Zhengzhou. Von Donnerstag bis Sonntag spielen die erfolgreichsten 16 Damen und Herren sowie die jeweils acht besten Duos im Doppel und Mixed bei den ITTF World Tour Grand Finals 2019 In Zhengzhou um die fünf letzten Titel des Jahres. Beim Showdown in China hält Deutschland im Einzel mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska sowie mit zwei Doppeln fünf Eisen ins Feuer. Einen Medaillengewinn wird es dabei in jedem Fall zu verzeichnen geben: Im Viertelfinale am Donnerstag kommt es direkt zum Duell der Duos Boll/Franziska und Benedikt Duda/Qiu Dang.
1 Million Dollar werden verteilt
1 Million Dollar, genauer: 1.001.000 Dollar warten im Zhengzhou Olympic Sports Center auf neue Besitzer. Der Großteil des Preisgeld-Kuchens wird in den Einzelkonkurrenzen verteilt, wo jeweils 445.000 Dollar zur Ausschüttung kommen. Allein der Sieger nimmt einen Scheck in Höhe von 100.000 Dollar mit nach Hause. Dabeisein ist bei den Grand Finals nicht alles und wird im Einzel-Achtelfinale für alle 16 Starter immerhin schon mit jeweils 15.000 Dollar honoriert. Zum Vergleich: In den drei Doppelwettbewerben sind für das Gewinner-Duo jeweils 14.000 Dollar vorgesehen.
Deutschland wartet auf vierten Titel
Die bislang im Wesentlichen von den Chinesen dominierten und erstmals 1996 ausgetragenen Grand Finals sahen bislang drei deutsche Sieger. Erfolge, bei denen jeweils Timo Boll seine Hand im Spiel hatte: 2005 gewann der Düsseldorfer in Fuzhou (China) im Einzel und sicherte sich auch im Doppel zusammen mit Christian Süß Gold, mit dem er 2009 in Macao seinen Erfolg noch einmal wiederholen konnte. Den letzten großen Auftritt für Deutschland gab es 2017 in Kasachstan: Dimitrij Ovtcharov erreichte das Endspiel und sicherte sich damit im Januar Platz 1 in der Weltrangliste, Timo Boll wurde in Astana Dritter.
Duell der starken deutschen Duos direkt im Viertelfinale
Titelgewinn Nummer vier dürfte allerdings in Zhengzhou ein überaus schwieriges Unterfangen werden. Nominell die größten Chancen besitzt das an Position vier gesetzte Duo Timo Boll/Patrick Franziska. Die zweimaligen German-Open-Sieger müssen an gemeinsamen guten Tagen kein Doppel der Welt fürchten, was die beiden Odenwälder 2019 mit ihrem Finalerfolg über die amtierenden Weltmeister Ma Long/Wang Chuqin bei den China Open eindrucksvoll untermauerten. Im Viertelfinale treffen Boll/Franziska bei den Grand Finals allerdings sogleich auf das zweite deutsche Duo, das nicht zu unterschätzen ist. Die Teilnahme der Deutschen Meister Benedikt Duda/Qiu Dang, die unter anderem mit ihren zweiten Plätzen bei den Platinum Events in Japan und in Deutschland ihre Ausnahmeklasse unter Beweis stellten, ist zwar alleine schon eine faustdicke Überraschung, aber hochverdient, wie Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf betont: "Unglaublich, dass die beiden mit ihren tollen Ergebnissen die Qualifikation geschafft haben. Dafür allein gebührt ihnen ein Riesenrespekt. Schade, dass es direkt im Viertelfinale zu einem Duell unserer Doppel kommt, denn beide sind sehr stark."
Die Reise nach China traten Benedikt Duda und Qiu Dang am Montag mit einer gesunden Mischung aus Motivation und Stolz an. Qiu verrät: "Es sind unsere ersten Grand Finals und es ist eine absolute Ehre, dabei zu sein - ich hoffe, dass mir das irgendwann auch einmal im Einzel gelingt. Um uns zu qualifizieren, haben wir ein paar coole Leistungen gezeigt und uns über gute Ergebnisse gefreut. Dass uns die Qualifikation ausgerechnet im Olympiajahr gelingt, in dem viele Nationen wegen der Bedeutung des Doppels ihre besten Duos ins Rennen geschickt haben, macht uns schon etwas stolz." Angesichts der starken sieben Konkurrenten rückt das Abschneiden in den Hintergrund. Qiu: "Wir machen uns über eine Platzierung keine großen Gedanken. Wir versuchen, gut zu spielen und wollen das Grand Final genießen." Qiu hatte vergangene Woche Probleme mit seinem Fuß: "Das Sesambein hat ganz schön geschmerzt. Ich hoffe aber, das Problem bekommen wir bis zum Match gegen Timo und Patrick in den Griff."
Das Duell der Außenseiter mit den Titelaspiranten (Donnerstag, 8 Uhr) gab es erstmals bereits vor einem Monat bei den Austrian Open in Linz zu sehen. Damals setzten sich knapp mit 11:9 im Entscheidungssatz Boll/Franziska durch. Der Gewinner der Partie trifft im Halbfinale der Grand Finals am Freitag auf die topgesetzten Südkoreaner Jeoung Youngsik/Lee Sangsu oder die Taiwanesen Liao Cheng-Ting/Lin Yun-Ju. Goldmedaillenkandidat Nummer 1 sind die Weltmeister von 2017, Fan Zhendong und Xu Xin.
Timo Boll fordert erneut Fan Zhendong heraus
Angesichts von fünf Chinesen (Xu Xin, Fan Zhendong, Ma Long, Lin Gaoyuan, Liang Jingkun) unter den acht Topgesetzten war die Wahrscheinlichkeit von deutsch-chinesischen Vergleichen im Achtelfinale von vornherein groß, zwei Duelle hat die Auslosung am Mittwoch dann auch erbracht. Am Freitag um 11-30 Uhr fordert Rekordeuropameister Timo Boll zum dritten Mal binnen vier Wochen den Weltranglistenzweiten Fan Zhendong heraus, gegen den er bislang in seiner beispiellosen Karriere noch ohne Sieg ist. Bei den Austrian Open unterlag Boll nach drei Matchballen im Entscheidungssatz mit 3:4, beim World Cup in der vorletzten Woche ließ Boll beim 1:4 gute Chancen auf ein besseres Ergebnis aus. Boll: "Nach dem World Cup hatten wir ein Bundesliga-Spiel am Sonntag, die restliche Zeit habe ich versucht, zu regenerieren. Schauen wir mal, wie es bei den Grand Finals läuft: Mein 'Touch' ist aktuell jedenfalls ganz gut."
Ovtcharov: "Bei den Grand Finals darf man nicht jammern"Die starke Erkältung, die Ovtcharov beim Men's World Cup vor eineinhalb Wochen und in den Tagen danach viele wertvolle Stunden Schlaf kostete, ist inzwischen abgeklungen. Der Finalist von 2017, der in Astana in der Vorschlussrunde Lin Gaoyuan bezwang, will am Freitag um 4.40 Uhr beim erneuten Aufeinandertreffen mit Chinas Weltranglistenvierten noch einmal alle möglichen Kräfte mobilisieren: "Am Mittwoch nach dem World Cup ging es nach Frankreich, freitags war dann Champions League. Seit Samstag bin ich nun in Düsseldorf. Ich fühle mich ganz schön am Limit, aber das sind die Grand Finals, da darf man nicht jammern, auch wenn man müde oder angeschlagen ist. Man hat das ganze Jahr gekämpft und viele Turniere gespielt, um am Jahresende dabei zu sein. Ich gebe gegen Lin Gaoyuan noch einmal alles. Aber ich freue mich auch, dass bald Weihnachten und damit ein paar Tage Ruhe kommen." Seit seiner Abreise aus Chengdu versucht Ovtcharov, sehr früh aufzustehen und die Trainingseinheiten um einige Stunden nach vorne zu legen: "Ich will in etwa den Rhythmus der Trainingszeiten in China beizubehalten, dann fällt die Zeitumstellung für die Grand Finals etwas leichter."
Erkrankter Franziska startet erneut gegen Harimoto
Patrick Franziska bekommt es wie vor einem Jahr im Achtelfinale mit Titelverteidiger Tomokazu Harimoto (Japan) zu tun, dem er zuletzt Anfang November beim Team World Cup in Tokio ebenfalls zum Sieg gratulieren musste. Der Weltranglisten-15. aus Saarbrücken quält sich seit einigen Tagen mit einer starken Erkältung herum. Entsprechend schraubt der EM-Dritte seine Erwartungen vor dem Duell am Freitag um 5.30 Uhr mit dem frischgebackenen Weltpokal-Finalisten herunter: "Ich bin seit Freitag stark erkältet und habe deshalb auch in der Bundesliga nicht antreten können. Ich hoffe, es gelingt mir irgendwie, am Donnerstag und Freitag fit zu sein. Das ist erst einmal das Wichtigste, und dann schauen wir was gegen Harimoto so geht." Neben fünf Chinesen und Harimoto zählen auch der neue Weltranglistensiebte Lin Yun-Ju (Taiwan) und der Brasilianer Hugo Calderono zum Kreis der acht Topgesetzten. Die DTTB-Stars Boll, Ovtcharov und Franziska, die zusammen mit Schwedens WM-Zweiten Mattias Falck die einzigen Europäer im Feld sind, nehmen die Positionen neun bis elf in der Setzung ein.
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, der am Dienstag zusammen mit Physiotherapeut Peter Heckert anreiste, will angesichts der hochkarätigen Konkurrenz nicht spekulieren: "Unabhängig davon, wer der Gegner ist und wie schwer die Aufgabe ist: Wir hoffen auf einen guten Abschluss für das Jahr 2019. Wir versuchen erst einmal, die erste Runde zu überstehen, damit sich die Jungs ein größeres Stück vom Preisgeldkuchen abschneiden können und etwas Weihnachtsgeld mit nach Hause nehmen. Die Auslosung ist schwer, aber Timo und Dima haben die individuelle Qualität, solch ein Turnier auch zu gewinnen, wenn es bei ihnen läuft. Leider war Patrick im Vorfeld krank: Wir hoffen, dass er fit wird und spielen kann."
Erdrückende Dominanz Chinas bei den Damen
Deutsche Damen sind bei den Grand Finals 2019 nicht vertreten. Auch wenn Mima Ito die Nummer zwei der Setzungsliste ist, den Erfolg Chinas zu verhindern käme selbst für Japans Olympiahoffnung einer Sensation gleich: Das Reich der Mitte stellt zehn (!) der 16 Starterinnen. Europa ist im Doppel durch Barbora Balazova (Slowakei) und Hana Matelova (Tschechien) präsent. Im Mixed sind mit Sloweniens WM-Viertelfinalisten Lubomir Pistej/Balazova sowie den Franzosen Tristan Flore/Laura Gasnier und den Ungarn Adam Szudi/Szandra Pergel drei Duos des Alten Kontinents qualifiziert.
ITTF Star Awards: Boll, Roßkopf und Schmidberger nominiert
Seit 2013 werden am Abend vor dem Turnierauftakt die ITTF Star Awards in sieben Kategorien verliehen. Ein glamouröser Festakt, der mittlerweile zum festen Bestandteil der World Tour Grand Finals geworden ist. Auch 2019 gehören drei Deutsche zu den Nominierten: Timo Boll ist als Sieger von 2013 erneut in der Kategorie für den "besten Ballwechsel des Jahres" vertreten. Zum dritten Mal in Folge wurde Jörg Roßkopf, der 2017 den Star Award gewann, in der Kreis der drei Auserwählten für die Kategorie "Trainer des Jahres" berufen. In der Kategorie "bester Behindertensportler" steht Thomas Schmidberger zur Wahl.
DIE SPIELE AM DONNERSTAG/FREITAG/SAMSTAG
HERREN-EINZEL
Achtelfinale
Xu Xin CHN - Zhao Zihao CHN, Donnerstag 14 Uhr
Patrick Franziska - Tomokazu Harimoto JPN, Freitag 5.30 Uhr
Liang Jingkun CHN - Wong Chun Ting HKG, Donnerstag 14 Uhr
Ma Long CHN - Jeoung Youngsik KOR, Freitag 5.30 Uhr
Dimitrij Ovtcharov - Lin Gaoyuan CHN, Freitag 4.40 Uhr
Lin Yun-Ju TPE - Mattias Falck SWE Donnerstag 11.30 Uhr
Hugo Calderano BRA - Jun Mizutani JPN, Freitag 4.40 Uhr
Timo Boll - Fan Zhendong CHN, Donnerstag 11.30 Uhr
Viertelfinale
Freitag 12.50 Uhr
Freitag 13.40 Uhr
Samstag 6 Uhr
Samstag 6.50 Uhr
Halbfinale
Samstag 13.40 Uhr
Samstag 14.30 Uhr
HERREN-DOPPEL
Viertelfinale
Jeoung Youngsik/Lee Sangsu KOR - Liao Cheng-Ting/Lin Yun-Ju TPE
Timo Boll/Patrick Franziska - Benedikt Duda/Qiu Dang, Donnerstag 8 Uhr
Liang Jingkun/Lin Gaoyuan CHN - Chen Chien-An/Chuan Chih-Yuan TPE, Donnerstag 8 Uhr
Fan Zhendong/Xu Xin CHN - Ho Kwan Kit/Wong Chun Ting HKG
Halbfinale
Freitag, 8.40 Uhr
SONNTAG
HERREN-DOPPEL
Finale
6 Uhr
HERREN-EINZEL
Finale
13.30 Uhr
Ergebnisse und Informationen
Die Grand Finals im Live-Streaming auf Sportdeutschland TV
Die Grand Finals im TV
Montag, 16.12., 10.30 Uhr: Zusammenfassung auf Eurosport 1 (90 Minuten)
Montag, 16.12., 23.10 Uhr: Zusammenfassung auf Eurosport 1 (80 Minuten)
Die Teilnehmer nach Reihenfolge ihrer Setzung in der Übersicht
DIE SETZUNGSLISTEN MIT DEUTSCHER BETEILIGUNG
Die Setzungsliste basiert auf der Platzierung in der World-Tour-Wertung 2019.
In Klammern die Platzierung in der aktuellen Dezember-Weltrangliste.
Herren-Einzel
1 (1) Xu Xin CHN
2 (2) Fan Zhendong CHN
(4) Lin Gaoyuan CHN
4 (3) Ma Long CHN
5 (5) Harimoto JPN
6 (7) Lin Yun-Ju TPE
7 (8) Liang Jingkun CHN
8 (6) Hugo Calderano BRA
9 (10) Timo Boll GER
10 (11) Dimitrij Ovtcharov GER
11 (15) Patrick Franziska GER
12 (29) Zhao Zihao CHN
13 (9) Mattias Falck SWE
14 (18) Jeoung Youngsik KOR
15 (14) Jun Mizutani JPN
16 (19) Wong Chun Ting HKG
Herren-Doppel
1 Jeoung Youngsik/Lee Sangsu KOR
2 Fan Zhendong/Xu Xin CHN
3 Liang Jingkun/Lin Gaoyuan CHN
4 Timo Boll/Patrick Franziska GER
5 Ho Kwan Kit/Wong Chun Ting HKG
6 Benedikt Duda/Dang Qiu GER
7 Liao Cheng-Ting/Lin Yun-Ju TPE
8 Chen Chien-An/Chuang Chih-Yuan TPE