Nantes. In beeindruckender Manier haben sich Deutschlands Herren den achten Mannschaftstitel bei Europameisterschaften gesichert. Bei der 38. Auflage der kontinentalen Titelkämpfe im französischen Nantes blieb das Quintett von Bundestrainer Jörg Roßkopf, zu dem neben den Stammspielern Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska Benedikt Duda und Ruwen Filus zählen, bis zum Schluss ohne den Verlust eines einzigen Einzels.
"Das war ein sehr starkes Turnier meiner Mannschaft wie auch schon bei den European Games, obwohl dort ein anderes System gespielt wurde. Das zeigt die Klasse unserer Spieler und unserer Mannschaft", fasste Roßkopf zusammen. Er bedauerte im Hinblick auf Duda und Filus, die in der Bretagne ohne Einsatz blieben: "Es ist schade, dass uns das Spielsystem der EM, bei der praktisch jedes Match ein Endspiel ist, keine Chance lässt, auch andere Spieler einzusetzen."
Richard Prause unterstrich: "Eine absolut starke Leistung unserer Mannschaft. Sie hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert und gezeigt, dass sie die beste in Europa ist." Auch der DTTB-Sportdirektor hob die Leistung der Teammitglieder hervor, die während der Matches nicht so sehr im Mittelpunkt standen, Spieler und Betreuer: "Die Bank mit Ruwen Filus und Benedikt Duda und das ganze Team hinter dem Team hat großen Anteil an diesem Erfolg."
Ovtcharov gewinnt "spezielles erstes Spiel" gegen Freitas
Gegen beherzt kämpfende Portugiesen im Finale, der Neuauflage des 2017er-Endspiels, demonstrierten die European-Games-Sieger einmal mehr ihre aktuelle Vormachtstellung in Europa. Dimitrij Ovtcharov zeigte sich im Auftaktmatch wie schon im Halbfinale gegen Frankreich in Topform. Den EM-Einzelfinalisten von 2015 und Portugals Nummer eins, Marcos Freitas, ließ er nicht zur Entfaltung kommen, beendete die Ballwechsel mit vielen Punkten durch seine druckvolle Rückhand und überließ "Rallye-König" Freitas kaum einmal die Spielführung.
"Wir kennen uns aus vielen Spielen und aus dem Training. In Orenburg sind wir jetzt Teamkollegen", führte Ovtcharov aus. "Das erste Spiel ist immer speziell, und ich bin sehr froh, dass ich gegen ihn gewonnen habe."
Boll über Monteiro: "Er hat ein Spielsystem, mit dem er gegen mich gewinnen kann"
Nach dem glatten 3:0 durch Ovtcharov ging Timo Boll gegen Joao Monteiro in die Box - die Portugiesen hatten ihren Zweier Tiago Apolonia an Position drei aufgestellt. Was der 36-jährige portugiesische Mixed-Europameister zu leisten im Stande ist, wenn Boll ihn lässt, zeigte sich vor allem in den Durchgängen zwei und drei. Den zweiten Satz sicherte sich der Vorhand-orientiert agierende Monteiro mit 11:4 und hatte sich im dritten eine 6:4-Führung erspielt, bevor der Rekord-Europameister den Druck erhöhte, die Platzierungen verbesserte und sich mit sechs Punkten in Folge den ersten Satzball sicherte. Den dritten verwandelte er. In Satz vier brachte Timo Boll aus stetigen Führungen das Linkshänder-Duell dann sicher nach Hause.
"Es war wieder schwierig gegen ihn wie schon bei den China Open in diesem Jahr. Er hat ein Spielsystem, mit dem er gegen mich gewinnen kann", erzählte Boll. "Ich hatte Höhen und Tiefen. Am Ende ist es egal, wie wir gewonnen haben. Wichtig ist, dass wir es geschafft haben."
Franziska im Dritten wie vom anderen Stern
Gegen Apolonia war es für Patrick Franziska zwei Sätze lang eine enge Angelegenheit, in der der 27-jährige Weltranglisten-15. in den entscheidenden Phasen die besseren Entscheidungen traf, was Variation und Platzierungen betraf. Einen 5:9-Rückstand im ersten Satz verwandelte er in ein 12:10. Nach einem 11:9 in Durchgang zwei spielte Franziska dann Tischtennis von einem anderen Stern auch was Geschwindigkeit und Schlaghärte betrifft, ging mit 6:0 in Front und sicherte seinem Team mit 11:4 schließlich den Sieg. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Die Jungs machen es mir aber auch sehr einfach. Wenn ich in die Box steige, steht es immer schon 2:0 für uns", sagte Franziska. "Ich weiß natürlich auch, dass ich es bin, der verhindern muss, dass unser Gegner wieder ins Spiel kommt. Insgesamt ist es aber entspannter für mich in dieser Situation."
DTTB-Präsident Michael Geiger bilanzierte: "Eine großartige Leistung, auch bei dieser EM wieder eindeutig der Favoritenrolle gerecht geworden zu sein. Wir haben das Glück, eine Mannschaft mit drei Nummer-eins-Spielern zu haben."
Bronze geht an Frankreich und Schweden. Für Portugal gibt es trotz der Niederlage doppelten Grund zum Feiern: Denn auch die Damen, das Überraschungsteam dieser EM, gewannen die Silbermedaille.
Gastgeber Frankreich zufrieden mit Stimmung und Ticketverkauf
"Wir sind super zufrieden damit, eine so starke Mannschaft wie Portugal mit 3:0 besiegt zu haben", sagte Dimitrij Ovtcharov. "Die Stärke unserer Mannschaft ist, dass der Druck nicht nur auf einem ruht, sondern wir drei Spitzenspieler haben. Selbst wenn einer einen schwarzen Tag erwischen würde, könnten die anderen einspringen. Das macht es für uns viel entspannter als für die meisten anderen Mannschaften."
Auch wenn die Ränge im Salle Sportive Métropolitaine am Sonntag deutlich leerer waren als bei einer Endspielbeteiligung des französischen Gastgeber-Teams, waren die Organisatoren zufrieden mit der erstmals auf je 24 Herren- und Damen-Mannschaften reduzierten EM. Die Titelkämpfe von Dienstag bis Sonntag sahen über 13.000 Zuschauer, die vor allem bei Beteiligung der französischen Mannschaften für eine einzigartige und von den Spielern viel gelobte Stimmung sorgten.
Deutschland - Portugal 3:0
Dimitrj Ovtcharov - Marcos Freitas 3:0 (7,7,8)
Timo Boll - Joao Monteiro 3:1 (7,-4,9,7)
Patrick Franziska - Tiago Apolonia 3:0 (10,9,4)
Team Deutschland
Team Portugal
Gruppe A: 1. Deutschland, 2. Russland, 3. Tschechien
Gruppe B: 1. Schweden, 2. Rumänien, 3. Ungarn
Gruppe C: 1. Frankreich, 2. Spanien, 3. Slowakei
Gruppe D: 1. Österreich, 2. Dänemark, 3. Ukraine
Gruppe E: 1. Slowenien, 2. Kroatien, 3. Niederlande
Gruppe F: 1. England, 2. Weißrussland, 3. Luxemburg
Gruppe G: 1. Polen, 2. Serbien, 3. Belgien
Gruppe H: 1. Portugal, 2. Griechenland, 3. Türkei
Halbfinale am Samstag
Deutschland - Frankreich 3:0
Timo Boll - Simon Gauzy 3:1 (7,13,-8,7)
Dimitrij Ovtcharov - Emmanuel Lebesson 3:1 (-9,3,5,7)
Patrick Franziska - Can Akkuzu 3:1 (6,8,-5,7)
Viertelfinale am Freitag
Deutschland - Slowenien 3:0
Dimitrij Ovtcharov - Darko Jorgic 3:2 (-17,-10,8,4,10)
Timo Boll - Bojan Tokic 3:0 (9,9,8)
Patrick Franziska - Deni Kozul 3:0 (8,6,6)
3. Spiel, Donnerstag
Deutschland - Russland 3:0
Timo Boll - Kirill Skachkov 3:1 (7,9,-4,5)
Dimitrij Ovtcharov - Alexander Shibaev 3:2 (-9,-6,11,12,6)
Patrick Franziska - Vladimir Sidorenko 3:1 (3,-11,7,9,)
2. Spiel, Mittwoch
Deutschland - Tschechien 3:0
Timo Boll - Pavel Sirucek 3:0 (7,9,5)
Dimitrij Ovtcharov - Tomas Polansky 3:1 (-10,8,8,13)
Patrick Franziska - Lubomir Jancarik 3:2 (6,7,-9,-9,7)
1. Spiel, Dienstag
Russland – Tschechien 3:1
Alexander Shibaev – Lubomir Jancarik 3:0 (4,14,10)
Kirill Skachkov – Pavel Sirucek 1:3 (7,-9,-9,-8)
Vladimir Sidorenko – Tomas Polansky 3:1 (9,3,-8,7)
Shibaev – Sirucek 3:0 (12,8,7)
Herren, Gruppe A: Deutschland, Russland, Tschechien
Damen, Gruppe B: Deutschland, Italien, Slowenien
Dienstag, 3. September
19 Uhr
Herren, Gruppe A: Russland – Tschechien 3:1, Deutschland hat spielfrei
Damen, Gruppe B: Italien – Slowenien 3:1, Deutschland hat spielfrei
Mittwoch, 4. September
16 Uhr
Herren, Gruppe A: Deutschland – Tschechien 3:0
19 Uhr
Damen, Gruppe B: Deutschland – Slowenien 3:0
Donnerstag, 5. September
16 Uhr
Herren, Gruppe A: Deutschland – Russland 3:0
Damen, Gruppe B: Deutschland – Italien 3:0
Freitag, 6. September
10 Uhr: 1. Viertelfinale: Damen NED - POL 1:3; Herren GER - SLO 3:0
13 Uhr: 2. Viertelfinale: Damen GER - POR 2:3; Herren SWE - ENG 3:0
16 Uhr: 3. Viertelfinale: Damen ROU - FRA 3:0; Herren AUT - POR 1:3
19 Uhr: 4. Viertelfinale: Damen HUN - UKR 3:2; Herren FRA - POL 3:2
Samstag, 7. September
10 Uhr: 1. Halbfinale Damen ROU - POL 3:1
Elizabeta Samara - Natalia Partyka 3:1 (4,-8,9,3)
Daniela Dodean Monteiro - Li Qian 0:3 (-3,-7,-11)
Bernadette Szocs - Natalia Bajor 3:1 (9,-8,4,11)
Elizabeta Samara - Li Qian 3:0 (8,7,7)
13 Uhr: 2. Halbfinale Damen POR - HUN 3:1
Yu Fu - Dora Madarasz 3:0 (9,5,9)
Shao Jieni - Georgina Pota 3:1 (7,-7,9,9)
Leila Oliveira - Szandra Pergel 1:3 (11,-5,-7,-8)
Yu Fu - Georgina Pota 3:1 (9,4,-7,4)
16 Uhr: 1. Halbfinale Herren SWE - POR 2:3
Marcos Freitas - Jon Persson 2:3 (-5,8,-10,8,-4)
Tiago Apolonia - Mattias Falck 3:2 (-7,1,4,-4,10)
Joao Monteiro - Truls Möregardh 1:3 (-8,-10,10,-8)
Freitas - Falck 3:1 (8,8,8,7)
Apolonia - Persson 3:2 (-8,7,-2,8,7)
19 Uhr: 2. Halbfinale Herren GER - FRA 3:0
Timo Boll - Simon Gauzy 3:1 (7,13,-8,7)
Dimitrij Ovtcharov - Emmanuel Lebesson 3:1 (-9,3,5,7)
Patrick Franziska - Can Akkuzu 3:1 (6,8,-5,7)
Sonntag, 8. September
13 Uhr: Finale Damen
16 Uhr: Finale Herren
Im Anschluss an das Herren-Finale finden beide Siegerehrungen statt.
Herren
Timo Boll (Borussia Düsseldorf, Weltrangliste: 7, Europarangliste: 1)
Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg/Russland, WR: 12, ER: 3)
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 15, ER: 4)
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 37, ER: 15)
Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 40, ER: 18)
Damen
Petrissa Solja (TSV 1909 Langstadt, WR: 21, ER: 3)
Han Ying (KTS Zamek Tarnobrzeg/Polen, WR: 30, ER: 6)
Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 41, ER: 12)
Shan Xiaona (ttc berlin eastside, WR: 100, ER: 45)
Yuan Wan (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, WR: 172, ER: 77)