Moskau. Das Unternehmen "Club Méditerranée" gilt als Erfinder des Kluburlaubs. Ein ganz besonderes Quartett des DTTB ist zwar kein offizieller Lizenznehmer, bietet aber einen ähnlich umfassenden Service. "Wir stehen unseren Spielern 24 Stunden am Tag zur Verfügung", sagt Birgit Schmidt. "Wenn einer um fünf Uhr morgens aus dem Bett fällt, springen wir hin." In Moskau laden die Physiotherapeutin und ihre Kollegin Annette Zischka sowie Teamärztin Dr. Sabine Arentz und Sportpsychologe Dr. Thorsten Weidig in ihren eigenen "Club Med".
Der „Club Med“ bei der WM in Moskau leitet sich nicht von "Mittelmeer" ab, sondern von "Medizin". Er ist das Angebot der medizinischen Abteilung des DTTB. Der Service ist mobil: Überall dort, wo sich die neun deutschen Sportler aufhalten, sind die Fachleute für Körper und Geist vor Ort. Ob im Spielerhotel „Kosmos“ oder im riesigen Olympiyskiy Sports Complex in Russlands Hauptstadt. Ihr Arbeitstag ist lang und an die Wünsche und Bedürfnisse der Aktiven angepasst. Nicht sollten kommt es vor, dass die Physiotherapeutinnen Birgit Schmidt und Annette Zischka vom Olympiastützpunkt Hessen (OSP) in Frankfurt am Main bis kurz vor Mitternacht die Strapazen und kleinen Verletzungen des Spieltags aus den Athletenkörpern massieren. Viele Stunden echte Handarbeit pro Tag kommen so zusammen. Schlagarm, Rücken, Beine – das sind die Problemzonen der Tischtennisspieler.
Ständig steht die medizinische Abteilung auf Abruf bei Trainingseinheiten, während der Matches und in der freien Zeit, die die Athleten größtenteils im Hotel verbringen. Mannschaftsärztin Dr. Sabine Arentz ist eine Orthopädin, die auch operiert, Chiropraktik-Expertin und kennt sich für die normalen Wehwehchen auch mit Allgemeinmedizin aus. Am Sportmedizinischen Institut in Frankfurt am Main behandelt sie neben Leistungssportlern auch Normalbürger. Für ihre Einsätze beim Tischtennis wird sie teilweise von ihrem Arbeitgeber freigestellt, teilweise zählt ihr Dauereinsatz als Urlaub. Bei allen großen Meisterschaften profitieren die Deutschen von ihren Fähigkeiten. Auch bei anderen Nationen ist sie gefragt. Das deutsche Team geht natürlich vor.
Verpflegung: Frauen sind anspruchsloser
Der „Club Med“ ist aber noch mehr. Die Mediziner sind die Chefeinkäufer der Mannschaft. Sie finden schnell heraus, wo es alles Notwendige zu kaufen gibt: von der Banane über Müsli und Nutella für das Frühstück bis zu Kosmetikartikeln von der Zahnbürste bis zum Haarspray. Die vier kennen ihre Patienten. „Timo mag gerne Schokomüsli, Basti isst zum Frühstück immer eine Banane, für Richie halten wir Cola bereit“, sagt Birgit Schmidt. „Wir Frauen sind da etwas anspruchsloser“, wirft Kristin Silbereisen ein. „Wir essen, was da ist.“ Neben Bananen sind das meist Variationen von Schoko- und Müsliriegeln.
Für ein ordentliches Frühstück im Hotel hat der „Club Med“ ein eigenes System entwickelt. „Weil Frauen und Männer hier bisher fast immer zu unterschiedlichen Zeiten spielen, frühstücken sie selten zusammen“, erklärt die 35-jährige Birgit Schmidt, die seit der WM 2007 in Zagreb regelmäßig für den OSP beim Tischtennis im Einsatz ist. Daher wird die „Übergabetüte“ mit Joghurt, Müsli, Obst, Marmelade und Nutella an die Tür des jeweils für die nächste Gruppe zuständigen Physiotherapeuten gehängt. „Wir Deutschen waren so ein bisschen die Vorreiter am Frühstückstisch“, sagt Schmidt. „Inzwischen bauen mehrere Nationen ihr eigenes Frühstück im Speisesaal auf.“
Behandeln, verpflegen, unterhalten
Sabine Winter war nach dem Spiel gegen Hongkong erstmals zu Gast im „Club Med“. „Da hab' ich meine Beine massieren lassen. Die müssen schön spritzig sein“, sagt der Shootingstar der WM in Moskau. Anders geht's auch nicht bei ihrem Laufpensum. Was ihr fehlen würde ohne den „Club Med“? Neben der medizinischen Versorgung wäre es "auf jeden Fall nicht mehr so lustig“, sagt Winter ohne lange nachdenken zu müssen. Denn der Humor ist eine weitere Qualität der medizinischen Abteilung – ganz ohne Animateursausbildung.
Liebe(s)Grüße aus Moskau: Die WM-Kolumne des deutschen Damen-Teams
Das DTTB-Quartett gewährt den Fans bis zum Schlusstag Blicke hinter die Kulissen der 50. Mannschaftsweltmeisterschaften in Moskau. Im Wechsel erzählen Elke Schall, Kristin Silbereisen, Sabine Winter und Wu Jiaduo von ihren Erlebnissen beim sportlichen Jahreshöhepunkt in Russlands Hauptstadt.
Wer sich über den Titel wundert - immerhin ist er von 1963: "Liebesgrüße aus Moskau" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ian Fleming, der zweite Film der James-Bond-Reihe.