London. Bastian Steger reist zwar erst am Sonntag an, hat aber schon jetzt eine ganz gute Ahnung davon, was ihn erwarten wird. "Das Olympische Dorf kann man sich recht einfach und spartanisch vorstellen. Es ist also auf keinen Fall mit super Hotels vergleichbar, aber es ist vollkommen ok", sagt Deutschlands Herren-Teamplayer im Interview mit sportal.de. Er kennt die Olympiabedingungen von 2008 in Peking, wo er als Ersatzspieler vor Ort war.
"Es ist von der Fläche zwar etwas kleiner als in Peking, aber die Wohnungen sind absolut in Ordnung", berichtet Timo Boll in London. Das Olympia-Team Deutschland des DOSB hat zwei Hochhäuser im Dorf bezogen, das wie eine eigene kleine Stadt angelegt ist. Die deutschen Hochhäuser liegen zwischen den Vertretern Luxemburgs und der Türkei, sind gut an den Deutschlandflaggen an den Balkonen zu erkennen.
Die Basketballhalle liegt nebenan, bis zur Mensa sind es auch nur wenige Meter, wo an den Haupttagen bis zu 60.000 Mahlzeiten an die rund 16.000 Athleten und Offiziellen aus mehr als 200 Nationen ausgegeben werden. Zwischen den Gebäuden liegen gepflegte Rasenflächen. Es sind sogar schon Kinderspielplätze angelegt, denn die Häuser sollen nach Olympia von Familien bezogen werden. Nur umgebaut werden müssen sie nach der Abreise der Sportler, weil die Apartments jetzt unter anderem über keine Küche verfügen.
Sechser-Apartment für die Männer, Achter-Wohnung für die Frauen
Die Tischtennisspieler wohnen in der obersten Etage des neunstöckigen Gebäudes und nennen es selbst "die Penthouse-Suite", die sie am Mittwoch bezogen haben. Der Ausblick sei toll, sagt Boll, "wir überblicken den ganzen Olympiapark. Da steht man anders auf als noch in PeKing. Denn hier haben wir direkt das Olympiafeeling bei diesem Ausblick". So haben die, die bei der Eröffnungsfeier am Freitagabend nicht dabei sein werden, weil die Tischtenniswettbewerbe so früh beginnen, zumindest die perfekte Sicht auf das Feuerwerk am Abend.
Deutschlands Herren leben in einem Sechser-Apartment mit zwei Doppelzimmern für die Spieler und einem für Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig und Bundestrainer Jörg Roßkopf. Co-Trainer Zhu Xiaoyong ist wegen seines Akkreditierungsstatus nur für die Einzelwettbewerbe außerhalb untergebracht. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov genießen wegen der späteren Anreise von Bastian Steger und Patrick Baum zurzeit noch alleine ihr Doppelzimmer. Für alle zusammen gibt es ein Badezimmer und einen Gemeinschaftsraum mit kleinem Fernseher und einem türkisfarbenen Sofa mit rosanen Kissen. Warm ist es, weil die Klimaanlage im gesamten Gebäude nicht gut funktioniert. Die Trainer haben sich in den wärmeren Zimmern auf der Sonnenseite ausgesucht, damit die Spieler in den etwas kühleren Räumen dahinter zumindest ein bisschen besser schlafen können.
Kurze Wege vom Dorf zur Halle für DTTB-Asse
Im Damen-Trakt ist Platz für acht Personen: Die Doppelzimmer teilen sich Bundestrainerin Jie Schöpp mit Physiotherapeutin Birgit Schmidt sowie Kristin Silbereisen mit Wu Jiaduo und Irene Ivancan mit Sabine Winter. Zimmer Nummer vier gehört den Badminton-Spielerinnen Juliane Schenk und Birgit Michels. Die Sportlerinnen kennen sich schon von der gemeinsamen Sportfördergruppe der Bundeswehr in Köln, "aber hier sind die beiden Badmintonspielerinnen fast nie zu Hause", erzählt Kristin Silbereisen. "Ihre Halle ist so weit vom Dorf entfernt, dass sie ungefähr zwei Stunden für die Fahrt benötigen." Die Tischtennisspieler haben es besser getroffen. Die ExCel-Arena im Osten Londons ist vom Dorf im Stadtteil Stratford nur ca. eine gute halbe Stunde mit dem Shuttle-Bus entfernt.
Die acht Damen teilen sich zwei Badezimmer. "Das ist knapp für Frauen. Manchmal ist es etwas chaotisch", sagt Wu Jiaduo. "Deshalb ist es gut, dass keine von uns besonders eitel ist", ergänzt Kristin Silbereisen. "Wir sind gestern zufällig alle gegen halb neun aufgestanden, waren dann aber trotzdem um kurz nach neun fertig.
Schmale Betten, bunte Wäsche
Die kleinen Schlafzimmer sind schlicht eingerichtet. Es gibt einen Schrank und ein Bett, das mit der bunten Olympia-Bettwäsche mit den Logos der Sportarten bezogen ist. "Die Betten sind sehr klein", findet Wu Jiaduo. Zu klein für eine Sportlerin, die 1,65 Meter groß ist? "Das Bett ist ziemlich schmal. Damit ich nicht aus dem Bett falle, schlafe ich sehr nah an der Wand", erklärt die Europameisterin von 2009. Der negative Nebeneffekt: "Ab und zu stoße ich mir dabei die Knie." Dafür sind die Wege schön kurz: Birgit Schmidts Massagebank steht im Wohnzimmer. "Nach der Massage kann ich im Nebenzimmer direkt ins Bett gehen. Das ist natürlich perfekt", so Wu.
Eine schöne Bildergalerie mit einer Beispielwohnung im deutschen Wohnblock ist unter anderem auf der Website der Zeitschrift "Stern" zu sehen.