Magdeburg. Immer freundlich, energisch und den nächsten Einsatz ihrer Kollegen stets im Blick – das ist die Iranerin Simin Rezaie, stellvertretende Oberschiedsrichterin bei den German Open in Magdeburg. Im Gespräch verrät sie mir zunächst, dass Tischtennis in ihrem Heimatland nicht die allerpopulärste Sportart ist; da sind Fußball, Volleyball und Taekwondo weit voraus. "Aber wir sind auf dem Vormarsch", sagt sie lächelnd. Und damit meint sie nicht nur die Tischtennis-Männer, sondern auch die -Frauen. Zwar läuft es im Iran ein wenig anders als z.B. in Deutschland – Männer und Frauen trainieren streng getrennt, und auch Meisterschaften sind nicht gemeinsam.
Sie kann darüber genau Auskunft geben, denn vor ihrer Schiedsrichterlaufbahn spielte sie selbst aktiv. Zuerst in einem kleinen Klub, dann als Sportstudentin in der Hochschulmannschaft von Teheran und später im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Dort sagte ihr ein Trainer, an den sie sich heute noch dankbar erinnert, sie solle doch eine Laufbahn als Trainerin oder internationale Schiedsrichterin einschlagen, wenn sie lange diesem schönen Sport treu bleiben wolle.
Große Ehre: Im Einsatz bei Olympia in Tokio
Kein leichter Weg, aber Simin verfolgte ihn mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit. Zunächst wurde sie Internationale Schiedsrichterin und bestand im Anschluss die "Blue Badge"-Prüfung, die höchste Qualifizierungsstufe eines Internationalen Schiedsrichters. Als erste Frau mit islamischem Hintergrund im Iran. Seitdem absolvierte sie unzählige Einsätze von Weltformat, unter anderem bei Weltmeisterschaften, den Asian Games, auf zahlreichen Turnieren der ITTF World Tour und bei den Grand Finals, dem hoch dotierten World-Tour-Finale.
In Deutschland kennt sie Düsseldorf, Bremen und besonders gut Magdeburg, denn hier ist sie schon zum zweiten Mal. 2017 war dann das Jahr, auf das sie mit einigem Stolz zurückblickt: In der Slowakei wurde ihr als beste Absolventin des Lehrgangs der International Referee Degree der ITTF zuerkannt. Damit ist sie weltweit die einzige islamische Frau, die diese Qualifikation vorweisen kann. Jetzt ist das nächste Ziel Olympia. Sie ist bereits nominiert und freut sich ungemein, denn Olympische Spiele fehlen noch in ihrer Sammlung von Großereignissen. Und nebenbei wird sie als erste Frau im iranischen Sport überhaupt als Schiedsrichter bei Olympia sein.
Mehr Zeit ist nicht fürs Interview, denn die Arbeit ruft. Mit ihrer hohen Kompetenz, ihrer Freundlichkeit und ihrem Lächeln im Gesicht bleibt sie in Erinnerung als liebenswerte Sportbotschafterin ihres Landes.