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Sabine Winter war zwar mit ihrem Start im Doppel nicht zufrieden, doch in den Einzeln zeigte sie großartiges Tischtennis und hielt Svetlana Ganina und Kristin Lang auf Distanz (Bild: Dr. Stephan Roscher).
SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65 1:6

Dachau mit Traumstart in die Play-offs

Dr. Stephan Roscher 27.04.2024

Kolbermoor. Circa 220 Zuschauer waren am Freitagabend zum Play-off-Auftakt in die ROFA Arena nach Kolbermoor gekommen. Sie erwarteten ein enges, umkämpftes Bayern-Derby und wollten mehrheitlich natürlich den Gastgeber gewinnen sehen. Doch es kam anders. Der Meister des Jahres 2018 fand, zumindest in den Einzeln, nicht in sein Spiel, während sich die Gäste aus dem 90 Kilometer entfernten Dachau hellwach, hochmotiviert und auf den Punkt topfit präsentierten und einen in dieser Höhe gewiss überraschenden 6:1-Sieg mit nach Hause nehmen konnten.

Nach den Doppeln hatte es allerdings noch nach einer ganz engen Kiste ausgesehen. Beide Matches waren unglaublich umkämpft. Bis zum letzten Ball war jeweils der Sieger nicht abzusehen. Überraschend hatte Dachau im Doppel an der Seite von Tin-Tin Ho die junge Niederländerin Emine Ernst aus der gerade aus der 2. Liga abgestiegenen zweiten Mannschaft anstelle von Alina Nikitchanka aufgeboten. Ein, wie sich am Ende zeigen sollte, glänzender Schachzug. Zunächst aber schienen die Zeichen für das Kolbermoorer Duo Kristin Lang/Laura Tiefenbrunner eindeutig auf Sieg zu stehen, die ein 2:0 nach Sätzen vorlegten. Doch Ho/Ernst bissen sich in das Match hinein und zeigten zudem sehr stabile Nerven. Sie konnten egalisieren, wobei es im vierten Durchgang schon stark nach einem Sieg von Lang/Tiefenbrunner ausgesehen hatte, die allerdings eine 9:7-Führung verspielten und noch mit 9:11 den Kürzeren zogen. Im fünften Satz hätten sie dann aber eigentlich den Sack zumachen müssen, diesmal lagen sie mit 10:7 in Front und konnten drei Matchbälle nicht nutzen. Ihre Dachauer Gegnerinnen blieben dran und punkteten viermal in Folge. Lang/Tiefenbrunner konnten noch zum 11:11 ausgleichen, doch die letzten beide Punkte blieben Ernst/Ho vorbehalten.

Dieses frühe Dachauer „Break“ wurde aber am anderen Tisch zunichte gemacht, da das Topdoppel Sabine Winter/Liu Yangzi, auch wiederum überraschend, gegen Hana Arapovic und Swastika Ghosh knapp den Kürzeren zog. Arapovic/Ghosh gingen zweimal in Führung, die Winter/Liu jedesmal egalisieren konnten – im Fall des vierten Durchgangs mit 14:12 denkbar knapp. Im fünften Satz lief alles für Kolbermoor: 5:1, 9:3, 10:5 und fünf Matchbälle. Vier davon wurden vergeben, es musste also nochmal gezittert werden, doch der fünfte wurde endlich verwandelt.

Alles war bis dahin total auf Augenhöhe und fast alle in der gut gefüllten Halle dachten, dass dies in den Einzeln genau so weitergehen würde. Weit gefehlt, es kippte alles erstaunlich schnell in Richtung Dachau, dessen Spielerinnen ihre Chancen mit fast schon beängstigender Präzision nutzten. Liz Yangzi hatte Kristin Lang klar im Griff (3:1), Sabine Winter die an Position zwei aufgerückte Svetlana Ganina - Dina Meshref stand nicht zur Verfügung - erst recht (3:0). Viele glaubten aber, dass der Gastgeber im hinteren Paarkreuz Vorteile haben würde und rechneten mit dem Ausgleich. Doch auch das haute nicht hin. Alina Nikitchanka, die im vorderen Paarkreuz der 2. Liga alles andere als erfolgreich gespielt hatte (4:17!), brannte gegen Hana Arapovic ein tolles Defensiv-Feuerwerk ab und fischte jeden irgendwie erreichbaren Ball. 11:8, 11:9, 11:8 für Dachaus Weißrussin – damit hatten nicht viele gerechnet und der Druck auf Kolbermoor war nun schon zentnerschwer. Zumal auch Nikitchankas Kollegin Tin-Tin Ho nicht nachstehen wollte und die Inderin Swastika Ghosh in drei Sätzen besiegte, wobei der letzte Durchgang mit 17:15 äußerst eng verlief. Doch gewonnen war gewonnen und es stand 5:1 für den TSV Dachau. Sabine Winter musste „nur“ noch Kristin Lang schlagen, um mit ihrem Team die komplette Ernte einzufahren und sich für einen unbeschreiblich beherzten Auswärtsauftritt im Derby zu belohnen. So leicht gibt eine Kristin Lang aber nicht auf und mobilisierte in diesem Match, das alleine schon ein Bundesliga-Klassiker ist, die letzten Reserven, am Ende aber durfte ihre Gegnerin nach einem 8:11, 11:4, 6:11, 11:6 und 11:7 jubeln.

Das 6:1 klingt gigantisch und es war auch eine phänomenale Leistung der Dachauerinnen und aller Ehren wert. Doch entschieden ist bei dem Play-off-Modus noch gar nichts, da die Höhe eines Sieges nicht relevant ist. Kolbermor wurde kalt erwischt und unter Wert geschlagen. Am Sonntag im Rückspiel kann schon alles ganz anders laufen. Ein knapper Sieg würde Kristin Lang und Kolleginnen genügen, um erstmals in der Geschichte der 1. Bundesliga Damen das „Golden Match“ zu erzwingen – vorausgesetzt, es geschieht in Langstadt nicht ebenso. Dann könnte man sich darüber streiten, welches das erste wäre. Doch das ist alles zunächst einmal rein hypothetisch. Fakt ist auf jeden Fall, dass die Dachauerinnen übermorgen mindestens ein Remis benötigen, um in die Play-of-Halbfinals gegen den ttc berlin eastside einzuziehen.

Dachaus Trainer Alexander Yahmed strahlte nach den erstaunlich einseitigen zweieinhalb Stunden über das ganze Gesicht. „Das war ein perfekter Tag, die Vorbereitung hat gefruchtet und es hat alles gepasst“, freute sich Yahmed. „Aber uns ist natürlich klar, dass das bei dem System noch nichts zu bedeuten hat. Wir werden den Teufel tun, uns nun auszuruhen. Wir müssen am Sonntag vor unseren Fans nochmal voll konzentriert sein und alle gemeinsam nochmal eine starke Leistung abrufen.“

Bei Kolbermoor nahm man das Ergebnis nicht gerade erfreut zur Kenntnis, hat die Partie aber schon abgehakt und legt den Fokus nun vollständig auf das Rückspiel am Sonntag in Dachau. „Wir hatten uns natürlich etwas mehr erwartet“, so Trainer Michael Fuchs. „Dachau hat konzentriert gespielt und die wichtigen Spiele alle für sich entschieden. Das Ergebnis spiegelt aber trotzdem nicht ganz den Ablauf wider und ist für mich etwas zu deutlich ausgefallen.“ Fuchs geht ins Detail: „Wir hatten im zweiten Doppel mehrere Matchbälle, können also 2:0 führen. Die erste Runde im oberen Paarkreuz ist für uns immer schwierig und deshalb keine große Überraschung. Der Knackpunkt war allerdings das untere Paarkreuz, wo ich eigentlich die Vorteile eher auf unserer Seite gesehen hätte. Und selbst nach den zwei Niederlagen im unteren Paarkreuz wäre noch ein Unentschieden möglich gewesen. Wenn Kristin ihr Spiel gegen Sabine gewinnt, wird es vermutlich 3:5 stehen, da Svetlana im fünften Satz gegen Yangzi schon weit geführt hat und dann ist bei den Spielen im unteren Paarkreuz wieder alles möglich.“ Noch sei nichts verloren: „Durch das System haben wir trotz der 1:6-Niederlage immer noch die Chance, uns mit einem Sieg ins "Golden Match" zu retten und da würden die Karten dann sowieso neu gemischt werden.“

 

VF-Play-off-Partien am Wochenende

Freitag, 18.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65 1:6

Samstag,17.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Dachau 65 – SV DJK Kolbermoor

 

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