eireen Kalaitzidou (Borussia Düsseldorf), Sophia Klee (TTC Weinheim), Josephina Neumann (Einzelspielbetrieb: TV Okarben, Mannschaftsspielbetrieb: ttc berlin eastside), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor)
Doppel: Sophia Klee/Hana Arapovic (Kroatien), Naomi Pranjkovic/Martine Tofttaker (Norwegen), Eireen Kalaitzidou /Iolanta Yevtodii (Ukraine), Josephina Neumann/Ainhoa Cristobal (Spanien)
Herren-Einzel
Andre Bertelsmeier (1. FC Köln), Matthias Danzer (TV Hilpoltstein), Tom Schweiger (TSV Windsbach), Wim Verdonschot (BV Borussia Dortmund)
Doppel: Tom Schweiger/Matthias Danzer, Andre Bertelsmeier/Arnau Pons (Spanien), Wim Verdonschot/Connor Green (England)
Mixed: Andre Bertelsmeier/Sophia Klee, Verdonschot/Eireen Kalaitzidou, Tom Schweiger/Leah Tveit Muskantor (Schweden), Matthias Danzer/Naomi Pranjkovic, Josephina Neumann/Adam Klajber (Slowakei)
Trainer
Lara Broich (Bundestrainerin Jugend 19 weiblich), Dustin Gesinghaus (Bundestrainer Jugend 19 männlich)
Physiotherapeutin
Maria Först (Neuss)
Schiedsrichter
Nils Dünninger, Simon Eller