Anzeige
Charmant und fast immer mit einem Lächeln im Gesicht: Simin Rezaie (Foto: David Menzel)
Porträt: Simin Rezaie ist stellvertretende Oberschiedsrichterin bei den German Open in Magdeburg

Eine liebenswerte Sportbotschafterin des Iran

Klaus Fischer 03.02.2020

Magdeburg. Immer freundlich, energisch und den nächsten Einsatz ihrer Kollegen stets im Blick – das ist die Iranerin Simin Rezaie, stellvertretende Oberschiedsrichterin bei den German Open in Magdeburg. Im Gespräch verrät sie mir zunächst, dass Tischtennis in ihrem Heimatland nicht die allerpopulärste Sportart ist; da sind Fußball, Volleyball und Taekwondo weit voraus. "Aber wir sind auf dem Vormarsch", sagt sie lächelnd. Und damit meint sie nicht nur die Tischtennis-Männer, sondern auch die -Frauen. Zwar läuft es im Iran ein wenig anders als z.B. in Deutschland – Männer und Frauen trainieren streng getrennt, und auch Meisterschaften sind nicht gemeinsam.

Sie kann darüber genau Auskunft geben, denn vor ihrer Schiedsrichterlaufbahn spielte sie selbst aktiv. Zuerst in einem kleinen Klub, dann als Sportstudentin in der Hochschulmannschaft von Teheran und später im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Dort sagte ihr ein Trainer, an den sie sich heute noch dankbar erinnert, sie solle doch eine Laufbahn als Trainerin oder internationale Schiedsrichterin einschlagen, wenn sie lange diesem schönen Sport treu bleiben wolle.

Große Ehre: Im Einsatz bei Olympia in Tokio

Kein leichter Weg, aber Simin verfolgte ihn mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit. Zunächst wurde sie Internationale Schiedsrichterin und bestand im Anschluss die "Blue Badge"-Prüfung, die höchste Qualifizierungsstufe eines Internationalen Schiedsrichters. Als erste Frau mit islamischem Hintergrund im Iran. Seitdem absolvierte sie unzählige Einsätze von Weltformat, unter anderem bei Weltmeisterschaften, den Asian Games, auf zahlreichen Turnieren der ITTF World Tour und bei den Grand Finals, dem hoch dotierten World-Tour-Finale.

In Deutschland kennt sie Düsseldorf, Bremen und besonders gut Magdeburg, denn hier ist sie schon zum zweiten Mal. 2017 war dann das Jahr, auf das sie mit einigem Stolz zurückblickt: In der Slowakei wurde ihr als beste Absolventin des Lehrgangs der International Referee Degree der ITTF zuerkannt. Damit ist sie weltweit die einzige islamische Frau, die diese Qualifikation vorweisen kann. Jetzt ist das nächste Ziel Olympia. Sie ist bereits nominiert und freut sich ungemein, denn Olympische Spiele fehlen noch in ihrer Sammlung von Großereignissen. Und nebenbei wird sie als erste Frau im iranischen Sport überhaupt als Schiedsrichter bei Olympia sein.

Mehr Zeit ist nicht fürs Interview, denn die Arbeit ruft. Mit ihrer hohen Kompetenz, ihrer Freundlichkeit und ihrem Lächeln im Gesicht bleibt sie in Erinnerung als liebenswerte Sportbotschafterin ihres Landes.

Links

weitere Artikel aus der Rubrik
Schiedsrichter 26.02.2024

Kerstin Duchatz ist Weltschiedsrichterin des Jahres 2023

"So einen Trip machst du nur einmal im Leben": Erst am Samstagmittag erfährt Kerstin Duchatz, dass sie vom Weltverband ITTF zur Schiedsrichterin des Jahres 2023 gekürt wurde. Nur wenige Stunden später sitzt sie im Flugzeug nach Südkorea, wo sie am Montagabend Ortszeit die neu geschaffene Auszeichnung entgegen genommen hat.
weiterlesen...
Schiedsrichter WM 26.02.2024

Immer wenn Deutschland nicht im Finale steht, regelt es Geiger

Immer wenn Deutschland nicht im Finale steht, dann regelts Geiger. Das gilt mit Ausnahme von den Weltmeisterschaften 2016 in Malaysia zumindest für die letzten 20 Jahre. 2006 und 2008 Vater Michael und 2024 Sohn Christoph, die restlichen sechs Weltmeisterschaften seit 2004 standen immer die deutschen Herren im Endspiel. Für den 31-Jährigen Christoph Geiger war die WM in Busan der Höhepunkt seiner Karriere als Schiedsrichter – aber ein Traum bleibt noch.
weiterlesen...
Schiedsrichter World Tour 07.11.2023

Ich über mich: Marzieh Hakimara, Champions-Schiedsrichterin aus Kanada

Marzieh Hakimara war eine von insgesamt sieben Unparteiischen beim WTT Champions Frankfurt. Im Selbstporträt beschreibt sie ihren Weg von der Ausbildung bis zu den Olympischen Spielen und warum Perfektion nicht nur bei den Spielern so wichtig ist.
weiterlesen...
Schiedsrichter EM 30.09.2023

EM-Referee Sven Weiland: "Eine Ehre, dieses Prestigeturnier zu leiten"

Sven Weiland aus Uhingen in Baden-Württemberg fungierte in Malmö erstmals als Referee, als verantwortlicher Oberschiedsrichter, bei Europameisterschaften. 
weiterlesen...
Schiedsrichter 31.07.2023

NSR-Prüfung 2023 in Lehrte bringt zehn neue nationale Schiedsrichter hervor

Das Ressort Schiedsrichter freut sich im Jahr 2023 neun neue Nationale Schiedsrichter und eine neue Nationale Schiedsrichterin zu ihrer Weiterqualifikation beglückwünschen zu dürfen.
weiterlesen...
Schiedsrichter 12.07.2023

Schiedsrichtertagung: Tolle Best-Practice-Beispiele für die Nachwuchs-Gewinnung

Bei hochsommerlichen Temperaturen fand am Samstag in Frankfurt am Main auf Einladung des Ressorts Schiedsrichter des Deutschen Tischtennis-Bundes (RSR) die Tagung der Vorsitzenden der Schiedsrichterorganisationen (VSRO) sowie der Schiedsrichter-Lehrwartinnen und Lehrwarte in den Räumen des Landessportbundes Hessen statt.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum