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Nina Mittelham ließ schon in den Gruppenspielen ihre Klasse aufblitzen und kann gewiss am Sonntag noch etwas draufpacken, wenn es in die entscheidende Phase geht (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Halbfinals am Sonntag: Berlin-Dachau, Langstadt-Kolbermoor

Der erste Tag in Berlin: Dachau, Langstadt, eastside und Kolbermoor lösen Final-Four-Tickets

Dr. Stephan Roscher 07.01.2024

Berlin. Die Favoriten haben sich am ersten Tag der 3B-POKALFINALS durchgesetzt. Zumindest haben die vier Teams das Final Four erreicht, auf die die meisten Zuschauer schon beim Betreten der Halle getippt hatten. Titelverteidiger und “Platzhirsch” Berlin, Herbstmeister Langstadt, der eine leichte Gruppe erwischt hatte, Dachau, das starke, widerspenstige Gruppengegner abschütteln musste, sowie der zweimalige Cupsieger Kolbermoor, der vorbildlich kämpfende Weinheimerinnen knapp auf Distanz halten konnte.

Die Fans kamen auf ihre Kosten. Acht Stunden Tischtennis und lauter bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaften. Sie sorgten ihrerseits für eine tolle, stimmungsvolle Atmosphäre in der Halle im Sportkomplex Paul Heyse Straße – und das nicht nur, wenn das heimische Ausnahmeteam des ttc berlin eastside an den Tisch ging.

Rückblick auf die Gruppenphase

Der TSV Dachau 65 hatte einiges an Widerstand zu brechen, um sich in Gruppe A durchzusetzen. Die Teams aus Jena und Weil hielten gut mit und unterlagen beide nach heftiger Gegenwehr mit 1:3. Sabine Winter und Liu Yangzi waren die Lebensversicherung der Oberbayern. Da Zweitligist Weil mit der starken Anna Hursey Erstligist Jena bezwingen konnte, sprang am Ende sogar Platz zwei für die aktuell noch in der 2. Liga aufschlagende Crew aus dem Dreiländereck heraus. Allerdings keine Riesensation, da die Thüringer, wie angekündigt, ohne Japanerin und ohne Shi Qi angereist waren.

In Gruppe B war der TSV Langstadt, der mit Chantal Mantz, Franziska Schreiner und der jungen Lorena Morsch angereist ist, das erwartet dominante Team und wurde nicht ernsthaft gefordert. Die beiden “Underdogs” TuS Fürstenfeldbruck und Alemannia Riestedt spielten aber ohne Angst vor großen Namen auf und boten ihrerseits den Fans manch schönen Ballwechsel, auch wenn sie natürlich ohne echte Chance blieben. Wie erwartet, wurde Fürstenfeldbruck Gruppenzweiter, während Drittligist Riestedt, der kurzfristig für die SV Böblingen eingesprungen war, bis auf vier gewonnene Sätz gegen die Bayern leer ausging, dennoch aber zu einem gelungenen Tischtennisnachmittag beitrug.

Gruppe C stand ganz im Zeichen des Rekordmeisters und Serienpokalsiegers ttc berlin eastside. Lautstark angefeuert von den Fans, gaben sich die Hauptstädterinnen keine Blöße. Die Füchse wurden im Stadtderby ohne Satzverlust abgefertigt, während man gegen Bingen nur den Ehrenpunkt der Gäste durch Elena Kuzmina zulassen musste. Die Rheinhessen waren aufgrund von Erkrankungen gebeutelt und konnten nur mit zwei Spielerinnen anreisen, von denen eigentlich nur Lea Rakovac absolut fit war. Gemessen daran zog man sich aber achtbar aus der Affäre, hielt gegen den ttc eastside passabel mit und hatte mit den Füchsen wenig Mühe – außer der einen kampflosen Niederlage passierte nichts, wodurch man ernstlich in Gefahr geraten wäre.

Und in Gruppe D gab es eben das Knallerspiel am Schluss zwischen Kolbermoor und Weinheim. Auch ohne Bruna Takahashi spielten die Weinheimerinnen stark und selbstbewusst, man merkte ihnen die letzten Erfolge ihres Teams in der Bundesliga an. Gegen Kolbermoor waren nur Nuancen ausschlaggebend, Yuan Wan und Sophia Klee hatten gegen ihre Gegnerinnen Siegchancen, konnten diese aber nicht nutzen. Stark der Ehrenpunkt durch Daria Trigolos, die Hana Arapovic nach 0:2-Satzrückstand noch bezwingen konnte. Es war zweifellos die spannendste Partie des Tages. Sie fand zwar mit 3:1 zu Gunsten der Bayern ein gar nicht so knappes Ergebnis, doch es war ungemein eng und umkämpft bis zum letzten Ballwechsel – alle Matches gingen über die volle Distanz. Die Leutzscher Füchse musste gegen beide Erstligisten 0:3-Niederlagen quittieren, wobei Leonie Hildebrandt durchaus zu gefallen wusste.

Stimmen zum Qualifikationsturnier und zur Final-Four-Auslosung

Uns liegen einige Stimmen zum ersten Turniertag vor. Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer sagte: “Natürlich waren wir in der Gruppe der haushohe Favorit. Die Mädels haben die Konzentration hochgehalten und letztlich souverän ihre Spiele gewonnen. Es gab einige sehenswerte Ballwechsel und ich denke, bei unseren Gegnern kam auch der Spaßfaktor nicht zu kurz.“

Kolbermoors Trainer Michael Fuchs ließ die Gruppenspiele Revue passieren: „Leipzig hat gut gekämpft und sich gut gewehrt, aber da war letztendlich der Klassenunterschied zu groß. Weinheim war das erwartet enge Spiel, egal in welcher Aufstellung Weinheim angetreten ist. Ohne Bruna waren die Chancen natürlich für uns etwas besser, als sie mit ihr gewesen wären. Der Sieg von Kristin gegen Yuan war eigentlich unser erhofftes “Break”, die Niederlage von Hana gegen Daria nach 2:0-Satzführung allerdings dann das direkte “Re-Break”. Das Spiel auf Position drei war ein komplett ausgeglichenes 50/50 Spiel, welches in beide Richtungen hätte gehen können. Sophia Klee war nach der Niederlage in der Liga auf jeden Fall taktisch besser eingestellt als letztes Mal und Swastika musste sehr diszipliniert spielen, was eigentlich nicht so ihr Stil ist. Der abschließende Sieg von Hana war dann vor allem mental eine sehr gute Leistung.“

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach, der selbst angeschlagen nach Berlin gereist war, da es ihn ebenso erwischt hatte wie die meisten seiner Spielerinnen, war einverstanden mit den von seinen Mädels gezeigten Leistungen: Dafür, dass wir nur zu zweit waren und auch Elena Kuzmina gehandikapt an den Tisch ging, haben wir uns teuer verkauft und den Fans schöne Spiele mit sehenswerten Ballwechseln geboten, auch gegen Berlin haben wir gut mitgespielt. Jetzt hoffen wir einfach, dass bis zum nächsten Punktspiel, wir spielen ja in acht Tagen wieder gegen Berlin, alle wieder fit sind.“

„Es war ja von vorneherein klar, dass wir nur Außenseiterchancen hatten“, sagte Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess. “Aber wir haben uns richtig gut verkauft und mit dem Sieg gegen Jena bewiesen, dass wir uns nicht verstecken müssen. Auch bei der Niederlage gegen Dachau hatten wir Chancen auf ein besseres Ergebnis und haben die Favoriten immerhin etwas ins Schwitzen gebracht. Alles in allem war es ein gelungenes Pokalturnier für uns.“

Für Alemania Riestedt war es ein ganz besonderes Erlebnis. Trainer und Abteilungsleiter Tim Aschenbrenner erklärte nach dem Ausscheiden des sympathischen Teams aus Sachsen-Anhalt: „Unsere Mannschaft hat sich sehr gut verkauft. Gegen Fürstenfeldbruck und Langstadt haben wir das mit unseren Möglichkeiten sehr gut gemacht. Vielen Dank an eastside berlin für die tolle Veranstaltung. Für uns als Verein und für die Spielerinnen wird das für immer in Erinnerung bleiben.‘‘

Auch zur Auslosung gibt es Stellungnahmen aus den Reihen zweier Teams, die am Sonntag noch im Titelrennen sind und sogar gegeneinander spielen.

Manfred Kämmerer gibt zu Protokoll: “Kolbermoor ist mit der stärksten Aufstellung hier angetreten. Da sie zudem vier Spielerinnen dabei haben, können sie auch in der Aufstellung wesentlich mehr taktieren als wir. Wir wollen uns aber durchsetzen und zum dritten Mal nacheinander ins Finale kommen."

Michael Fuchs hält die Halbfinal-Aufgabe gegen die Südhessen für keinesfalls unlösbar: „Wir sind natürlich froh, nicht gleich auf Berlin zu treffen und schätze im Pokalsystem auch Dachau mit ihren zwei Topspielerinnen etwas stärker ein als Langstadt. Aber natürlich ist Langstadt als aktueller Herbstmeister gegen uns der Favorit, aber wir werden wie in der Liga versuchen, dagegenzuhalten und hoffen auf die nötige Tagesform.“

Toller erster Turniertag macht Lust auf den Sonntag

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es war ein schöner erster Turniertag in der Hauptstadt unter den Augen von DTTB-Präsident Andreas Hain und weiterer Promis aus der Tischtenniswelt und der Politik. Gut 200 Tischtennisfans – mehr als im letzten Jahr, auch wenn ein solch tolles, liebevoll organisiertes Event natürlich eine noch größere Besucherzahl verdient hätte – erlebten von 11 bis 19 Uhr zwölf Partien, in denen mit viel Herzblut und Hingabe gefightet wurde, auch von den “Underdogs” aus der 2. und 3. Liga, die alles hineinwarfen, was möglich war, selbst wenn die Leistungsunterschiede im Vergleich mit der Elite teilweise sehr groß waren.

Die Auslosung der Halbfinalbegegnungen - als Losfee fungierte die Schwedin Pernilla Andersson, die früher als Pernilla Pettersson sehr erfolgreich im Team des Berliner TSC spielte - ließ zwei Teams erleichtert durchatmen, während eines, der TSV Dachau, natürlich nicht ganz so glücklich und zufrieden war. Doch man weiß auch bei den Oberbayern, wenn man wirklich in einem solchen Wettbewerb ganz nach oben kommen möchte, muss man gegen jeden Gegner bestehen können, egal wann man auf ihn trifft und ob er mit reihenweise Topstars antritt oder nicht.

Die beiden Halbfinals sind am Sonntag um 11 Uhr angesetzt. Die beiden Sieger duellieren sich nach einstündiger Pause um den Titel. Elke Schall und Benedikt Probst werden die Livestreams vom Halbfinalmatch zwischen Berlin und Dachau und vom Finale mit viel Fachwissen kommentieren. Auch nach den Eindrücken des ersten Turniertages hat sich nichts an der Favoritenrolle des ttc berlin eastside geändert, der den Pokal zum neunten Mal in die Hauptstadt holen möchte. Doch noch immer sind drei Konkurrenten im Rennen, die insgeheim auf den Sturz des Riesen spekulieren und sich nur zu gerne in die Tischtennis-Annalen eintragen würden. Es könnte am Sonntag spannender werden, als manche meinen.

 

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Webseite der 1. Bundesliga Damen (dort inhaltsgleiche Berichte mit weiterem Bildmaterial)

 

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