London. China hat erwartungsgemäß seine Titel beim Team World Cup in London verteidigt. Das Reich der Mitte setzte sich in beiden Endspielen gegen die Vertretungen Japans klar mit 3:0 durch und gab jeweils nur einen Satz ab. Auch Deutschland war im Finale der Herren vertreten: Christoph Geiger vom TTC Haslach leitete die Duelle der Superstars umsichtig und abgeklärt. Deutschlands Herren hatten im Viertelfinale ohne Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll mit 0:3 gegen China verloren.
Geiger dirigiert Finale
Die Leitung des Endspiels im Team World Cup bedeutete für den 25-jährigen Geiger den bisherigen Höhepunkt seiner rasanten Schiedsrichter-Karriere. Der Maschinenbau-Ingenieur aus Bühl feierte im Finale übrigens ein Wiedersehen mit Japans Wunderkind Tomokazu Harimoto, dessen historischen Gewinn der Jugend-Weltmeisterschaft im Einzel als Dreizehnjähriger in Kapstadt er ebenfalls als leitender Schiedsrichter im Dezember 2016 aus nächster Nähe verfolgen durfte. In den dazwischen liegenden 15 Monaten ist Christoph Geiger in die höchste Qualifikationsstufe der internationalen Schiedsrichter aufgestiegen - im Rahmen der Weltmeisterschaften in Düsseldorf bestand er seine letzten Prüfungen und ist im Alter von 25 Jahren einer der weltweit jüngsten Inhaber der sogenannten Blue-Badge. Seine Aufgabe im Finale meisterte er sachlich, souverän und ohne Angst vor großen Namen, so wie beim abgezählten falschen Aufschlag von Doppel-Weltmeister Xu Xin.
Einsätze in London, Kapstadt und Muggensturm
So beeindruckend Finaleinsätze auf Weltturnieren in Millionen-Metropolen wie London oder Kapstadt auch sein mögen, das Wichtigste ist für den Schwarzwälder Chistoph Geiger aber das Engagement für den Tischtennissport. So wie beispielsweise vor wenigen Wochen im nicht einmal zehntausend Einwohner zählenden Muggensturm in der Nähe Rastatts: Dort leitete er auf Anfrage des heimischen TTC genauso gern das Finale der mini-Meisterschaften wie nun in London das des Team World Cups. In Muggensturm brachte er sogar noch prominente Unterstützung mit: Das Endspiel der mini-Meisterschaften leitete er nämlich zusammen mit seinem Vater Michael, dem ersten Blue-Badge-Besitzer Deutschlands. Bevor Michael Geiger 2015 das Amt des Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes übernahm, war auch er mehr als 30 Jahre als Schiedsrichter im Einsatz und leitete insgesamt drei WM-Finals.
Chinas Vormachtstellung bleibt unangetastet
Die sportliche Seite der Endspiele ist schnell erzählt. Chinas in Bestbesetzung angetretene Mannschaften waren in London unantastbar und sicherten sich zwei Monate vor Beginn der Team-Weltmeisterschaften in Halmstadt (Schweden) unangefochten beide Titel. Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin sowie Ding Ning, Liu Shiwen und Zhu Yuling ließen in den Endspielen ebenso wenig einen Punktgewinn ihrer japanischen Kontrahenten zu wie in den vier Spielen zuvor gegen den Rest der Welt.
Aus den Ergebnissen von London aber direkte Rückschlüsse auf das bevorstehende Championat in Halmstad zu ziehen, wäre falsch: Zum einen wurde in London anstelle des WM-Formats das Olympische System mit einem Doppel anstelle eines dritten Einzelspielers ausgetragen, zum anderen traten die in Halmstad chancenreichsten Herausforderer Japan und Deutschland nicht mit ihren stärksten Aufstellungen an. Bei den Japanern blieb Jun Mizutani zu Hause, bei den Deutschen der eine Regenerationspause einlegende Timo Boll. Im Duell mit China musste Deutschland zudem auf den Weltranglisten-Ersten Dimitrij Ovtcharov verzichten, der sich Anfang der Woche wegen Problemen mit dem Iliosakralgelenk untersuchen lassen wird.
Genauso falsch wie eine Überbewertung der Ergebnisse von London wäre es übrigens auch, Chinas Vormachtstellung auf dem Globus durch vereinzelte Erfolge von Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sowie von Koki Niwa (Japan), Lee Sangsu (Südkorea) und Chen Chien-An (Taiwan) in Duellen mit Ma Long, Fan Zhendong, Xu Xin, Lin Gaoyuan und Zhang Jike im Herbst 2017 auf ein geringeres Maß zu reduzieren. Denn unabhängig von London und den Ergebnissen des heißen Herbstes steht eines unumstößlich fest: Weltmeister und Olympiasieger China ist in Halmstad, leicht verunsichert oder nicht, der mehr als turmhohe Favorit.
Ergebnisse im Detail auf der Veranstaltungsseite des Weltverbands ITTF
FINALE HERREN
China - Japan 3:0
Ma Long/Xu Xin - Koki Niwa/Jin Ueda 3:0 (8,9,7)
Fan Zhendong - Tomokazu Harimoto 3:0 (7,8,8)
Ma Long - Koki Niwa 3:1 (8,-3,5,3)
HALBFINALE
China - England 3:0
Japan - Südkorea 3:2
VIERTELFINALE
Deutschland - China 0:3
Benedikt Duda/Patrick Franziska - Fan Zhendong/Xu Xin 0:3 (-5,-6,-5)
Ruwen Filus - Ma Long 0:3 (-9,-8,-8)
Benedikt Duda - Xu Xin 0:3 (-4,-9,-7)
Brasilien - England 1:3
Südkorea - Frankreich 3:2
Japan - Hongkong 3:2
FINALE DAMEN
China - Japan 3:0
Ding Ning/Liu Shiwen - Hina Hayata/Mima Ito 3:1 (7,6,-6,8)
Zhu Yuling - Kasumi Ishikawa 3:0 (5,7,7)
Ding Ning - Mima Ito 3:0 (7,9,8)
HALBFINALE
China - Hongkong 3:0
Japan - Nordkorea 3:0
VIERTELFINALE
Japan - Singapur 3:1
Nordkorea - Taiwan 3:0
Hongkong - Rumänien 3:0
China - USA 3:0
Herren, Gruppe A
China – Frankreich 3:0
China – Schweden 3:0
Schweden - Frankreich 2:3
Endstand: 1. China 2:0, 2. Frankreich 1:1, 3. Schweden 0:2
Herren, Gruppe B
Japan – Ägypten 3:0
Japan – England 3:1
England - Ägypten 3:1
Endstand: 1. Japan 2:0, 2. England 1:1, 3. Ägypten 0:2
Herren, Gruppe C
Deutschland – Australien 3:0
Patrick Franziska/Ruwen Filus - David Powell/Kane Townsend 3:0 (10,5,1)
Dimitrij Ovtcharov - Hu Heming 3:1 (7,6,-8,4)
Patrick Franziska - Kane Townsend 3:0 (6,6,6)
Deutschland - Südkorea 2:3
Benedikt Duda/Patrick Franziska - Jeoung Youngsik/Jeong Sangeun 1:3 (4,-7,-9,-6)
Dimitrij Ovtcharov - Lee Sangsu 3:0 (8,12,8)
Patrick Franziska - Jeong Sangeun 1:3 (5,-9,-8,-7)
Dimitrij Ovtcharov - Jeoung Youngsik 3:1 (9,11,-9,9)
Benedikt Duda - Lee Sangsu 1:3 (-5,9,-9,-4)
Südkorea - Australien 3:0
Endstand: 1. Südkorea 2:0, 2. Deutschland 1:1, 3. Australien 0:2
Herren, Gruppe D
Hongkong – USA 3:1
Hongkong - Brasilien 2:3
Brasilien - USA 3:0
Endstand: 1. Brasilien 2:0, 2. Hongkong 1:1, 3. USA 0:2
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg), Ruwen Filus (TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Trainer: Jörg Roßkopf
Sportdirektor: Richard Prause
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Christoph Geiger