Lausanne/Singapur. Der Tischtennis-Weltverband ITTF unterstützt die Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an die Sportverbände, zukünftig trotz des Krieges in der Ukraine russische und belarussische Athleten zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen. Das hat die ITTF auf ihrer Website und per E-Mail an ihre 227 Mitgliedsnationen mitgeteilt.
„Ein Grundpfeiler der Sportbewegung bleibt die Autonomie der Sportorganisationen. Sie sollten die alleinige Verantwortung für die Entscheidung tragen, welche Sportler an internationalen Wettkämpfen teilnehmen können, und zwar auf der Grundlage ihrer sportlichen Verdienste und nicht aus politischen Gründen oder aufgrund ihres Passes“, heißt es in der Erklärung des Weltverbands. Mit Hinweis auf den 50. Jahrestag der Ping-Pong-Diplomatie im Jahr 2021 sei sich die Tischtennis-Familie bewusst, welches Potenzial der Sport für den Dialog habe. „Er kann Brücken bauen, zu einem besseren Verständnis zwischen den Völkern führen und die Tür für die Friedenskonsolidierung auf eine Weise öffnen, die mit Ausgrenzung und Trennung nicht möglich sind.“ Die ITTF werde die vom IOC empfohlenen Teilnahmebedingungen prüfen und sich mit anderen internationalen Sportverbänden beraten, "um offizielle Richtlinien zu erstellen, die explizit die Teilnahmebedingungen für Sportlerinnen, Sportler und Betreuer mit russischem oder weißrussischem Pass festlegen“.
So empfiehlt das IOC unter anderem, dass russische und belarussische Aktive unter neutraler Flagge starten und dass ihre Mannschaften ebenso von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen bleiben wie Angehörige des Militärs oder nationaler Sicherheitsorganisationen. Außerdem müssten die Anti-Doping-Vorgaben beachtet werden. Internationale Veranstaltungen in einem der beiden Länder sollen weiterhin nicht stattfinden. Die von der ITTF am 1. März 2022 beschlossenen Sanktionen gegen die russische und die belarussische Regierungsvertreter werden aufrechterhalten. Regierungs- oder Staatsbeamte sind als Gäste oder Akkreditierte internationaler Veranstaltungen nicht zugelassen. Außerdem bleiben nationale Symbole wie Farben, Flaggen oder Hymnen verboten.
Da die Qualifikationsphase für die Einzel-Weltmeisterschaften in Durban Ende Mai bereits beendet ist, dürfen Russen und Belarussen in Südafrika nicht starten. Das erste internationale Turnier für Damen und Herren nach der WM ist der WTT Contender Lagos vom 12. bis 18. Juni. Bereits im Mai könnten Teilnehmende der beiden bislang ausgeschlossene Nationen bei den ITTF Fa20 Montenegro Para Championships (4. bis 7. Mai) sowie WTT Youth Contender Platja D’Aro (10. bis 16. Mai) starten.
Die ITTF bekräftigt in ihrem Schreiben ihren Aufruf zum Frieden und „verurteilt den Krieg in der Ukraine unmissverständlich. Wir stehen in Solidarität mit dem ukrainischen Volk und werden die ukrainische Tischtennis-Gemeinschaft weiterhin unmissverständlich unterstützen und alles daran setzen, dass alle ukrainischen Athleten an Tischtennis-, Para-Tischtennis- und Jugend-Veranstaltungen weltweit teilnehmen können.
DTTB hält die Rückkehr russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten zu internationalen Wettkämpfen für falsch
Der Deutsche Tischtennis-Bund unterstützt die Position des Deutschen Olympischen Sportbundes und hält eine Rückkehr russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten zu internationalen Wettkämpfen für falsch. Aus der Sicht des DTTB-Präsidiums haben sich die Gründe, warum der Weltsport Russland und Belarus vor über einem Jahr ausgeschlossen hat, nicht geändert: Russland setzt den Angriffskrieg auf die Ukraine fort. Im Sinne der deutschen Aktiven lehnt das DTTB-Präsidium wie schon der DOSB zudem einen Boykott internationaler Turniere ab.