Ostrava. Die deutsche Herren-Nationalmannschaft steht im Endspiel der LIEBHERR Europameisterschaften in Ostrava. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß hatten beim 3:1 Erfolg ihre liebe Mühe mit den Franzosen und wurden zu allem Überfluss noch von einer Verletzung Ovtcharovs im ersten Einzel geschwächt. Im Endspiel morgen um 18.30 Uhr wartet Weißrussland um Vladimir Samsonov auf den Titelträger der Jahre 2007, 2008 und 2009. Die Weißrussen beendeten im zweiten Halbfinale den Siegeszug von Gastgeber Tschechien mit 3:1.
Mit einer Schrecksekunde begann das Einzel zwischen Adrien Mattenet und Dimitrij Ovtcharov, der sich gegen Ende des ersten Satzes am Sprunggelenk des linken Fußes verletzte. Fortan agierte der Indian Open Sieger erkennbar gehemmt und musste sich in den Satzpausen immer wieder von Teamärztin Sabine Arentz behandeln lassen. Der 22-Jährige wehrte sich nach Kräften, war dem jungen Franzosen bei fortwährender Spieldauer aber vor allem in puncto Schnelligkeit nicht mehr gewachsen. „Ich bin bei einer Seitwärtsbewegung umgeknickt“, so einer frustrierter Ovtcharov.“ Wir haben den Fuß in der Satzpause durch einen Tapeverband noch zu stützen versucht, aber die Verletzung hat mich auch danach stark eingeschränkt. Noch können wir nichts genaues über die Art der Verletzung sagen.“
Magischer Boll zum 1:1
Die Schock über das Pech seines Teamkollegen schien auch Timo Boll noch eine Weile in den Knochen zu stecken. Emmanuel Lebesson brachte den zehnfachen Europameister an den Rand einer Niederlage und stand bei 7:3 im vierten Durchgang ganz dicht vor einer mittelschweren Sensation. Doch gerade in diesen kritischen Momenten packte Boll sein bestes Tischtennis aus und schaffte mit spektakulären Punkten gepaart mit einigen Zauberbällen über 7:7 und 10:9 den Satzausgleich. Im fünften Durchgang demontierte der jetzt gänzlich heiß gelaufene Deutsche seinen nunmehr völlig überforderten Kontrahenten. Durchschnaufen! 1:1
Christian Süß brachte sein Team im dritten Einzel dieses Halbfinales dann erstmals in Front. Aber auch der Düsseldorfer musste gegen Christophe Legout alles aufbieten, um den Franzosen in fünf Sätzen niederzuringen. „Ich habe versucht, Dimas Verletzung auszublenden und mich auf mein Spiel zu konzentrieren“, so der Deutsche Meister. „Mit Blick auf morgen war das heute auf jeden Fall der richtige Härtetest für uns. Wir gehen gestärkt in das Finale.“
Boll besiegelt den Finaleinzug
Timo Boll nutzte anschließend den Schwung aus seiner ersten Partie für einen knappen 3:1 Erfolg über Adrien Mattenet. Dabei hatte Europas Nummer eins allerdings einige kitzlige Situationen zu überstehen. Durchgang Nummer zwei holte sich Boll erst in der Verlängerung, nachdem er zuvor eine 10:6 Führung des Franzosen egalisiert hatte. „In den entscheidenden Momenten waren wir heute mental sehr stark. Auch wenn wir spielerisch sicherlich morgen eine Schippe drauflegen müssen“, analysierte der 29-Jährige. „Die Franzosen haben uns heute zu einer guten Leistung gezwungen und ich bin froh, dass wir das Spiel nach Hause bringen konnten.“ Morgen erwartet Boll mit Weißrussland eine noch höhere Hürde. „Vladimir Samsonov ist immer für zwei Punkte gut. Auch Chtchetinine spielt ein sehr gutes Turnier. Es wird schwer.“
Bundestrainer Jörg Roßkopf war vor allem von der mentalen Stärke seiner Mannschaft angetan. „Nach Dimas Verletzung haben Timo und Christian Moral bewiesen und sich aus dieser schwierigen Situation befreit. Spielerisch war es heute hingegen eher durchwachsen. Wir werden morgen noch zulegen müssen.“ Ob der Bundestrainer im Finale auf Dimitrij Ovtcharov zählen kann, ist hingegen noch offen. „Ich gehe aktuell davon aus, dass er morgen spielen wird. Sollte Dima ausfallen, habe ich aber auch keine Bedenken Patrick Baum oder Patrick Franziska zu bringen. Wir werden auf jeden Fall eine schlagkräftige Mannschaft in die Box schicken.“
Ergebnisse
Herren-Mannschaft, Halbfinale
Deutschland - Frankreich 3:1
Dimitrij Ovtcharov - Adrien Mattenet 2:3 (9, -9, 4, -5, -5)
Timo Boll - Emmanuel Lebesson 3:2 (-4, -9, 5, 9, 2)
Christian Süß - Christophe Legout 3:2 (7, 5, -10, -9, 7)
Timo Boll - Adrien Mattenet 3:1 (5, 10, -9, 8)
Weißrussland - Tschechien 3:1
Evgueni Chtchetinine - Dimitrij Prokopcov 3:1
Vladimir Samsonov - Petr Korbel 3:1
Vitaly Nekhvedovich - Josef Simoncik 1:3
Vladimir Samsonov - Dimitrij Prokopcov 3:0
Endspiel am Mittwoch ab 18.30 Uhr
Deutschland - Weißrussland