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Chantal Mantz rechnet sich mit dem TSV Langstadt gute Chancen auf den Einzug ins Halbfinale aus (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Kolbermoor und Dachau sowie Bingen und Langstadt duellieren sich um den Halbfinaleinzug: Wird es bereits zum „Golden Match“ kommen?

Es wird ernst: Die Play-offs beginnen am Freitag

Dr. Stephan Roscher 25.04.2024

Kolbermoor. Die heiße Endphase der 1. Bundesliga Damen in der Saison 2023/24 startet am kommenden Freitag. Die Play-offs beginnen, nun stehen alle Zeiger wieder auf Null und die Punktrunde, die vor drei Wochen zu Ende ging, ist Geschichte. Am Wochenende stehen die Viertelfinals an und die Spannung ist gigantisch. Die Teams, die die Runde auf den Plätzen drei bis sechs beendet haben, kämpfen um den Einzug ins Halbfinale. Es haben sich zwei äußerst interessante Duelle ergeben, beide mit Derbycharakter. Kolbermoor und Dachau treffen in den Bayernderbys Nummer drei und vier der laufenden Saison aufeinander. Zudem bekommen die Fans ein Kräftemessen zwischen Rheinhessen und Hessen zu sehen. Bingen und Langstadt sind zwar in unterschiedlichen Bundesländern beheimatet, die Entfernung ist mit 90 Kilometern aber überschaubar und man kennt sich untereinander bestens.

Es gibt eine wesentliche Neuerung im Reglement: Sollten beide Partien mit einem Remis enden oder jedes Team einen Sieg verbuchen können, egal in welcher Höhe, wird nicht mehr ein drittes Spiel ausgetragen, sondern die Entscheidung fällt gleich im Anschluss an das Rückspiel. Es kommt dann nämlich zum „Golden Match“, das gewiss nichts für schwache Nerven ist. Dabei werden nochmals zwei Doppel und vier Einzel mit jeweils nur einem Satz gespielt. Die Mannschaft, die zuerst vier Punkte erspielt hat, zieht ins Halbfinale ein. Sollte es indes ein 3:3-Unentschieden geben, entscheidet die Balldifferenz. Sollte auch diese gleich sein, kommt es zum alles entscheidenden Match. Jede Mannschaft muss eine Spielerin benennen, beide spielen in einem Kurzsatz gegeneinander, der bis zum sechsten Punkt geht.

Da die Terminpläne auch diese Saison wieder mit glühend heißer Nadel gestrickt sind, nicht zuletzt durch die extrem hohe Anzahl internationaler Wettkämpfe, und Termine für mögliche dritte Spiele kaum zu finden gewesen wären, haben die Bundesligisten diese Änderung des Reglements vor der Saison einstimmig beschlossen. Man darf gespannt sein, ob und gegebenenfalls wann das „Golden Match“ erstmals zur Anwendung kommt. In den Viertelfinalduellen könnte man sich solches durchaus bereits vorstellen. Auf der Gewinnerseite stünden in solchen Fällen auch die Fans, die bei den Rückspielen in der Halle sind, denn mehr Spannung an einem Nachmittag kann man nicht geboten bekommen.

In den Halbfinals greifen dann auch die durch die ersten beiden Plätze in der Punktrunde direkt qualifizierten Teams ttc berlin eastside und TTC 1946 Weinheim in das Geschehen ein. Beide müssen sich aber noch eine ganze Weile gedulden, denn die Halbfinal-Play-offs können in dieser Saison erst am 21. und 23. Juni ausgetragen werden.

Dann wird sich Titelverteidiger Berlin mit dem Sieger des Bayern-Derbys duellieren, während Vorjahresvizemeister Weinheim auf den Gewinner von Bingen vs. Langstadt trifft. Die Endspiele finden am 28. und 30. Juni, also eine Woche später, statt.

 

Freitag, 18.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Dachau 65 – SV DJK Kolbermoor

Das Bayernderby braucht eigentlich keine umfangreichen Erläuterungen, es ist sozusagen selbsterklärend. Es verspricht prickelnde Spannung sowie eventuell eine aufwühlende Dramaturgie. So oft standen sich beide Teams schon gegenüber, früher unter der Headline Kolbermoor vs. Schwabhausen, seit dieser Saison unter Kolbermoor vs. Dachau, und es war fast immer unheimlich eng, gerade wenn es um Alles oder Nichts ging.

So wird auch diesmal in beiden Begegnungen wieder die Tagesform entscheiden und vielleicht einfach auch das berühmt-berüchtigte Quäntchen Glück den Ausschlag geben. Sofern es beiden gelingt, in Bestbesetzung an die Tische zu gehen, gibt es keinen Favoriten und jeder Spielausgang ist möglich. Auch wenn beide Trainer bemüht sind, die Favoritenrolle dem jeweiligen Gegner zuzuschieben, vermögen wir keinen Favoriten auszumachen.

Dass Dachau am Ende der Runde drei Punkte mehr auf dem Konto hatte als der Rivale, hat wenig zu sagen. Auch Kolbermoor verfügt über ein starkes Team, das lediglich aufgrund einer schwachen Phase im Oktober/November 2023 nicht auf dem Platz landete, der eigentlich seiner Qualität entsprochen hätte.

Natürlich möchte man im Vorfeld bezüglich der Aufstellungen die Karten nicht aufdecken und beschränkt sich auf vage Andeutungen, das ist ganz normal, denn bei derart wichtigen Spielen will keiner die Katze vorzeitig aus dem Sack lassen, jeder möchte sich zumindest kleinere aufstellungstechnische Überraschungseffekte offenhalten. Dies verhält sich bei der anderen Partie ähnlich – auch von Langstadt ist diesbezüglich nicht allzu viel in Erfahrung zu bringen. Lediglich Bingen kündigt die gut eingespielte Stammbesetzung an.

Im Hinspiel im Oktober letzten Jahres musste Dachau eine 4:6-Heimniederlage quittieren, während das Rückspiel am 2. März mit einer Punkteteilung endete. Kurios: Dachau hatte bereits mit 5:1 geführt, doch Kolbermoor setzte zu einem furiosen Schlussspurt an und konnte noch ausgleichen.

„Ich denke, es werden gegen Dachau, wie so häufig in den letzten Jahren, komplett offene Spiele werden“, meint Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs. „Wir werden mit mehr als vier Spielerinnen vor Ort sein und je nach Situation die Aufstellung entscheiden. Ich sehe Dachau leicht favorisiert - wir müssen vor allem im Doppel und unteren Paarkreuz die Punkte holen, um die Chance auf einen Sieg zu wahren.“ Fuchs hält eine „Herzschlagentscheidung“ durchaus für denkbar: „Wenn man die ausgeglichenen Ergebnisse zwischen uns und Dachau beziehungsweise Schwabhausen in den letzten Jahre zugrunde legt, scheint ein Golden Match durchaus möglich. Ich bin gespannt, ob es soweit kommt.“

Auch Dachaus Trainer Alexander Yahmed sieht den beiden Begegnungen mit großer Spannung entgegen. „Wie immer gegen Kolbermoor, wird es wieder ein Kracher werden“, so Yahmed. „Wir haben uns in Dachau gut vorbereitet, doch uns ist bewusst, was für ein Brocken vor uns liegt und dass wir klarer Außenseiter sind. Aber wir werden nach unserer Chance suchen und versuchen, sie dann auch zu nutzen. Es werden zwei super Spiele für die Zuschauer sein und wir freuen uns darauf.“
 

Samstag, 17.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

Der TSV Langstadt hat bisher eine ziemlich gute Saison gespielt. Man war sogar Herbstmeister, hatte dann aber eine leichte Ergebniskrise und musste bis zum vorletzten Spieltag warten, um wieder einen Sieg einzufahren, dem gleich noch ein weiterer folgte. Am Ende wurde man mit 17:11 Punkten Dritter, zwei Zähler hinter Berlin und Weinheim und einen vor Dachau.

Man geht gewiss leicht favorisiert in die Duelle mit den Rheinhessen, die nach zweijähriger Flaute und zuvor vielen guten Spielzeiten im Oberhaus, dem man bereits 15 Jahre angehört, endlich wieder Play-off-Luft schnuppern dürfen. Am Ende einer ansprechenden Punktrunde wurde man Tabellensechster, mit drei Zählern vor Jena und fünf vor Böblingen. In einer äußerst ausgeglichenen Mannschaft trugen auch die prächtig harmonierende Doppel dazu bei, dass die Saison für die TTG noch nicht beendet ist. Die Stammkräfte Lea Rakovac, Elena Kuzmina, Katerina Tomanovska und Karolina Mynarova sind eine verschworene Gemeinschaft und haben in zwölf von 14 Spielen in dieser Besetzung zusammengespielt.

Sie zu unterschätzen wäre ein unverzeihlicher Fehler, den man in Langstadt nicht begehen möchte. Nur zu gut erinnert man sich an die beiden Punktspiele der letzten Monate, die alles andere als einfach waren. Im Oktober konnte man das Hinspiel in Bingen - nach zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand - knapp mit 6:4 gewinnen, das Rückrundenmatch erwies sich als noch einen Tick schwieriger für Schreiner und Co.: Am 2. März führte man vor heimischer Kulisse zwar mit 3:0, doch dann drückte die TTG aufs Gaspedal und sicherte sich noch ein Remis, wobei Lea Rakovac und Katerina Tomanovska mit je zwei Einzelsiegen überragten.

Zunächst heißt der Gastgeber Bingen. „Nach Beendigung der Hauptrunde stand fest, dass unsere Mannschaft mit viel Einsatz, Ehrgeiz und einer großartigen Kameradschaft den Klassenerhalt in der Damen-Bundesliga erreicht hat“, lässt der Vorsitzende Joachim Lautebach den bisherigen Saisonverlauf Revue passieren. „Damit bestreitet sie dort in der kommenden Spielrunde 2024/2025 ihre 16. Saison in ununterbrochener Reihenfolge. Darüber hinaus hat sich unser Team erfreulicherweise auch für die diesjährigen Play-off-Spiele um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert.“ Gegen die Südhessinnen hat man zweimal gut ausgesehen, weshalb nicht auch ein drittes Mal. „In den beiden Spielen am kommenden Wochenende ist unser Team erneut Außenseiter“, sagt Lautebach. „Trotzdem werden unsere Spielerinnen Lea Rakovac, Elena Kuzmina , Katerina Tomanovska und Karolina Mynarova alles versuchen, der gegnerischen Mannschaft Paroli zu bieten. Spannende und hochklassige Spiele sind jedenfalls wieder zu erwarten.“

Auch die Verantwortlichen des TSV kalkulieren mit „einem ganz knappen Rennen“, so der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer, der dies wie folgt erläutert: „Bingen hat eine sehr homogene und ausgeglichene Mannschaft, in der jede Spielerin punkten kann. Mit der kroatischen Nationalspielerin Lea Rakovac hat sich zudem inzwischen eine Führungsspielerin bei Bingen herauskristallisiert, die nur sehr schwer zu schlagen ist. Wir müssen alle 100 Prozent Leistung bringen, um weiterzukommen.“

Ähnlich sieht es Trainerin Anna Rauch: „Die Ergebnisse aus der Saison zeigen, wie eng es bei den beiden Partien zugehen wird. Man muss jedoch auch bedenken, dass in den beiden Saisonspielen keine Mannschaft in absoluter Bestbesetzung angetreten ist. Wir stellen uns auf jeden Fall auf einen harten Kampf ein und hoffen bereits am Samstag in Bingen auf die zahlreiche Unterstützung unserer Fans.“

„Ich bin sehr optimistisch, dass wir das Halbfinale erreichen können“, meint Chantal Mantz. „Wir sind alle gut drauf und haben wirklich einen sehr guten Team-Spirit.“ Die 27-Jährige weiß natürlich, dass man sich schon zweimal in dieser Saison gegen die Rheinhessen schwergetan hat. „Die letzten Spiele waren hart umkämpft. Bingen ist wirklich ein Team, das nie aufgibt und um jeden Punkt kämpft, von daher müssen wir von Anfang an voll fokussiert und konzentriert in das Spiel gehen.“ Drei Jahre, von 2018 bis 2021, hat Mantz selbst für die TTG aufgeschlagen. Am Samstagabend heißt es zunächst, an alter Wirkungsstätte zu bestehen: „Ich freue mich immer wieder, dorthin zurückzukehren und zu spielen. Alte Fans zu treffen und auch zu wissen, dass es nicht weit von Langstadt ist und die eigenen Fans an unserer Seite zu haben, macht sehr viel Spaß.“

 

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