Chengdu. Mit Erfolgen für die Gastgeber endeten die deutsch-chinesischen Duelle im Viertelfinale des mit 250.000 Dollar dotierten Men's World Cup in Chengdu. Timo Boll unterlag dem Weltranglistenersten Fan Zhendong, Dimitrij Ovtcharov musste Weltmeister Ma Long gratulieren. Die beiden Deutschen unterlagen jeweils mit 1:4, deutlich waren die Niederlagen aber nicht. Der Weltpokal ist im Livestream auf Sportdeutschland.tv sowie auf Eurosport zu sehen.
Boll vergibt drei Satzbälle zum 2:3-Anschluss
Zwei Wochen nach dem denkwürdigen Halbfinal-Duell bei den Austrian Open, als Timo Boll in Linz drei Matchbälle gegen Fan Zhendong vergab, endete die Neuauflage des Vorjahres-Endspiels von Paris mit einem 4:1-Sieg für den Chinesen. Boll stand jedoch beim 6:11, 9:11, 5:11, 11:7 und 10:12 immerhin dicht vor dem Einzug in den sechsten Satz. Gegen den heute noch druckvoller und noch näher am Tisch agierenden Weltranglistenersten, der im Halbfinale auf den Taiwanesen Lin Yun-Ju trifft, ließ der Rekordeuropameister im fünften Satz bei 10:7 drei Satzbälle aus. Schon den ausgeglichenen zweiten Durchgang hatte Fan lediglich mit einigen fantastischen Schlägen in der Endphase knapp mit 11:9 in eine 2:0-Führung ummünzen können.
Timo Boll haderte heute vor allem mit dem Auftakt: "Das war kein guter Start. Ich muss gegen ihn sehr konsequent meine Taktik durchsetzen und auch das abrufen, was ich noch spielen kann - dann kann ich für ihn sehr gefährlich sein." Boll lobte seinen Gegner: "Er hat heute sehr gut gespielt, viele schwere Bälle getroffen. Er hat schon ein sehr hohes Level, wenn gut drauf ist und Selbstvertrauen hat." Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf ergänzte: "Timo hat mit zunehmender Spieldauer seine Rückschläge besser platziert und hatte dann noch einmal eine Chance, auf 2:3 zu verkürzen. Aber Fan war heute einfach auch unglaublich stark, das muss man einfach anerkennen."
Im Achtelfinale wenige Stunden zuvor hatte der an Position fünf gesetzte Boll, der in den beiden letzten Jahren das Finale erreichte, Sathiyan Gnanasekaran souverän auf Distanz gehalten. In seinem ersten Vergleich mit Indiens Nummer 30 der Welt setzte sich der World-Cup-Gewinner von 2002 und 2005 mit 7:11, 11:8, 11:5, 11:9 und 11:8 durch. Der Düsseldorfer sagte nach dem Match: "Ich habe am Anfang noch etwas gebraucht, um mein Feingefühl aufzubauen. Danach habe ich mich aber besser bewegt und präziser gespielt. Es ist sehr kalt in der Halle. Das bereitet bislang allen Probleme, wirklich filigran zu spielen."
Ovtcharov hat gegen Ma Long den 2:2-Ausgleich vor Augen
Der Endstand lautete 1:4, doch das Ergebnis spiegelt nicht den Verlauf der über weite Strecken vollkommen offenen Partie zwischen Dimitrij Ovtcharov und Chinas Superstar Ma Long wider, der nun im Halbfinale dem Japaner Tomokazu Harimoto gegenüber steht. Gegen den Weltmeister von 2015, 2017 und 2019 gewann der Vorjahresvierte Ovtcharov nicht nur den ersten Satz mit 11:6, er dominierte auch lange den mit 9:11 verlorenen zweite Durchgang. Im vierten Satz ließ der World-Cup-Sieger von 2017 dann zudem eine 9:2-Führung und einen Satzball bei 11:10 zum 2:2-Ausgleich ungenutzt.
Der stark erkältete Olympiadritte von London ärgerte sich nach dem Match über den vergebenen Ausgleich: "Die verpasste 9:2-Führung im vierten Satz war absolut bitter, zumal ich schon im zweiten Durchgang gute Chancen hatte, um mit 2:0 in Führung zu gehen. Gefühlt war ich in den ersten vier Sätzen besser, aber die Klasse von Ma Long besteht natürlich auch darin, dass er einfach immer wieder einen Weg aus solchen Situationen heaus findet. Für mich war der World Cup nach den Austrian Open erneut ein Turnier, bei dem ich gut gespielt habe. Das gibt mir Schritt für Schritt Aufwind, und ich werde hart an weiteren Fortschritten arbeiten." Bundestrainer Roßkopf: "Die vergebene 9:2-Führung war wirklich bitter für Dima, nach dem 1:3-Rückstand hat er dann auch den Kopf etwas hängen lassen. In diesem Match mit guten Chancen im zweiten und vierten Satz war auf jeden Fall mehr drin."
Zuvor hatte der Weltranglistenzwölfte im Achtelfinale wie im Vorjahr in Paris einen ebenso hochklassigen wie in der Schlussphase auch dramatischen Schlagabtausch gegen Schwedens WM-Zweiten Matthias Falck in der Verlängerung des Entscheidungssatz für sich entschieden. Der Gewinner von 2017 wehrte bei 10:11 einen Matchball des Skandinaviers ab und verwandelte selbst seinen zweiten zum Sieg. "Das war wieder ein sehr enges Match gegen Mattias, das in alle Richtungen offen war - er hätte den Sieg genauso verdient gehabt wie ich. Ich habe mir einen brutalen Husten aus Singapur mitgebracht, der mich nachts auch einige Stunden an Schlaf kostet."
Das Turnier ist im Livestream auf Sportdeutschland.tv sowie in Ausschnitten auf Eurosport zu sehen.
DER ZEITPLAN BEIM WORLD CUP
SONNTAG
Finale
10.30 Uhr
Spiel um Platz 3
9.30 Uhr
Halbfinale
Fan Zhendong CHN - Lin Yun-Ju TPE 4.15 Uhr
Ma Long CHN - Tomokazu Harimoto JPN 3.30 Uhr
SAMSTAG
Viertelfinale
Timo Boll - Fan Zhendong CHN 1:4 (-6,-9,-5,7,-10)
Lin Yun-Ju TPE - Hugo Calderano BRA 4:1 (-5,4,6,6,3)
Tomokazu Harimoto JPN - Koki Niwa JPN 4:3 (6,7,-10,-10,-12,3,8)
Dimitrij Ovtcharov - Ma Long CHN 1:4 (6,-9,-4,-11,-3)
Achtelfinale
Fan Zhendong CHN - Daniel Habesohn AUT 4:0 (8,11,7,2)
Timo Boll - Sathiyan Gnanasekaran IND 4:1 (-7,8,5,9,8)
Lin Yun-Ju TPE - Kristian Karlsson SWE 4:1 (8,4,7,-4,9)
Hugo Calderano BRA - Kanak Jha USA (-9,-9,6,-9,7,5,8)
Tomokazu Harimoto JPN - Quadri Aruna NIG 4:1 (7,11,10,-6,6)
Koki Niwa JPN - Lee Sangsu KOR 4:2 (6,8,-14,7,-8,11)
Dimitrij Ovtcharov - Mattias Falck SWE 4:3 (8,-3,-8,8,-10,7,11)
Ma Long CHN - Simon Gauzy FRA 4:2 (7,8,-9,5,-8,13)
FREITAG
DIE ENDSTÄNDE IN DEN VORRUNDENGRUPPEN
Gruppe A
Dimitrij Ovtcharov - Daniel Habesohn AUT 4:3 (5,8,9,-8,-8,-7,8)
Dimitrij Ovtcharov - Vladimir Samsonov 4:2 (8,5,-7,7,-7,6)
Vladimir Samsonov - Daniel Habesohn 3:4 (-8,-9,7,-10,5,5,-5)
Dimitrij Ovtcharov GER, 2. Daniel Habesohn AUT 1:1, 3. Vladimir Samsonov BLR 0:2
Gruppe B
1. Lee Sangsu KOR 2:0, 2. Kanak Jha USA 1:1, 3. Omar Assar EGY 0:2
Gruppe C
1. Kristian Karlsson SWE 2:0, 2. Quadri Aruna NIG 1:1, 3. Hu Heming AUS 0:2
Gruppe D
1. Sathiyan Gnanasekaran IND, 2. Simon Gauzy FRA 1:1, 3. Jonathan Groth DEN 0:2
Zum Livestream von Sportdeutschland.tv
Ergebnisse und Infos auf der Homepage der ITTF
DIE TEILNEHMER- UND SETZUNGSLISTE
(in Klammern die aktuelle Position in der Weltrangliste)
Positionen 1-4 (Hauptfeld)
1 (1) Fan Zhendong CHN
2 (4) Ma Long CHN
3 (5) Tomokazu Harimoto JPN
4 (6) Hugo Calderano BRA
Positionen 5-8 (Hauptfeld)
5 (8) Timo Boll GER
6 (9) Mattias Falck SWE
7 (10) Lin Yun-Ju TPE
8 (11) Koki Niwa JPN
Positionen 9-12 (Vorrunde)
9 (12) Dimitrij Ovtcharov GER
10 (18) Lee Sangsu KOR
11 (20) Quadri Aruna NGR
12 (22) Simon Gauzy FRA
Positionen 13-16 (Vorrunde)
13 (23) Vladimir Samsonov BLR
14 (24) Jonathan Groth DEN
15 (25) Kristian Karlsson SWE
16 (26) Kanak Jha USA
Positionen 17-20 (Vorrunde)
17 (30) Sathiyan Gnanasekaran IND
18 (34) Omar Assar EGY
19 (43) Daniel Habesohn AUT
20 (66) Hu Heming AUS
DAS PREISGELD
Gesamt: 250.000 US-Dollar
Gewinner: 60.000,00
2. Platz: 40.000,00
3. Platz: 20.000,00
4. Platz: 14.000,00
5.-8. Platz: 10.000,00
9.-16. Platz: 7.000,00
17.-20.: Platz: 5.000,00
DIE MEDAILLENGEWINNE DER DEUTSCHEN
Timo Boll
Gold (2002, 2005)
Silber (2008, 2012, 2017, 2018)
Bronze (2010, 2014)
Jörg Roßkopf
Gold (1998)
Silber (1995)
Bronze (2001)
Dimitrij Ovtcharov
Gold (2017)
Bronze (2013, 2015)
DER WORLD CUP IN TV UND LIVE STREAM
- Den Men's World Cup mit Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov ist im Livestream von Sportdeutschland.tv zu sehen.
- Außerdem übertragen Eurosport und Eurosport 2 live und als Aufzeichnung.
Samstag, 30. November
21.50 - 23.50 Uhr: Eurosport 1, Aufzeichnung
23.55 - 01.55 Uhr: Eurosport 1, Aufzeichnung
Sonntag, 1. Dezember
09.25 - 11.30 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
Montag, 2. Dezember
01.30 - 03.00 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
12.30 - 14.00 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
Dienstag, 3. Dezember
00.00 - 01.00 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
10.00 - 11.00 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
Mittwoch, 4. Dezember
05.00 - 06.00 Uhr: Eurosport 2, Aufzeichnung
Zur Programmübersicht von Eurosport
Zum Livestream von Sportdeutschland.tv
DAS SPIELSYSTEM
Der World Cup wird in zwei Stufen ausgetragen. Stufe 1 am Freitag, Stufe 2 am Samstag und Sonntag.
- Stufe 1: Vorrunde in Gruppen mit 12 Spielern (die von Position neun bis 20 Gesetzten): Vier Gruppen à drei Spielern. Die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich für Stufe 2.
- Stufe 2, Hauptrunden im K.-o.-System mit 16 Spielern: Die Hauptrunde beginnt mit dem Achtelfinale. Dabei werden die acht Qualifikanten aus Stufe 1 den acht topgesetzten Spielern zugelost.
Alle Partien werden auf vier Gewinnsätze gespielt (Modus: „Best of seven“).
DIE TEILNAHMEKRITERIEN
Jeweils 20 Spieler nehmen an den Weltpokalturnieren der Damen und Herren teil.
Teilnahmeberechtigt sind:
- Weltmeister
- Sieger der kontinentalen Qualifikationsturniere (z.B.in Europa: Europe Top 16 Cup)
- Zweit- und Drittplatzierte der kontinentalen Qualifikationsturniere in Asien und Europa
- über ihre Weltranglistenposition in Kombination mit dem Abschneiden beim kontinentalen Qualifikationsturnier Qualifizierte
- 1 wild card der ITTF
- 1 Vertreter der Gastgebernation
(Einschränkung: Es dürfen maximal 2 Spieler einer Nation an den Start gehen)