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Yuan Wan präsentierte sich gegen Schwabhausen in Galaform (Bild: Dr. Stephan Roscher).
TTC 1946 Weinheim - TSV Schwabhausen 6:2, SV Böblingen - ttc berlin eastside 2:6, ESV Weil - SV DJK Kolbermoor 4:6, TSV Langstadt - TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:4

Erfolge für Weinheim, Kolbermoor, Berlin und Langstadt: Weinheim steht als Punktrunden-Sieger im Halbfinale

Dr. Stephan Roscher 20.03.2023

Weinheim. Der TTC 1946 Weinheim kommt in seinem zweiten Erstliga-Jahr groß raus und schließt die Punktrunde der Saison 2022/23 als Ligaprimus ab. Durch den 6:2-Erfolg über den TSV Schwabhausen am Sonntagnachmittag wurde dies möglich, zugleich verbunden mit dem direkten Halbfinal-Einzug. Der SV DJK Kolbermoor gewann die umkämpfte Partie beim voraussichtlichen Absteiger ESV Weil mit 6:4 und bleibt im Rennen um Platz zwei. Gewinnt jedoch der Titelverteidiger ttc berlin eastside am Mittwoch das letzte Punktrundenspiel gegen Schwabhausen, ist der Hauptstadtklub, der am Sonntag mit 6:2 in Böblingen siegte, Tabellenzweiter und steht wie Weinheim direkt im Play-off-Halbfinale. Ein knapper Erfolg gelang dem TSV Langstadt im “Derby” gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim. Langstadt steht damit in den Play-offs. Bemerkenswert war, dass mit Lorena Morsch ein 14-jähriges Toptalent aus der 2. Mannschaft für den Siegpunkt sorgte.
 

TTC 1946 Weinheim - TSV Schwabhausen 6:2

“Platz 1 ist mehr als sensationell”, freute sich Weinheims Macher und Manager Christian Säger nach einer hochklassigen Bundesligapartie vor 230 begeisterten Fans. “Unser Ziel waren die Play-offs, jetzt sind wir Meister der Hauptrunde, unglaublich!“

Sensationell war auch die Stimmung in der Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums, die die knapp 230 Fans zum Hexenkessel machten. Bei dem was sie an sportlicher Qualität geboten bekamen, war es nur zu verständlich, dass sie begeistert mitgingen und ihre Lieblinge nach vorne peitschten. So muss das auch sein, hochklassiger Tischtennissport - und in der 1. Bundesliga Damen wird, allen Skeptikern und Theoretikern zum Trotz, teilweise geniales Tischtennis auf gigantischem Niveau gespielt – braucht auch den Push und die Ovationen der Fans. Gerade im Mannschaftssport, und als solcher ist Tischtennis immer noch am schönsten, kitzelt das oft noch die entscheidenden fünf Prozent aus den Spielern/Spielerinnen heraus, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Alles passte bei Weinheim vs. Schwabhausen, es war Bundesligatischtennis vom Feinsten, beide Teams in Topbesetzung mit lauter hoch motivierten Spielerinnen und einer Stimmung, wie sie besser nicht sein könnte. Es mag abgedroschen klingen, aber wenn das keine Werbung für das Damen-Tischtennis und die 1. Bundesliga war, was sonst!

Zudem endete es, ungeachtet der hohen Qualität des Schwabhäuser Teams, mit einem letztlich leistungsgerechten Ergebnis, mit dem der Gastgeber schon jetzt ein Stück Bundesliga-Geschichte geschrieben hat. Wer hätte sich vor wenigen Jahren, als es ein Tauziehen gab, ob und unter welchen Bedingungen der TTC 46 Weinheim ins Oberhaus gehen würde, vorstellen können, dass die Nordbadener von der Bergstraße nach einer Saison der Akklimatisierung im zweiten Bundesliga-Jahr nach Ende der Runde an der Spitze der Topliga Europas stehen würden. Irgendwie schon eine geniale Erfolgsstory, die zeigt, wie lebendig dieser tolle Sport ist.

Lassen wir die Partie kurz Revue passieren: Nicht unerwartet 1:1 nach den Doppeln, die beide über fünf Sätze gingen. Wan/Klee schlagen die Ungarinnen Nagyvaradi/Feher, Takahashi/Jeger unterliegen Winter/Liu. Bruna Takahashi schlägt Liu Yangzi (3:1) und Yuan Wan ihre Nationalmannschaftskollegin Sabine Winter in einem Wahnsinnsmatch nach fünf extrem spannenden Sätzen mit 3:2. Wan ist mit einer 16:9-Bilanz nun wohl endgültig im Kreis der besten Bundesligaspielerinnen des vorderen Paarkreuzes angekommen. Mateja Jeger legt gegen Orsolya Feher ohne Satzverlust zum 4:1 nach. Mercedesz Nagyvaradi hält die Oberbayern im Spiel durch einen 3:1-Erfolg über Sophia Klee. Doch dann geben die Weinheimerinnen noch mehr Gas: Bruna Takahashi (Gesamtbilanz: 16:4) zelebriert gegen Sabine Winter (13:7) geradezu Tischtennis vom anderen Stern: 13:11, 11:7, 11:3. Yuan Wan schließlich lässt sich nicht zweimal bitten und packt den prestigeträchtigen Sieg der Gastgeberinnen durch ein 3:1 über Liu Yangzi in trockene Tücher.

„Wir sind sehr stolz und unser Oberbürgermeister hat uns zu diesem historischen Erfolg auch schon gratuliert“, so nochmals Christian Säger, der sich natürlich über die Resonanz des Erfolges in der 44.000-Einwohner-Stadt freut. Säger kommt nochmals zurück zum Spiel selbst: „Heute 4:0 im vorderen Paarkreuz, absoluter Wahnsinn! Yuan Wan gegen Winter war das Beste, was jemals in Weinheim an Tischtennis zu sehen war. Dann Bruna Takahashi, die gegen Winter im dritten Satz alles getroffen hat. Mateja Jeger wie immer zuverlässig und das ganze Team wurde zurecht von fast 230 Zuschauern gefeiert.“ Wie geht es weiter? Säger gibt eine Antwort: „Alles, was jetzt kommt, ist Zugabe. Das Team kann sehr viel erreichen.“

“Diesmal war Weinheim einfach besser”, erkennte Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed neidlos an, dessen Team das Hinspiel noch mit 6:2 gewonnen hatte, allerdings fehlte dem TTC 46 damals mit Bruna Takahashi die Nummer eins. “Wir hatten am Anfang sehr gute Chancen im Doppel und Sabine und auch Yangzi haben anfangs furios aufgespielt, doch am Ende war Weinheim einfach besser und hat verdient gewonnen. Glückwunsch an Weinheim für eine tolle Saison bis jetzt!”
 

SV Böblingen - ttc berlin eastside 2:6

Standesgemäß mit 6:2 gewann der amtierende Meister ttc berlin eastside sein Spiel bei der SV Böblingen, die die Runde - abhängig vom Spiel am Mittwoch Berlin vs. Schwabhausen - auf Platz vier oder fünf beendet und in jedem Fall im Play-off-Viertelfinale auf den TSV Schwabhausen trifft.

Zu Beginn gab es vor etwas mehr als 100 Fans Blumen für Qianhong Gotsch. Anlässlich ihres 600. Bundesligasieges gegen Bingen und zum 400. Bundesligaspiel der SV Böblingen. Allerdings konnte Gotsch am Sonntag zwar pro forma antreten, musste aufgrund einer Knieverletzung ihre Spiele jedoch kampflos abgeben.

So ruhten alle Böblinger Hoffnungen im Doppel auf Kaufmann/Hartbrich. Die beiden spielten gegen Surjan/Mühlbach volles Risiko, verloren Satz eins und zwei, trumpften im dritten auf, verloren jedoch den vierten mit 9:11. Annett Kaufmann spielte einen starken zweiten Satz gegen Shan Xiaona und attackierte die extrem hohe Aufschläge ihrer Gegnerin sofort mit viel Tempo und Platzierung. Perfekt klappte das allerdings nur in jenem Durchgang, den vierten und letzten Satz verlor das SVB-Ass mit 9:11. 0:4 aus Böblinger Sicht zur Pause, ein schnelles Ende schien sich abzuzeichnen. 

Dann wurde es doch noch einmal spannend. Die wiedergenesene Mitsuki Yoshida kam an die Reihe gegen das Berliner Supertalent Josi Neumann. Die 13-Jährige legte los wie die Feuerwehr. Doch nach und nach übernahm Yoshida das Kommando mit ihrem schnellen, ansatzlosen Spiel und gewann mit 3:1, wobei Neumann immer wieder dran war und die Sätze zwei und vier jeweils mit 10:12 verlor. Danach sicherte sich Leonie Hartbrich mit starken Reflexen das 11:9 im vierten Satz und damit den Sieg gegen Kathrin Mühlbach. So stand es nur noch 2:4. Dann kampflos 2:5, aber immerhin kam es noch zum Duell von Annett Kaufmann gegen Nina Mittelham, die Nummer 15 der Weltrangliste. Die 16-jährige hielt voll dagegen, gewann den zweiten Satz und ließ auch im dritten nicht locker. Eine prächtige diagonale Rückhand brachte ihr das 11:8. Großer Sport auch im vierten Satz. Kaufmann führte 5:4, Berlin nahm eine Auszeit, mit Erfolg. Im fünften ging es hin und her, schließlich setzte sich Nina Mittelham knapp mit 11:9 zum 6:2-Erfolg ihres Teams durch.

"Ich denke, wir haben das Beste aus der Situation mit Hongis Verletzung gemacht. Die Zuschauer sahen spannende Spiele. Annett hat heute toll gespielt, aber sich vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt", meinte SVB-Coach Sönke Geil nach der Partie.

Der ttc eastside bleibt am Ball und braucht nun noch den einen Sieg gegen Schwabhausen, um sich als Punktrunden-Zweiter direkt für das Halbfinale zu qualifizieren. Der Meister und Pokalsieger ist somit nach 10:2 Punkten in der Rückrunde im Soll und kann es aus eigener Kraft klar machen. “Mit dem Sieg haben wir unser Tagesziel erreicht”, so Berlins Präsident Alexander Teichmann. “Natürlich hat uns der bedauerliche Ausfall von Gotsch in die Karten gespielt. Nach dem 2:0 nach den Doppeln haben wir unseren Matchplan ein wenig verändert und Kathrin und Josi gebracht. Ab jetzt ist unser Fokus auf das Duell gegen Schwabhausen gerichtet.”
 

ESV Weil - SV DJK Kolbermoor 4:6

“Das Spiel spiegelt den Verlauf der gesamten Saison wider. Wir sind wie so oft wieder einmal an einem Punktgewinn vorbeigeschrammt. Nur dass es diesmal keine Rolle mehr gespielt hat”, so Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess.

Knapp 100 Fans waren erschienen, um nach drei ereignisreichen Jahren den vorläufigen Erstliga-Abschied des ESV zu erleben und dem Team, das alles gegeben hat, aber die gesamte Saison über ausgesprochen glücklos war, die Ehre zu erweisen. Man muss kein Prophet sein, um die Aussage zu treffen, dass die allermeisten davon auch in der 2. Liga wieder am Rande der Bande mitfiebern werden. Man wird sehen, ob der sportliche Weg des sympathischen Klubs aus dem südbadischen Dreiländereck wieder zurück ins Oberhaus führt und wie schnell das gegebenenfalls gehen wird. Man wünscht es, bei aller gebotenen Neutralität, dem ESV, dass er so rasch wie möglich wieder an die Pforte zur 1. Bundesliga anklopfen kann. Es war eine schöne Zeit, in der der “Underdog” aus dem äußerstem Südwesten zwei Jahre lang immer wieder Akzente setzen konnte – auch in den Play-offs und im Pokal. Eine Zeit, die eigentlich - gerade nach dieser “Seuchensaison”, in der so vieles so knapp daneben ging - eine Fortsetzung erfahren sollte.

Doch das ist Zukunftsmusik. Was zählt, spielt sich hier und jetzt ab und betrifft das gestrige Bundesligaspiel. Und da ging es zwar für die Weilerinnen “nur” noch um die Ehre und einen guten, würdigen Abschied aus dem Oberhaus, doch da war ja auch noch ein Gegner beteiligt, ein namhafter obendrein, für den es sehr wohl noch um etwas ging. Der Herbstmeister SV DJK Kolbermoor, der nur mit einem Sieg seine Chance auf einen direkten Halbfinalplatz wahren konnte. Anderenfalls geht es Anfang Mai im Play-off-Viertelfinale gegen den TSV Langstadt. Man schaffte es letztlich auch, in der “Verlosung” um den zweiten Platz zu bleiben, auch wenn man nun tatenlos zuschauen muss, was Berlin und Schwabhausen am Mittwoch zuwege bringen. Man schaffte es nach vierstündigem Kampf bei einem ESV Weil, der nochmal alles gab und am Ende sogar nach Sätzen vorne lag. Allerdings musste Kolbermoor mit Linda Bergström (WTT Singapur) und der verletzten Svetlana Ganina auf zwei Leistungsträgerinnen verzichten und schaffte es dennoch mit seinen jungen Assen Naomi Pranjkovic und Laura Tiefenbrunner auf den Positionen drei und vier.

In den Doppeln ging man mit 1:1 auseinander: Kristin Lang und Solomiya Brateyko besiegten Hana Arapovic und Ievgeniia Sozoniuk in fünf Sätzen, während Vivien Scholz und Izabela Lupuleski in ihrem letzten Doppel für den ESV - Lupulesku wechselt nach Langstadt – nochmals ein Sieg gelang, mit 3:0 wurde Kolbermoors Youngster-Duo Naomi Pranjkovic/Laura Tiefenbrunner klar in die Schranken gewiesen. Dann legte der Gast aus Oberbayern zwei Siege im vorderen Paarkreuz vor. Eine Solomiya Brateyko in Galaform ließ etwas überraschend Hana Arapovic kaum einen Stich, Kristin Lang musste dagegen fünf Sätze kämpfen, ehe ihr 3:2 gegen Izabela Lupulesku eingetütet war.

Die sich in guter Form präsentierende Ievgeniia Sozoniuk verkürzte gegen Laura Tiefenbrunner und Vivien Scholz besaß gegen die 18-jährige Naomi Pranjkovic die Riesenchance zum Ausgleich. Das Ergebnis aus Sicht der 25-jährigen Brandenburgerin dokumentiert, dass dieses Match ein Spiegelbild der gesamten “gebrauchten” Bundesliga-Saison auch in ihrem individuellen Fall war: 8:11, 11:9, 11:6, 10:12 (nach 10:7-Führung), 10:12. Dann spielte Hana Arapovic zum Abschied gegen Kristin Lang groß auf: 11:9, 11:8, 11:6 – Weil blieb dran, doch die überragende Brateyko hielt auch Lupulesku in vier Sätzen auf Distanz. Sozoniuk verkürzte nochmals durch ein umkämpftes 3:0 mit nur engen Sätzen gegen Pranjkovic, doch Scholz konnte die Chance auf den Punktgewinn nicht nutzen und gegen Tiefenbrunner, gegen die sie auch schon gewonnen hatte, nur einen Satz lang überzeugen, während ihre Gegnerin richtig gut spielte.

Doris Spiess war trotz der elften Saisonniederlage gar nicht so unzufrieden: “Nichtsdestotrotz, wir haben Kolbermoor zu Höchstleistungen gefordert und den Zuschauern zum Abschluss tolles Tischtennis geboten. Es war eine tolle Stimmung in der Halle, vielleicht mit ein bisschen Wehmut.” Man hat sich mit dem Abstieg abgefunden, zu entschlossen tritt Jena derzeit im Unterhaus auf, um auf den Aufstieg zu verzichten. Somit werden im Dreiländereck derzeit die Weichen für ein möglichst erfolgreiches Jahr in der 2. Liga gestellt. Dass man nicht alle Spielerinnen halten konnte, liegt auf der Hand. Die Abteilungsleiterin informiert: “Wir mussten uns leider von zwei Spielerinnen verabschieden, die sportlich weiterhin in der 1. Bundesliga aufschlagen wollen. Hana Arapovic und Izabela Lupulesku werden den Verein verlassen. Aber wir blicken trotzdem optimistisch in die Zukunft und wollen weiterhin gutes Tischtennis zeigen.” Dass Lupulesku nach Langstadt wechselt, ist seit zwei Wochen offiziell, über den künftigen Klub von Arapovic bewahrt man noch Stillschweigen: “Ihr neuer Verein möchte noch nicht, dass es publik wird.”

“Es war das erwartet enge Spiel mit vorne drei Punkten, wie wir es uns erhofft hatten”, so Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. “Überraschend war, dass Kristin erneut gegen Arapovic so klar verloren hat, dafür hat Solomiya umso besser gespielt. Ein Doppel geholt, auch okay, und hinten beide gegen Vivien Scholz gewonnen, wobei das erste Match von Naomi eigentlich schon weg war bei 1:2 Sätzen und 7:10 im vierten Satz. Sozoniuk hat stark gespielt, aber da hätten Laura und Naomi trotzdem mehr aus ihren Chancen machen können. Am Ende hat Laura ziemlich souverän den Sieg klargemacht.” Fuchs rechnet damit, dass seine Mannschaft bereits im Viertelfinale einsteigen wird: “Bezüglich des 2. Platzes denke ich, dass Berlin sich das nicht mehr nehmen lassen wird. Ich gehe davon aus, dass wir am Ende auf dem 3. Platz landen werden.”
 

TSV Langstadt - TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:4

Ein guter Abschluss der Punktrunde gelang den Bundesliga-Damen des TSV Langstadt am Sonntagnachmittag mit dem 6:4 Erfolg über die angesichts der Langstädter Personalprobleme eigentlich als Favorit angereiste TTG Bingen/Münster-Sarmsheim. Zur “Strafe” dürfen sie “nachsitzen”, nämlich in den Meisterschafts-Play-offs. “Mit der starken Leistung haben wir uns die Play-offs verdient. Wir wollten nicht nur die zwei Einzelsiege, die uns gereicht hätten, wir wollten den Sieg”, so ein rundum zufriedener TSV-Trainer Thomas Hauke nach der ungemein spannenden Begegnung.

Eine 2:6-Niederlage hätte man sich gegen den Rivalen aus Rheinhessen, der erst vor 14 Tagen dem Abstieg entronnen war, erlauben dürfen und hätte dennoch die Runde als Tabellensechster und letzter Play-off-Teilnehmer beendet, nur kein 1:6 oder 0:6, denn dann hätte die Truppe aus Bingen in der Endrunde gestanden und die Saison wäre für den TSV Langstadt beendet gewesen. Mancher TSV-Fan mag vor der Partie etwas sorgenvoll geschaut haben, da die Gäste in ihrer Stammbesetzung angereist waren, während Langstadt zwei Ersatzspielerinnen aus dem “B-Team”, das tags zuvor den Klassenerhalt in der 2. Liga in trockene Tücher gepackt hatte, benötigte. Eine Spielerin fehlt schon die ganze Rückrunde und hinzu kam, dass die erfahrene Tanja Krämer aufgrund ihrer Knieverletzung noch nicht wieder einsatzfähig war.

Doch dank einer starken Langstädter Teamleistung war angstvolles Tabellenrechnen nicht angesagt. Die beiden Spielerinnen aus der 2. Mannschaft, Janina Kämmerer und das erst 14-jährige Toptalent Lorena Morsch, fügten sich nahtlos ein und steuerten je einen Einzelerfolg zum 6:4-Sieg des Teams bei.

Die Halle bebte bereits, als Kämmerer ihren ersten Matchball zum 3:1 gegen Karolina Mynarova verwandelt hatte und Morsch nach anfänglichem 0:2-Satzrückstand mit unbekümmertem Offensivspiel Katerina Tomanovska fast zeitgleich in den Entzscheidungssatz zwang. Da setzte sich zwar doch noch die Erfahrung der 27-jährigen Tschechin durch, doch das Langstädter “Nesthäkchen” hatte bereits ein Signal ausgesendet, dass es nicht in die Halle gekommen war, um artig die Punkte an die ranghöheren Gegnerinnen abzuliefern. Zu diesem Zeitpunkt stand es 4:2 für die Gastgeberinnen, die auf Siegeskurs zu sein schienen.

Dann jedoch ein Rückschlag. Franziska Schreiner musste ihr Match gegen Lea Rakovac aufgeben. Die Nummer eins des TSV hatte sich unter der Woche im Training am Rücken verletzt. Dennoch zwang sie in ihrem ersten Einzel noch die Russin Elena Kuzmina mit 3:1 in die Knie. Im Einzel gegen Rakovac ging dann aber im zweiten Satz nichts mehr und die 21-Jährige konnte nicht weiterspielen. Doch auch das steckte das Team weg, schließlich hatte man eine Chantal Mantz in Galaform an Position zwei, die sogleich Kuzmina mit 11:5, 11:4 und 11:2 zum 5:3-Zwischenstand abfertigte – ihr erstes Einzel gegen Rakovac hatte die auch im Doppel an der Seite Schreiners erfolgreiche Mantz ebenfalls ohne Satzverlust gewonnen, allerdings war jeder der drei Durchgänge in die Verlängerung gegangen.

Das hintere Paarkreuz musste die Entscheidung bringen, ob Sieg oder Punkteteilung. Nachdem klar war, dass Janina Kämmerer keinen weiteren Zähler beisteuern konnte (1:3 gegen Tomanovska), ruhten alle Hoffnungen auf den schmalen Schultern der jungen Lorena Morsch. Doch das schien den Tischtennis-Teenager keineswegs zu belasten. Die deutsche Jugend U15-Vizemeisterin, in den letzten Wochen auch im Zweitliga-Team richtig gut in Fahrt, versuchte ohne erkennbare Nervosität ihr Spiel gegen Karolina Mynarova durchzubringen. Den ersten Satz brachte sie unter ohrenbetäubendem Jubel der Fans mit 11:7 nach Hause, den zweiten Durchgang verlor sie knapp mit 11:13. Da dann auch Durchgang drei weg ging und das mit 5:11 recht deutlich, begannen sich viele Zuschauer mit einem Remis abzufinden. Doch die hatten die Rechnung ohne die mit Abstand jüngste Spielerin in der Halle gemacht, die in den nächsten beiden Sätzen wieder gut traf und mit zweimal 11:7 den Langstädter Erfolg eintütete. Der Jubel in der Halle war unbeschreiblich.

“Ich habe mich sehr gefreut, dass ich heute meinen ersten Einsatz in der Bundesliga bekommen habe”, so eine strahlende Lorena Morsch kurz nach Spielende. “Dass ich dann noch den Siegpunkt geholt habe, war richtig geil. Vor so einem Publikum habe ich noch nie gespielt, das war mega und hat richtig Spaß gemacht.“ Thomas Hauke analysierte: “Für Lorena war es das perfekte Bundesligadebüt. Gegen das konsequente und taktische Spiel von Mynarova hat sie schnell gute Lösungen gefunden.” Der Trainer bedankte sich auch bei den Zuschauern, etwas über 160 waren gekommen, davon gewiss 140 Langstädter, die es phasenweise nicht mehr auf ihren Sitzen hielt: “Danke an unsere super Fans. Manchmal dachte ich, die Halle wird abgerissen, so laut war es.”

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach trug die Niederlage seiner Mannschaft mit Fassung, da das eigentliche Saisonziel, der Klassenerhalt, ja mit Platz sieben und drei Punkten mehr als der Rivale ESV Weil längst erreicht war. Nun gut, 7:21 Punkte sind nicht gerade eine optimale Ausbeute, daran muss das sympathische TTG-Team nächste Saison arbeiten. “Eigentlich hätten wir gegen die personell geschwächten Langstädter zumindest ein 5:5 erreichen müssen, aber leider haben einige unserer Spielerinnen nicht an die Leistungen vom Vorabend gegen Schwabhausen anknüpfen können”, so Lautebach. “Manche Spielerin wirkte auch etwas nervös, warum auch immer. Doch letztendlich ist es egal. Die Saison ist jetzt für uns vorbei und die Mannschaft hat sich gefreut, dass sie den ohne Frage verdienten Klassenerhalt geschafft hat.”

 

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