Rotterdam. Das WM-Achtelfinale heute ab 17.15 Uhr bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam zwischen Timo Boll und seinem „guten Kumpel“ (Zitat Boll) Dimitrij Ovtcharov sei eine besondere Situation. Roßkopf ist aber überzeugt, dass die Freundschaft der beiden keinen Einfluss auf den Spielverlauf haben werde. „Dafür geht es bei dieser WM um zu viel“, sagt der 41-jährige zweifache Olympiamedaillengewinner.
Frage: Hat die Freundschaft der beiden Einfluss auf das Achtelfinale gegeneinander?
Jörg Roßkopf: Nein, dafür geht es bei dieser WM um zu viel. Und dafür können sich die beiden auch zu gut in solchen Situationen konzentrieren. Dimi weiß, dass er in guter Form ist und rechnet sich eine Chance aus, weil er ganz gut gegen Timo spielen kann.
Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Wie geht ein Spieler mit einer solchen Situation um?
Roßkopf: Es ist schon eine besondere Situation. Man muss sich zu Beginn oft etwas überwinden, damit man auch mal die Faust zeigt. Das ist ein Grat, den die Spieler überschreiten müssen. Dann wird es ein Spiel wie jedes andere. Die Chinesen machen es uns vor: Bei ihnen kommt es oft zu diesen internen Duellen bei entscheidenden Turnieren. Wir sind froh, dass es bei uns bei Europameisterschaften dazu etwas häufiger kommt. Man muss dann über seinen Schatten springen. Es geht nur noch um Sieg oder Niederlage.
Wie schwer ist es, sich als Spieler darauf einzustellen?
Roßkopf: Es ist nicht so einfach. Es ist eine Sache der Einstellung schon vor dem Spiel. Die Partie Dimtrij Ovtcharov gegen Patrick Baum bei den Polish Open lief fast komplett ohne Emotionen ab. Das war dann ein Spiel, das man in dieser Art nicht so gerne sehen will. Aber Timo und Dimitrij kennen die Situation genau. Sie haben schon einige Spiele gegeneinander bestritten, wenn auch noch nicht bei einer WM.
Nimmt es ein Spieler dem anderen übel, wenn der zum ersten Mal die Faust zeigt?
Roßkopf: Nein, auf keinen Fall. Dazu sollten sie Freunde genug sein, um das nach dem Spiel direkt wieder zu vergessen und freundschaftlich miteinander umzugehen.
Gestern hat Timo Boll nach seinem Drittrundensieg erzählt, er könne sich gut vorstellen, sich auch diesmal vorher wieder mit Dimitrij einzuspielen. Wird es so sein?
Roßkopf: Nein, sie werden sich definitiv nicht miteinander einspielen. Man will in dieser Phase schon noch etwas probieren und gezielt trainieren. Es soll nicht abwertend klingen, aber bei Deutschen Meisterschaften wäre das vielleicht etwas anderes – nicht so bei einer WM. Timo wird sich mit Bastian Steger einspielen, Dimitrij mit Patrick Baum.
Wie werden Sie das Spiel verfolgen?
Roßkopf: Meine Aufgabe wird es sein, parallel das Spiel von Vladimir Samsonov gegen Chen Qi zu analysieren, um dann den Sieger des Cappuccino-Spiels auf die nächste Runde vorzubereiten.
Steckbrief
Herren-Bundestrainer: Jörg Roßkopf
Jahrgang: 1969
Seit dem 1. August 2010 ist der deutsche Rekordnationalspieler Herren-Bundestrainer beim DTTB. Zuvor war der ausgebildete A-Lizenz-Trainer ab September 2008 als Assistent seines Vorgängers Richard Prause tätig. Sein erster internationaler Einsatz als Coach: die LIEBHERR Europameisterschaften in St. Petersburg im Oktober 2008.
Der Linkshänder nahm an fünf Olympischen Spielen teil, gewann 1992 in Barcelona im Doppel an der Seite von Steffen Fetzner die Silbermedaille, mit dem er auch 1989 in Dortmund Weltmeister geworden war. 1996 folgte in Atlanta Olympia-Bronze im Einzel. 2004 wurde er mit dem Herren-Team Zweiter bei den Weltmeisterschaften in Doha, bei der Heim-WM in Bremen 2006 gab es nach dem Halbfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister China Bronze. 1992 wurde Jörg Roßkopf in Stuttgart Europameister im Einzel, 1998 in Eindhoven im Doppel, der ersehnte Mannschaftstitel kam 2007 in Belgrad dazu. Als erster Deutscher gewann er 1998 in Shantou, China, den World Cup. Mit acht Einzel-Titeln liegt er in der ewigen Bestenliste bei Deutschen Meisterschaften hinter Timo Boll, Conny Freundorfer und Eberhard Schöler, die jeweils neun nationale Titel gewinnen konnten.