Rotterdam. Ma Long hat dem zweifachen Olympiasieger von Peking, Ma Lin, im Viertelfinale der 51. Einzel-Weltmeisterschaften in Rotterdam in fünf Sätzen eine Lehrstunde erteilt. In Durchgang vier nahm sich die aktuelle Nummer fünf der Weltrangliste zwar eine kleine Auszeit vom Spiel und verlor mit 4:11, war jedoch einen Satz später wieder mit voller Konzentration zur Stelle, spielte aggressiv und so platziert, dass Ma viele Bälle gar nicht erreichte. Bei eigenem Aufschlag sorgte er häufig mit langen Services dafür, dass Ma Lin, der sich deutlich schlechter als sonst bewegte, mit seiner gefürchteten Rückschlagstärke gar nicht erst zum Zug kam. So half dem an Position vier gesetzten Ma Lin bei seinem 13. WM-Turnier auch nicht, dass er das niederländische Publikum auf seiner Seite hatte, das erstmals im Turnier die Welle startete und ihn zusätzlich mit rhythmischem Klatschen anfeuerte.
Fünf Mal hatte Ma Lin in einem WM-Einzel-Halbfinale gestanden, danach drei Mal das Endspiel erreicht. Den Titel, der das Triple komplettieren würde, das in China Weltklassespieler zu Legenden macht – Olympia-Gold, World-Cup-Sieger, Weltmeister – fehlt ihm nach wie vor.
Satzausgleich im zweiten Durchgang verspielt
„Im ersten Satz habe ich zu viele Fehler gemacht. Im zweiten hatte ich die Chance auf den Ausgleich, konnte daraus aber keinen Vorteil ziehen. Das hat mich schon ein bisschen Moral gekostet“, erklärte Ma, der im anschließenden Gespräch mit den Journalisten seltsam gelöst wirkte, gar nicht jemand, der soeben wahrscheinlich sein Einzel-Ticket zu den Olympischen Spielen 2012 verspielt hatte. „Ich bedaure natürlich, hier verloren zu haben. Aber ich habe alles gegeben und war gut auf die WM vorbereitet. Es ist eben immer schwer, gegen Mannschaftskollegen zu spielen. Wir kennen uns einfach zu gut.“
Ob er nun über seinen Rücktritt von der internationalen Sportbühne nachdenke, wollten die chinesischen Journalisten von ihm wissen. „Ich stehe heute Abend im Doppel-Finale. Bis dahin denke ich erst einmal an gar nichts“, sagte er ihnen und lachte scheinbar gut aufgelegt.
Ma Long trifft am Sonntag um 10.30 Uhr auf seinen Landsmann Wang Hao, der Jun Mizutani aus Japan nicht den Hauch einer Chance ließ.