Rotterdam. Wu Jiaduo (Kroppach) ist die letzte deutsche Dame bei den 51. Weltmeisterschaften in Rotterdam. Die 33-jährige Einzel-Europameisterin von 2009 zeigte auch in der zweiten Hauptrunde eine souveräne Leistung und setzte sich gegen Song Ma Eun in vier Sätzen durch. Nur in Durchgang eins hatte sie leichte Probleme mit ihrer südkoreanischen Kontrahentin, die sie in die Verlängerung zwang. „Den ersten Satz zu gewinnen war auch mental sehr wichtig. Da hatte ich Probleme mit ihr, vor allem mit ihren Aufschlägen“, sagte Wu. „Danach hatte ich das Spiel unter Kontrolle.“ Bis zur Partie in der Runde der besten 32 bleibt ihr wenig Zeit. Bereits um 16.45 Uhr steht sie Li Qiangbing aus Österreich gegenüber. „Die beiden können eigentlich direkt im Entscheidungssatz beginnen. Ihre Spiele gegeneinander gehen sowieso fast immer über die volle Distanz“, scherzte Bundestrainer Jörg Bitzigeio.
Mit Zhenqi Barthel (Bingen) schied am Vormittag die andere deutsche Dame in der zweiten Turnierrunde aus. Dabei hätte die amtierende Deutsche Einzelmeisterin beinahe ihre Liebe zum Spiel gegen die einst verhasste Abwehr entdeckt. Gegen die zurzeit beste Defensivexpertin der Welt, die Weltranglistenachte Wu Yang aus China, zeigte sich Barthel ruhig, konzentriert und vor allem geduldig. In mehreren Ballwechseln mit scheinbarer Überlänge pickte sie sich zielsicher den am besten liegenden Ball heraus für den Angriff, variierte gut und zur rechten Zeit zwischen Schupf- und Angriffsbällen. Nach in der Verlängerung verlorenem ersten Durchgang lag bei einer 2:1-Satzführung zwischenzeitlich die Sensation in der Luft, am Ende setzte sich aber die Favoritin durch.
Barthel: Abwehr-Handicap überwunden
„Lulu hat das gezeigt, was wir uns von ihr erhofft haben“, kommentierte Jörg Bitzigeio den Sieg Zhenqi Barthels über Thailands Nummer eins, Nanthana Komwong, und den guten Auftritt gegen Wu Yang. „Sie hat sich mit einer sehr beachtlichen Leistung verabschiedet“, Bitzigeio schränkte allerdings ein: „Knapp gegen eine Chinesin zu spielen, ist eine Sache, zu gewinnen eine ganz andere.“
„Ich bin sehr zufrieden mit diesem Turnier“, befand auch Zhenqi Barthel. „In allen drei Wettbewerben, Einzel, Doppel und Mixed habe ich nur gegen China verloren. Also eigentlich wie immer.“ Ihr langjähriges Handicap im Einzel hat sie inzwischen abgelegt, schon bei den Deutschen Meisterschaften hatte sie gegen Defensivsysteme überzeugt. „Ich habe viel gegen Abwehr trainiert und auch meine Einstellung geändert“, so Barthel. „Früher habe ich schon den Kopf hängen lassen, wenn ich nur die Auslosung gesehen habe.“ Ihr bestes Spiel gegen eine Abwehrstrategin sei es gegen Wu Yang trotz des vielen Lobs aber nicht gewesen. „Nur wenn ich gewonnen hätte, hätte ich es perfekt gefunden“, sagt Barthel und lacht.
Fejer-Konnerth und Steger in Runde drei
Bastian Steger erspielte sich am Mittwoch gleich drei Auftritte im Sportpalast Ahoy Rotterdam. Der zweifache Deutsche Meister von Bamberg hielt in der zweiten Runde Seo Hyun Deok (Südkorea) mit 4:1 in Schach. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden, bei dem der Saarbrücker auch bei knappem Verlauf die Nerven behielt. Sein nächster Gegner ist um 19 Uhr Leung Chu Yan aus Hongkong, der den Weltranglisten-14., Chuang Chih-Yuan, in sieben Sätzen besiegte. Im Anschluss spielt Steger an der Seite von Patrick Baum (Düsseldorf) das Doppel-Achtelfinale gegen die japanische Kombination Matsudaira/Niwa.
Der 14. Januar hat Zoltan Fejer-Konnerth heute beim Siegen geholfen. Nicht der Freitag an sich, sondern sein knappes 3:2 über den Rumänen Adrian Crisan in der ETTU-Cup-Partie zwischen Fejer-Konnerths französischem A.S. Klub Pointoise Cergy und dem SV Werder Bremen. "Ich hatte vorher eigentlich öfter gegen ihn verloren", sagte der 32-jährige Doppel-Europameister von 2002. "Dass ich das letzte Spiel gegen ihn gewonnen hatte, hat mir heute geholfen."
Ausgestattet mit diesem Selbstvertrauen ging der Deutsche in seine Zweitrundenbegegnung am Morgen. Fejer-Konnerth bewegte sich gut, zog aus allen Lagen, punktete oft mit einem parallelen Rückhand-Topspin in die weite Vorhand seines Kontrahenten. Mit 3:0 in Sätzen lag er in Führung, dann kämpfte sich die Nummer 30 der Welt zurück. Crisan nutzte die Passivität Fejer-Konnerths, machte selbst mehr Druck und spielte nebenbei die Bälle des zukünftigen Grenzauers wie eine Wand zurück. "Er hatte nichts mehr zu verlieren und hat entsprechend locker gespielt. Ich musste damit rechnen, konnte aber nicht viel tun." Bis zur Mitte des sechsten Durchgangs. Mit 0:4 und 1:5 drohte sich der Lauf der rumänischen Nummer eins fortzusetzen. Beim Stand von 7:10 war Zoltan Fejer-Konnerth jedoch der Aktivere von beiden. Fünf Punkte in Folge beförderten ihn in Runde drei. "Ich bin glücklich darüber, dass ich den Satz noch gedreht habe. Im siebten hätte ich wahrscheinlich nicht mehr viel machen können." Seinen Gegner in der Runde der besten 32 kannte er im Anschluss an sein Match übrigens noch nicht. "Ich gucke auch immer nur von Runde", sagte er und fügte lächelnd hinzu. "Außerdem haben andere deutsche Spieler eher das Recht als ich weiterzugucken. Die sind schließlich besser."
Inzwischen kennt er seinen Kontrahenten: Am Donnerstag um 13 Uhr trifft er auf Jun Mizutani. Auf Wunsch des japanischen Fernsehens wurde die Begegnung von Mittwoch, 17.30 Uhr, verlegt.
Damen-Einzel, 2. Runde (64)
Zhenqi Barthel - Wu Yang CHN 2:4 (-12,3,9,-5,-7,-6)
Wu Jiaduo - Song Ma Eum KOR 4:0 (10,7,3,6)
3. Runde (32)
Wu - Li Qiangbing AUT, 16.45 Uhr
Herren-Einzel, 2. Runde (64)
Zoltan Fejer-Konnerth - Adrian Crisan 4:2 (5,9,11,-3,-6,10)
Bastian Steger - Seo Hyun Deok KOR 4:1 (9,-8,7,9,7)
Patrick Baum - Zoran Primorac HRV 4:1 (5,-4,10,9,9)
Ruwen Filus - Wang Liqin CHN 0:4 (-14,-6,-12,-5)
Dimitrij Ovtcharov - Stefan Fegerl AUT 4:1 (17,5,4,-9,4)
Timo Boll - Yang Zi SIN, 16 Uhr
3. Runde (32) ab 17.30 Uhr sowie am Donnerstag ab 13 Uhr
Steger - Leung Chu Yan HKG, 19 Uhr
Fejer-Konnerth - Jun Mizutani JPN, Donnerstag, 13 Uhr (nachverlegt wg. Fernsehwunsch TV Tokyo)
Baum - Joo Se Hyuk KOR
Ovtcharov - Seija Kishikawa JPN