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Bundesliga-Einstand nach Maß: Yuki Tsutsui (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Siege für Böblingen, eastside und Bad Driburg

Denkwürdiger Bundesliga-Spieltag mit Paukenschlägen

Dr. Stephan Roscher 14.10.2019

Der ttc berlin eastside erledigte auch am Sonntag gegen Schwabhausen seine Hausaufgaben wie ein Musterschüler und behielt seine makellos weiße Weste. Die Hauptstädterinnen profitierten überdies von der sensationellen 2:6-Niederlage Kolbermoors in Bad Driburg, das eine gigantische Leistung ablieferte. Last not least darf man den Böblingerinnen zum ersten Bundesligasieg seit sage und schreibe 30 Monaten gratulieren! 

SV Böblingen – TSV Langstadt 6:3

Aus dem „Ländle" gibt es Bemerkenswertes zu berichten. Der Gastgeber konnte seine tiefschwarze Serie durchbrechen und erstmals seit 30 Monaten wieder ein Bundesligaspiel gewinnen – zuletzt hatten Gotsch und Kolleginnen am 16. April 2017 den TuSEM Essen geschlagen.

Der Gastgeber setzte ganz auf seine erfahrenen Kräfte und schickte eine Truppe mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren an die Tische. Auch die 48-jährige Xu Yanhua war nach monatelanger Meniskusverletzung erstmals wieder dabei und gewann auf Anhieb ihre beiden Einzel. Und gegen die Böblinger Nummer eins, Defensiv-Ikone Qianhong Gotsch, konnten beide Langstädterinnen nichts ausrichten – diesmal auch Solja nicht.

Lediglich Petrissa Solja (3:1 gegen Mitsuki Yoshida) und Dina Meshref (3:2 gegen Yoshida) sowie das Doppel Solja/Meshref (3:0 gegen Yoshida/Yang-Xu) konnten für die Südhessinnen punkten. Erneut haperte es im hinteren Paarkreuz, das wieder nichts beisteuern konnte und jetzt 0:6 steht.

Nicht nur die 115 Zuschauer waren begeistert. „Mädels, das war Spitze!" war die erste Reaktion von Manager und Moderator Frank Tartsch über das Hallenmikrofon. Auch Co-Trainer Ingo Gotsch stand die Freude ins Gesicht geschrieben: „Kaum bin ich mal dabei, klappt es." Die Einschätzung von SVB-Trainer Volker Ziegler: „Die Frauen haben 30 Monate lang gekämpft, jedes Spiel aufs Neue. Heute haben sie sich endlich einmal belohnt. Es waren zwei wichtige Punkte gegen den Abstieg."

„Wir haben die Spiele gegen Bad Driburg und Böblingen beide als 50:50-Spiele eingestuft. Jetzt haben wir beide verloren und sind natürlich nicht zufrieden", so das Fazit des Sportlichen Leiters Manfred Kämmerer. „Allerdings war uns bei der heutigen Aufstellung von Böblingen klar, dass es sehr schwer werden würde. Insgesamt war es sicher ein verdienter Sieg für Böblingen mit einer aus meiner Sicht immer besser werdenden Gotsch", räumte Kämmerer ein. „Unglaublich, wie sie sich immer wieder motivieren kann und wirklich grandiose Leistungen bringt."

Immerhin konnte man positiv registrieren, dass Dina Meshref gegen Yoshida ihr erstes Einzel gewonnen hat. „Das macht uns für die kommenden Aufgaben Hoffnung", so der Sportliche Leiter des TSV. „Ich bin sehr froh über meinen ersten Einzelerfolg für Langstadt", doch natürlich hätten wir auch gerne mindestens einen Punkt geholt", sagte die 25-jährige Ägypterin.

Kämmerer will nichts beschönigen: „Der Saisonauftakt ist erst einmal daneben gegangen. Doch werden wir jetzt auch nicht in Panik verfallen. Wir haben im November drei Heimspiele. Es ist klar, dass wir da punkten müssen."

ttc berlin eastside – TSV Schwabhausen 6:0

Eigentlich ist das beinahe etwas für das Guinessbuch der Rekorde. Titelverteidiger ttc berlin eastside besiegte auch Aufsteiger TSV Schwabhausen mit 6:0 und behielt damit auch im – wettbewerbsübergreifend – sechsten Saisonspiel seine blütenweiße Weste. Sowohl in der Liga (drei Siege) als auch im Pokal (zwei Siege) und in der Champions League steht bisher eisern die Null bei den Gegnerinnen auf der Anzeigetafel.

Shan Xiaona stand nach ihrem unglücklichen Ausscheiden am Vortag im Viertelfinale der German Open, wo sie mit starken Leistungen geglänzt hatte, schon wieder am Tisch und erledigte ihren Job gegen Mateja Jeger souverän. „Hut ab vor Nana, die am Samstag erst spät in Berlin ankam, heute schon wieder früh raus musste und fast nahtlos an ihre Leistung von Bremen angeknüpft hat", so eastside-Manager Andreas Hain.

Das Team aus Oberbayern wehrte sich dennoch beim „FC Bayern des Tischtennissports", wie es Trainer Alexander Yahmed im Vorfeld formuliert hatte. Eine realistische Siegchance besaß Sabine Winter, die den Fünfsatz-Krimi gegen Nina Mittelham verlor (11:5, 12:14, 9:11, 12:10, 11:7). Und das Schwabhausener Doppel Winter/Jeger agierte drei Sätze beim 11:9, 9:11, 11:13, 3:11 gegen Shan/Mittelham auf Augenhöhe. Auch Defensivspielerin Alina Nikitchanka war gegen Kathrin Mühlbach nicht so weit von einem Erfolg entfernt und unterlag mit 9:11, 11:7, 10:12 und 8:11. Der Rest verlief eindeutig.

„Ein souveräner Sieg von uns gegen einen keineswegs schwachen Gegner", so das Fazit des Berliner Managers. „Wir waren hochkonzentriert und kämpferisch überzeugend. Das sechste Mal in dieser Saison ohne Gegenpunkt, das spricht Bände."

Der ttc eastside erledigte seine Hausaufgaben und konnte entspannt nach Bad Driburg blicken, von wo der Liveticker Nachrichten herüberschickte, die ganz nach dem Geschmack des Hauptstadtklubs waren. „Ein perfekter Spieltag für uns", freute sich Hain. „Respekt vor der Leistung Bad Driburgs, die jetzt selbst dick dabei sind."

„Wir wollten gegen die wahrscheinlich beste Mannschaft der Liga nicht zu Null verlieren“, so TSV-Abteilungsleiter Helmut Pfeil. „Das haben wir nicht geschafft. Aber das war ein 0:6 der "besseren Art". In drei Spielen konnten wir gut mithalten und mit ein wenig mehr Glück und Durchsetzungskraft wären ein bis drei Spielsiege möglich gewesen.“ Pfeil fügt hinzu: „Der Berliner Sieg ist natürlich hoch verdient, aber wir konnten erhobenen Hauptes die Halle verlassen.“ Und nun geht es erst richtig los für den Aufsteiger: „Nach den beiden Niederlagen gegen die jeweils klaren Favoriten, bei denen unser Team keineswegs enttäuscht und sich sehr gut verkauft hat, beginnt nun unsere eigentliche Saison mit dem Ziel Klassenerhalt.“ 

TuS Bad Driburg – SV DJK Kolbermoor 6:2

Die Fans in Bad Driburg wurden Zeugen eines denkwürdigen Bundesligaspiels. Es war sicher eines der besten Spiele des TuS Bad Driburg in den letzten Jahren. Schon bei den Auftaktsiegen in Langstadt und Bingen hatten die Ostwestfälinnen einen starken Eindruck hinterlassen, doch gegen den Meisterschaftsmitfavoriten aus Oberbayern setzten sie noch einen drauf und steigerten sich in einen wahren Spielrausch.

Dabei hatte man beide Doppel verloren und schien anfänglich mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Doch nach Britt Eerlands Sieg im Fünf-Satz-Krimi gegen die ins obere Paarkreuz hochgerückte Ding Yaping (4:11, 9:11, 11:9, 11:8, 13:11) brachen die Dämme. Alle sechs Einzel – und das gegen eine Topmannschaft wie Kolbermoor – gingen an den Gastgeber, bei dem einfach alles optimal lief. Sarah de Nutte besiegte Kristin Lang deutlich, Sophia Klee gelang ähnliches im Youngster-Duell mit Anastasia Bondareva, es folgte der sensationelle 3:2-Sieg der 18-jährigen Bundesliga-Debütantin Yuki Tsutsui über die erfahrenene Defensivspielerin Svetlana Ganina, ein letztlich ungefährdetes 3:1 von Eerland gegen Lang sowie ein 11:3, 11:2, 5:11 und 11:3 – man beachte die eindeutigen Satzergebnisse – von de Nutte gegen Ding Yaping. Die Luxemburgerin machte den Deckel drauf und beendete ein nahezu unglaubliches Spiel.

„Unglaubliches Spiel!" – so fasste auch ein überglücklicher Franz-Josef Lingens die vorausgegangenen drei Stunden zusammen. „Am Anfang keine Chance in den Doppeln. Auslosung war auch nicht günstig. Danach wuchs die Mannschaft von Spiel zu Spiel. Alle vier mit 110 Prozent Leistung. Ich hätte nie mit so einem Verlauf gerechnet. Die Halle tobte. Kolbermoor ergab sich am dem Ende dem Schicksal. Toller Einstand von Yuki gegen Ganina", so der immer noch stark beeindruckte TuS-Manager im Telegrammstil.

„Das war für uns natürlich ein ernüchterndes Ergebnis", so das Fazit von Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Für uns sicher ein herber Rückschlag, dennoch muss man einfach sagen, dass Bad Driburg heute verdient gewonnen hat." Fuchs musste mit einem unerwarteten Ausfall zurechtkommen. „Lily Zhang hat sich eine Verletzung am Fuß zugezogen und konnte deshalb leider gar nicht antreten, was natürlich insgesamt schon eine Schwächung für uns ist. Lily im Einzel vorne aufzustellen und Spiele kampflos herzuschenken, war für uns keine Option - auch wenn uns das eventuell Vorteile für das hintere Paarkreuz gebracht hätte." Dennoch ging es ja gut los für sein Team mit dem 2:0 in den Doppeln. „Leider haben wir dann aber durch die Bank einfach keine gute Leistung in den Einzeln gezeigt und die Bad Driburgerinnen haben gut und clever gespielt", räumt Fuchs ein. „Dass es ein hartes Spiel werden könnte, haben wir davor auch gewusst. Und wenn es dann nicht läuft, gehen leider auch noch die knappen Spiele verloren. Wir müssen uns auf jeden Fall in den nächsten Spielen deutlich steigern, um weiter vorne mitzuspielen."

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