Ruhpolding. Erst der Freudenschrei, dann der Freudensprung und danach die Rechnerei: Als Gerald Weiß (TSV Alteglofsheim) seinen ersten Matchball zum 11:9 im Entscheidungssatz gegen den Favoriten Dimytro Nazaryschyn (TTV Altenkunstadt) verwandelt, weiß er noch nicht, dass er der Sieger des Bavarian TT-Race 2018 sein wird. Denn mit Weiß, Nazaryschyn und Alexander Kischkat (SC Baldham-Vaterstetten) hatten beim Race-Finale in Ruhpolding drei Spieler eine 5:1-Bilanz auf dem Konto. Erst nach Eingabe der letzten Ergebnisse und der Berechnung der Buchholzzahl durch BTTV-Geschäftsführer Carsten Matthias steht fest: Gerald Weiß ist bei seiner dritten Final-Teilnahme Race-Champion 2018 in Bayern. Kaum jemand hatte damit gerechnet, am wenigsten er selbst. „Super, total unerwartet, einfach gigantisch“, beschrieb der jubelnde Weiß in knappen Worten.
Der große Favorit auf den Turniersieg war der Zweite aus dem vergangenen Jahr gewesen: Dimytro "Dima" Nazaryschyn. Mit deutlich über 200 TTR-Punkten und mehr auf dem Konto im Vergleich zur Konkurrenz in das Turnier gestartet, gewann Nazaryschyn (QTTR-Wert: 1844) schnell fünf Einzel, ehe er im sechsten Spiel überraschend Gerald Weiß (1606) den Vortritt lassen musste. Alexander Kischkat (1551) profitierte ebenfalls noch von der Niederlage und schob sich auf Platz zwei im Endklassement.
„Es war der Wahnsinn“
„Es war der Wahnsinn und quasi eine Angriff-Abwehrschlacht, die ich auch noch mit 11:9 im fünften Satz gewinne. Einfach super“, sagte Bezirksklassenspieler Weiß über das entscheidende Einzel gegen Nazaryschyn. „Eine Chance gegen Dima habe ich mir erst ausgerechnet, als ich den vierten Satz gewonnen hatte. Im fünften Satz führte ich 7:3, er gleicht zum 7:7 aus, dann hat es zum Glück noch gereicht.“ An den Turniersieg hatte Weiß, der auch Zweiter Vorsitzender beim TSV Alteglofsheim ist - nie richtig geglaubt. „Mein zweites Einzel hatte ich verloren, da dachte ich, dass eigentlich nichts mehr geht.“
Am Abend erhielt der Überraschungssieger nicht nur den Siegerpokal aus den Händen von BTTV-Präsident Konrad Grillmeyer, sondern auch ein hochmodernes Terra-Notebook von BTTV-Partner „Fischer Business Technology“, welches Robert Kerbler (Mitglied der Geschäftsleitung bei Fischer) überreichte. Gewinner waren aber alle 15 Finalisten der beliebten Turnierserie. Die Spieler, die sich zwischen Ende Januar und Ende Oktober über die Ergebnisse oder die Anzahl an Teilnahmen qualifiziert hatten, konnten sich über eine Übernachtung mit Begleitperson im Wohlfühlhotel Ortnerhof, ein Gala-Dinner und tolle Preise freuen. Neben VIP-Karten für das TTBL Final Four am 5. Januar in Ulm oder das TTBL-Spiel Düsseldorf-Ochsenhausen am 23. Februar im Audi Dome in München, wurden Gutscheine vom Wohlfühlhotel Ortnerhof, PSA Retail (Peugeot München), EDEKA Südbayern, TopSpeed, TIBHAR und myTischtennis verteilt; außerdem eine original Spielkleidung-Set des BTTV. Die Siegerehrung fand zusammen mit Partnern und Sponsoren im Rahmen eines festlichen Gala-Dinners statt.
Turnierserie bricht 2018 keine neuen Rekorde, ist aber immer noch sehr beliebt
Die Rekordmarke von bayernweit 856 Race-Turnieren aus dem Vorjahr wurde heuer nicht geknackt. Aber 724 Veranstaltungen, an denen 1599 unterschiedliche Spieler/innen teilgenommen hatten, sprechen dennoch eine deutliche Sprache. Das Format ist weiterhin beliebt, was vor allem an der unkomplizierten Durchführung und am planbaren Zeitaufwand von maximal drei Stunden liegt.
Die Turnierserie wird mittlerweile in sechs DTTB-Landesverbänden ausgespielt. In Bayern hat sich eine echte Race-Community gebildet, es gibt WhatsApp-Gruppen, Verabredungen zu Turnieren, enge Freundschaften sind entstanden. Viele sind Race-„Junkies“. Dauerbrenner Dr. Ingo Bettges, der bei jedem der fünf Finals in Ruhpolding dabei war, spielte 2018 zwischen Ende Januar und Ende Oktober 112 Turniere, 2017 waren es sogar 188, in fünf Jahren 700.
Bavarian TT-Race lebt von seinen Geschichten
Das Bavarian TT-Race lebt auch von seinen besonderen Geschichten, wie die von Resat Akdogan vom Post SV Augsburg. Als junger Spieler geht Resat im Alter von 13 mit der Familie zurück in die Türkei, wo er kaum noch Möglichkeiten zum Tischtennisspielen findet. 28 Jahre später, im November 2017, kehrt er nach Deutschland zurück, entdeckt die Race-Turniere für sich und qualifiziert sich für das Finale, wo er am Ende mit 3:3 Siegen Neunter wird. „Die Race-Turniere bringen mich spielerisch weiter und machen einfach extrem viel Spaß“, sagt Akdogan.
„In diesem Jahr ist die Turnier-Serie fünf geworden. Wir feiern quasi ein kleines Jubiläum. Und auch wenn die Zahlen der ausgetragenen Turniere im Vergleich zum Rekordjahr 2017 etwas abgenommen haben, ist die Turnierserie weiterhin sehr beliebt. Vielleicht gibt es in nicht allzu ferner Zukunft eine deutschlandweite Turnierserie“, sagt Carsten Matthias, Geschäftsführer des Bayerischen Tischtennis-Verbands.