London. Am Rande der olympischen Tischtennis-Wettbewerbe haben Teilnehmer des DTTB-Jugendcamps den Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes, Thomas Weikert, interviewt. Der selbstständige Jurist aus Limburg (Hessen) und ehemalige Bundesligaspieler ist auch Vizepräsident des Weltverbandes ITTF. Die Jugendlichen löcherten Weikert unter anderem mit diesen Fragen:
Was war am Dienstag mit Timo los?
Weikert: Das Spiel war sehr bitter. Timo hat so lange nicht mehr gegen Crisan verloren. Sonst hat er ihn immer beherrscht. Beim Stande von 1:1 kommt Timo von 5:9 auf 9:9 heran, doch kann den Satz nicht zumachen. Außerdem hat Timo vier Fehlaufschläge gemacht. Er war mental nicht auf der Höhe und kann es selbst nicht erklären. Trotzdem fiebert er mit Dimitrij Ovtcharov mit und wird sich trotz der Niederlage im Mannschaftswettbewerb voll reinhängen.
Sie sind aktiver Tischtennis-Spieler? In welcher Liga spielen Sie?
Ich habe Oberliga gespielt beim TTC Elz. Nächste Saison spiele ich in der
Hessenliga. Außerdem bin ich deutscher Herrenmannschaftsmeister in der
Ü50-Klasse.
Wie und warum sind sie Präsident geworden?
Ich bin seit 2005 DTTB-Präsident. Als der ehemalige Präsident zurücktrat, hat
mich der heutige HTTV-Präsident Norbert Englisch gefragt, ob ich das Amt nicht übernehmen möchte. Zuvor war ich beim DTTB bereits als Justitiar tätig. Tischtennis gibt mir sehr viel. Es gibt angenehme und manchmal auch unangenehme Aufgaben. Jetzt, bei Olympia, macht es natürlich richtig Spaß.
Welche Aufgaben haben Sie als DTTB-Präsident?
In der Satzung steht, dass man den Deutschen Tischtennis-Bund als Präsident führen soll. Ich kümmere mich um Themen, die nicht einem Ressort zugeordnet sind. Aktionen oder Konzepte werden mit mir abgesprochen. Dazu stehe ich in Kontakt mit den Landesverbänden. Ich muss mich um Fragen kümmern, wie: Wer wird wie gefördert? Woher bekommen wir Gelder? Die Finanzen müssen stimmen, wir sind schließlich auch Arbeitgeber. Wichtig ist zudem das Thema Anti-Dopingkampf.
Was würden Sie gerne im Tischtennis verändern?
Man sollte die Aufschlagregeln ändern. Tischtennis lebt von langen Rallys. Man muss es schaffen, dass wieder lange Ballwechsel zustande kommen. Aber solche Regeln brauchen Jahre, bis sie durchgesetzt werden. Außerdem ist bei Großveranstaltungen der lange Zeitraum der Spiele oft ein Problem. Das nervt die Zuschauer, da sich das Spiel zu sehr in die Länge zieht. Eine Alternative wäre zum Beispiel, dass ein Match nach 20 Minuten beendet ist.
Wie hat China reagiert, als entschieden wurde, dass nur zwei Spieler einer Nation bei den Olympischen Spielen antreten dürfen?
China war strikt dagegen. Das ist ja auch verständlich bei den vielen guten
Chinesen. Später haben sie es dann akzeptiert. Bei der Wahl haben sie sich schließlich enthalten. Sie haben eingesehen, dass sich auch dadurch die Möglichkeit ergibt, dass eine andere Nation eine Medaillen bekommen kann. Die Fernsehquoten in China beim Tischtennis sind stark gefallen, da die chinesischen Spieler fast immer gewinnen.
Wie ist das Verhältnis zwischen den Spielern untereinander?
Die Spieler sind freundlich zueinander. Ihre Trainer tauschen sich über
verschiedene Methoden aus. Es werden gemeinsame Trainingslager veranstaltet. Die Sportler kommen dann teilweise aus ganz verschiedenen Nationen. Wir haben in Deutschlands schon oft Lehrgänge mit anderen europäischen Nationen durchgeführt.
Was ist in London 2012 anders als in Peking 2008?
Die Stimmung in London ist schon besser. Alle Hallen sind voll. Das Turnier wird gut präsentiert. Die Volunteers sind alle freundlich. In China wurde Tischtennis oft nur für die Chinesen geklatscht und nicht für andere Nationen. Hier in London ist das nicht so.
Herr Weikert, vielen Dank für das Gespräch!
Die "Presse-Gruppe" des DTTB-Jugendcamps in London berichtet regelmäßig von den Erlebnissen in London. Die Jugendlichen schreiben Tagebuch und senden Fotos. Diese werden auf www.tischtennis.de und auch auf der (öffentlichen) Facebook-Seite Tischtennis in Deutschland veröffentlicht.