Frankfurt/Daejeon. Nach fünfwöchiger Unterbrechung, die Deutschlands Asse für Urlaub und Saisonvorbereitung nutzten, nimmt die World Tour mit zwei Platinum Events wieder volle Fahrt auf. Mit Dimitrij Ovtcharov (Orenburg), Patrick Franziska (Saarbrücken), Benedikt Duda (Bergneustadt) und Ricardo Walther (Grünwettersbach) testen vier Nationalspieler des Deutschen Tischtennis-Bundes in Südkorea und in der nächsten Woche in Australien ihre Form.
Feinschliff und Wettkampfpraxis
Nach dem anstrengenden Sommer-Lehrgang der DTTB-Herren will sich das Quartett, in Südkorea begleitet von dem in Frankreich bei Pontoise Cergy in Diensten stehenden Ex-Nationalspieler Patrick Baum, in den beiden nächsten Wochen Wettkampfpraxis erarbeiten und am Feinschliff für die neue Saison arbeiten. Nach der World Tour und den ersten Pflichtspielen für ihre Vereine steht für die Nationalspieler des DTTB vom 18. bis 23. September mit den Europameisterschaften in Alicante ein früher Saisonhöhepunkt des internationalen Turnierkalenders auf dem Programm.
Ovtcharov: In Südkorea an 1, in Australien an 2 gesetzt
Die Platinum-Turniere sind mit 266.000 Dollar (Südkorea) und 316.000 Dollar (Australien) hoch dotiert und herausragend besetzt. Während Dimitrij Ovtcharov ab morgen in Daejeon die Position eins in der Setzungsliste vor den Chinesen Lin Gaoyuan und Xu Xin sowie vor Wong Chun Ting (Hongkong) bekleidet, ist der Weltranglistenvierte eine Woche später im australischen Geelong hinter Weltmeister Ma Long (China) Titelanwärter Nummer zwei vor Xu Xin und dem Südkoreaner Lee Sangsu.
Für Ovtcharov zählt jedoch nach langer Verletzungspause viel mehr als das Resultat die Rückkehr zu alter Stärke und ein gesunder Körper. Monate hatte er im Frühjahr mit wiederkehrenden starken Schmerzen gerungen, verursacht zuletzt von einem Stressödem, einer Flüssigkeits-Ansammlung im rechten Oberschenkelhals. Nachdem er sich trotz Verletzung bei der Team-WM in Halmstad sowie im Champions-League-Finale in den Dienst seiner Mannschaften gestellt hatte, nahm sich der Europameister von 2013 und 2015 eine vierwöchige Auszeit und steht seit einem Monat wieder regelmäßig im Training. Allerdings dosiert - der Weg ist das Ziel.
Trainingsrückstand, aber topfit und gesund
„Ich fühle mich topfit und gesund“, sagt Dimitrij Ovtcharov. „Natürlich habe ich einiges an Trainingsrückstand durch die vielen Pausen, die ich dieses Jahr gemacht habe, aber das Allerwichtigste ist, dass ich schmerzfrei bin. Mit fleißigem Training wird die Form auch wiederkommen.“ Ob das schon in Südkorea oder in Australien sein kann, da ist Ovtcharov vorsichtig optimistisch. Vor allem das Turnier in Australien hatte der amtierende World-Cup-Sieger bei seiner Jahresplanung eigentlich nicht auf dem Zettel, „weil es so weit weg ist“. Besser hätten Katar im März und China im Mai gepasst, die er jedoch absagen musste. „Dafür freue ich mich nun, dass ich das erste Mal in meinem Leben in Australien sein werde, und natürlich auf das Turnier selbst. Ich hoffe, in Südkorea und Australien schon wieder eine ordentliche Form zu haben. Ich bin aktuell vor allem extrem happy wieder gesund zu sein, gebe im Training mein Bestes und lasse den Rest auf mich zukommen. Ich mache mir keinen besonderen Stress, sofort an die Leistung vom letzten Jahr anknüpfen zu müssen.“
Franziska: Gesetzter, Aushilfs-Assistenztrainer, Einspieler, Seelentröster
In Südkorea ist nicht nur Mitfavorit Ovtcharov direkt für das 32-köpfige Hauptfeld gesetzt, auch der Weltranglisten-24. Patrick Franziska zählt diesmal zu den 16 Privilegierten, die erst ab Donnerstag in das Geschehen eingreifen müssen. Saarbrückens Halbfinalist der German Open in Bremen geht die beiden ersten Aufgaben in der neuen Saison gelassen an. Franziska lächelnd: „Ich habe mich durchgekämpft beim harten Sommer-Lehrgang und gut trainiert. Nach Urlaub und Vorbereitung weiß man aber trotzdem zu Beginn der neuen Saison nie so richtig, wo man steht. Ich werde einfach versuchen, mich in die Turniere hinein zu kämpfen und alles zu geben. Deshalb gehe ich weder in Südkorea noch nächste Woche in Australien mit großen Erwartungen in die Matches.“
Franziska, der zunächst auch in Daejeon mit einem Einsatz in der Qualifikation gerechnet hatte, will die frei gewordene Zeit nutzen, um seinen Nationalmannschaftskollegen Benedikt Duda und Ricardo Walther zu helfen. Der 26-Jährige, der zusammen mit Walther im Doppel für das Achtelfinale gesetzt ist, freut sich auf seine Aufgabe: „Ich hoffe, dass ich in meiner frei gewordenen Zeit helfen kann, Benne oder Ric ins Hauptfeld zu coachen. Ich bin dann sozusagen für Rossi in der Quali der Aushilfs-Assistenztrainer - und für die Jungs Einspielpartner und seelische Unterstützung, wenn nötig.“
Steinige Qualifikation wartet auf Duda, Walther und Baum
Der Weltranglisten-35. Benedikt Duda und der an 53 notierte Ricardo Walther können Unterstützung gut gebrauchen. Sie stehen vor hohen Hürden in der Qualifikation. Auf Duda wartet schon in den Gruppenspielen der Chinese Zhou Kai, Walther bekommt es mit dem Südkoreaner An Jaehyun zu tun. Die Gruppensieger müssen anschließend noch erfolgreich durch weitere ein bis zwei der Runden der Relegation, bevor die Qualifikation für das Hauptfeld unter Dach und Fach ist. Duda fühlt sich vor dem Turnierstart gut: „Ich habe gut geschlafen. Glücklicherweise habe auch so gut wie nie bei meinen Reisen Probleme mit der Zeitumstellung. Auf den Sommer-Lehrgängen habe ich sehr gut trainiert und fühle mich körperlich und mental gut drauf. Jetzt muss man einmal sehen, wie es in der Praxis am Tisch läuft.“ Ricardo Walther wachte heute müder auf als sein Teamkollege: "Ich spüre den Jetlag noch ganz schön, habe mir gestern auch noch das WM-Finale angeschaut. Aber morgen werde ich ganz frisch und fit am Tisch stehen. Besondere Erwartungen habe ich nicht: Ich bin erst sein zwei Wochen wieder im Training und wir haben fast nur Beinarbeit trainiert. Deshalb sind die beiden Turnier ein gutes Wettkampftraining für mich, das mich hoffentlich für die Saison gut in Form bringt. Ich hoffe natürlich auch, dass es vielleicht für das Erreichen des Hauptfeldes reicht." Walther schmunzelnd: "Zumindest habe ich mit Patrick Franziska einen Supercoach an der Bande sitzen, da kann ja eigentlich nichts schiefgehen."
Der ehemalige WM-Viertelfinalist Patrick Baum spielt in seiner Vorrundengruppe gegen den Südkoreaner Jang Woojin und Thomas Keinath, der vor seinem Engagement für die Slowakei ebenfalls das DTTB-Trikot trug.
Tischtennis-Diplomatie: Süd- und Nordkorea mit vier gemeinsamen Doppeln am Start
Zweieinhalb Monate nach der Vereinigung der Mannschaften Süd- und Nordkoreas im Halbfinale der Team-WM in Halmstad setzt der Tischtennissport nun bei den Korea Open 2018 ein weiteres sportpolitisches Zeichen. In den Wettbewerben Herren-Doppel, Damen-Doppel und Gemischtes Doppel werden in Daejeon erstmals vier Kombinationen aus süd- und nordkoreanischen Athleten auf Medaillenjagd gehen. Thomas Weikert, Präsident des Weltverbandes ITTF: „Nach der historischen Wiedervereinigung in Halmstad ist die ITTF stolz darauf, bei den Korea Open erneut einer Vereinigung der Mannschaften aus Süd- und Nordkorea den Boden bereiten zu können. Damit wird ein weiteres Kapitel erfolgreicher Tischtennis-Diplomatie geschrieben. Wir freuen uns, mit unserem Sport vielleicht einen kleinen Beitrag zum Frieden auf der koreanischen Halbinsel leisten zu können.“ Die gemeinsamen Doppel sind: Herren-Doppel: Lee Sangsu KOR / PAK Sinhyok PRK; Damen-Doppel: Kim Song I PRK / Suh Hyowon KOR; Mixed: Jang Woojin KOR / Cha Hyo Sim PRK, Choe Il PRK / Yoo Eunchong KOR
DIE SPIELE DER DEUTSCHEN BEI DEN KOREA OPEN
DIENSTAG, 17. JULI
Herren-Einzel, Qualifikation
Gruppe 4
03.10 Uhr: Patrick Baum GER – Thomas Keinath SVK 2:4 (8,-9,2,-9,-4,-10)
Gruppe 11
09.50 Uhr: Benedikt Duda GER – Kutbidillo Teshaboev UZB 4:0 (2,7,5,8)
Gruppe 14
09.50 Uhr: Ricardo Walther GER - Yeh Chih-Wei TPE 4:0 (6,4,10,6)
Herren-Doppel, Qualifikation
1. Runde
13.10 Uhr: Patrick Baum GER/Thomas Keinath SVK – Martin Allegro/Florent Lamiet BEL
Die Sieger erreichen das Hauptfeld
MITWOCH, 18. JULI
Herren-Einzel, Qualifikation
Gruppe 4
03.15 Uhr: Patrick Baum GER – Jang Woojin KOR
Gruppe 11
04.05 Uhr: Benedikt Duda GER – Zhou Kai CHN
Gruppe 14
04.05 Uhr: Ricardo Walther GER – An Jaehyun KOR
1. Relegationsrunde
09.45 Uhr
2. Relegationsrunde
12.05 Uhr/12.55 Uhr
DONNERSTAG, 19. JULI
Herren-Einzel, Hauptfeld
1. Runde (Beste 32)
11.40 Uhr: Dimitrij Ovtcharov GER – N.N. (Qualifikant)
12.30 Uhr: Patrick Franziska GER – N.N. (Qualifikant)
Herren-Doppel, Hauptfeld
Achtelfinale
06.20 Uhr: Patrick Franziska/Ricardo Walther GER – N.N. (Qualifikant)
FREITAG, 20. JULI
Herren-Einzel
Achtelfinale
11.50 Uhr/12.40 Uhr
Herren-Doppel
Viertelfinale
03.40 Uhr
Halbfinale
10.30 Uhr
Zu den Ergebnissen der Korea Open
Zu den Livestreams auf itTV
Infos über die Australian Open
Das Aufgebot des DTTB in Südkorea (17.-22. Juli)
Herren: Patrick Baum (AS Pontoise Cergy TT/FRA), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg/RUS), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach)
Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Schiedsrichter: Christoph Geiger
Das Aufgebot des DTTB in Australien (24.-29. Juli)
Herren: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg/RUS), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach)