Busan. Der WM-Gastgeber stand kurz davor zu schaffen, was zuletzt vor 24 Jahren gelungen war: Chinas Herren bei einer Mannschafts-WM zu besiegen wie im Jahr 2000 die Schweden im Endspiel von Kuala Lumpur.
Südkorea hatte im vom deutschen Schiedsrichter Christoph Geiger (Bühl) und seiner schwedischen Kollegin Rebecca Bergfeldt souverän geleiteten Halbfinale der Team-WM in Busan gegen das hoch favorisierte Trio aus den Nummern eins, zwei und drei der Weltrangliste - Fan Zhendong, Wang Chuqin und Ma Long - im Halbfinale am Samstag zwischenzeitlich mit 1:0 und 2:1 in Führung gelegen, konnte diesen Vorteil jedoch nicht nach Hause bringen. Spitzenspieler Jang Woojin hatte im Auftaktmatch Wang Chuqin bezwungen und die Chinesen so von Beginn an unter Druck gesetzt. An Position drei schlug Lee Sang Su den 35-jährigen Greatest of all time Ma Long, fünffacher Olympiasieger und zuvor an acht Titelgewinnen von Chinas Herren-Team seit 2006 beteiligt. Doch der amtierende Einzel-Weltmeister Fan Zhendong hielt seine Mannschaft im Spiel, gewann sowohl gegen Lim Jonghoon als auch gegen Jang mit 3:0.
Den entscheidenden Punkt für das Reich der Mitte im fünften Einzel holte Wang Chuqin in drei spannenden Sätzen gegen Lim Jonghoon, der angepeitscht von den lautstarken südkoreanischen Fans in Busans Messe-Zentrum BEXCO trotz hoher Rückstände bis zum letzten Ballwechsel versuchte, die Wende einzuleiten.
Südkoreas Herren präsentierten sich in der anschließenden Pressekonferenz zufrieden mit ihrer Leistung. Trainer Joo Se-Hyuk sagte: „Ich war sehr zuversichlich, dass wir heute vielleicht etwas machen können gegen China. Am Ende haben wird die Chinesen recht nervös, aber noch nicht nervös genug gemacht. Wir fahren jetzt aber mit noch mehr Selbstvertrauen zu den Olympischen Spielen nach Paris.“ Wang-Chuqin-Bezwinger Jang Woojin räumte mit einem Vorurteil auf: „Man sagt uns nach, dass wir nicht gut gegen China spielen. Ich denke, heute haben wir das Gegenteil bewiesen. Wir haben von Anfang an an unsere Chance geglaubt.“ Lee Sang Su ergänzte: „Es war sicherlich eines meiner zwei, drei besten Spiele, die ich je in meiner Karriere gemacht habe. Und ganz besonders ist das Spiel auch deshalb, weil mir das in Korea vor einer vollen Halle gelungen ist. Ich bin in das Spiel gegangen, um gegen Ma Long zu gewinnen. Ich habe zwar keine gute Bilanz gegen ihn, weiß aber dass ich ihn schlagen kann. Ich bin ein Spieler, der gegen jeden auf der Welt gewinnen kann, aber auch gegen jeden verlieren kann."
China ist angreifbar bei dieser WM auf den Positionen hinter Fan Zhendong. Der Herausforderer im Endspiel am Sonntag ist Frankreich. Zum ersten Mal seit 1997 steht die Equipe Tricolore wieder in einem Mannschaftsfinale bei Welttitelkämpfen. Gegen den Bezwinger der deutschen Herren im Viertelfinale, Taiwan um den Olympia-Vierten von Tokio Lin Yun-Ju, markierten die Lebrun-Brüder Felix und Alexis mit Simon Gauzy einen 3:1-Erfolg. Den Punkt für die Asiaten holte Lin gegen Alexis Lebrun.
"Ich hatte Tränen in den Augen", bekannte der auf Position drei eingesetzte Gauzy gegenüber World Table Tennis. "Felix und Alexis haben ein tolles Spiel gemacht. Ich habe auch ein tolles Spiel gemacht und bin einfach nur glücklich, dass wir im Finale stehen." Für die Lebrun-Familie ist das WM-Finale auch aus persönlichen Gründen ein besonderer Moment. Der Onkel der Brüder, Christophe Legout, gehörte zum Aufgebot von 1997, das ebenfalls auf China im Spiel um Gold traf. Legout kam in der letzten Partie allerdings nichts zum Einsatz.
Herren-Finale der WM 1997 in Manchester ENG
China – Frankreich 3:1
Kong Linghui – Jean-Philippe Gatien 2:1 (-18,16,17)*
Liu Guoliang – Patrick Chila 1:2 (-17,15,-10)
Wang Tao – Damien Eloi 2:0 (10,29)
Liu – Gatien 2:0 (19,14)
*Zu dieser Zeit gingen die Sätze noch bis 21.
Das Damen-Finale am Samstag um 12 Uhr machen die Nummern eins und zwei der Mannschafts-Weltrangliste aus, China und Japan.
Halbfinale am Samstag
China - Südkorea 3:2
Wang Chuqin - Jang Woojin 1:3 (-7,2,-11,-6)
Fan Zhendong - Lim Jonghoon 3:0 (8,6,8)
Ma Long - Lee Sang Su 2:3 (-7,4,-10,6,-4)
Fan - Jang 3:0 (6,7,10)
Wang - Lim 3:0 (5,7,6)
Frankreich - Taiwan 3:1
Felix Lebrun - Chuang Chih-Yuan 3:1 (-5,11,8,6)
Alexis Lebrun - Lin Yun-Ju 0:3 (-10,-10,-5)
Simon Gauzy - Kao Cheng-Jui 3:0 (5,7,6)
F. Lebrun - Lin 3:0 (7,10,8)
Finale am Sonntag, 12 Uhr
China - Frankreich
Damen-Finale am Sonntag, 12 Uhr
Finale am Samstag, 12 Uhr
China - Japan 3:2